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Erfolgreicher Ausbau der SolarenergieAufrüsten auf den Dächern

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Die Solarenergie boomt weiter in Deutschland. Das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern nutzt auch als Verteidigung gegen die Putins dieser Welt.

Immer mehr Solarenergie wird auf Dächern gewonnen Foto: Zoonar/imago

W ie schön: Der Ausbau der Solarenergie in Deutschland kommt sehr gut voran, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Viele Bür­ge­r:in­nen wollen Solarenergie nutzen und sind bereit zu investieren – sowohl Privatleute als auch Unternehmer:innen. Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der Anlagen auf Dächern und Grundstücken um fast ein Drittel gestiegen.

Dass es im Eigenheimsegment ein leichtes Nachlassen der Neuinstallationen gibt, wird durch den Boom bei den Balkonkraftwerken wettgemacht. Das zeigt: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellt die Weichen richtig, indem er für Vereinfachungen und weniger Bürokratie bei Einbau und Inbetriebnahme von Solaranlagen sorgt.

Anders als Windräder sind Photovoltaikanlagen nicht umstritten, sie können viel einfacher gebaut werden. Dass viele Menschen das nutzen, auch wenn es sich für sie nicht auf Anhieb finan­ziell auszahlt, zeigt die große Akzeptanz dieser Art der Energieerzeugung. Um noch mehr Bür­ge­r:in­nen von der Solarkraft zu überzeugen, sollte der Staat mit gutem Beispiel vorangehen und mehr Solaranlagen auf den eigenen Gebäuden anbringen.

Je­de:r sollte ein Interesse daran haben, dass der Photovoltaik-Boom anhält. Solarkraft ist eine vergleichsweise günstige Form der Energiegewinnung. Ihr unschlagbarer Vorteil ist nicht nur, dass sie klimaneutral ist. Sie ist dezentral und braucht keine großen Kraftwerke. Das hat für Ver­brau­che­r:in­nen wie für den Staat enorme Vorzüge. Bür­ge­r:in­nen mit Solaranlagen sind bei Katastrophen wie der Überflutung des Ahrtals eher dazu in der Lage, möglicherweise über Tage andauernde Stromsperrungen zu überstehen.

Solarstrom macht sicherer

Diese Form der Resilienz gilt auch im Großen: Wird Strom dezentral produziert, ist ein Staat weniger angreifbar. Zurzeit ist in der Ukraine zu sehen, wie verwundbar ein Land ist, das auf zentrale Energieversorgung setzt. Mit Blick auf diesen sicherheitspolitischen Aspekt wäre es angemessen, wenn ein Teil des Gelds für die Aufrüstung auch in den Ausbau der Photovoltaik fließt, zum Beispiel auf öffentlichen Gebäuden.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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25 Kommentare

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  • Aktuell liegen die Gestehungskosten einer privaten PV Anlage bei 7 bis 12 Cent pro kWh. Vergütet bekommt man aktuell 8Cent pro kWh, weiteres Absinken geplant. Gutes Geschäft, würde ich sagen.

  • Vor wenigen Monaten hat Schweden eine zusätzliche Stromleitung nach Deutschland abgelehnt.



    Hauptgrund ist natürlich, dass Deutschland oft ein Stromdefizit hat und Schweden mit der höheren deutschen Nachfrage seine Haushalte finanziell deutlich stärker belasten würde.

    Allerdings war, zu meiner Überraschung, die deutsche Konzentration auf Solarenergie ebenfalls ein Argument.



    Neben der allgemeinen Schwankungsanfälligkeit hat das zwei Gründe:

    - Die Stromproduktion ist - naturnotwendig - stark tageszeitabhängig. Am größten ist sie (fast immer) mittags, wenn der Verbrauch zurückgeht. Das führt zu einem Überangebot - und auch das ist für das Stromnetz erst einmal ein Problem, das man lösen muss.

