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Ein halbes Jahr Krieg in der UkraineWie der Hass in mir wächst

Vor sechs Monaten begann Russland den Krieg in der Ukraine. Unsere Autorin hat viel vom ihm gesehen. Aus Wut wurde Hass – ein bösartiges Gefühl.

„Putin Pimmel“ steht auf dem schwarzen Plakat. Das „Denkmal“ steht in Pokowsk im Donbass Foto: Volodymyr Kutsenko

A nastasia, aus dieser Sache kommst du nicht moralisch gesund heraus“, sagte mir neulich ein Bekannter. „Ich weiß“, antwortete ich trocken. Ich weiß das, weil ich spüre, wie in mir der Hass wächst. Ein Gefühl, das ich hasse und das mich wahrscheinlich noch nie zuvor in meinem Leben wirklich ergriffen hat. Daher sollte ich mich bei der Russischen Föderation für ihre große Invasion in der Ukrai­ne wohl bedanken.

Obwohl der Krieg Russlands mit der Annexion meiner Heimat – der Halbinsel Krim – bereits vor acht Jahren begonnen hat, war es nicht Hass, den ich damals verspürte. Auch, wenn mir mein Haus weggenommen, ich von meiner Familie getrennt und all meine Kindheitserinnerungen zerstört wurden. Die russische Propaganda vernebelte den Verstand meiner Mutter. Meinen Vater, der während der Besatzung starb, konnte ich nicht beerdigen. Wo sein Grab ist, weiß ich bis heute nicht. Doch auch nach all diesen Dingen empfand ich zwar Wut, jedoch keinen Hass, obwohl es dafür Gründe genug gegeben hätte.

Dann begann der Krieg im Donbass, über den ich all die Jahre berichtet habe. Ich sah das Leiden der Menschen, ihre Trauer und ihren Tod. Trotzdem dachte ich weiterhin, dass dies ein Krieg des Kreml mit seinen geopolitischen Fantasien sei, die Sowjetunion neu zu erschaffen, nicht aber ein Krieg aller Russ*innen. Am 24. Februar 2022 änderte sich alles, als mich morgens um sechs Uhr ein Anruf weckte. Aus dem Hörer erklang eine metallische Stimme: „Sie bombardieren Kyjiw. Die ganze Ukraine bombardieren sie.“

Aus der Angst wird Wut

Bei diesen Worten begann mein Herz zu rasen, meine Handflächen zu schwitzen. Obwohl ich über 1.000 Kilometer von der Ukrai­ne entfernt war, packte mich die Angst. Die nächsten Tage schlief ich nicht. Mit zu viel Adrenalin im Gehirn konnte ich die Situation nicht angemessen beurteilen. Was geschah, kam mir unwirklich vor, das tut es manchmal immer noch. Es ist schrecklich und schmerzhaft zu sehen, wie deine alte Welt zerstört wird, Millionen Menschen in den Westen fliehen, in der Hoffnung, sich zu retten, und wie Zehntausende Quadratmeter deines Landes besetzt werden. Russland sorgte dafür, dass es in der Ukraine keinen einzigen sicheren Ort mehr gab.

Schrittweise begann die Angst sich zu verflüchtigen, an ihre Stelle trat Wut. Sie wuchs exponentiell mit jeder neuen russischen Bombe oder Rakete, die auf friedliche ukrai­ni­sche Städte niederging. Sollte die russische Führung beabsichtigt haben, die Ukrai­ne­r*in­nen auf diese Weise einzuschüchtern und Panik zu säen, dann erreichte sie genau das Gegenteil. Die Ukrai­ne­r*in­nen verloren ihre Angst vor Russland und auch vor dessen Armee, obwohl sie technisch und zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegen war.

Die russische Gesellschaft ist von einer tödlichen Krankheit befallen. Das gilt nicht nur für die, die Putin blind glauben, sondern auch für die, die ihn still­schweigend verurteilen

Fast alle Menschen waren wie eine Feder, die, wenn man sie lange genug zusammendrückt, sich wieder gerade biegt. So war das auch mit dem Gefühl der Angst.

In den ersten Apriltagen fuhr ich nach Butscha. Als ich sah, wie viel Grausamkeit und Trauer die russischen Truppen dort hinterlassen hatten, keimte die erste Saat des Hasses in meinem Herzen auf. Der Anblick Dutzender verstümmelter Leichen und der süß-saure Geruch ihrer verwesenden Körper werden wohl nie mehr aus meinem Kopf verschwinden.

Kinder wie Lisa gibt es viele

Ich erinnere mich an einen Hof in der Nähe des Eingangs eines kleinen Hauses. Dort lagen zwei Leichen – ein alte Frau mit dem Gesicht nach unten und neben ihr ein alter Mann. Die ersten Frühlingsblumen hatten schon begonnen zu sprießen. Drei Schritte von ihnen entfernt lag ihr toter Hund. Sie waren mit gezielten Schüssen niedergestreckt worden, einfach so und ohne Grund, wie auf einem Schießstand.

Was fühlst du, wenn du solche Dinge überall dort entdeckst, wo auch russische Soldaten waren? Ich habe während dieser schrecklichen sechs Monate in verschiedenen Teilen der Ukraine Dutzende ähnlicher Geschichten gesammelt. Sie tragen alle die gleiche Handschrift und das gleiche hässliche Gesicht – das Gesicht der russischen Besatzer.

