Kaczyńskis Vorwurf an junge Polinnen: Wut der angeblichen Alkoholikerinnen
In Polen gebe es zu wenig Kinder, weil Polinnen sich zu oft betrinken, sagt der Chef der Regierungspartei PiS. Gut, dass Frauen dagegen demonstrieren.
I n Polen gebe es zu wenig Kinder, weil junge Polinnen sich zu oft besaufen würden. Und dann sei es mit dem Kinderkriegen ab 25 Jahre eben vorbei. Das meint allen Ernstes Jarosław Kaczyński, Chef der nationalpopulistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Im masurischen Elk (Lyck) lachten die für die Wahlkampfveranstaltung sorgfältig ausgewählten PiS-Anhänger:Innen freundlich zustimmend, doch im Internet begann es schon böse zu rumoren.
Der größte Sündenpfuhl, so der 73-Jährige, sei das reiche Warschau. Obwohl die Hauptstadt Polens reicher sei als ganz Deutschland (sic!), würden hier am wenigsten Kinder geboren. Der „Frauenstreik“, die mächtigste Frauenorganisation Polens, rief bereits zur Massendemonstration auf. Aus ganz Polen sollten die „Alkoholikerinnen“ nach Warschau kommen und auf „schwarzen Märschen“ protestieren. Gut so!
Doch dabei darf es nicht bleiben. Wenn die nächste Wahl im Herbst 2023 nicht wieder mit einem Sieg der PiS enden soll, muss die Wut über die immer neue Diskriminierung von Polinnen, LGBT-Angehörigen, Geflüchteten, der deutschen Minderheit, von Richtern, Lehrern, Ärzten und Eltern andauern. Und es muss die Wahrheit auf den Tisch: Warum werden in Polen so wenig Kinder geboren wie in kaum einem anderen EU-Land? Wohl kaum, weil sich die jungen Polinnen ständig „die Kante geben“, wie Kaczyński meint.
Vielmehr ist unter der PiS jede Schwangerschaft zu einem hohen Risiko geworden. Bei Problemen stehen Schwangere und Ärzte sofort mit einem Bein im Gefängnis. Oder die Frauen sterben, weil Ärzte sich an das neue polnische Recht halten: Polinnen müssen auch nicht überlebensfähige Kinder gebären. So wollen es PiS-Politiker wie Kaczyński.
Mit Sozialleistungen wie dem Kindergeld „500+“, einer 13. und 14. Rente köderte die PiS in den letzten beiden Parlamentswahlen die Wähler:Innen. Doch der Preis war exorbitant hoch. Nicht nur Polens Rechtsstaat existiert kaum noch, auch von der einst legendären Freiheit der Polen und Polinnen, ihrem Stolz und ihrer persönlichen Würde ist kaum noch etwas übrig. Höchste Zeit, sich all das zurückzuholen!
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