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In Eagle Pass, Texas, macht diese Latina am 27. Februar, kurz vor dem Super Tuesday am 5. März, Wahlwerbung für ihren Kandidaten Foto: Go Nakamura/reuters

Latinos, die Trump wählen¿Por qué?

Ex-Präsident Trump macht im US-Wahlkampf Stimmung gegen Mi­gran­t:in­nen aus Lateinamerika. Trotzdem wächst die Gruppe der Latinos, die zu ihm halten.

Von Johannes Streeck aus San Antonio/austin

W er glaubt, ein texanischer Sheriff sollte Cowboyhut und Schnauzer tragen, den sollte der Anblick von Dennis Casillas zufriedenstellen. An einem sonnigen Morgen sitzt Casillas in einer Starbucks-Filiale an einer Schnellstraße in einem Außenbezirk von San Antonio, auf dem Kopf einen schwarzen Hut, den ein Band mit dem texanischen Stern ziert, einen grauen Bart auf der Oberlippe.

An seiner linken Hand trägt Casillas einen Ring, der mit der „Thin Blue Line“ verziert ist, einem Emblem, das Solidarität mit der Polizei repräsentiert. Es entstand als trotzige Reaktion auf Black Lives Matter. „Blue Lives Matter,“ oder „Blaue Leben zählen“ – nach der Farbe der amerikanischen Polizeiuniformen.

37 Jahre lang war Casillas Teil des Bexar County Sheriff’s Department, das zuständig für die Gebiete um die texanische Großstadt San Antonio ist.

Casillas’ Karriere im Dezernat begann als Gefängniswärter, nach sechs Jahren schaffte er den Sprung zum Polizeibeamten, später zum detective, um dann ein knappes Jahrzehnt in den Sondereinsatzkommandos der Polizeibehörde zu arbeiten. „Auch als Leutnant war ich fast immer mit dabei, wenn wir einen Einsatz hatten. Wenn du nicht weißt, ob gleich von drinnen geschossen wird, fließt unglaublich viel Adrenalin“, sagt er und lacht.

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Casillas spricht leise, streckenweise ist seine Stimme wegen der lauten Musik im Café und den Gesprächen an den Nachbartischen kaum zu hören. Seine Heimat San Antonio liegt im Süden von Texas und ist eine der ältesten Städte der USA. Heute zählt San Antonio mit knapp anderthalb Millionen Menschen zu den am schnellsten wachsenden Großstädten der USA. Der Weg zu Starbucks führt durch Landschaften, in denen etliche Baustellen auf den Boom in den wohlhabenden Vorstädten hinweisen.

Stolz auf den Aufstieg der Vorfahren

Wie rund zwei Drittel der Menschen in San Antonio ist auch Dennis Casillas Latino. Seine Familie stammt ursprünglich aus Spanien und emigrierte ­Anfang des 20. Jahrhunderts vom Norden Mexikos nach Texas. „Mein Vater wurde in einem Feld geboren“, erzählt er, seine Großeltern kamen nach ­Texas, um in der Landwirtschaft zu arbeiten. Casillas ist stolz darauf, wie er und seine Vorfahren sich in den USA vor allem durch das Militär hochgearbeitet haben. „Eine Tradition des Dienens“, nennt er es.

Dennis Casillas wählte lange die Demokraten. Jetzt ist er zu den Republikanern gewechselt Foto: Johannes Streeck

Rund 62 Millionen Menschen in den USA identifizieren sich als Latinos. In Texas, wo am 5. März die Präsidentschaftsvorwahlen stattfinden, stellen sie fast 40 Prozent der Bevölkerung. Trotz der Umstände, dass die US-Wirtschaft ohne die Arbeit von Latinos auf den Feldern, in der Baubranche und in Fabriken praktisch zusammenbrechen würde, wurden sie lange Zeit politisch marginalisiert. Heute zählen sie zu den wichtigsten Wähler:innengruppen. Ihr rapides Wachstum drängt die zwei großen Parteien dazu, auf sie zuzugehen. Etwas, das sie jahrzehntelang für unnötig hielten.