Die Saat des Hasses begann mit jedem neuen Massenmord an den Ukrai­ne­r*in­nen zu wachsen – in Mariupol, Krementschuk, Kramatorsk, Winnyzja, Oleniwka, Mykolajiw, Odessa und anderen Städten. Auch jetzt, während ich diesen Text schreibe, erreicht mich die Nachricht von einem neuen Raketenangriff auf ein Wohnhaus in Charkiw. Die russische Gewalt findet seit sechs Monaten jeden Tag statt. Wie viel kommt da noch? Wie viel Saat wird noch aufgehen?

Unter solchen Bedingungen ist es sehr schwierig, nicht zu hassen, selbst wenn man ein überzeugter Pazifist ist. Auch ich habe immer jede Militarisierung verurteilt und geglaubt, dass es möglich sei, aus jedem Konflikt durch einen Dialog herauszukommen. Übrigens höre ich dieses Argument sehr oft in Deutschland. Ich könnte dem sogar zustimmen, wäre da nicht die vierjährige Lisa in Winnyzja, die von einer russischen Rakete vor den Augen ihrer Eltern in Stücke gerissen wurde. Kinder wie Lisa gibt es viele in der Ukraine, 361 sind es. Wie sollte man da keinen Hass empfinden?

Früher Antimilitaristin

Dieses bösartige Gefühl kann einen von innen zerstören, aber in einem Krieg gibt es Kraft, nicht aufzugeben. Es ist mir unangenehm das zuzugeben, aber dieses Gefühl wächst in mir – gegen meinen Willen. Dazu beigetragen hat der große Krieg Russlands gegen mein Land. Der brutale Angriff dringt so tief ein, dass er sogar ein lange entwickeltes Weltbild verändern kann.

Von einer Antimilitaristin wurde ich zu einer Person, die zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine aufruft, weil mir klar ist, dass es ohne sie unmöglich ist, Russland aufzuhalten. Sich mit jemandem an einen Verhandlungstisch zu setzen, der nur eine knallharte Sprache versteht und grundsätzlich nicht an das Existenzrecht eines Landes und einer Nation glaubt, ist völlig absurd.

Die bittere Ironie des Krieges besteht darin, dass Moskaus Raketen auch solche Städte zerstören, wo die Menschen Russland wohlgesonnen waren. Jetzt empfindet die Mehrheit der Be­woh­ne­r*in­nen der Ukraine Wut, Empörung, Hass und Abscheu gegenüber Russland. Im Süden, Osten, Norden und Westen des Landes.

Mit seinem Überfall auf die Ukraine wollte Putin vordergründig die Rechte aller Russischsprachigen schützen. Jetzt jedoch wenden sich die Menschen in den Städten, in denen mehrheitlich Russisch gesprochen wird, von der russischen Sprache ab. Ein hervorragendes Ergebnis der „Spezialoperation“, oder etwa nicht?

Wer in Russland schweigt, ist Komplize

Zu dem Gefühl des Hasses kommt Verachtung hinzu. Viele Ukrai­ne­r*in­nen hatten erwartet, dass die Rus­s*in­nen am Morgen des 24. Februar auf die zentralen Plätze ihrer Städte kommen würden, um gegen diesen blutigen Krieg zu protestieren, der in ihrem Namen geführt wird. Aber das ist nicht passiert. Ganz im Gegenteil. Vielmehr begannen diese Millionen als Zeichen der Unterstützung überall „Hakenkreuze der neuen Zeit“ zu zeichnen – die Buchstaben Z und V. Dieser Zynismus zerstörte die letzte Hoffnung der Ukrainer*innen, dass sich die Rus­s*in­nen aus ihren autoritären Fesseln befreien könnten.

Das trifft auch auf russische Oppositionelle und liberale Jour­na­lis­t*in­nen zu. Denn je­de*r Zweite von ihnen hat imperiale Ambitionen in der Tasche, wenn es um die imaginäre Größe ihres Landes geht. Ein jeglicher Grund für die Russen*innen, sich selbst als ­Großmacht zu betrachten, hätte sich am 24. Februar um 4 Uhr morgens erledigt haben sollen.

Die russische Gesellschaft ist von einer tödlichen Krankheit befallen. Das gilt nicht nur für diejenigen, die Putin blind glauben, sondern auch für diejenigen, die ihn stillschweigend verurteilen. Wer in einer solchen Situa­tion schweigt, macht sich zum Komplizen. Aber die Geschichte kennt Fälle wundersamer Heilungen selbst von den schrecklichsten Krankheiten.

Um dies zu tun, muss sich je­de*r in Russland das Ausmaß des Bösen eingestehen, das er oder sie in der Ukraine begeht, es aufrichtig bereuen und eine Strafe akzeptieren, um für die eigene Schuld zu büßen. Dann wird die russische Gesellschaft in der Lage sein, neu anzufangen und das Land aus der Asche wieder aufzubauen, in die Putin es verwandelt hat. Endlich anzufangen, Universitäten und Bibliotheken zu bauen, anstatt Raketen und Panzer.

Es ist nicht nur Putins Krieg

Die Reste der Zivilgesellschaft in Russland sollten ihre Bemühungen jetzt nach innen richten, den Dialog mit ihren eigenen Bür­ge­r*in­nen suchen und nicht ein mögliches Verbot von Touristenvisa für Rus­s*in­nen in Europa kritisieren. Denn während die Bewegungsfreiheit der Rus­s*in­nen eingeschränkt wird, werden Ukrai­ne­r*in­nen ihres Lebens beraubt. Warum gibt es viel mehr empörte Stimmen gegen Visabeschränkungen als gegen den Krieg in der Ukraine? Eine rhetorische Frage, versteht sich.

