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AfD-Kampagne zum „heißen Herbst“Hoffen auf die Krise

Gareth Joswig
Kommentar von Gareth Joswig

Die AfD hofft auf einen dramatischen Winter, um besonders im Osten punkten zu können. Lösungen bietet sie keine, nur putinfreundliche Forderungen.

Die AfD versucht, real bestehende und berechtigte Existenz- und Abstiegsängste zusätzlich zu befeuern Foto: Christian Jungeblodt

D er AfD geht es nicht um die existenziellen Notlagen der vermeintlich kleinen Leute, die sie mit ihrer am Donnerstag vorgestellten Kampagne „Unser Land zuerst“ ansprechen will. Sie hofft auf das größtmögliche Leid der Menschen, um Aufwind für den vor ihr angestrebten nationalistisch-autoritären Umbau der Gesellschaft zu bekommen. Das bestätigte nicht nur ungewollt der Bundestagsabgeordnete Harald Weyel, als er in ein versehentlich offenes Mikro seine Hoffnung auf einen dramatischen ­Winter äußerte. Das zeigen auch die Putin-freundlichen Forderungen der AfD zur Energiekrise: Öffnung von Nord Stream 2 sowie Aufhebung der Sanktionen gegen Russland.

Nicht Umverteilung, Preisdeckel, Übergewinn- oder Vermögensteuer sind die Antworten der AfD auf die Krise, sondern Katzbuckeln vor einem autoritären Regime, das andere Länder überfällt und Kriegsverbrechen begeht – und damit auch eine größere Abhängigkeit in Energiefragen von Russland.

Entsprechend versucht die AfD, real bestehende und berechtigte Existenz- und Abstiegsängste mit apokalyptischen Szenarien und steilen Thesen zusätzlich zu befeuern. Alice Weidel prophezeite „reihenweise Jobverluste“ und malte düstere Szenarien von Deindustrialisierung und Währungscrash an die Wand. Russlands Schuld an der Gesamtlage blendet die AfD weiterhin konsequent aus.

Eben weil die AfD als arbeitgeberfreundliche und in großen Teilen neoliberale Partei keine tragfähigen Lösungen für soziale Fragen anbietet, bleibt damit auch fraglich, ob sie breiter mobilisieren kann. Was soll es bringen, Nord Stream 2 zu öffnen, wenn Putin schon kein Gas durch Nord Stream 1 liefert?

Die AfD fokussiert sich mit ihren ­Forderungen weiterhin hauptsächlich auf den Osten, wo es durchaus eine Mehrheit für russlandfreundliche Ideen gibt. Aber ob die Partei davon profitiert, ist nicht ausgemacht. Erste Kundgebungen etwa in Magdeburg haben gezeigt, dass die AfD über ihre Kernklientel hinaus kaum Leute auf die Straße bringt. Ob sich das ändert, hängt auch von linken Antworten auf soziale Fragen ab.

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Gareth Joswig
Redakteur Inland
Arbeitet seit 2016 als Reporter und Redakteur bei der taz. Zunächst in den Lokalredaktionen von Bremen und Berlin, seit 2021 auch im Inland und Parlamentsbüro. Davor Geschichts- und Soziologiestudium in Potsdam. Themenschwerpunkte: extreme Rechte, AfD, soziale Bewegungen, Mietenpolitik, dies, das, verschiedene Dinge.
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17 Kommentare

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  • Ich glaube auch, dass alles nicht so schlimm kommen wird und die Energie bestimmt bald wieder billiger zu haben sein wird. Wie oft hat man sich schon Sorgen gemacht und nachher ist doch noch einmal alles gut gegangen. Das Entlastungspaket wird seine Wirkung nicht verfehlen und auch die Sanktionen gegen Russland werden sicherlich schon bald dafür sorgen, dass Putin von seinem Plan, die Ukraine zu unterwerfen, ablassen wird.

  • „Die AfD hofft auf einen dramatischen Winter, um besonders im Osten punkten zu können. Lösungen bietet sie keine, nur putinfreundliche Forderungen.“



    Allerdings, hört man nicht auch von der Linkspartei (z. B. von Frau Wagenknecht) ähnliche Töne? Jaja, weiß schon: Die Hufeisentheorie!



    Aber was spricht eigentlich dagegen, wenn die betreffenden Parteien selbst alles tun, um sie zu bestätigen?

    • @Pfanni:

      "Aber was spricht eigentlich dagegen"



      Zum Beispiel der Umstand, dass der extremen Rechte allzuoft in der Mitte der Gesellschaft verortet ist.



