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Pilze, Klima und Explosion bei SpaceXRückkehr der Killerpilze

Raketen explodieren und Pilze nisten sich vielleicht bald in uns ein. Wenn die Welt untergeht, ist Rauchen und Schwänzen nicht mehr so schlimm.

Boca Chica, Texas am Donnerstag: immerhin ist die Rakete Starship gestartet Foto: Abraham Pineda-Jacome/epa

D ie Minderjährige, die zu meiner Hausgemeinschaft gehört, findet Rauchen, Trinken oder Zahnarzttermin-Schwänzen neuerdings gar nicht mehr so schlimm. Ist doch eh egal, wenn die Welt bald untergeht. Wenn erst Pilze die Gehirne der Menschheit befallen und komplett die Kontrolle übernehmen, spielt es keine Rolle mehr, ob man vorher jeden Tag Sport gemacht, für eine Wärmepumpe gespart oder Müll getrennt hat.

Ich so: Hahaha, so einen Quatsch kann man auch nur glauben, wenn man sich in jeder freien Minuten auf TikTok herumtreibt, statt „Tagesthemen“ zu schauen, Deutschlandfunk zu hören und die taz zu lesen.

Nun ja, hüstel, leider muss ich einräumen, dass ich in diesem Punkt falsch gelegen habe. Tatsächlich gibt es einen Pilz namens Ophiocordyceps unilateralis, der Ameisen befällt und innerhalb weniger Tage ihr Verhalten manipuliert. Der Zombie-Fungus-Parasit ist äußerst variabel und könnte in der Zukunft – würde er angesichts der Erd­erwärmung mutieren und sich höheren Temperaturen anpassen – durchaus nicht nur Insekten befallen.

Dieses Szenario ist in dem Videospiel „The Last of Us“ (über 20 Millionen Mal verkauft) und der daraus entstandenen gleichnamigen TV-Serie (bisher über 30 Millionen Mal angeschaut) Realität geworden. Ich weiß davon, weil ein neuer Streamingdienst auf unserem Smart-TV aufgetaucht ist. Ich weiß nicht, welcher Fungus da die Kontrolle übernommen hat.

Filme und Serien simulieren die Welt nach Ökokatastrophe

Wenn also beispielsweise Extrembergsteiger Reinhold Messner in der Talkshow „Maischberger“ für die Bewegung der Letzten Generation keinerlei Verständnis aufbringen kann, dann kann es nur an einem liegen: Er schaut zu wenig Fernsehen und hat vermutlich keine Playstation. Bevor also ein Bürgerkrieg ausbricht, wie Messner befürchtet, sollten alle Klebe-­­Kritiker*innen sich mal vor Augen führen, womit die junge Generation aufwächst.

Eine endlose Vielzahl von Videospielen, Filmen und TV-Serien simuliert eine Welt nach einer Ökokatastrophe oder einem anderen existenzbedrohenden Ereignis. In „Peripherie“ wird ein von Pandemien und Umweltkatastrophen dezimiertes London im Jahr 2099 bereist. Auf den Straßen werden Menschen künstlich projiziert, damit die Überlebenden nicht völlig depressiv werden. In „Avatar“ besiedeln Menschen fremde Planeten, weil sie ihren eigenen zerstört haben. In „Elysium“ haben sich die Reichen auf eine paradiesische Raumstation zurückgezogen, um der verseuchten Erde zu entfliehen. Und so weiter.

Wenn man Science-Fiction als Nachdenken über die Zukunft versteht, dann gehören die Ak­ti­vist*innen der Letzten Generation also noch zu den Hoffnungsvollen. Sie glauben die Welt noch retten zu können, wenn sie nur fest genug kleben. Auch Robert Habeck gehört zu den großen Optimisten unserer Zeit, der kein Windrad und keine Wärmepumpe ungestreichelt lassen würde, um die Erderhitzung abzumildern. Deshalb ist er auch immer so in Eile mit Gesetzesvorlagen. Fehler? Leute, er rettet den Planeten, jetzt kommt doch nicht mit Kritik an Spiegelstrichen in seinen schönen Plänen!

SpaceX, direkt nach Start explodierte

Der Tech-Multimilliardär Elon Musk hingegen sieht es pessimistischer. Zwar hat er Tesla für den Fall geschaffen, dass menschliches Leben auf der Erde möglich bleibt. Seine Leidenschaft gehört jedoch seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX, um die Besiedlung anderer Planeten vorzubereiten. Dass dabei diese Woche die Riesenrakete „Starship“ drei Minuten nach dem Start Mission abgebrochen werden musste, ist ein Grund zum Jubeln. Immerhin ist sie gestartet. Rückschläge kennt Musk nicht. Er lebt nach Christian Lindners Motto: „Probleme sind nur dornige Chancen.“ Der Finanzminister hat den Spruch vermutlich in einem Glückskeks gefunden.