Dies ist nicht nur der Krieg von Putin und seinen Gefolgsleuten. Dies ist ein Krieg aller Russ*innen, den ihr Präsident in ihrem Namen führt – der Präsident des Landes, das er in den Augen der Welt verkörpert. Nicht Putin tötet Menschen in der Ukraine, das tun Russ*innen. Es war ein russischer Soldat, der Sergei, dessen Hände auf dem Rücken gefesselt waren, in Butscha in den Hinterkopf geschossen hat. Es war ein russischer Soldat, der Oksana in Irpin vergewaltigt, Oleg in Moty­schyn gefoltert, Max in Moschtschun erschossen, eine Fliegerbombe auf ein mehrstöckiges Wohnhaus in Borodianka geworfen und Raketen vom Kaspischen Meer auf Lwiw und Kyjiw abgefeuert hat.

Der Hass der Ukrai­ne­r*in­nen auf die Russen wird noch viele Jahre fortbestehen, auch nach dem Ende des Krieges. Aber ich bin sicher, dass die Ukrai­ne­r*in­nen in der Lage sein werden, ihn konstruktiv zu wenden – in Richtung eines Wiederaufbaus ihres Landes, für dessen Zukunft sie heute sterben. Die beste ukrainische Rache an den Rus­s*in­nen wird eine wohlhabende europäische Ukraine sein, in der Freiheit und Unabhängigkeit immer die wichtigsten Werte sein werden. Aber bis dahin wird der Hass wachsen – mit jedem neuen Tag, den der russische Eroberungskrieg dauert, ein bisschen mehr.

Aus dem Russischen Barbara Oertel

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Anastasia Magasowa
Anastasia Rodi (Magazova) ist 1989 auf der Krim (Ukraine) geboren. Studium der ukrainischen Philologie sowie Journalismus in Simferopol (Ukraine). Seit 2013 freie Autorin für die taz. Von 2015 bis 2018 war sie Korrespondentin der Deutschen Welle (DW). Absolventin des Ostkurses 2014 und des Ostkurses plus 2018 des ifp in München. Als Marion-Gräfin-Dönhoff-Stipendiatin 2016 Praktikum beim Flensburger Tageblatt. Stipendiatin des Europäischen Journalisten-Fellowships der FU Berlin (2019-2020) in Berlin. 2023 schloss sie ihr Studium am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin ab. Sie hat einen Master of Arts (Politikwissenschaft). Als Journalistin interessiert sie sich besonders für die Politik in Osteuropa sowie die deutsch-ukrainischen Beziehungen. Von den ersten Tagen der Annexion der Krim bis heute hat sie mehrere hundert Reportagen über den Krieg Russlands gegen die Ukraine geschrieben.
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41 Kommentare

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  • Ich finde mich in diesem Artikel zum Teil wieder. Russland gegenüber war ich bislang eher neutral eingestellt, auch wenn mit einem unbegründet unguten Gefühl im Bauch. Die Sowjetunion habe ich eher als ein warmes Gefühl im Bauch in Erinnerung behalten. Eine gewisse Nostalgie mit allen Facetten von Grau und dem guten Gefühl, dass es endgültig vorbei ist. Ich bin Pole, 1982 geboren, und auch ich war immer gegen Waffen und Militär und auch bei mir hat sich seit dem 24. Februar alles schlagartig geändert.

    Ich habe seit Beginn dieses Krieges das Geschehen mitverfolgt, anfangs teils 18 Stunden und mehr pro Tag, später wurde es weniger. Auch jetzt lasse ich keinen Tag aus, auch wenn ich fokussierter an die Sache ran gehe. Ich habe mir jedes Foto und Video angesehen, ganz gleich wie furchtbar und grausam es war und in mir stieg ein Hass auf, wie ich ihn bis dahin noch nie in meinem Leben empfunden habe. Ich habe in dieser Zeit einiges über mich gelernt:

    1. Hass und Gewalt sind nie gut, aber Hass kann durchaus seinen Platz haben, man muss ihn nur zu beherrschen wissen. Und Gewalt ist tatsächlich manchmal eine Lösung, leider manchmal die einzige Lösung. Deswegen war ich auch von Anfang an

  • Ich kann die Autorin sehr gut verstehen und es beschreibt die Realität, die ich beobachte. Der Donbas Krieg, der 2014 von Russland begonnen wurde, hat schon Hass gesät. Dieser Hass wurde durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine noch extrem verstärkt. Der Kreml hat mit dem Krieg keine "Entnazifizierung" oder "Entnationalisierung" begonnen, sondern vielmehr eine "Entrussifizierung" der Ostukrainer in Gang gebracht. Das, was ein paar ukrainische Neonazis nie gschafft hätten, hat der Krieg der Putindiktatur Russlands geschafft. Es entsteht ein Hass auf alles, was russisch ist, selbst wenn es die eigene russische Muttersprache ist... Der Hass schafft sicher auch Kraft sich zu wehren, aber ich fürchte, dass er mehr zerstört als wie dass er nutzt. Grundsätzlich kann/könnte Hass auch von Nationalisten genutzt werden, die dann durch Putin indirekte Unterstützung bekommen. (Dieses Thema ist momentan noch nicht wichtig)



