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Fünf Szenarien für den GazastreifenGibt es eine Lösung?

Gazas Zukunft ist seit dem Beginn von Israels Offensive ungewiss. In Verhandlungen und in einem Arbeitspapier zeichnen sich aber Szenarien ab.

PalästinenserInnen im Flüchtlingslager Jabaliya im Norden Gazas mitten in der Zerstörung Foto: Abed Khaled/ap

Der Gazakrieg geht in die fünfte Woche – und bislang hat Israel keine Pläne für den „Tag danach“ verkündet, wenn die Hamas tatsächlich zerstört sein sollte. Rollen die Panzer zurück ins israelische Kernland? Oder springen interna­tio­nale Truppen der Armee zur Seite, um den Küstenstreifen zu kontrollieren? Und wer soll Gaza regieren?

Er gehe davon aus, dass nach dem Terrorüberfall der Hamas aktuell eine Art Brainstorming stattfinde, sagt der Analyst Michael ­Milshtein, der einst beim israelischen Militärgeheimdienst die Palästinaabteilung leitete. Sicher weiß auch er nur: „Gaza wird nach diesem Krieg fast vollständig ruiniert sein.“

Doch es gibt bereits Aussagen, die auf mögliche Szenarien schließen lassen: Verteidigungsminister Joaw Gallant hat ein „neues Sicherheitsregime im Gazastreifen“ in Aussicht gestellt, Außenminister Eli ­Cohen machte Anspielungen auf ein geschrumpftes Gaza: „Am Ende dieses Krieges wird sich das Gebiet verkleinern.“

„Vor einem Monat“, sagte ­Milshtein der taz, „haben wir verstanden, dass wir nicht mehr so tun können, als könnten wir unsere Beziehungen mit der arabischen Welt normalisieren, ohne uns mit der palästinensischen Arena zu beschäftigen.“ Selbst „historische Entscheidungen“, die neben Gaza auch das Westjordanland betreffen, hält er für möglich.

Status quo

Vorstellbar ist zunächst ein verschärfter Status quo, also eine intensivierte Abriegelung des Gaza­strei­fens. Die „Zerstörung der Hamas“ würde möglicherweise nicht erreicht, stattdessen würde die Terrororganisation deutlich geschwächt, bevor sich Israel aus dem Gebiet zurückzöge. Die Be­woh­ne­r*in­nen wären mehr noch als bislang auf humanitäre Hilfe angewiesen, und kaum jemand könnte Gaza noch verlassen, auch nicht temporäre Ar­bei­ter*in­nen und Schwerkranke. Israel würde die Grenze noch stärker sichern als bisher.

Cohens Aussage zu einem geschrumpften Gaza lässt vermuten, dass Israel eine breite Pufferzone errichten wird. Zumindest einige Jahre lang würde Ruhe herrschen. Die Perspektivlosigkeit im Gazastreifen allerdings, wo fast 70 Prozent der Menschen unter 30 Jahre alt sind, würde sich noch verschärfen, der Hass auf Israel noch wachsen.

Besetzung Gazas

Eine dauerhafte Militärbesatzung und Wiederbesiedlung des Gaza­streifens wurde aus Israels rechtsreligiösem Lager schon vor dem Krieg gefordert. „Es gibt keinen Zweifel, dass Gaza Teil Israels ist, es wird der Tag kommen, an dem wir dorthin zurückkehren“, sagte Orit Strook, die als Ministerin für die Siedlungen im Westjordanland zuständig ist.

Der Analyst Milshtein hält dieses Szenario allerdings für unwahrscheinlich. Eine Besatzung würde enorm kostspielig werden für Armee und Gesellschaft. „Die meisten Israelis, sagen wir 90 Prozent, wollen eine komplette, harte Trennung von den Palästinensern.“ Eine Wiederbesiedlung Gazas sei kaum durchsetzbar, bedeutete dies doch statt Trennung eine enge räumliche Koexistenz.