      Weil auch die Grenze zwischen gemäßigt und extrem zwangsläufig eine synthetische ist und ihre Ziehung die Definitionsmacht über die Grenzen des politischen Diskurses impliziert.



      Oder dass eine Äquidistanz der Extreme suggeriert wird, die es nicht gibt.



      Weiter die Genese dieser Theorie, die von den Faschisten Ehrt und Iljin aus politischem Kalkül in die Welt gesetzt wurde um angebliche Gemeinsamkeiten mit den Kommunisten im Kampf gegen die bürglich-liberalen Demokraten zu konstruieren, die dann von dem neurechten Mohler wiederbelebt wurde und heute Backes und Jesse mit dem Anstrich von Seriosität versehen wird obwohl sie innerhalb der etablirten Politologie mit ihrem Standpunkt ziemlich allein auf weiter Flur stehen.



      rechteweltbilder.d...5/hufeisentheorie/



      hpd.de/artikel/huf...-noch-retten-17752



      www.bpb.de/themen/...ialwissenschaften/

      • @Ingo Bernable:

        Nun ist Sahra Wagenknecht ja auch in der Mitte der Gesellschaft zu verorten.

        Wie viele Altmarxisten ist sie in dieser Gesellschaft verdammt gut angekommen und profitiert davon.

  • „Die AfD hofft auf einen dramatischen Winter, um besonders im Osten punkten zu können. Lösungen bietet sie keine, nur putinfreundliche Forderungen.“



    Allerdings, hört man nicht auch von der Linkspartei (z. B. von Frau Wagenknecht) ähnliche Töne? Jaja, weiß schon: Die Hufeisentheorie!



    Aber was spricht eigentlich dagegen, wenn die betreffenden Parteien selbst alles tun, um sie zu bestätigen?

  • Die Pfeifen



    Überhaupt fast alle, die an der Regierung ausschließlich rummotzen, sollten verpflichtet werden, alternative Entwürfe mit Zahlen belegt in einem Gesamtkonzept vorzustellen.



    Wir haben



    Gasmangel



    Probleme mit Öl Diesel etc. wegen a Import und b trockenen Schifffahrtswegen



    Wassermangel: viele Seen sind Rekordverdächtig leer, siehe Bodensee, Flüsse trocken



    Lieferkettenprobleme, wegen Krieg und lockdowns in China



    Fachkräftemangel und gleichzeitig Insolvenzen im Handwerk (verstehe ich nicht aber egal)



    Und und und



    Ich habe die Nase gestrichen voll von dem dauernden Gemotze. Bei so vielen Krisen ist eine Opposition gefordert, Kritik nur mit konstruktiven Vorschlägen zu machen. Ansonsten: Fresse halten!

    • @sachmah:

      Sehe ich auch so. Aber meckern war schon immer leichter als (besser) machen.

  • „Unser Land zuerst“



    Wie kreativ und einfallsreich diese Rechten doch sind. Die nächste Kampagne wird dann wohl "Deutschland wieder groß machen" heißen.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Dass Hoffnungen der und auf die AfD irrlaufend sind, ist klar.



    Worauf und auf wen könnten Menschen, die ihre wirtschaftliche und soziale Existenz real gefährdet erleben müssen, denn hoffen?



    Das Entlastungspaket ist ein politisches für die Herrschenden.

  • "Katzbuckeln vor einem (autoritären) Regime, das andere Länder überfällt und Kriegsverbrechen begeht": Dieser Satz gilt auch für unseren großen Freund in Übersee. Nur ist das nie Thema.

    • RS
      Ria Sauter
      @resto:

      Warum auch? Wir teilen doch die selben Werte.

  • Die spannende Frage ist ja, was kommt?



    Beunruhigend, wie bei Corona, null Vorbereitung auf Scenarien. Bei Corona Schlingerkurs bis heute.



    Da lässt es sich von den Rechten gut im Trüben fischen.



    Wie wärs denn mit handfesten Vorbereitungen, Zusagen, für den Teil der Bevölkerung, der vom Absturz bedroht sein könnte?



    Ne, machen wir nicht, so diese von Wirtschaftsweisen geführte Regierung.



    Gasumlage für im Geld schwimmende Konzerne, das ging schnell.



    In ganz Europa gehts, nur bei uns nicht, da hat die Sahra recht.



    Wieso ist Deutschland Schlusslicht?



    Die Rechten sind dumm, aber so dämlich sind sie auch wieder nicht, das sie nicht bis drei zählen können.



    Da hat man beim Wirtschaftsminister einen ganz anderen Eindruck, der nimmt seine Finger zum zählen. Und vergisst den Daumen.