    Das Tragische ist, dass die EU und die NATO 8 Jahre lang weggeschaut haben, was Russland im Donbas getrieben hat. Es war damals den meisten weitgehend wurst. Vielleicht hat sich der eine oder andere auch nicht daran gestört, wie Russland mit diesem Donbass Krieg einen Keil zwischen Russland und der Ukraine getrieben hat. Damals wäre es möglich und nötig gewesen, dass man mit Sanktionen und Verhandlungen Druck auf den Kreml aufbaut. Nordstream 2 und vieles hätte damals angefangen werden müssen und gleichzeitig hätte man der russische Bevölkerung klarmachen müssen, dass man die Aggressionen der Putindiktatur (Kreml) damit stoppen möchte. Eine E-Mail von einer ukrainischen Freundin und mit an die Außenpolitikstelle der EU ist damals erst 2 Monate später beantwortet worden: "Man solle sich an eine andere Stelle wenden."



    Zur Frage "Warum gibt es viel mehr empörte Stimmen gegen Visabeschränkungen als gegen den Krieg in der Ukraine" Durch die Diktatur und das Verbot über den Krieg zu reden und ihn zu kritisieren passiert das, was wir jetzt sehen... :(

  • +++Obwohl ich über 1.000 Kilometer von der Ukrai­ne entfernt war, packte mich die Angst.+++



    Das ist halt das Gefühl der Hilflosigkeit, da man selbst den Menschen nicht das leid ersparen kann, welche Putin durch seinen Völkerrechtswidrigen Brutalen Angriffskrieg im 21. Jahrhundert unvorstellbarer weise entfacht hat.

    Das Putin im 21. Jahrhundert so einen Krieg begonnen hat, haben wir Deutschen aber auch mitzuverantworten, da es keine klare kannte gegeben hat z.B. beim Syrien krieg, auch da gab es unzählbar viele Kriegsverbrechen!



    Mit Diktatoren eines Kalibers wie Putin macht man halt keine Geschäfte, ich denke, das die jetzigen Ereignisse für Generationen von Menschen im Westen das verhalten gegenüber Russlands verändern wird.

    Putin macht eine rolle rückwärts ins 18. und 19. Jahrhundert, für die Bürger Russlands wird dies auf lange Sicht zur Katastrophe, es wird sich keine freie Gesellschaft bilden können.

    Die Menschen in Russland bekommen ja nur die Propaganda des Kremls als Informationsquelle und da ist es wie Nawalny schon erkannt hat, für die meisten Russen*innen unmöglich die Wahrheit zu erkennen. Der Kreml hat durch die Kontrolle der Medien auch die Meinungskontrolle.

    Dieser Krieg wird aber auch nicht der letzte sein, welcher Putin beginnen wird, sollte die Ukraine verlieren und sich unterwerfen müssen, deshalb ist es wichtig, das die Ukraine gewinnt, denn als nächstes wird es sonst Nato Staaten wie z.B. Polen treffen.



    Das leiden durch Krieg der Menschen wird so lange weiter gehen, wie Putin im Kreml an der macht ist.

  • Auch wenn ich die Wut der Autorin verstehen kann, so geht doch die Forderung an die Russen, gegen Putin zu protestieren, von einer Kollektivschuld aus, welche laut Genfer Konvention nicht relevant ist. Die daraus folgende Kollektivstrafe ist sogar ein Kriegsverbrechen.



    Aussagen wie "Auch muss benannt werden, dass sich mitschuldig macht, wer das passieren lässt." (aus den Kommentaren) sind meiner Meinung nach antidemokratisch und widersprechen demokratischer Rechtssprechungen.

    • @endervoid:

      Wenn mehr als 80% einer Bevölkerung den Kurs der Regierung unterstützen, von was soll denn da die Autorin bitte ausgehen?



      Schweigen bedeutet eben auch zustimmen und ist inzwischen ja wohl keiner Diskussion mehr würdig.

      Sicher mag es Russen geben die protestieren und dann auch fliehen müssen.



      Aber Ausnahmen bestätigen eben leider die Regel.

    • @endervoid:

      "Auch wenn ich die Wut der Autorin verstehen kann, so geht doch die Forderung an die Russen, gegen Putin zu protestieren, von einer Kollektivschuld aus, welche laut Genfer Konvention nicht relevant ist."



      Quatsch, Schamgefühl kann jeder Mensch empfinden und das hat nichts mit Juristerei zu tun sondern mit Ethik, Moral und gesundem Menschenverstand. Lassen Sie die Kollektivschuld aus dem Spiel, die Autorin erwähnt sie an keiner Stelle!

  • Rein machtpolitisch betrachtet:



    Russland fällt in die Ukraine ein, um sein Staatsgebiet/seinen Einflussbereich zu vergrößern. Um die Wirtschaft der Ukraine zu übernehmen und damit Geld zu verdienen.



    So wie Russland sich verhält, kriegt es den Hals aber nicht voll. Russland wird den eingeschlagenen Weg fortsetzen. Das war schon bei Afghanistan so, hat sich in den früheren Sowjetstaaten fortgesetzt und wird in Sysrien, Libyen und Mali konsequent weiterverfolgt.



    Einfach zuschauen kann "der Westen" nicht mehr, denn wenn man Russland gewähren lässt, geht es an die eigene Existenz. Also hilft man der Ukraine mit Waffen. Aber: bloß nicht in den Krieg eintreten.....