Dennis Casillas gehört dabei zu einer Gruppe, die der Demokratischen Partei derzeit Kopfzerbrechen bereitet: Latinos, die vermehrt republikanisch wählen. Besonders in Texas ist das zu beobachten. Bei den Zwischenwahlen 2022 wechselten mehrere Wahldistrikte zum ersten Mal seit Jahrzehnten zu den Republikanern, vor allem in Gegenden, deren Be­woh­ne­r:in­nen über 90 Prozent Latinos sind.

Nach langjähriger Mitgliedschaft bei den Demokraten wechselte auch Casillas vor ein paar Monaten zu den Republikanern. Er tritt nun für seine neue Partei auch als Kandidat für das Amt des Sheriffs an. „Es war wie eine schlechte Ehe“, sagt Casillas über sein Verhältnis zu den Demokraten und seinen Wechsel. „Irgendwann muss man gehen.“

In Texas sind Sheriffs Wahlbeamte, die sich alle vier Jahre einer Wahl stellen müssen. Casillas tritt jetzt gegen seinen ehemaligen Chef an. Kritik an dem aktuellen Amtsinhaber Javier Salazar, einem Demokraten, hat Casillas zuhauf. Besonders stört ihn die Unterbesetzung in den Haftanstalten, was dazu führt, dass manche Angestellte bis zu 80 Stunden die Woche arbeiten. „Das ist gefährlich“, sagt er. Darauf angesprochen, was ihn bewegt hat, nicht nur die Partei zu wechseln, sondern gleich selbst als Sheriff zu kandidieren, sagt er knapp: „Es war die ganze linke Politik von Salazar.“

Damit meint er vor allem zwei heikle Themen der US-Politik: Drogen und Migration. Während 24 von 50 US-Bundesstaaten den Gebrauch von Marihuana legalisiert haben, werden in Texas nach wie vor Menschen für den Besitz, Verkauf und Gebrauch der Droge inhaftiert. „Das Gesetz ist das Gesetz“, sagt Casillas, der sich gegen das Dekret seines ehemaligen Chefs wehrte, Marihuana­delikte nur noch in schweren Fällen zu ahnden.

„Ich habe viel gegen die Kartelle gearbeitet“, sagt Casillas. „In den Städten, wo Cannabis legal ist, strecken sie es jetzt mit Fentanyl, um die Leute noch abhängiger zu machen.“ Belege für diese Theorie gibt es zwar keine, doch das Gerücht darüber hält sich hartnäckig in der rechten Medien.

Texas steht auch an vorderster Stelle, wenn es darum geht, Abtreibungen zu erschweren. Mit einem sogenannten trigger law wurde der Abbruch einer Schwangerschaft im Bundesstaat in dem Moment illegal, in dem das entsprechende Urteil des Obersten Gerichtshofs verkündet wurde. Das trigger law wurde schon vor Jahren für die Eventualität verabschiedet, dass das Grundrecht auf Abtreibung mit der Rechtsprechung zum Fall Roe versus Wade kippt.

Zwei Drittel der Bewohne r:in­nen von San Antonio sind Latinos Foto: Zuma Press/imago

Als es so weit war und der Oberste Gerichtshof das Grundrecht kippte, kündigte Sheriff Salazar bei einer Pressekonferenz, dass er die Gesetze des Bundesstaats nicht vollstrecken würde, mit denen Frauen für eine Abtreibung oder einen entsprechenden Versuch angezeigt werden können. „Das geht gegen unseren Eid“, sagt Casillas. „Es geht nicht darum, was deine Partei sagt, sondern es geht um das Gesetz.“

Ähnlich streng sieht Casillas den Umgang mit Migration. Derzeit tobt wohl in keinem Bundesstaat ein solch erbitterter Streit zum Thema wie in Texas. Rund 2.000 Kilometer Grenze teilt der große Bundesstaat im Süden mit Mexiko, in diesem Jahr sind die Zahlen der ankommenden Mi­gran­t:in­nen höher als seit Jahren. Der republikanische Gouverneur, Greg Abbott, macht mit den Ängsten vor Einwanderung Politik, und lässt seit mehreren Jahren die Nationalgarde des Bundesstaates an der Grenze patrouillieren.