    - Wenn die Wettervorhersagen einmal daneben liegen, passen die Börsen-Strompreise überhaupt nicht zu Angebot und Nachfrage. Hier ist es schon zu absurd hohen Preisen gekommen.

  • Durch die Einspeisvergütung von 8ct wird Solar massiv gefördert. Das gibt fast die halbe Anlage zurück. Wenn die Solaranlage am meisten Strom bringt, ist er am wenigsten wert. Heute zwischen 10 und 14 Uhr ca. 0-1ct. Trotzdem bekommt man für seinen Strom 8ct. Ich habe eine Solaranlage. Aber die massive Förderung sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen.

    • @Strolch:

      Um das abzudecken bedarf es einer Energiespeicherinfrastruktur, Quartierspeicher bzw. lokale Massenspeicher die den Strom rund um die Uhr verfügbar machen. Seit der Entwicklung günstiger Eisen-Ionen Akkus ist das auch ohne kritische Rohstoff in großen Skalen möglich. Ist dann immer noch zu viel Strom vorhanden, kann man ihn dazu nutzen um Wasserstoff zu erzeugen. 8 cent Einspeisevergütung jedoch ist zu wenig, damit kommt man über die gesamte Laufzeit der PV-Anlage (ca.25 Jahre) kaum auf seine Selbstkosten. Das ist der Knackpunkt weshalb kaum jemand sich PV aufs Dach legt, bzw. mehr als mensch verbraucht selbst verbraucht. Man zahlt drauf und Gewinne machen einzig Netzbetreiber und Stromverkäufer. Eine mögliche Abhilfe könnte sein, die Steuern für Strom zuzuschlagen. Was ja de facto auch passiert. Nur dass es jetzt Subvention heisst, anstatt hier fehlt mir ein Wort, der Staat auf seine Steuereinnahme verzichtet.

  • Für Unabhängigkeit braucht man einen Akkuspeicher. Diese werden fertig aufgebaut derzeit noch überteuert angeboten, von den üblichen Handwerks-Abzockern. Wohl dem, der das selbst aus 280Ah-Akkus zusammenbauen kann. Derzeit kauft übrigens die Ukraine massiv Akkuzellen auf.

    • @Jelli:

      FM-Solar bietet sie günstig an. Ich weiß nur nicht, wer es mir anschließen würde. Die Handwerjer wollen ja ihr eigenes Zeug verkaufen.

  • Um einen Stromausfall zu überstehen, müsste die Solaranlage Inselfähig sein.



    Die meisten Solaranlagen auf Deutschlands Dächern sind das nicht, liefern bei Netzausfall also keinen Strom.



    Wenn es um Versorgungssicherheit geht, müsste der Preisunterschied zwischen inselfähigen und Standard-Wechselrichtern geringer werden.

    • @Herma Huhn:

      Man muss Versorgungssicherheit eines Landes und Autarkie eines Haushalts unterscheiden. Für erstere hilft Solar schon. Autarkie ist eher ein Hobby, da das dann doch recht teuer ist. Klar im Ahrtal wäre man froh über eine Insellösung gewesen.

      • @Strolch:

        Das Land hat aber doch auch nichts von den Solaranlagen, wenn diese aufgrund eines Netzausfalls keinen Strom produzieren können.

        • @Herma Huhn:

          Das ist richtig. Ohne Netz bringt mir aber kein Kraftwerk was, das ist dann keine spezifische Besonderheit von Solar. Die Insellösung bringt aber erst mal nur dem einen Haushalt etwas. Schon der Nachbar geht leer aus (klar man kann ein Verlängerungskabel zu ihm legen und er stöpselt den Kühlschrank ein, aber vielmehr geht nicht).

          Ich meinte: Solar bringt (etwas) Unabhängigkeit von Gas & Co.