Vertreibung

Eine harte Trennung wäre in einem Szenario gegeben, das viele Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen befürchten. Es wäre die düsterste aller Optionen: Die Bevölkerung Gazas würde komplett vertrieben – nach Ägypten und in andere Staaten.

René Wildangel, Nahostexperte und Dozent an der Hellenic University in Thessaloniki, weist auf ein Dokument des israelischen Geheimdienstministeriums hin, das vergangene Woche von israelischen Medien öffentlich gemacht wurde. In dem Papier wird tatsächlich die Option durchgespielt, die gesamte Gaza­bevölkerung von 2,3 Millionen zu „evakuieren“. Das Büro von Premier Netanjahu spielte die Bedeutung des Dokuments herunter; es handele sich nur um ein Arbeitspapier.

Wildangel bleibt skeptisch: „Das Szenario einer Evakuierung – gleich Vertreibung – hätte dramatische Folgen: weitreichende Zerstörungen in Gaza und riesige Zeltstädte in Ägypten. Ich befürchte, dass dieses Szenario nicht komplett unrealistisch ist.“ Der Sicherheit Israels wäre damit allerdings nicht gedient: „Das würde riesiges Leid verursachen und damit auch entsprechend Hass auf sich ­ziehen.“

„Eine totale Illusion“ seien solche Überlegungen, sagt Milshstein. Kein Land werde die Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen aufnehmen. Außerdem dürfe man die Radikalität der Hamas nicht unterschätzen. „Die Hamas-Mitglieder sind bereit, sich selbst, ihre Familien, ihre Nachbarn zu opfern.“ Sie würden bis zum Tod kämpfen, statt Gaza zu verlassen, ist sich Milshtein sicher.

Blauhelme

Denkbar ist auch ein Engagement anderer Staaten. Nach einem Gipfel mit mehreren arabischen Staaten im Oktober in Kairo sprach Bundesaußenministerin Annalena Baerbock von Erfahrungen im Westbalkan. Dort wurde 1999 das Kosovo unter UN-Verwaltung gestellt.

Am Ende dieses Krieges wird sich das Gebiet verkleinern.

Außenminister Eli Cohen über die Zukunft des Gazastreifens

Auch der Gazastreifen könnte unter internationaler Verwaltung, mitsamt internationaler Truppenpräsenz kommen. Dies müsste eine Entwaffnung militanter Gruppen garantieren.

Michael Milshtein ist skeptisch: „In Israel haben wir sehr schlechte Erfahrungen mit internationalen Truppen“, sagt er. Die UN-Mission im Südlibanon beispielsweise sei extrem schwach. Israel müsste im Rahmen einer internationalen Lösung also darauf bestehen, militärisch die Kontrolle zu behalten.

Vor allem aber sei eine UN-Präsenz kaum durchsetzbar: „Es bräuchte ein Mandat des UN-Sicherheitsrats für eine robuste internationale Truppe“, sagt Wildangel. Im Zweifelsfall müssten die Soldaten Gewalt anwenden dürfen, wozu ein Mandat nach Kapitel 7 der UN-Charta nötig wäre. „Das ist vor dem Hintergrund des blockierten Sicherheitsrats so gut wie unmöglich.“

Rückkehr der PA

Für wahrscheinlicher hält Wildangel eine Zustimmung der Konfliktparteien zu einer verhandelten Lösung. In diesem Szenario würden sich arabische Länder bereit erklären, Truppen für einen Übergangszeitraum zu entsenden. Jeder Staat, erklärt er, könne die Staatengemeinschaft zu Missionen einladen. In diesem Fall wäre die Zustimmung Israels und der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) nötig, die 1993 geschaffen und 2007 von der Hamas aus Gaza verjagt wurde, die aber bis heute – mit begrenzter Macht – im Westjordanland regiert.

wochentaz

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Das Problem: „Die PA ist in einem katastrophalen Zustand, personell, strukturell und finanziell“, sagt Wildangel. „Sie ist kaum in der Lage, die wenigen Gebiete im Westjordanland, die ihr noch geblieben sind, zu kontrollieren.“ Internationale Partner hätten die Behörde „verhungern lassen“, da niemand mehr wirklich an den palästinensischen Staat glaubte, der im Rahmen einer Zweistaatenlösung entstehen sollte. Vor allem aber fehle der PA die demokratische Legitimation. Die letzten Wahlen fanden 2006 statt.

