piwik no script img

Ein letztes Mal Pflanzen essenEin Ende? Nein, der Anfang!

Acht Jahre lang hat Ariane Sommer in ihrer Kolumne „Pflanzen essen“ über veganes Leben geschrieben. Hier tut sie es zum letzten Mal.

Garantiert vegan: Walnüsse Foto: imago

T iere habe ich immer geliebt. Als ich ein kleines Mädchen war, träumte ich davon, ein Tierheim zu leiten, Tierärztin zu werden oder Jane Goodall zu sein. Ich sammelte Unterschriften für Greenpeace und befreite mit Mitschülern einen Teich von Müll, um die dort ansässigen Lurche zu retten.

Erst viele Jahre später wurde mir klar, wie sehr meine Tierliebe in Widerspruch zu meiner Ernährung stand. Ich wollte keiner Fliege etwas zuleide tun, doch mit fast jeder Mahlzeit nahm ich Fleisch, Milch und Eier zu mir, die Steaks konnten mir nicht blutig genug sein. Mein Aha-Moment kam mit Ende zwanzig, als ich verstand, wie die Dinge, die auf meinem Teller landen, mit Tieren und der Umwelt verbunden sind. Ich wurde für zwei Jahre Vegetarierin, dann Veganerin und verabschiedete mich damit von Familien­traditionen, der deutschen Esskultur und vom Mainstream. Denn von dem war vegan damals noch weit entfernt.

Es war für mich die Entscheidung, nicht mehr in vorsätzlicher Ignoranz zu leben, und sie hat mein Leben komplett und zum Positiven verändert. Innerhalb weniger Wochen verschwand meine Lethargie. Mich zu bewegen war keine Arbeit mehr, mein Körper fühlte sich frei, befreit von überflüssigen Pfunden und Zipperlein wie Akne, Verdauungsstörungen, ständigen Blasenentzündungen, Schlafstörungen und Migräne. Auch meine Gemütsschwankungen, nervösen Angstzustände und Panikattacken reduzierten sich drastisch. Davor hielt ich diese Probleme für „normal“. Heute weiß ich, sie wurden von meiner Ernährung beeinflusst.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Meine Veganisierung hat nicht nur mein privates Leben maßgeblich geprägt, sondern auch mein berufliches. So bin ich über mein Interesse für Ernährung zur holistischen Gesundheit gekommen und zähle mich seit vielen Jahren zur Community der Biohacker – Menschen, die sich der Optimierung des Körpers und Geistes widmen. Auch die Wellness-, Biotech- und Mental-Health-Firmen, die mein Mann und ich gegründet haben, wurzeln in unserer Ernährung. Wir haben gelernt, dass es weitaus effektiver ist, sein Vegan­sein aktiv vorzuleben und Gästen leckere vegane Gerichte vorzusetzen, als mit erhobenem Zeigefinger zu missionieren.

Alles ist miteinander verbunden, Pflanzen, Menschen, Tiere, der Planet. So auch wir, geschätzte Leser, Sie und ich. Es hat mir sehr viel Freude gemacht mit Ihnen. Dies ist nach acht Jahren meine letzte vegane Kolumne für die liebe taz. Acht Jahre, in denen der vegane Lifestyle ein gutes Stück näher an die Normalität gerückt ist, zum Milliardenmarkt geworden ist – und das ist erst der Anfang!

Ich hoffe, ich habe sie inspirieren können, zum Schmunzeln, Nachdenken und Nachkochen. Veganismus bedeutet für mich Mitgefühl für alle Kreaturen, das schließt Menschen mit ein. Und Mitgefühl ist die Kultur, die ich heute lebe.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • .... meine letzte vegane Kolumne für die liebe taz...



    Mary Roos - Nur die Liebe läßt uns leben



    www.youtube.com/watch?v=nBJ9j6AvE4s



    ... Auch die Wellness-, Biotech- und Mental-Health-Firmen, die mein Mann und ich gegründet haben, wurzeln in unserer Ernährung. ..



    Hier komme ich mental ein bischen ins schlingern.



    Wenn ich mich hacke versuche ich mich an Uromas Spruch-Alles aber in Maßen- zu halten. Gut es gibt Ausnahmen. Die sollen, wann anders erzählt ­werden.



    Hier fällt mir meine Schwiegermutter(B.n.o.) ein. Die hatte einen riesigen Kuhstall im Griff. Große Familie +kranke Oma betreut. Essen, schlachten, rauchen, feiern.



    Das war eine Women of Wunder!



    flickr.com/photos/...Fnn-ffCnX8-2gnjUbd

    • @Ringelnatz1:

      Da bin ich auch ins Schlingern geraten.

      "Menschen, die sich der Optimierung des Körpers und Geistes widmen."

      Und das finde ich ein bisschen gruselig.



      Schließlich hat nicht jeder die Zeit, das Geld und die Muße und womöglich auch gar nicht das Verlangen, das zu tun.

      Und die Frage ist doch, für wen oder was optimieren?

      Mein Körper hat mir gute Dienste geleistet und ich hoffe, er hält noch eine Weile durch.

      Allerdings, seit drei Jahren bin ich Vegetarier, mit Ausschlag ins Vegane und das hat meinem Körper ziemlich gutgetan und mein Denken in Bewegung gebracht.

      Vielen Dank für die Kolumne und alles Gute für die vielleicht nicht ganz so optimierte Zukunft.

  • "Auch die Wellness-, Biotech- und Mental-Health-Firmen, die mein Mann und ich gegründet haben,..."



    Die Kolumne war also eine Werbekolumne, wenn auch basierend auf persönlichen Befindlichkeiten?



    Anderseits, innerhalb von wenigen Wochen, eine komplette Umstellung des Körpers? Physische und psychische Gesundheit, inklusive Fettabbau und Schlafgesundheit? Das wird leider zu wenig thematisiert.