    Wie dämlich sind wir eigentlich? Wir sind doch längst im Krieg mit Russland. Warum weigern wir uns, das wahrzunehmen und Konsequenzen zu ziehen?

  • Was wird erst passieren, wenn die Ukraine den Krieg verliert?

  • "... Dies ist ein Krieg aller Russ*innen ...": das ist so nicht richtig. Es zeigt, wie sehr der Hass den Verstand vernebelt. Und auch der Westen ist nicht unschuldig.

    • @MobbingOpferUniSalzburg:

      auch ich sehe keinen "Krieg aller Russ*innen" - jedoch sieht es der Kreml so, propagiert es der Kreml so.



      Und solange der Kreml beanspruchen kann für ganz Russland zu stehen, muss man ihn, als einzige effektive Repräsentation des "Russischen Volkes", im Namen der Diplomatie, beim Wort nehmen.

      Natürlich ist der Großteil aller Russ*innen seit diesem Krieg komplett mundtot, mMn. Sie werden nicht gehört, wenn sie für weiße Schilder sicherheitsverwahrt werden, und es ist auch egal.

      Der Kreml unterdrückt auch Meldungen russischer Truppenverluste, und tötet die Gefallenen somit ein zweites Mal.

      in Kürze: Russland ist -derzeit- Kreml und Vieh.

  • In den okupierten Gebieten werden Filtrationslager betrieben um die Bevölkerung auf "Linie" zu bringen.

    www.nzz.ch/interna...vorbild-ld.1691722

  • Ich kann die Autorin als Halbrusse sehr gut verstehen, mittlerweile fange ich selbst an einen gewissen Hass auf die Russen und Russland zu entwickeln. Mein Besuch dort vor einigen Wochen hat mich in diesem Gefühl nur noch bestärkt.



    Ehrlich gesagt verliere ich die Hoffnung, noch irgendeine gemeinsame Sprache mit diesen Menschen zu finden.



    Die Propaganda und Gehirnwäsche ist sehr schlimm und mittlerweile so tief in den Köpfen der meisten Menschen verwurzelt, dass selbst die abstrusesten und abwegigsten Geschichten vom "Volk" abgekauft werden. Für die sind wir Deutschen bzw. Europäer Nazis und russophober Abschaum.



    Der einzige Hoffnungsschimmer sind die jungen, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion geborenen Menschen, die sich nicht nur im Fernsehen und der Zeitung informieren, aber die haben zumeist auch Angst, offen ihre Meinung auszusprechen, in der Furcht für 15 Jahre in den Bau zu müssen.

    • @prinzipienloser Paragraphenreiter:

      Die Mentalität der Russen ist eigentlich die gleiche wie die der Deutschen im Dritten Reich. Verblendet durch Propaganda und Indoktrination. Das zu ändern war in Deutschland sehr schwierig und hat lange gedauert - und ist stellenweise bis heute nicht abgeschlossen.



      Ich kann mir gut vorstellen, dass Ähnliches auch in Russland notwendig sein könnte, zumindest solange die Propagandamaschinerie in Russland noch besteht.

  • Ich denke, daß das Aufkommen von Hass eine ganz normale Reaktion auf die Invasion der russischen Armee in der Ukraine ist. Besonders die Grausamkeiten gegen die Zivilbevölkerung würde auch in mir ähnliche Gefühle wecken. Ich würde zumindest eine irre Wut bekommen, die es auch mir dann ermöglichen würde, mich gegen die russische Armee zur Wehr zu setzen, auch wenn sie eigentlich überlegen ist. Und auch wenn ich nicht alle Russen in die Pflicht nehmen kann, NEIN zu diesem Krieg zu sagen, so denke ich mittlerweile auch, daß es viel mehr Widerstand geben könnte. Wir leben in besser vernetzten und besser informierten Zeiten. Auch in Russland ist es möglich, sich über den Ukraine-Krieg zu informieren. Es hat auch viel mit Bequemlichkeit zu tun, daß die Russen sich nicht mehr zusammentun und ihren Terrorstaatsapparat empfindlich stören. Ab einer gewissen Größe und Kontinuität einer Protestbewegung kriegt auch so ein Staat Stress. Ich finde, wir alle sollten das langsam wissen, auch in unseren demokratischen Staaten. Ich nehme sicherlich nicht das Wort Kollektivschuld in den Mund, aber langsam sollte die Menschheit das Wort Eigenverantwortung schätzen....

  • Zitat: "(...) Dies ist nicht nur der Krieg von Putin und seinen Gefolgsleuten. Dies ist ein Krieg aller Russ*innen, den ihr Präsident in ihrem Namen führt. (...)"



    ____

    Bitte nicht schon wieder eine Kollektivschuldebatte. "Kollektivschuld" gibt es nicht. Sonst müsste man z.B. u.a. auch nach einer "Kollektivschuld" aller US-Amerikaner bezüglich der Folterungen in Guantánamo oder einer "Kollektivschuld" aller Chinesen bezüglich der Verbrechen in Tibet bzw. an den Uiguren, oder einer "Kollektivschuld" aller Iraner bezüglich der "Hinrichtung" (eigentlich ja: Ermordung) von Homosexuellen sprechen. Und so weiter. Man muss ja schon immer und überall mit dem gleichen Maß messen.

    • @Rojas:

      "Ganz im Gegenteil. Vielmehr begannen diese Millionen als Zeichen der Unterstützung überall „Hakenkreuze der neuen Zeit“ zu zeichnen – die Buchstaben Z und V. Dieser Zynismus zerstörte die letzte Hoffnung der Ukrainer*innen, dass sich die Rus­s*in­nen aus ihren autoritären Fesseln befreien könnten."