Außerdem, schränkt Wildangel weiter ein, könne die PA nur wieder eine Rolle spielen, wenn auch Israel Interesse zeige, dass diese Verwaltung funktioniere und auch ein neuer politischer Prozess in Gang komme. „Man darf nicht vergessen, dass in Israel immer noch eine Regierung unter Netanjahu an der Macht ist, der seit Jahrzehnten dafür steht, dass es keine Zweistaatenlösung gibt und dass kein palästinensischer Staat entsteht.“

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23 Kommentare

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  • 9G
    94799 (Profil gelöscht)

    Einfach zynisch wie man ueber die Köpfe der Palestinaenser hinweg, natuerlich in erster Linie zu Gunsten der sogenannten Israelis und der fanatischen "Siedler" (die ueberwiegend in den letzten Jahren aus USA emigrierten) entscheiden will was richtig ist. Wie war das noch mit der Selbstbestimmung - steht die nur Menschen zu die dem juedisch/christlichen Menschenbild entsprechen?

    • @94799 (Profil gelöscht):

      "sogenannte Israelis"

      diese bezeichnung ist einfach zynisch.

  • Es ist wie mit kommunizierenden Röhren. Will Israel irgendein Konzept fahren, das Gaza wieder intensiver unter seine Kontrolle bringt - wofür ich jedes Verständnis habe - , müsste im Gegenzug die Kontrolle über das Westjordanland gelockert werden. Sonst droht ein Zweifrontenkrieg. Das bedeutet jedoch mehr “Beinfreiheit” für die PA im Westjordanland bzw. deren Aufwertung durch die israelische Seite sowie eine drastische “Einhegung” der militanten Siedlernationationalisten. Das werden die sich jedoch nicht bieten lassen.



    Eine Herkulesaufgabe, um die eine zukünftige israelische Regierung nicht zu beneiden ist. Als israelischer Soldat möchte ich dann nicht zwischen den Fronten stehen, vor allem nicht zwischen den innenpolitischen, wenn es eines Tages darum gehen wird, jüdische Siedlungen in den Westbanks zu räumen.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Gazas Zukunft ist seit dem Beginn von Israels Offensive ungewiss.""



    ==



    Diese Aussage spiegelt weder die Realität wieder noch die Berichte über Gaza aus den letzten 10 Jahren. Allein die oberflächliche Betrachtung ergibt die Anzahl der kriegerischen Auseinandersetzungen um Gaza siehe :



    Gaza-Israel-Konflikt (seit 2006)



    Operation Gegossenes Blei (2008/2009)



    Operation Wolkensäule (2012)



    Operation Protective Edge (2014)



    Israel-Gaza-Konflikt 2021 Operation Breaking Dawn (2022)



    Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023



    Krieg in Israel und Gaza 2023

    An dieser Kette von Kriegen und gewalttätigen Auseinandersetzungen lässt sich unschwer erkennen, das seit Rückzug der Israelis aus Gaza einiges in den letzten 18 Jahren schief gelaufen ist und diese Verwerfungen



    letztendlich in dem Progrom vom 7.Oktober mündeten. Darüber hinaus haben alle Artikel von Sachkundigen immer über schwerwiegende Mängel und Fehlentwicklungen in Gaza berichtet.

    Erzählungen über eine Perspektive für Palästinenser in Gaza, die den Namen auch verdient, habe ich in den letzten Jahren nicht finden können.

