Rechtsextremer Täter in Berlin gefasst: Nazi-Rentner geständig
Nach drei Brandanschlägen auf NS-Gedenkorte und einen lesbischen Verein hat die Polizei einen Mann festgenommen. Er ist geständig.
Vollstreckt wurde damit ein Haftbefehl, der nach der letzten Tat am Montagmorgen an den Räumlichkeiten des Vereins „Rad und Tat: Offene Initiative Lesbischer Frauen“ an der Schillerpromenade in Neukölln ausgestellt wurde. Dabei hatte der Täter die Fensterscheiben zerstört und danach versucht, einen Brand zu legen. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, der taz sagte, handelte es sich bei der Tat um eine „versuchte schwere Brandstiftung“, bei der auch Menschen gefährdet wurden.
Zur Last gelegt werden dem Mann überdies eine Brandstiftung an der Bücherboxx am NS-Mahnmal Gleis 17 am Bahnhof Grunewald, bei dem auch ein antisemitisches Pamphlet hinterlassen wurde. Die mit Büchern bestückte Telefonzelle brannte bei dem Anschlag vollständig aus. Ein Brandanschlag ebenfalls am Samstagmorgen auf das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Tiergarten dagegen scheiterte. Angebracht wurden hier zwei Zettel mit einem als homosexuellenfeindlich geltenden Bibelzitat. In beiden Fällen handelt es sich laut Büchner um Sachbeschädigung bzw. einfache Brandstiftung.
Der Mann war der Polizei bereits bekannt wegen einer Serie von Sachbeschädigungen an Wahlplakten, Plakaten des Lesben- und Schwulenverbandes und einer Tafel eines Kindergartens Anfang des Jahres in Treptow, über die die taz zuvor berichtet hatte. Stets waren dabei Hassbotschaften mit Verschwörungs- und Vernichtungsphantasien hinterlassen worden, unterschrieben mit „Kassandros Berolinensis“. Wegen dieser Taten hatte die Staatsanwaltschaft am 8. Mai Anklage erhoben.
Dass der Mann auch bei den jüngsten Brandanschlägen Pamphlete mit diesem Namen hinterließ, brachte die Polizei schnell auf seine Spur. Nach Recherchen der taz hinterließ der Täter seine Hassbotschaften auch noch an einer Koranschule in der Neuköllner Flughafenstraße. Die beleidigenden Schriften wurden dort von einem Passanten bereits am vergangenen Freitag gefunden und inzwischen der Polizei übergeben.
Die Betreiber der Bücherboxx im Grunewald rufen für Sonntag 14 Uhr zu einer Mahnwache am Gleis 17 auf. Geplant sind Gespräche, Musik und Lesungen. Auch soll Geld gesammelt werden, um die Bücherboxx wieder herzustellen und einzurichten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video