    • @Herma Huhn:

      Der Preisunterschied könnte ja z.B. durch das Verteidigungsministerium finanziert sein, um die Versorgungssicherheit im Kriegsfall zu erhöhen.



      die geringe Anzahl an Inselanlagen liegt nicht nur am Preis, sondern auch am Verständnis über nicht nur Stromgewinnungsvorteilen. Um dieses Mindset zu verstärken half der Angriffskrieg von Putin im Zusammenhang mit der Gasabhängigkeit schon sehr. Denn die meisten haben noch immer die "mein Strom kommt aus der Steckdose" Vorstellung, und akzeptieren damit die Abhängigkeit von ihrem Stromversorger.

  • Doppelte Menge der installierten Windenergie onshore und vierfacher Ausbau der bereits installierten PV in Verbindung mit Batteriespeichern (in etwa) und Deutschland könnte sich zu 80% energetisch selbst versorgen.



    Bitte bleiben Sie dran. -

  • "Wird Strom dezentral produziert, ist ein Staat weniger angreifbar."

    Stimmt. Nur wird nachts dezentral eben gar nichts produziert.

    • @Frauke Z:

      Ja, ja, vielleicht hilft es das Nachtlicht einfach brennen zu lassen.



      Nein, dafür sind die immer günstiger werdenden Speicher verwendbar. Je größer umso besser. Second life Speicher aus dem alten Tesla umso mehr. Dann kostet selbst der Strom in der Dunkelflaute weniger als der Strom aus dem Braunkohlekraftwerk aus Sachsen.

    • @Frauke Z:

      Das ist richtig. Deshalb sollten wir uns noch ein paar Gedanken über effiziente Speicherlösungen machen. Batterien für den Hausgebrauch gibt's schon (wenn auch teuer), das E-Auto wäre als Batterielösung denkbar, Norwegen hat reichlich Pumpspeicherkraftwerke (abhängig von lokalen Gegebenheiten, aber es muss ja nicht immer Wasser sein, in dem man kinetische Energie speichert), in Hamburg(?) läuft ein Versuchsprojekt, um einen großen Steinhaufen auf ein paar hundert Grad aufzuheizen...

      Ideen gibt es viele; das einfache Argument "aber nachts ist's dunkel" reicht meines Erachtens schon lange nicht mehr aus.

      • @Der dreckich Katz:

        Versuchsprojekte braucht nur noch die FDPCDSU und die SPD, um von einer sofortigen Energiewende mit all seinen Konsequenzen abzulenken.



        Speicher gibt es wie Sand am Meer, allerdings nur im Laden erhältlich. Die Technik ist ausgereift und lässt jede Dunkelflaute und Wirtschaftsflaute erstrahlen.



        Also nicht herumlamentieren, sondern einkaufen, aufstellen, anschließen und betreiben. Je früher um so mehr Geld ist gespart und die 3,5 ° sind vielleicht noch vermeidbar - wenn die Prognosen auch anderes mitteilen. Und wenn es auf dem Balkon oder der Treasse immer noch zu heiß ist, dann vielleicht kein Apfelbäumchen pflanzen, sondern ein eine teilverschattete Modulüberdachung aufstellen. Die liefert dann auch über die Rückseitenbestrahlung bis zu 30% zusätzliche Ernte, wenn es bifaziale Module sind.

        • @Sonnenhaus:

          "Die Technik ist ausgereift"

          Für den Notstrombedarf in einem Haushalt natürlich.



          Für den nationalen Bedarf an schlechten Tagen oder gar die Minderleistung im Winterhalbjahr sieht es ganz schlecht aus.

          Es ist richtig, dass es hier gute technische Perspektiven gibt. Doch statt "ausgereift" ist die Technik noch eher in der Ideen- als in der Probierphase. Und das Speicherthema wird von der Regierung völlig vernachlässigt.

  • Hm, so ganz klar ist mir nicht, ob viele Solaranlagen wirklich autark laufen. Der wechselrichter synchronisiert sich gewöhnlich mit dem netz und wenn das weg ist schaltet er sofort ab. Zumindest bei Balkonsolar, sonst wäre das auch gefährlich. Also PV ist toll, aber ob es bei großen netzsusfällen hilft, bin ich mir nicht sicher.