    Was fehlt ist derzeit eine schonungslose Aufklärung darüber, was sich in Gaza seit 2006 ereignet hat und warum diese Entwicklung in einem Ausbau von Gaza in eine Terrorfestung mündete. Sollten die Milliarden, die aus allen Teilen der Welt nach Gaza gesendet wurden, nicht den Palästinensern zugute kommen, um soziale & Infrastrukturprojekte zu finanzieren um letztendlich eine gute Zukunft zu erreichen & zu sichern?

    Ohne schonungslose Aufarbeitung der Geschichte wird es keine befriedigende Antwort für eine Zukunft von Palästina & Gaza geben. So viel ist sicher.

  • Zuerst muss mal das Gemetzel aufhören. Es ist unerträglich. Jeder weitere Toter ist weiterer Hass. Und Hass führt zu Gewalt und Gegengewalt. Das kann nicht das Ziel sein.

  • Die genannten Szenarien haben alle eins gemeinsam:



    Israel bestimmt über die Zukunft des Gazastreifens - d.h. über ein Stück Land das nicht Israelisches Staatsgebiet ist.

    Ohne die legitimen Sicherheitsinteressen Israels infrage zu stellen gehe ich davon aus, dass es in die Irre führt zu glauben, es würde irgenwann Frieden geben ohne die Rechte der Palästinenser in gleicher Weise zu berücksichtigen.

    Auch wenn jetzt alle Blicke auf den Gazastreifen gerichtet sind, kann es m.E. nur eine, wie auch immer geartete gesamtpalästinensische Lösung geben.

    Das mag in der aktuellen Situation nicht vorstellbar sein, aber anstatt von einer Verkleinerung des Gazastreifens zu reden, sollte eher darüber nachgedacht werden, aus welchen besetzten und zu Unrecht besiedelten Gebieten sich Israel zurückzieht um den Palästinensern Luft zum Atmen und Platz zur Gründung eines gesamtpalästinensischen Lebensraumes zu schaffen.

    Es mag sich angesichts des grausamen Terrors der Hamas utopisch anhören, aber alle bisherigen Grenzverschiebungen haben ja offenbar nicht zum Frieden und damit zur längerfristigen Sicherheit Israels geführt.

    Mir ist sehr wohl bewußt, dass es keine einfache schnelle Lösung geben wird, zumal die Gruppen, die das Existenzrecht Israels infrage stellen, damit nicht aus der Welt sind.

    Trotzdem liegt nach meiner Auffassung der Schlüssel zur Befriedung der Region - und damit auch zur Sicherheit Israels - nur in einer internationalen, auch von arabischen Staaten mitgetragenen Gesamtlösung.

    Die genannten Szenarien, sind da eindeutig zu klein und ausschließlich aus Israelischer Sicht gedacht.

  • Ich denke am wahrscheinlichsten ist das erste Szenario. Alle anderen bedingen eine vollständige Vernichtung der Hamas, was völlig illusorisch ist.

  • Eines ist jedenfalls schon jetzt sicher: Am Ende dieses Krieges wird die Mehrzahl der Geiseln in Händen der Hamas tot und die Saat für neuen Terror gelegt sein. Der beiderseitige Hass und Vernichtungswille, das Blutvergießen und Leid werden in die nächste Runde gehen. Dabei war der Frieden schon so nah - damals im September 1993. Aber die Radikalen, die sogleich die Macht ergriffen, wollten keinen Frieden und ermordeten ihn.



    Eigentlich wäre es an der Zeit, sich auf 1993 zu besinnen und einen neun Versuch zu wagen. Nicht mit den aktuellen Akteuren - das ist klar.



    Aber bei denen, die Einfluss nehmen könnten, herrscht Ratlosigkeit, wie seit Jahrzehnten, und so lässt man den Friedensfeinden weiter freie Hand.



    Warum eigentlich keine neuen säkularen Staat erschaffen, ein prosperierendes Modellstaat, in dem Israelis und Palästinensern endlich friedlich, in Gleichberechtigung und Wohlstand zusammenleben könnten ? Den Hetzern, Friedensfeinden und Kriegstreibern wäre das Handwerk gelegt. Die aber spielen nicht mit - solange sie das Sagen haben.