      Habe keine solche Unterstützung in den von Ihnen vorgebrachten Beispielen gefunden. Trotzdem sollte man nicht von Kollektivschuld sprechen, was die Autorin auch nicht macht. Warum Sie das Wort hier einführen, um dann zu sagen "sowas gibt es nicht" sollten Sie erklären.

    • @Rojas:

      Nein. Bitte nicht schon wieder Versuche der Schuldrelativierung und der Relativierung des aktuellen Verbrechens ("Guantanamo, aha, ...).

      Jedes Kind weiß, dass nicht jede/r einzelne Russ*in das will was da passiert. Aber es ist glasklar, dass die übergroße Mehrheit das mitträgt.

      Und das muss (!) benannt werden.



      Auch muss benannt werden, dass sich mitschuldig macht, wer das passieren lässt. Weil es so ist, auch wenn es manchen nicht passt.

      • @agtaz:

        Das ist keine Relativierung, sondern Fakt. Zweierlei Maß offensichtlich.

    • @Rojas:

      Ich glaube Sie vergessen was Putin mit Menschen außerhalb Russland macht, die öffentlich gegen Ihn sind. Mehr sage ich nicht dazu.

  • Russland begeht Genozid in der Ukraine (1)sie geben selber zu das sie tausende Kinder nach Russland verschleppt haben und dort zur Adoption an russische Paare gegeben haben. Die Kommentatoren hier sollte sich Sorgen darum machen nicht um den gerechten Hass der Ukrainer.

    1. Artikel II der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes besagt das gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe ist Genozid.

  • Ihre Gefühle sind menschlich und nur zu verständlich. Putin und seine Schergen haben jeden Hass mehr als verdient. Hoffen wir, dass Putins Wirkenszeit nur noch sehr begrenzt sein wird. Dieser Diktator hätte in die Mitte des 20. Jahrhunderts gepasst. Anfang des 21. Jahrhunderts ist er nur ein Dinosaurier, der sich weigert, auszusterben.

  • Der Artikel ist sehr eindrücklich.



    Die Beschreibung des Krieges sind schlimm.



    Der Weg, den die Autorin hier aufzeichnet, kann man nachvollziehen.



    Es herrscht Krieg zwischen Russland und der Ukraine.



    Dadurch sind aber nicht Alle Kriegsverbrecher.



    Die Menschen in Russland leben mittlerweile in einer Diktatur. Freie Meinung wird unterdrückt, Umfragen sind daher Makulatur.



    Dennoch erreichen uns Berichte über mutigen Widerstand. Die schweigende Masse im heutigen Russland ist aber auch nicht "Schuld" an diesem Krieg, wie der Artikel nahelegt. Viele haben vielleicht einfach Angst von Repression und Gefängnis, schließlich kann das Wort "Krieg" bereits solche Folgen haben.



    Ein aktueller Bericht in der taz über einen russischen Jounalisten im europäischen Exil beschreibt sehr deutlich, warum wir die Grenzen für Flüchtende offen halten sollen.



    Wir können vielen Ländern dankbar sein, dass sie, in Zeiten unserer Diktatur, für Flüchtlinge offen waren.



    Deutschland hat eine große historische Schuld.



    Asyl ist ein kleiner Baustein, Vergangenes Unrecht zu lindern.

    • @Philippo1000:

      ich verstehe diese verquere bedürfnis einfach nicht, einem derartigen grauen, den eigenen wunsch nach nicht- verurteilung- einer volksgruppe als wichtiger gegenüber zu stellen? bereits der 3. beitrag den ich lese, der sich exakt diesen passus herausfiltert und in typischer erziehungsmanier mit dem erhobenen moralischen zeigefinger eine unsagbare tragödie aus der entfernung zu bewerten/kritisieren? bin sprachlos..

    • @Philippo1000:

      Sehe ich, der in einer Diktatur gelebt hat, anders. Mindestens 20% der Russen sind schuld, weil sie aktiv mitmachen. Weitere 40% haben nichts dagegen, so lange es täglich warme Suppe auf den Tisch gibt.



      Ähnliche Quote in jeder Diktatur. Bei Hitler waren mehr aktiv dabei.

  • Das ist eben das Schlimme, dass mit dieser Art totalen Kriegführung eine Militarisierung einhergeht - auch der angegriffenen Seite, die sich verteidigt. Eine Gesellschaft verkriegt.



    Genau das zerstört die bunte Vielfalt der individuellen Entfaltungen, die in der Ukraine seit 2006 stattfanden.



    Der Krieg aus purer Missgunst erfüllt diesen Zweck: eine Geschichte abbrechen, Menschen das Leben zu zerstören.



    Ich kann auch die Moskautreuen nur verachten.

  • Selbst Stalin hätte nicht so gewütet, *einfach so*, aus reiner Verrohtheit gegenüber den "Untermenschen", wieder und immer wieder.

    Es ist nicht das Gesicht Russlands, es ist das Gesicht des Putinismus, und wer ihm ins Gesicht gesehen hat, der kann am faschistischen Wesen dieser Ideologie nicht mehr ernsthaft zweifeln.