    • @121314:

      Wenn der Wechselrichter "Inselfähig" ist, klappt das wunderbar.



      Im Idealfall eine nicht immer zulässige Trennung vom Netz einbauen und beide Wege nutzen.

  • Bei aller sehr großen Sympathie für Dezentralität wie Energiewende muss man schon erwähnen, dass nicht jedes Solarpanel gleich Autarkie ist. Der Stromanschluss sollte da in der Regel schon laufen.



    Aber es den Scheichs und Putins zu zeigen und unsere Atmosphäre zu stabilisieren, ist auch schon ein starkes Argument.

  • Das ist allerdings eine gute Nachricht!



    Hier zeigt sich, dass die Klimapolitik der Ampel greift:



    - unbürokratische Balkonanlagen,



    - Mehrwertsteuerwegfall bei PV Montage



    - Zubaugrenzen ausgeweitet



    das bringt innerhalb von 2 Jahren deutlich mehr, als UHU auf Teer!

    • @Philippo1000:

      Wenn die LG nun noch PV-Selbsteinbaukurse auf der Verkehrsinsel veranstalten würde mit einem Gewinnspiel wer den Einabu am schnellsten schafft, bekommt eine Anlage geschenkt. Und bezahlt aus Wissing`s Betongeld, oder querfinanziert aus dem Innenministerium, aufgrund der eingesparten Steuergelder, weil der Polizeieinsatz mal wieder ausblieb, da sich die Einsatzkräfte mehr für die Anlagentechnik interessierten als für negativ besetzte Aktionen gegenüber den Bürgern.

  • Na ja, sehr leicht, einen derartigen Artikel zu schreiben. Es fehlt allerdings, dass unter Merkel, mit Billigung praktisch aller wesentlich Medien, fast nichts dergleichen passiert ist. 10 wichtige Jahre ließ man in derirrigen Annahme, Putins Fossilien werden es schon richten, verstreichen. Wagenknecht und Konsorten glauben das heute noch. Und ganz so einfach wie dargestellt ist es nicht. Dezentral ist wesentlich schwerer steuerbar, technisch und politisch. Nicht umsonst wurde früher massiv zentralisiert und z.B. viele kleine Wasserkraftwerke einfach stillgelegt. Und, ich behaupte, die Windkraft mit Kleinanlagen steckt noch in den Kinderschuhe. Da gibt es noch viele Möglichkeiten. Und...im Speicherbereich - letztlich für ein halbes Jahr: energiereicher Sommer, energiearmer Winter - gibt es auch noch viel zu tun.

  • Der Boom der sogenannten Balkonkraftwerke beruht vor allem auf Missverständnissen bezüglich der Effizienz, des potentiellen und tatsächlichen Anteils an der nutzbaren (!) Individualstromerzeugung und der damit verbundenen Fehlinterpretation des Begriffes Autarkie.

    Viel wichtiger als die paar kWh aus den Balkonanlagen wären endlich Änderungen in den rechtlichen Rahmenbedingungen wie z. B.:



    Einfache Übergabe von Strom zwischen Grundstücken ohne den vor Allem mit erheblichen Zusatzkosten gepflasterten Umweg über das Versorgernetz.



    Vereinfachung der Mieterstromverteilung



    Rückwärtszählung des eingespeisten Stroms von Kleinstanlagen ohne gleich EVU zu werden. Dies alles führte zu mehr Dezentralisierung. Die Individualisierung derer mit viel Geld, ist der Gesellschaft nicht zuträglich.

    Bei einer Flutkatastrophe wie im Ahrtal ist auch die Photovoltaikinfrastruktur der meisten betroffenen Häuser zerstört. Sowohl mit einer netzgekoppelten Dachanlage als auch mit einem steckerfertigen Solargenerator wechselrichtet mensch da auch nicht mehr viel aus. Im Gegenteil gilt es vorsichtig mit unkontrollierter Spannungserzeugung vom Dach umzugehen, um tödliche Strom-Unfälle zu vermeiden.