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"Das Erstaunliche ist, dass es nun gelungen ist. Der Schlag gegen die Hisbollah zeigt, dass Israel den Krieg der Geheimdienste gewinnt."
Wirklich so erstaunlich? Ich gehe in vielen Punkten mit der Analyse von Silke Mertins, allein das Wörtchen "jetzt" stößt mir auf.
Warum passen Pager und Nasrallah zum Zeitpunkt so perfekt zusammen, elf Monate nach den 7. Oktober?
Nein, das ist kein Glücksmoment für Israel, der jahrelang vorbereitet wurde, das ist ein Ergebnis fokusierter Bemühungen seit dem 7. Oktober. Er zeigt, wie schlagkräftig der Mossad ist, wenn es darauf ankommt. Er zeigt, welche Ressourcen Israel aktivieren kann, wenn es darauf ankommt. Das weiß auch der Iran, wie anders ließe sich die zögerliche Reaktion erklären?
Das Staunen, was im Wörtchen "jetzt" zum Ausdruck kommt, ist eine Fehlanalyse.
Israel setzt seine Geheimdienst genau dafür ein, wofür Geheimdienste auch da sind. Was und wie sie es tun, wird man nie genau erfahren.
Was über Jahrzehnte zurückliegende Unternehmen bekannt wird, nötig Respekt ab. Da meine ich nicht nur die konkrete Durchführung, sondern die Weise, wie sich die Entscheider vorbereiten. Wie Ziele definiert werden. Ob sie und die Mittel und Wege dazu legitim sind. Das sind sehr tiefgreifende ethische Überlegungen. Jedem Beteiligten ist überdeutlich, wofür er Verantwortung übernimmt. Kann man beispielhaft nachlesen bei "Operation Eichmann", "Operation Zorn Gottes" u.ä.
Wenn ein Staat nicht bereit ist, solche Dienste auch einzusetzen, kann er sich die Steuergelder dafür sparen. Damit meine ich nicht Tötungsaktionen (die sind aus ethischer Perspektive wenigstens grenzwertig), sondern überhaupt eine geheimdienstartige Verwendung der angehäuften Ressourcen.
"Die israelische Regierung pokert hoch, aber sie hat auch gute Karten"
mit jedem weiteren toten Kind, Ehefrau, Mutter, Sohn werden weitere Hamas - und Hisbollahkämpfer geschaffen.
gute Karten: ja, vielleicht für einen kurzen Augenblick!
schlechten Karten: aus oben benannten Gründen mittel bis langfristig eher schlecht!
Gewalt erzeugt Gegengewalt, was wiederum zu mehr Gewalt führt!
Israel setzt das militärisch das um, was die internationale Gemeinschaft seit Jahren allein mit Worten versucht zu erreichen.
Hisbollah und Hamas eine Terrororganisation zu nennen, Verhandlungen anzumahnen aber auch im dümmsten Fall zu sagen 'mit Terrotisten kann man nicht verhandeln ' zeigt die Unfähigkeit der westlichen Außenpolitik mit derlei Gruppierungen und Problemen umzugehen.
Die nächste Konfliktzone wird der Iran werden, wo das Atomprogramm irgendwann "Früchte tragen wird". Ein Moment der kaum akzeptabel sein wird für Israel.
Schon oft geschrieben: Es wird Zeit, dass sich die arabischen Nachbarn Israels damit abfinden, oder sogar besser proaktiv akzeptieren , dass ein jüdischer Staat Israel da bleibt wo er ist und die ihren seit Generationen kultivierten Hass abbauen. Beginnend in den Familen, der Schule, in der politischen Wortwahl.
Wenn die seit 2006 Handys oder Computerbasierte Kommunikation benutzt haben oder auch nur ab und an Handys im Privaten mit sich rumgetragen haben, ist davon auszugehen das sie ihre gesamte militärische Infrastruktur offen gelegt haben.
Schach und Matt.
Ich würde die Waffen strecken solange es noch geht.
Allein um die eigene Zivilbevölkerung zu schützen.
Alles andere ist Wahnsinn - aber auch für den sind diese Fanatiker ja durchaus bekannt.
Hoffen wir das zumindest die Menschen im Libanon jetzt begreifen, dass die "Partei Gottes" aus unfähigen, gefährlichen Idioten besteht und ihr Leib und Leben gefährdet statt sich dafür einzusetzen das der Libanon eine Zukunft hat.
Mag sein, daß dies alles vorrübergehend günstig für Israel läuft, aber ob dies zu einer langfristigen Befriedung der Region führt sei dahingestellt.
Beim "Gewinnen" bedenken:
Was sagt der gesunde Menschenverstand dazu ?
Ich glaube kaum, dass Israel hier was gewinnt. Das einzige was zunehmen wird, dass der Hass noch größer wird und das es immer mehr werden, die hassen und irgendwann auch reagieren. Wie man so mit seinen Nachbarn umgehen kann, bleibt mir ein Rätsel.
@Mouse "Das einzige was zunehmen wird, dass der Hass noch größer wird..."
Also mal so aus reinem Interesse.. bislang wollten die Jungs Israel von der Landkarte tilgen und nach Möglichkeit alle Juden ausrotten. Wenn das jetzt schlimmer wird... wie denn?
@Mouse Wie gehen den die Nachbarn mit Israel um?