Für die Kandidaten der Republikanischen Partei ist die Grenzpolitik das Top-Thema. „Schließt die Grenze“ ist ihr favorisierter Slogan. Obwohl amerikanische Latinos in Umfragen mehrheitlich eine humanere Grenzpolitik bevorzugen, merkt man im Gespräch mit Dennis Casillas, dass dies nicht für alle gilt. „Wir haben keine Ahnung, wie viele Terroristen gerade zu uns kommen,“ sagt er.

Casillas ist mit einer Kolumbianerin verheiratet und sagt, dass er nicht prinzipiell gegen Migration in die USA ist. „Aber wir haben es auf dem legalen Weg getan“, sagt er, seine damalige Verlobte sei über ein Visum für Verlobte nach Texas gekommen. „Ich habe viel Geld dafür bezahlt, man kann nicht einfach das Gesetz brechen, wie man will.“ Der Antrag kostete 675 Dollar, die Anwaltskosten betrugen 3.000 Dollar.

Casillas betont immer wieder, dass es ihm nicht um seine persönliche ­Einstellung gehe, sondern um die Gesetze des Bundesstaates und der Vereinigten Staaten. Wäre Marihuana zum Beispiel in Texas legal, würde er sich nicht mehr für das Thema interessieren, sagt er.

Gesetzestreu ist Trump gerade nicht

Gesetzestreue ist aber jetzt nicht gerade etwas, das einem zu dem mutmaßlichen Präsidentschaftskandidaten von Casillas neuer Partei einfällt. Donald Trump wird derzeit in vier verschiedenen Fällen angeklagt, vornehmlich wegen seiner Versuche, die Präsidentschaftswahl von 2020 zu manipulieren, um im Amt zu bleiben. Auf diesen Widerspruch angesprochen, wehrt Casillas ab. „Alle Menschen haben das Recht auf einen fairen Prozess“, sagt er. „Bis jetzt wurde er noch nicht verurteilt.“

Tatsächlich wurde Trump im September im Bundesstaat New York wegen Betrugs verurteilt. Im vergangenen Frühling folgte in New York ein Urteil gegen ihn, weil er die Autorin E. Jean Carroll im Jahr 1996 in einer Umkleidekabine sexuell missbraucht hatte. Momentan läuft ein Verfahren gegen ihn an, weil er Carroll wiederholt in der Öffentlichkeit diffamierte. „Es ist nicht mein Job, zu sagen, ob er schuldig ist, oder nicht“, sagt Casillas. „Mein Job ist das Bexar County.“

Im November wird in den USA nicht nur der Präsident gewählt, sondern auch das Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats. Ein Latino, der schon sehr lang auf Seiten der Republikaner steht, ist Ted Cruz. Jeder US-Bundesstaat schickt zwei Senatoren nach Washington, Cruz ist seit 2013 für Texas in der Hauptstadt. Als Sohn kubanischer Einwanderer ist Cruz der erste Latino, der für den Bundesstaat das Amt einnimmt. Bei den Vorwahlen um die Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2016 war er lange Zeit einer der erbittertsten Rivalen von Donald Trump. Dieser beleidigte Cruz und seine Familie schwer, und schürte einwanderungsfeindliche Ressentiments im innerparteilichen Wettkampf mit dem Senator.

Cruz weigerte sich zunächst, Trump nach seiner Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten zu unterstützen, gilt heute jedoch als einer seiner lautesten Unterstützer. Schon zu Beginn des Vorwahlkampfs 2024 gab Cruz bekannt, dass er Trump auch bei seinem zweiten Anlauf unterstützen würde. 2018 gewann Cruz den Senatssitz noch knapp gegen seinen demokratischen Kontrahenten, in diesem Jahr erhofft sich die Demokratische Partei die endgültige Entthronung des lautstarken Republikaners.