  • Ihre tiefe Ablehnung und Abneigung gegen Russland als Verursacher des Leids der Ukraine bezeichnet die Autorin als "Hass", der dem Überlebenskampf des ukrainischen Volkes Kraft geben soll. Ich verstehe das Wort "Hass" als tiefe Empörung über den faschistischen Vernichtungskrieg Russlands gegen seinen kleinen Nachbarn. Diejenigen, die nun semantische Überlegungen über der Begriff "Hass" des Opfers anstellen und ihn womöglich gleichsetzen mit dem extrem Bösen des Täters, haben nichts verstanden vom Leid des ukrainischen Volkes.

  • Das Abstoßende an diesem Text von Magasowa (deren Berichte ich sonst immer sehr geschätzt habe) ist nicht der Hass, der in ihr aufsteigt und den sie ehrlich und selbstreflektiert zu Papier bringt, sondern der unreflektierte Nationalismus hinter ihrer Einteilung der Menschen in "Ukrainer" und "Russen". Hass gegenüber Tätern und Sympathisanten der Untaten zu entwickeln, die das Leben in deinem Land zur Hölle machen und dir den Boden unter den Füßen wegziehen, ist gut nachvollziehbar. Nicht zwischen individuellem Täter und Opfer, sondern zwischen Russe und Ukrainer zu unterscheiden, ist dagegen irrational. Wer sich das nicht mehr klarmachen kann, ist verloren, auch wenn sie vorher "Antimilitaristin" war. Man muss davon ausgehen, dass diese naiv nationalistische Sichtweise, die vergisst, dass Menschen in erster Linie einfach nur Menschen sind und nicht Russen oder Ukrainer, schon in ihrer antimilitaristischen Zeit in ihr geschlummert hat und nicht erst durch den Krieg in ihr Denken eingedrungen ist. Das ist angesichts der nationalistisch aufgeladenen Debatten in diesem Land seit jeher einfach nur die plausibelste Annahme und kein Vorwurf gegen Magasowa. Doch genau an dieser Stelle ist ihr "Hass" nicht nur nicht mehr nachvollziehbar, sondern auch nicht mehr entschuldbar, sondern verdient entschiedenen Widerspruch.

    • @Günter Picart:

      Sehe ich anders. Der Hass gegen Russen und alles Russische ist nachvollziehbar und eine meiner Meinung nach logische Konsequenz. Es wäre eher eigenartig, wenn dem nicht so wäre bei solchem Leid.

      Solange die Autorin bei einer individuellen Begegnung mit einem Russen sich nicht automatisch vom Hass leiten läßt, sondern der Person eine Chance gibt zu zeigen, dass sie anders ist, ist dies auch völlig in Ordnung.



      Falls die Person dies nicht ist, hat sie jegliches Recht diese Person "zum Teufel zu wünschen".

    • @Günter Picart:

      Sehe ich anders, der Hass ist hier eine natürliche Reaktion auf unermessliches Leid, dass den Ukrainern von Russland, nicht Putin allein, zugefügt wird. Er ist damit zum einen nachvollziehbar, zum anderen muss er nicht entschuldigt werden, da die Autorin sich ja dieses Gefühls bewusst ist und somit entscheiden kann, wie sie damit umgeht. Unentschuldbar wäre es, wenn sie sich von diesem Gefühl leiten ließe.

  • Ein beeindruckender Text.

  • Danke für den Artikel.

  • komisch. Für Syrien, Lybien, Iran, Irak, Afghanistan, Jemen und so viele mehr hat sie nicht gehasst. Ich hasse die inzwischen einseitige westliche Reaktion darauf, die den Krieg und das Leid nur verlängert. Und zwar nicht wegen der Freiheit der Ukraine sondern dem Fortbestand des kapitalistischen Wertesystemes. Nur leider wird man mit solch einer Meinung inzwischen totgebrüllt. Es ist ein zweiter Krieg zwischen Ost und West, diesmal heiß statt kalt. Als Kind stand ich auf der anderen Seite und ehrlich. Beide Seiten sind gleich bekloppt.

    • @Christian Ziems:

      Was hat das mit dem Kapitalismus zu tun? Ist Russland nicht kapitalistisch?

    • @Christian Ziems:

      Natürlich wirst du niedergebrüllt. Wenn du auf eine Beerdigung gehst und den Trauernden vorwirfst sie hätten aber über den toten Nachbarn damals nicht so sehr geweint, wie um ihren toten Angehörigen jetzt gerade, da würde dir das auch keiner einfach durchgehen lassen.



      Was du machst ist unverschämt, gefühllos, rücksichtslos und überheblich, dir gehört entgegengetreten weil du im Namen deiner "Moral" auf andere herabsiehst und dich für besser hälst, weil du ja verstanden hast wie böse das System ist.



      Du kannst all diese Dinge ruhig denken und sie zu gegebenem Zeitpunkt auch sagen, aber der Zeitpunkt ist nicht jetzt und der Ort dafür ist nicht hier.

    • @Christian Ziems:

      Was ist daran "komisch"? Die Frau ist Ukrainerin und muss miterleben, wie das Land in dem sie aufgewachsen ist, in dem ihre Familie und ihre Freunde leben, gerade zerbombt wird, wie tagtäglich Gräueltaten verübt werden.

      Isses wirklich so schwer vorstellbar, dass was das emotional mit einem Menschen macht?

      Dafür nimmst du dir das Recht, ohne selbst betroffen zu sein, die Unterstützung des Angegriffenen zu "hassen" und setzt Verteidigung mit Angriffskrieg gleich.

      DU "hasst die Reaktion des Westens", DEINE Meinung wird "totgebrüllt" und DU hast als Kind auf der "anderern Seite" gestanden.