    Also, kein Friede in Sicht - in Nahost!

    • @NormalNull:

      "ein prosperierendes Modellstaat, in dem Israelis und Palästinensern endlich friedlich, in Gleichberechtigung und Wohlstand zusammenleben könnten?"

      So einen Staat zu schaffen gelang schon zu Mandatszeiten nicht. Von Beginn an gab es Angriffe der Volksgruppen aufeinander.

      en.wikipedia.org/w...andatory_Palestine

      Ich halte es zwar nicht für unmöglich, dass Israelis und Palestinenser gleichberechtigt friedlich zusammenleben in einem Staat, an statt sich gegenseitig anzugreifen; aber ich halte letzteres für viel wahrscheinlicher. Es braucht leider keine Mehrheit, sondern nur einen kleinen Anteil gewaltbereiter radikaler, um ein Klima von gegenseitigem Mißtrauen zu schaffen und Gewalt zu entfachen. Mir scheinen historisch gesehen Staaten in denen mehrere Völker zusammenleben nicht sehr stabil zu sein. Wenn sie über längerem Zeitraum stabil sind, dann werden sie entweder durch Unterdrückung zusammen gehalten, oder eine Volksgruppe ist derart dominant, dass sie durch Minderheiten gar nicht ernsthaft herausgefordert werden kann.

      Und das ist auch der Grund, weshalb eine Rückkehr der ehemaligen Vertriebenen Palestinenser bzw. deren Nachkommen auf israelisches Staatsgebiet von Israel nie akzeptiert werden wird: es würde die Stabilität des Staates und die Sicherheit der Bürger ernsthaft gefährden. (Was wohl auch das Kalkül derer ist, die genau dies fordern.)

  • Ich denke, das Erste wäre jetzt für Wasser und Brot zu sorgen. Es ist zynisch, über die Zukunft nachzudenken, wenn eine Bevölkerung nicht genug Brot hat. Wenn Brot und Wasser vorhanden sind und das Flächenbombardement aufgehört hat, was mehr Kinder tötete als alle Kriege in den letzten 4 Jahren zusammen, muss die 2 Staaten-Lösung durchgesetzt werden.

    Soeben hat die UN Agentur für die palästinensischen Gebiete mitgeteilt, dass die meisten Palästinenser von exakt zwei Stück Brot am Tag leben und einen Teil ihres Tages mit der Suche nach Wasser verbringen. Das ist die Ausdurstung und Aushungerung einer Bevölkerung. Hier der Bericht im Guardian:

    www.theguardian.co...aza-tel-aviv-visit

    Was wir derzeit sehen, ist keine Solidarität mit Israel, sondern eine Querfront der Trump-Anhänger, Evangelikalen, der AfD, CDU/CSU, die bis zu den Grünen geht. Sie sind nicht mit dem Israel von Rabin solidarisch, sondern mit Netanjahu.

    Diese neue Querfront ist dabei, international die Kriegsgesetze, die Gesetze des humanitären Völkerrechts außer Kraft zu setzen, alle Organisationen, die sich für das Gute einsetzen (WHO, Amnesty International, Human Rights Watch, Ärzte ohne Grenzen, alle UN Menschenrechtsgremien, israelische Organisationen, wie B'Tselem, die grandiose jüdische Gender-Forscherin Butler, Chomsky, einen der größten lebenden Intellektuellen) zu verteufeln.

    Im Windschatten hat die Querfront in Europa die brutalste Flüchtlingspolitik in ihrer Geschichte durchgeboxt, die Grünen als Teil der Querfront haben mitgemacht.

    Diese Querfront, die Israel schadet (was unsicherer werden wird) und die Menschlichkeit zerstört, wird Donald zum Präsidenten machen, darauf weisen Umfragen hin. Wie sollte jemand, der arabischer oder muslimischer Abstammung ist oder, der sich für Menschenrechte engagiert, Biden wählen?