Mit den Wölfen zum Abendbrot

Im demokratischen Vorwahlkampf zeichnet sich ab, dass auch die Partei beim Thema Migration keine einheitliche Linie fährt. So hat Colin Allred, ein ehemaliger Footballstar, der derzeit für einen Abschnitt der Großstadt Dallas im Repräsentantenhaus in Washington sitzt, im Januar als einer von nur drei Demokraten für einen Gesetzesentwurf der Republikaner gestimmt. In diesem wurde Präsident Biden für seine „offene Grenzpolitik“ verurteilt, ein weiterer Schuss vor den Bug des Amtsinhabers, gegen den es wegen seiner vermeintlich mangelnden Härte an der Grenze vor allem Kritik von rechts gibt.

„Der Republikanischen Partei beizutreten, würde sich für mich so anfühlen, als wäre ich ein Schaf, das mit den Wölfen zum Abendbrot geht“, sagt Luis. Der junge Latino lebt in Austin, rund eine Autostunde von Dennis Casillas in San Antonio entfernt. Auf dem Parkplatz eines Sportwarengeschäfts sitzt der Ingenieur am Wagen seines umgebauten Busses, mit dem er gerade Richtung Küste unterwegs ist, um eine Freundin zu besuchen. Seinen Nachnamen möchte er lieber nicht nennen, wenn es um Politik geht.

„In der Demokratie soll es ja darum gehen, nach deinen besten Interessen zu wählen“, sagt Luis. „Da wäre es einfach nicht in meinem Interesse, für jemanden wie Donald Trump zu stimmen.“ Die Amtszeit des 45. Präsidenten hat er nicht positiv in Erinnerung, aggressiv und nationalistisch sei die Stimmung im Land damals gewesen. „Es gab einfach mehr Intoleranz gegen Leute, die anders sind.“

Luis, dessen Familie aus Mexiko stammt, erinnert sich besonders an den Moment, in dem Donald Trump bei einer Pressekonferenz zu Beginn seines Wahlkampfes 2015 verlautbaren ließ, dass Menschen aus dem Land südlich der USA „Vergewaltiger sind, die Kriminalität mitbringen“.

Als Trump 2020 abgewählt wurde und mit Joe Biden der frühere Vizepräsident von Barack Obama als Präsident ins Oval Office einzog, war Luis jedenfalls erleichtert. „Es war ein Gefühl, als würde Opa wieder zu Hause sein.“ Vollkommen zufrieden ist Luis bei Weitem nicht mit Bidens Amtsführung, besonders die steigende Inflation beschäftigt ihn sehr. Donald Trump sei für ihn aber ein rotes Tuch, sagt er. „Der Typ, der für den 6. Januar verantwortlich ist, wird kaum das Wohl des Landes priorisieren.“

Luis trägt Shorts, Sonnenbrille und Freizeitkleidung. Er ist auf dem Weg an einen Grenzort, wo er die Freundin treffen will. „Sie ist auch Latina, aber sie tendiert Richtung Trump“, sagt er. Luis kennt auch einige andere Latinos in seinem Umfeld, die sich von der Republikanischen Partei angesprochen fühlen.

Auch sein Eindruck ist, dass es heute mehr Latinos in Texas gibt, die für die Republikaner stimmen. „Die Republikaner haben viel Geld in Latino-Distrikte gesteckt“, sagt er. Bei der letzten Präsidentschaftswahl stimmten 38 Prozent der amerikanischen Latinos für Donald Trump.

