Durchsuchungen in BaWü und Sachsen: Wieder Razzien gegen Reuß-Gruppe

Erneut gibt es Durchsuchungen von zwei Beschuldigten aus dem Umfeld der Reichsbürgergruppe um Heinrich Prinz Reuß. Gesucht wird auch nach Waffen.

SEK-Beamte der Polizei eskortieren Heinrich XIII. Prinz Reuß.

SEK-Beamte eskortieren den Hauptangeklagten Heinrich XIII. Prinz Reuß nach einem Gerichtstermin am 23. Mai zur JVA Foto: Boris Roessler/dpa

BERLIN taz | Wieder Razzien gegen das Umfeld der terrorverdächtigen Reichsbürgergruppe um den hessischen Adelsnachfahren Heinrich Prinz Reuß: Am Dienstag ließ die Bundesanwaltschaft mit großem Aufgebot nach taz-Informationen einen 73-Jährigen und eine 63-Jährige im Raum Calw (Baden-Württemberg) durchsuchen. Ihnen wird vorgeworfen, der Reuß-Gruppe Räume für Rekrutierungstreffen zur Verfügung gestellt zu haben.

Eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft bestätigte den Einsatz. Durchsucht würden sieben Objekte und drei Grundstücke, neben Baden-Württemberg auch in Sachsen und Schleswig-Holstein. Den Durchsuchten werde die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

An dem Einsatz waren 700 Polizeibeamte beteiligt, darunter auch Spezialeinheiten und Kampfmittelräumdienste – weil beide Durchsuchten große Ländereien besitzen, darunter ein Rittergut in Sachsen. Nach taz-Informationen soll der 73-Jährige zudem eine Vielzahl an Waffen besitzen. Bei einer früheren Razzia im Umfeld der Reuß-Gruppe hatte ein anderer Unterstützer im März 2023 in Reutlingen auf Polizeibeamte geschossen und zwei von ihnen verletzt. Auch deshalb das vorsorgliche Großaufgebot am Dienstag.

Suche nach Waffendepots

Die 26-köpfige Gruppe um Heinrich Prinz Reuß steht derzeit in Frankfurt am Main und Stuttgart vor Gericht, demnächst startet ein dritter Prozess in München. Die Bundesanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, einen Angriff auf den Bundestag und einen politischen Umsturz geplant zu haben. Die Gruppe hatte bereits 382 Schusswaffen, 347 Stichwaffen und mehr als 148.000 Munitionsteile beschafft. Zugleich hatte sie das Ziel, bundesweit 286 Heimatschutzkompanien aufzubauen, die laut Anklage nach einem Umsturz „Säuberungen“ durchführen sollten.

Die Rekrutierung für diese Heimatschutzkompanien lief bereits – unter anderem in Räumen der nun Durchsuchten, dort zum Jahreswechsel 2021 und 2022. Die 63-Jährige soll zudem dem militärischen Kopf der Gruppe, Rüdiger von Pescatore, ein Auto überlassen haben. Zudem wollten die Ermittler klären, ob sich auf den Grundstücken eventuell Waffendepots befinden, von denen die Gruppe wiederholt gesprochen hatte – die aber bis heute nicht gefunden wurden.

Auch Generalstaatsanwaltschaft Dresden aktiv

Zugleich ließ am Dienstag auch die Generalstaatsanwaltschaft Dresden zwei Personen aus dem Umfeld der Gruppe Reuß durchsuchen. Ein Sprecher bestätigte, dass die Razzien im Zusammenhang mit der Gruppe standen und in Seiffen und Pockau-Lengefeld stattfanden. Den Beschuldigten werde die Mitgliedschaft in oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

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Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

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■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

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■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

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