    • @PolitDiscussion:

      Die von Ihnen in den Raum gestellte "Querfront" verläuft wohl nicht so gradlinig, wie von Ihnen beschworen. Trump, als etablierter Verbreitet von sexistischen, rassistischen und antiseptischen Stereotypen hat ja mal wieder gezeigt, wie konkrete Solidarität für ihn aussieht: www.fr.de/politik/...u-zr-92575288.html

    • @PolitDiscussion:

      Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie, dass Sie Rabin, der als verantwortlicher Militär die erstmalige Invasion und bleibende Besetzung des Gazastreifen zu verantworten hat - im Sechstagekrieg - gegen Netanjahu ausspielen, den korrupten Geschäftsmann, der von Terroristen zur blutigen Preisgabe des Gazastreifen getrieben werden soll.

    • @PolitDiscussion:

      Einigen, eigentlich den meisten Ihrer Aussagen kann ich zustimmen.



      Wenn Sie aber beklagen, es fehle den Palästinsern in Gaza an Brot und Wasser - und die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse ist sicherlich ein Schlüssel zu Frieden und Verständigung -, warum fragen Sie das nicht die Hamas und ihre Anhänger auf deutschen Straßen? Genug Möglichkeiten dazu hätten Sie ja.



      Diskutieren wir doch darüber, warum es in Gaza nach 2006 - nach der Räumung des Gebietes durch Israel und der anschließenden Machtübernahme der Hamas, nach kurzem intensiven Bruderkrieg mit der konkurrierenden Fatah - so dermaßen den Bach runtergehen konnte, warum Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit sich dort derart breitmachen konnten.

    • @PolitDiscussion:

      Genau! ... nur würde ich die ausdrückliche BDS-Anhängerin Judith Butler - die sich für einen kulturellen und wissenschaftlichen Boykott Israel und seiner Bürger ausspricht - nicht in Gefahr sehen, selbst boykottiert zu sehen, weil sie eine jüdische Mutter hat.

  • 6G
    696439 (Profil gelöscht)

    „Man darf nicht vergessen, dass in Israel immer noch eine Regierung unter Netanjahu an der Macht ist, der seit Jahrzehnten dafür steht, dass es keine Zweistaatenlösung gibt und dass kein palästinensischer Staat entsteht.“

    So, Guterres hat recht wenn er sagt, daß die Angriffe nicht im Luftleeren Raum entstanden sind. Auf Israel bezogen, würden einige die obige Aussage als Delegitimation (und damit als Antisemitismus) markieren und weil das was für Israel gilt (das Recht auf einen eigenen Staat) nicht für die Palästinenser/Palästina gilt auch noch von Doppelten Standarts. Zwei D's von dreien in einer Aussage. WOW.



    Meine Vermutung ist, daß man die Konfliktparteien nicht allein lassen darf. Die sind so ineinander verhakt, daß es eine bestimmte aber Wohlwollende Intervention von aussen bedarf. Ein Anfang wäre meiner Ansicht nach die Hamas zu entwaffnen und die Siedler aus dem Westjordanland raus zu holen.

  • Eigentlich hab ich mich vor langer Zeit entschieden mich nicht für die Details im Nahostkonflikt zu interessieren. Zu komplex, zu undurchschaubar.



    Dunkel erinnere ich mich an den Begriff Palästinensische Autonomiebehörde (PA)



    Da war doch was?



    Schimon Peres ermordet. Friedensnobelpreis zusammen mit Arafat. Frieden war so greifbar.



    Was mir damals auffiel: US Präsidenten kümmerten sich um den Nahostkonflikt meist erst am Ende ihrer 2. Amtszeit und bekamen es jedesmal nicht mehr gebacken, da ihnen die Zeit weglief.



    Was ich sagen will.



    Vielleicht bin ich nicht der einzige der sich vor dem intensiven "Beschäftigen" mit Nahost gedrückt hat.