      In deinem Text gehts nur um dich. Und dann kritisierst du die Autorin, die hier ganz ehrlich ihre Gefühle und Ängste beschreibt?

      Da fällts zumindest mir mal schwer, dir deine Sorge um das Leid der Ukrainer abzunehmen.

  • Sehr gut und ehrlich geschrieben, nur dass zu ergänzen ist, dass Hass nahezu immer ein schlechter Ratgeber ist. Hass ist eine Emotion, die mit dem Wunsch nach Zerstörung, Rache und Vernichtung zusammenhängt. Sie engt die kognitive Verarbeitung ein und kann zur Verdrängung anderer Werte führen. Hass erschwert die Lösung von Konflikten.

    Hass von Angegriffenen kann genauso gefährlich werden wie der Hass von Angreifern, sofern diese aus Hass handeln. Hass ist gemeinsam, dass nicht mehr differenziert wird und dass totale Urteile über die gesprochen werden, die gehasst werden.

    Hass war auch bei dem Dugina-Mord am Werke und wie es Hass meistens tut, wird er zu neuem Hass und mehr Toten führen.

    Bei ntv fand ich aber ein bemerkenswertes Statement einer Oppositions-Gruppe in Russland, die bereits vor dem Krieg gegen die Ukraine Sabotage-Akte verübte und diese seither verstärkte. Ich zitiere einen kurzen Auszug, weil sich hier Widerstand zeigt, der KEIN Hass ist, was gerade in diesen Zeiten beeindruckend ist:

    "Dass eine "unbewaffnete Frau, deren Märtyrertod Putins faschistisches Regime zu humanisieren scheint", zum Opfer des Anschlags geworden sei, löse Zweifel am Sinn der Operation aus, heißt es in einem Statement der Gruppe, das ebenfalls auf Telegram veröffentlicht wurde. Die Bewegung stehe zwar auf der gleichen Seite "mit denjenigen, die den Putinismus mit direkten Aktionen bekämpfen". Dabei solle man jedoch die richtigen Mittel wählen. ": www.n-tv.de/politi...ticle23542109.html

    • @PolitDiscussion:

      Es ist zu befürchten, dass das Attentat auf Dugina weniger das Ergebnis von Hass auf sie verübt wurde, sondern aus einem maximal wiederlich-zynischem Kalkül heraus, nämlich dem, die Unterstützung der russischen Bevölkerung für den Krieg zu stärken - indem in dieser der Hass geschürt wird.



      Es scheint unvorstellbar, aber es gibt mittlerweile etliche Indizien, dass das Attentat von hoher, wenn nicht höchster Stelle initiiert wurde und z.B. der FSB seine Finger im Spiel hatte.



      Putin jedenfalls schlachtet den Mord weidlich für seine Zwecke aus.

      • @jlMG:

        Was es aber zu bewirken scheint, ist etwas ganz Anderes (und das war auch abzusehen):

        Den aktiv den Krieg ablehnenden Teil (vielleicht so 20%, evtl mehr, bei Jüngeren 50%+) schockiert es nicht groß; seit dem Beginn des 2. Tschetschenienkrieg erwarten die nichts anders als solche Aktionen.

        Die den Krieg nicht aktiv ablehnende Mehrheit spaltet es: für die kriegsmüden 50-70% ist es im aktuellen Gesamtkontext (explodierende Lager und Brücken, stagnierender Vormarsch, unklare Gesamtperspektive, Sanktionen) ein starker Anstoß, sich endgültig im Lager der passiven Kriegsgegnerschaft zu verorten: der Krieg ist definitiv in all seiner Widerlichkeit an der Heimatfront angekommen; der Sieg ist verloren.



        Die restlichen 25-40% der Gesamtgesellschaft - Tendenz vermutlich sinkend - werden durch den Anschlag kaum weniger stark in die entgegengesetzte Richtung gedrängt, nämlich sich im blind wütenden Fanatismus zu verorten.

        Um Putins Großes Russisches Volk(TM) zu einen, kam der Anschlag zur Unzeit. Schockierend und grotesk, polarisiert und spaltet das Lager derer, die dem Krieg ambivalent bis positiv gegenüberstehen. Die (egal ob im Großen oder Kleinen) bereits aktiv Opponierenden sehen sich hingegen rundweg bestätigt.

        "Putin jedenfalls schlachtet den Mord weidlich für seine Zwecke aus."

        Naja, er versucht es zumindest erst mal.



        Wenn es gelingt, wissen wir, dass er dahintersteckt... wann immer er auf "Gegner und Feinde" reagiert, ist er Kaiser ohne Kleider. Wenn er aber das Schachbrett nach seinem Ermessen mit Figuren bestückt, ist er der Großmeister aller Großmeister.

      • @jlMG:

        Zumindest ist es auffällig, der der FSB zwar nicht in der Lage war, das Attentat vorherzusehen geschweige denn zu verhindern, aber innerhalb von nur zwei Tagen weiß, wer es war.

        Das erinnert doch sehr an die Sprengungen von Wohnhäusern durch FSB-Agenten, die Tschetschenen in die Schuhe geschoben wurden. Auch damals hatte man die "Täter" ganz schnell.

      • @jlMG:

        @Guido F. Gebauer

        Zur Zeit stehen Genoss*innen aus der Szene vor Gericht. Es lohnt sich, vor diesem Hintergrund das gesamte Statement zu lesen.