Latinos in Texas sind keine homogene Gruppe, erklärt Luis. In den Dis­trikten entlang der Grenze, die zu den Republikanern übergelaufen sind, leben auch viele tejanos. So nennen sich die Nachfahren spanischer Siedler, die schon lange in Texas lebten, bevor der Staat zu Mexiko und dann später zu den USA gehörte. „Sie sehen sich selbst als außerhalb der mexikanischen Community stehend“, erklärt Luis. „Diese Leute fühlen sich nicht angesprochen, wenn Trump über Vergewaltiger redet.“

„Latinos sind keine monolithische Gruppe“

Schon Ronald Reagan sagte, dass die Republikaner eigentlich die „natürliche“ Partei für Latinos in den USA sei. Glauben und konservative Werte seien schließlich Domänen der Republikaner. Auch Luis sagt über sich, dass er sich früher eher als Konservativer verstanden hat, doch die Partei habe sich von ihm „entfremdet“. Die aggressive Rhetorik gegenüber Einwanderern mache es ihm heute unmöglich, seine Stimme der Partei zu geben.

„Latinos sind keine monolithische Gruppe“, betonte auch die Interessengruppe League of United Latin American Citizens, die Latinos in den USA vertritt, in einem Positionspapier im Jahr 2016. „Hispandering“ nennt die Organisation die offensichtlichen Versuche beider Parteien, sich dieser großen Wählerschaft zu nähern.

In der Wortschöpfung werden die Begriffe „Hispanic“ – ein älteres Wort für Latinos oder spanischstämmige Personen – und „Pandering“, was so viel wie Anbiedern bedeutet, kombiniert. Beim Hispandering sprechen Kan­di­da­t:in­nen schlechtes Spanisch, beschreiben sich selbst als abuelos, Großeltern, oder lassen sich dabei aufnehmen, wie sie den Cinco de Mayo feiern, einen mexikanischen Nationalfeiertag, der vor allem von Weißen in den USA als eine Art Saufparty mit lateinamerikanischem Einschlag gefeiert wird.

Damit stehen Demokraten und Republikaner vor der großen Aufgabe, eine Wählergruppe für sich zu gewinnen, deren politische Einstellungen genau so komplex sind wie die weißer Amerikaner.

Zwischen dem Ex-Demokraten Dennis Casillas in San Antonio und dem Ex-Republikaner Luis in Austin liegen zwar nur knapp 130 Kilometer Autobahn, aber dennoch dieselbe Kluft, die auch zwischen vielen anderen Anhängern der beiden großen Parteien liegt. Eine politische Strategie, die Tejanos, eingewanderte Me­xi­ka­ne­r:in­nen und Latinos aus anderen Regionen gleichsam einnimmt, wird schwer zu finden sein.

Luis ist sich nicht sicher, wer im November gewinnen wird. „Wirtschaftlich sieht es nicht so gut aus, und ich weiß, dass das meistens den Amtsinhaber trifft“, sagt er. Am Ende sei ihm die Rhetorik der Kandidaten im Wahlkampf aber auch weniger wichtig als das, was rauskomme. Er betont: „Mir ist egal, was sie sagen: Ich will einfach, dass sie ihren Job machen.“

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10 Kommentare

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  • Oh tell me why why whyiiiiaiiiaiiii ...



    Dieses ¿por qué? könn' wer uns ja bei so gut wie jedem andern US-Bürger auch fragen - die meistenstimmen da ja nicht nur gegen das Allgemeinwohl, sondern, Kohle- und Erdölarbeiter vielleicht mal ausgenommen, auch diametral gegen eigene Partikularinteressen. Aber Milliardärewählen (selbst gefakete) schent halt sexy .... Und Teaparty, wer bittschön kann die, mit europäischem Blick, überhaupt erklären ?

  • "Ex-Präsident Trump macht im US-Wahlkampf Stimmung gegen Migranten aus Lateinamerika. Trotzdem wächst die Gruppe der Latinos, die zu ihm halten."

    Das ist das normale Verhalten von Migranten der ersten Generation. Es gibt mehrere Erklärungsmodelle für derem xenophobe Einstellungen. Erstens sie wollen sich als Migranten abgegrenzt wissen und sehen sich als Teil der Mehrheitsgesellschaft, zweitens sie wollen nicht, dass die zweite Generation es leichter hat, drittens sind es Verteilungs- und Verlustängste.