    Sowas kann man nur lösen, wenn man sich dauerhaft, langfristig und intensiv um eine Lösung bemüht.



    Wir sind grade weiter von einer Lösung entfernt als vor 20 Jahren.



    Die Weltgemeinschaft (ist davon noch etwas übrig?) kann sich nicht länger vor dieser Aufgabe drücken. Netanjahu erscheint ungeeignet und unwillig.



    Trotzdem müssen wir jetzt langsam anfangen 'am Ball' zu bleiben.



    Sonst wird es nichts mit dauerhaftem Frieden dort und in der ganzen Region.



    Vielleicht fange ich jetzt doch mal an hier tiefer einzusteigen.

    • @So,so:

      Vielleicht ist es andererseits egal, ob Sie und ich sich davor drücken, tiefer in das Thema einzusteigen.

      Der Konflikt wird nicht in der deutschen Gesellscjhaft gelöst.

      Wenn Sie meinen, die Weltgemeinschsaft der UN müsste sich kümmern (Aus meiner Sicht völlig zu recht.), dann hat Guterres gerade auf breiter Linie versagt durch seine offen propalästinensische Position.

      Eine diplomatische Lösung ist ihm nicht mehr möglich.

      • @rero:

        Also jetzt erklären Sie mir mal bitte genau, in welchen Punkten Guterres eine eindeutig pro-palästinensische Position bezogen hat? Etwa, in dem er keine eindeutig pro-israelische Position eingenommen hat, wie ihm der israelische Außenminister postwendend vorgeworfen hat? Oder etwa, indem er versuchte, seine Äquidistanz zu beiden Konfliktparteien zu begründen, was ja wahrscheinlich seiner Rolle als UN-Generalsekretär entspricht?



        Oder indem er den barbarischen Terror-Überfall der Hamas in den historischen Kontext des Jahrzehnte andauernden, immer noch ungelösten Nahost-Konflikts gestellt hat? Teil dieses Konflikts ist nun mal u.a. die unrechtmässige Besetzung des Westjordanlandes durch Israel.



        Was genau ist daran also falsch? Wenn dem israelischen Außenminister darauf der Kragen platzte, müsste der sich doch fragen lassen, in was für einer Welt er eigentlich lebt.



        Im Grunde ist es traurig, wenn Sie zu dem Schluss kommen, Guterres sei eine diplomatische Lösung nicht mehr möglich. Oder haben Sie etwa einen neuen UN-Generalsekretär im Handgepäck?

    • @So,so:

      Richtig so und weiter so.



      Zunächst müssen auch in diesem Konflikt vor den entscheidenden Verhandlungen zu dauerhaften Lösungen die kurzfristigen und langfristigen Ziele benannt und konsentiert werden. Es war alles schon mal sehr viel weiter auf dem Wege zu einer stabilen friedlichen Lösung.



      Für "Wiedereinsteiger" wahrscheinlich bekannt:



      taz.de/30-Jahre-Os...-Abkommen/!5954918

      • @Martin Rees:

        Die Hamas hat noch einmal deutlich gemacht, dass sie nicht weniger anstrebt als die vollständige Vernichtung Israels, mithin einen Genozid. Siehe Interview mit Ghazi Hamad



        www.timesofisrael....to-destroy-israel/



        Was gibt es da zu verhandeln? Ob die Hamas sich vielleicht mit einem halben Genozid zufrieden gibt?

      • @Martin Rees:

        "Es war alles schon mal sehr viel weiter auf dem Wege zu einer stabilen friedlichen Lösung."



        Doch es gibt begründete Zweifel, dass das der Fall war, wie Herr Grigat in dem von Ihnen Kommentar ja auch feststellt. Auch folgender Kommentar benennt das Grundproblem beim Namen:



        taz.de/Israels-Una...von-1948/!5929931/

  • und was wären die folgen für die alltägliche sicherheit in den westlichen ländern?