Da in unserer Hausgemeinschaft glückskeksloses Sushi bevorzugt wird, sieht die Minderjährige Probleme nur als Probleme. Und von denen sollte man am besten die Finger lassen. Man weiß ja nie, ob irgendwo nicht doch ein Zombie-Pilz lauert.

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Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
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9 Kommentare

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  • Auffällig bei all diesen Produktionen ist allerdings schon, dass sie entweder Szenarien beschreiben in denen es nicht gelungen ist die Katastrophe abzuwenden oder aber solche in denen man ihr mit technischen Lösungen wie Raumstationen, Geo-Engineering, Terraforming, Weltraumkolonisation, etc. begegnet. Die Vorstellung einer sozial-ökologischen Transformation die den Ressourcenverbrauch auf das planetar regenerative Maß begrenzt scheint selbst innerhalb von Sci-Fi-Settings unvorstellbar zu sein.

    • @Ingo Bernable:

      Schauen Sie, an dem Ressourcenverbrauch kommen wir nicht vorbei. 1920 Hatten wir 2 MRD Menschen auf diesem Planeten. Heute gehen wir auf 9 MRD zu. Nur ein sehr geringer Teil dieser Menschen lebt in einem traumhaften Reichtum wie 80 Mio Deutsche. Ressourcen wie fossile Energieträger sind begrenzt. Wir leben heute in der Phantasie, die Klimakrise könne man mit alternativer Energiegewinnung bewältigen. Stromspeicher benötigen Lithium und Kobalt. Unsere Klimaziele, die wir durch alternativen Energieträgern zu bewältigen suchen erforden ein vielfaches an Lithium und Kobalt, das wir heute vorrätig haben. Schauen Sie hier, wie den Flächen unserer Erde das Lithium abgewonnen wird, hier das Recycling www.gemeinsam-fuer...er-elektrogeraete/



      und hier die unmittelbare Ausbeute dieser Metalle..wo?..natürlich in den Armenhäusern unserer Welt!....www.deutschlandfun...autos-und-100.html



      ....die Kinder, die wir für unsere Energiewende schuften sehen, können Mama nicht mit dem coolsten HÄNDI anrufen (für die seltenen Erden die für unsere HÄNDIS verprasst werden schuften anderswo weitere 8- Jährige) uns mit dem SUV abzuholen wenns beim kleben anfäng zu regnen. Hier eine echte Alternative:



      www.visitamishcountry.com/

      • @Günter:

        Ich schrieb schon recht bewusst von "sozial(!)-ökologischer Transformation". Es ist nämlich keineswegs so, dass Kobalt ausschließlich von Kindern abgebaut werden kann und ebenfalls gibt es durchaus auch andere Optionen Strom zu speichern als Lithium-basierte Akkus, Effizienzsteigerungen, die Möglichkeit intelligent weniger zu verbrauchen, ... Aber all das scheint auch für sie jenseits aller Vorstellungskraft zu liegen.

  • "Sie glauben die Welt noch retten zu können......"...Dieser Mann hat einfach nur seinen job gemacht, ohne die Welt retten zu wollen:



    www.youtube.com/wa...o=1&rv=CD-OcW3Qhjg

  • Danke Frau Mertins, ich bin 67, habe keine Kinder und Enkel. An der virtuellem Realität habe ich kein Interesse. Zu Recht, wie ihr Kommentar zeigt. Kein Wunder, daß junge Menschen nicht mehr auf der Erde leben, sondern in der Cloud. Leider gibt es dort aber nichts zu Essen. Im NABU und anderen Organisation ist die wichtigste Aufgabe daher, jüngere Menschen zu "Erden".

  • Hier wurde sträflich die "Fallout"-Reihe vergessen, wenn es um Endzeitszenarien geht. Eigentlich könnte man sogar das Genre Cyberpunk insgesamt nennen.



    Übrigens gibt es nicht nur einen Pilz, der Ameisen kontrolliert, ebenso tut das eine Larvenform des kleinen Leberegels.

    • @Wurstfinger Joe:

      War da nicht was mit einem Atmkrieg, vor dem haben wir ja keine Angst mehr. Wir kurz wir seit letztem Jahr wieder davor stehen, ist noch nicht bis in die Alptäume vorgedrungen.

    • @Wurstfinger Joe:

      Oder technische Wanzen, die Smartphones heißen und Generationen von Menschen kontrollieren, die sie sich freiwillig in die Taschen stecken, teilweise für viel Geld und Wartezeit. Die heißen dann IPHONE mit irgendeiner Typenbezeichnung. Damit man kontrollieren kann, ob man die richtige Version hat.

  • "Auch Robert Habeck gehört zu den großen Optimisten unserer Zeit, der kein Windrad und keine Wärmepumpe ungestreichelt lassen würde, um die Erderhitzung abzumildern."

    Bitte? Lesen Sie keine Zeitung? Damit versucht er nur davon abzulenken, daß er Kohlekraftwerke laufen läßt.