    Ich veranstaltete während der Flüchtlingswelle 2015 eine Podiumsdiskussion, u.a. mit einer Vertreterin der AfD. Nicht aber die AfD war dir kritischste was Migration betraf, was Skepsis hinsichtlich Anpassung anlangte, sondern ein ehemaliger italienischer Immigrant der ersten Generation. Ähnliches hatte ich schon Jahre vorher bei jugoslawischen Einwanderern während der Jugoslawienkriege beobachten können.

    Natürlich ist es beklemmend über diese Entsolidarisierung zu lesen, man nimmt eine automatische Solidarität an. Dem ist aber nicht so. Gegen die Entsolidarisierung gibt es keine Patentrezepte. Einzig frühzeitige politische Bildung scheint mir zu helfen. Doch die ist bei uns so wenig ausgeprägt wie in den USA.

  • Der Mechanismus ist immer derselbe, egal ob weiss, schwarz, braun oder grüngelb kariert. Es geht um einen Verteilungskampf, und sobald irgendeine Person das diffuse Gefühl bekommt, dass man ihr etwas wegnehmen will, ist es ruckzuck vorbei mit der Solidarität, auch gegenüber der eigenen Gesellschaftsgruppe. Dann hängt man sich hinten an den vermeintlichen Gewinner mit dran und hofft, dass es dann nicht ganz so schlimm wird. Wir werden sehen. Ein paar Feigenblätter bleiben immer übrig, aber ich denke, die meisten Menschen in den USA werden sich die Augen reiben, wenn dieser kriminelle orangene Kasper nochmal eine Amtszeit gewinnt.

    • @wheredallthegoodpeoplego:

      Aber dass der Trump den Hispanolas etwas wegnimmt, im Ernstfall die Würde oder das Bleiberecht, das ist den Leuten dann egal?

    • @wheredallthegoodpeoplego:

      Also ist es wieder der Egoismus und die Habgier. Lieber wähle ich den Tod, als jemandem anderes, den ich nicht mal kenne, etwas von meinem "Wohlstand" abzugeben.



      Schon die Androhung dieses größten aller Übel durch Propaganda reicht. Die muss nicht einmal besonders geschickt sein! Je plumper, desto wirksamer.

      • @Matt Gekachelt:

        Menschen können sehr großzügig sein.

        Alles ist eine Frage des Narrativs, das sich gesellschaftlich durchsetzt.

  • Viele Latinos die in die USA flüchten aus leninistischen Staaten wie Kuba und Venezuela. Alles was links blinkt ist ihnen daher hochgradig suspekt. Der angebliche Kampf der Republikaner gegen „Kommunisten“ spricht sie in der Folge an.

    Es zeigt es sich einmal mehr welchen großen historischen Schaden der Marxismus-Leninismus dem Projekt der Klassenfreien Gesellschaft zugefügt hat.

    Für Milliarden von Menschen ist jede Linke Ideologie (und zwar völlig undifferenziert, auch weil die Marxisten und Leninisten immer einen Alleinvertretungsanspruch propagiert haben) auf Ewigkeit moralisch verbrannt. Die womöglich einzig historische Chance auf eine Klassenfreie Gesellschaft: sie wurde durch Arroganz zerstört

  • Alice Weidel ist mit einer ausländischen Frau zusammen, hat Flüchtlingsfamilienhintergrund und leitet diese *'##*-Partei.

    Menschen, die aus dem Programm heraus die Linken wählen _müssten, stimmen grummelnd für ebenjene Partei, die neoliberaler als die FDP ist.

    Vielleicht muss man einfach mal mit harter Politik das Großkapital wieder stärker heranziehen, statt Sven-Lehmann-Tändeleien im Symbolischen?

    • @Janix:

      Unterschiede zwischen der eigenen Lebensweise und der eigenen Ideologie kommen öfter vor, als man denkt. Davon abgesehen sind vermutlich die Punkte des AfD-Programms, die hardcore-neoliberal sind, für sie inhaltlich das, was sie überzeugt.



      Die Dame hat bei Oberender (der mit dem Vorschlag, Arme sollten ihre Organe verkaufen) promoviert. Das sagt eigentlich genug.

  • Danke für den Bericht