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Austritt nach Rechtsruck der AfDGründungsmitglied Oppel tritt aus

Nach dem Rechtsruck in Riesa zieht eine langjährige Bundesschiedsrichterin offenbar Konsequenzen. Dafür gibt es neue Konfliktlinien im Bundesvorstand.

Und Tschüss: Nach dem Rechtsruck in Riesa muss Alice Weidel erste Mitglieder verabschieden Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Berlin taz | Nach dem deutlichen Rechtsruck auf dem Parteitag in Riesa ist die innerhalb der AfD durchaus bekannte und wichtige Monica-Ines Oppel ausgetreten. Die bayerische Rechtsanwältin war 2013 Gründungsmitglied der mittlerweile extrem rechten Partei. Mit ihrem Austritt hat sie offenbar Konsequenzen aus dem neu besetzten Bundesvorstand und dem langjährigen Radikalisierungskurs der AfD gezogen, zumindest wird das parteiintern von verschiedener Seite kolportiert und spekuliert.

Auf taz-Anfrage bestätigte Oppel zwar ihren Austritt zum Monatsende, wollte sich aber offiziell nicht zu den Gründen dafür äußern. Sie war bis zum Parteitag in Riesa Präsidentin des parteiinternen Bundesschiedsgerichts. In ihrer Amtszeit annullierte das Schiedsgericht unter ihrer Führung etwa die Mitgliedschaft des Rechtsextremen Andreas Kalbitz, die mit veränderten Mehrheitsverhältnissen nun womöglich wieder zur Diskussion steht.

Auch das auf dem Parteitag von Riesa neu gewählte Bundesschiedsgericht ist deutlich nach rechts gerückt. Oppel war in Riesa nicht erneut angetreten, dafür haben im Bundesschiedsgericht nun Leute wie Gereon Bollmann aus Schleswig-Holstein das Sagen, der einst als Landesschiedsrichter den Rauswurf von Doris Sayn-Wittgenstein wegen rechtsextremer Kontakte verworfen hatte.

Und der ebenfalls gewählte Roland Ulbrich aus Sachsen kritisierte in seiner Vorstellungsrede ganz offen „systemkonforme Tendenzen“ in der AfD – mit ihm werde es keine „PAV-Orgien“ mehr geben. PAV steht für Parteiausschlussverfahren. Ulbrich deutete auch an, dass Kalbitz' Teilnahme an einem neonazistischen HDJ-Feriencamp (Heimattreue Deutsche Jugend) für ihn kein Ausschlussgrund sei.

Grabenkämpfe gehen weiter, Meuthen-Lager hält still

Offen ist, wie viele prominente Mitglieder Oppel folgen werden. Die Reste des Meuthen-Lagers, die Stil und Auftreten, wenn auch häufig nicht die rechtsextremen Inhalte der völkischen Strömung um Björn Höcke ablehnen, halten nach dem deutlichen Rechtsruck bislang still. Viele Op­por­tu­nis­t*in­nen dürften auch aus Rücksicht auf ihre Mandate die Opposition zu den rechtsextremen Kreisen aufgegeben haben.

Das heißt allerdings nicht, dass interne Grabenkämpfe vorbei sind: Der neue Bundesvorstand ist erst ein paar Tage alt, aber neue Konfliktlinien haben sich bereits vor seiner Konstituierung vergangenen Freitag aufgetan. Nicht nur warf der sachsen-anhaltinische rechtsextreme Lautsprecher Hans-Thomas Tillschneider den neu gewählten Chefs nach dem abgebrochenen Parteitag vor, „Krieg gegen die eigene Partei“ zu führen und verglich ihren Stil mit dem des ausgetretenen Parteichefs Jörg Meuthen. Auch flammte ein Konflikt zwischen Alice Weidel und Höcke auf, nachdem diese sich zunächst über eine mögliche Kandidatur des Höcke-Vertrauten und Weidel-Intimfeinds Dirk Spaniel zerlegt hatten und Weidel sich später gegen Höckes rassistische und verschwörungsideologische Europa-„Resolution“ aussprach.

Kristallisationspunkt des Konfliktes könnte der von Höcke auf dem Parteitag durchgebrachte Antrag sein, die rechtsextreme Pseudogewerkschaft „Gewerkschaft Automobil“ von der Unvereinbarkeitsliste zu streichen. Der Gründer hat Bezüge zur Terrororganisation Blood & Honor, ebenso zu NPD und III. Weg.

Deswegen kündigte der neu gewählte und inzwischen konstituierte Bundesvorstand bereits an, den Parteitagsbeschluss bedingt zu befolgen. Weidel sagte bei einer Pressekonferenz vergangenen Freitag, die Delegierten hätten gar nicht gewusst, worüber sie abgestimmt hätten. Die Organisation sei keine gewerkschaftliche Interessensvertretung. Der „Verein“ sei „hochgradig toxisch“ und gehöre zurück auf die Unvereinbarkeistliste, so Weidel.

Gleichwohl räumte der Co-Vorsitzende Tino Chrupalla ein, dass mit dem Parteitagsbeschluss formell die Unvereinbarkeit aufgehoben sei. Dennoch habe der Bundesvorstand die Hoheit über die Mitgliedsaufnahme, sagte Chrupalla. Auf dem Parteitag hatten mehrere Mitglieder des neu gewählten Bundesvorstands die von Höcke geforderte Streichung mit deutlichen Worten unter anderem als „Harakiri“ angesichts der Verfassungsschutzbeobachtung der Partei kritisiert. Ebenso hatte sich etwa das Höcke nahestehende Vorstandsmitglied Maximilian Krah dafür ausgesprochen. Die heftigen internen Konflikte bleiben der AfD und im Bundesvorstand erhalten – und werden auch weiter öffentlich ausgetragen.

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4 Kommentare

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  • Ist ja lächerlich! Wer in der AFD über den Rechtsruck schockiert war, hätte schon vor Jahren austreten müssen. Programm und Sprache zeigten schon vor Jahren, in welche Richtung das ging. Spätestens seit dem Weggang von Lucke und der Machtübernahme durch Petry war klar, dass Rechtsradikale in der Partei nicht nur geduldet, sondern hofiert werden bzw. den Laden schon übernommen hatten. Wer erst jetzt die Reißleine zieht, ist doch reichlich unglaubwürdig. Die sogenannten "Gemäßigten" in der Partei sehen nur ihre Felle wegschwimmen.

  • Selbstzerfleischung - gut so!



    Einfach warten bis sich die AfD selbst abgeschafft hat.



    Dürfte nicht mehr lange dauern, bis sie von 5% nur noch träumen kann.

    • @Rudi Hamm:

      Das wird schon seit Jahren prognostiziert, demoskopisch bleibt die Partei jedoch stabil. Daraus folgerte ich, dass die AfD nicht trotz, sondern wegen ihrer faschistischen Tendenzen gewählt wird … das neonazistische Potential im zweistelligen Bereich ist eben vorhanden. Leider.

      • @Abdurchdiemitte:

        Genau so ist es. Die Selbstzerlegung hatte bei der aus ausschließlich Dumpfbacken bestehenden NPD funktioniert, im Fall der AFD (bis jetzt) leider nicht.