Die Mullahs haben extrem hoch gepokert um die weitere Annäherung der sunnitischen Machthaber an Israel zu verhindern. Jetzt stehen sie und ihre milizionären Möchtegerne in der gesamten Region vor einem politischen und militärischen Scherbenhaufen. Um nicht alles zu verlieren, werden sie sich wohl erst mal aufs Konsolidieren verlegen müssen.
Herzlichen Glückwunsch an Israel für die Befreiung der Menschheit von dieser Geißel.
Free Lebanon from Hisbollah
Free Gaza from Hamas
Free Iran from Mullahs
Then there will be enough space for everyone between the river and the sea
Gewonnen ist gar nichts.
Und "unersetzbar" ist auch niemand. Das sollten gerade die Linken verstehen, welche sich für Arbeiter einsetzen.
Jeder kann ersetzt werden, manchmal dauert es etwas aber es passiert. Besonders wenn man einen "Feind" hat.
Wer jetzt kommt könnte Radikaler sein als der Vorgänger, das sollte man immer bedenken wenn man "jubelt "
@Keine Sonne Wie Sie sagen: Niemand ist unersetzlich (auch wenn manche das vielleicht allzu oft naiverweise glauben).
Es kommt aber in der Tat darauf an, wer jetzt den Job mim machen soll. Nasrallah hinterlässt als jahrelange Leitfigur der Hisbollah gigantische Fußstapfen. Für viele Anhänger dürfte er eine unerreichte Symbolfigur sein, was den Status des Nachfolgers bereits zwingend schmälert. Das allein kann eine Bewegung bereits schwächen.
Wir werden sehen. Grundsätzlich ist gerade alles offen.
Im Libanon herrscht Krieg, Tausende Menschen sind jetzt auf der Flucht. Europa muss für sie Verantwortung übernehmen.
Tod des Hisbollah-Führers Nasrallah: Israel gewinnt Geheimdienstkrieg
Nasrallah ist für die Hisbollah unersetzbar und das iranische Regime blamiert. Die israelische Regierung pokert hoch, aber sie hat auch gute Karten.
Zwei Generationen Hisbollah-Anhänger kennen bisher nur Hassan Nasrallah als ihren Führer Foto: Sharafat Ali/rtr
Die erschütterten Reaktionen könnten es nicht deutlicher machen: Für seine Anhänger war Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah der Kopf und das Herz der Hisbollah – mehr als drei Jahrzehnte lang. In kaum einem Lebensmittellädchen oder Frisiersalon im Süden Beiruts und des Libanon fehlte ein Foto des nun getöteten und international als Terroristen klassifizierten Schiiten. Er wurde im Südlibanon mit religiöser Inbrunst geliebt und hat den Personenkult selbst gefördert.
Der Tod des Hisbollah-Chefs ist deshalb durchaus kein Pyrrhussieg für Israel. Egal wie sehr die Hisbollah mit Raketenangriffen nun zeigen will, dass sie noch schlagkräftig ist – Nasrallah ist als charismatische Führungsfigur unersetzlich. Zwar ist er selbst auch als „Ersatzmann“ in die Führungsspitze der Hisbollah gelangt, doch seitdem sind 32 Jahre vergangen, in denen Nasrallah zur Hisbollah wurde und die Hisbollah zu Nasrallah. Mit ihm und vielen weiteren Kommandeuren hat die Schiitenmiliz nun nahezu ihre gesamte Führung verloren. Dem Mossad ist es zudem mit den explodierenden Pagern und Handfunkgeräten gelungen, die Kommunikationswege der Hisbollah zu zerstören. Die „Partei Gottes“ wird sich davon nur sehr langsam erholen – wenn überhaupt.
Man muss deshalb nicht der Darstellung der israelischen Regierung glauben, die behauptet, all das sei eine gezielte und bewusst terminierte „Kampagne“ gegen die Hisbollah. Jede israelische Regierung hätte die Chance genutzt, bei entsprechenden Geheimdienstinformationen Nasrallah zu töten. Der Mossad versucht seit den 1990er Jahren, ihn zu erwischen. Deshalb war er kaum noch persönlich aufgetreten.
Das Erstaunliche ist, dass es nun gelungen ist. Der Schlag gegen die Hisbollah zeigt, dass Israel den Krieg der Geheimdienste gewinnt. Die Schwächung der Schiitenmiliz sowie die jüngsten israelischen Angriffe auf iranische Ziele sind eine geheimdienstliche Blamage auch für das Mullah-Regime in Teheran. Keine andere Gruppierung im Nahen Osten steht der iranischen Führung auch nur annähernd so nah wie die Hisbollah. Denn neben dem Konterfei Nasrallahs hängt immer auch eines von ihm: Irans Oberhaupt Ali Chamanei.
Ohne Zweifel würde das iranische Regime gerne zurückschlagen, so wie es Israel generell vernichten will. Doch Iran steht vor einem extrem schwierigen Machtwechsel, da Chamenei Mitte 80 und gesundheitlich angeschlagen ist. Die wirtschaftliche und politische Lage ist enorm angespannt. Jederzeit könnte die Bevölkerung wieder auf den Barrikaden stehen.
Mag sein, dass Israel derzeit hoch pokert, aber es hat auch gute Karten.
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Schwerpunkt Iran
Kommentar von
Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
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