Veganismus und Privilegien: Vegane Goodies für alle!
Immer wieder wird der Vorwurf laut, einen veganen Lebensstil könnten sich nicht alle leisten. Teilweise richtig – aber eben nur teilweise.
Veni, vegan, vici! An dieser Stelle schreibe ich regelmäßig über Innovationen und gute Neuigkeiten zum Thema veganer Lifestyle und dessen Sieges(ein)zug in den Mainstream.
Ein großes Herz für Tiere und Menschen schlägt in meiner Heimatstadt Los Angeles. Hier gibt es jetzt eine vegane Tafel, deren Mission es ist, Menschen in Not mit Lebensmitteln und Mahlzeiten zu versorgen. Gegründet wurde die Initiative von der Aktivistin Gwenna Hunter, die auch die treibende Kraft hinter „Vegans of LA“ und „Vegans for Black Lives Matter“ ist. Ihre eigene Kindheit war gezeichnet von einem chronischen Mangel an gesunden Nahrungsmitteln – und deswegen sollte nach Hunters Empfinden der Zugang zu vollwertigem und leckerem pflanzlichen Essen ein Grundrecht für alle sein – und kein Privileg für wenige.
Apropos Privileg für wenige: die von vielen Superreichen und Berühmten gerne zur Schau getragenen Birkin Bags von Hermès kosten Zehntausende von Euro und sind für den Großteil der Menschheit absolut unerschwinglich. Umso sympathischer, dass Beyonce in ihrem neuesten Hit „Summer Renaissance“ Hermès disst und dafür die vegane Handtasche der Marke Telfar hypet: „This Telfar bag imported. Birkins? Them shit’s in storage“.
Sahne als Sakrament
Seitdem sind die von Telfar Clemens designten Taschen ab 150 Dollar – zugegeben immer noch viel Geld für viele Menschen – ausverkauft. Extrem gut verkaufen sich auch vegane Snacks. Der weltweite Umsatz mit ihnen soll bis zum Jahr 2030 auf über 80 Milliarden Dollar anwachsen. Führend im veganen Snacken sind übrigens Europäer:innen, und salzige Knabbereien wie vegane Tortilla- oder Kartoffelchips am beliebtesten.
Süß steht salzig aber im Veni-Vegan-Vici-Sinne in nichts nach! Denn in Frankreich gibt es derzeit einen veritablen veganen Patisserie-Boom. Ausgerechnet in dem Land, in dem Butter, Eier, Milch und Sahne Sakramente sind. So kommt, par exemple, Rodolphe Landemaine in Paris mit dem Backen von veganen Meringuetörtchen, Mandel-Schoko-Croissants und Pavlovas kaum hinterher.
Eröffnet hatte er seine vegane Patisserie und Bäckerei Land & Monkeys – der Name steht sinnbildlich für eine Rückkehr zu der Erde und zu unseren Ahnen – kurz vor dem Ausbruch des Coronavirus, und er hatte große Sorge, sie wegen der Pandemie gleich wieder schließen zu müssen. Inzwischen hat er sechs Läden in Paris, der siebte folgt im September.
Wer nicht nach Paris kann, aber gerne selber in der Küche zaubert: Rodolphe Landemaines Buch „Meine vegane Bäckerei“ hat vergangenes Jahr den zweiten Platz beim Deutschen Kochbuchpreis in der Kategorie „Backen“ belegt. „Das letzte Land der Welt, das vegan wird, ist Frankreich. Wenn es hier funktioniert, dann überall!“, sagt Landemaine über seine Mission. Ich meine, die vegane Zukunft i(s)st süß!
Leser*innenkommentare
PolitDiscussion
Ein vietnamesischer Minister erregte Aufsehen, weil, er in London in Gold eingewickelte Steaks aß. In der Tat sehr teuer. Würde man aber deshalb jemals sagen, ein omnivorer Lebenswandel sei zu teuer für die "normale" Bevölkerung? Wohl kaum!
Ein veganer Lebenswandel, der auf Gemüse, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte setzt, plus regionales Obst ist preiswerter als ein omnivorer Lebenswandel.
Es gibt ebenfalls preiswerte vegane Kleidung. Es muss auch keine 150 EUR kosten, die vegane Jute-Tasche gibt es für ein paar EUR.
Der vegane Lebenswandel war noch nie teuer oder dekadent, was nicht heißt, dass es nicht auch teure und dekadente vegane Sachen geben würde.