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Kampf gegen VorurteileAntisemitismus und Islamophobie

Juden- und Muslimhass existieren parallel und oft im gleichen Milieu. Eine offene Vorurteilsforschung ist Voraussetzung für ihre Bekämpfung.

Illustration: Katja Gendikova

M it dem Satz „Was unseren Vätern der Jud ist für uns die Moslembrut“ dokumentieren Rechtsradikale 2009 am KZ Mauthausen ihren Hass auf Muslime. Der Eindruck, dass Muslimhass den Judenhass abgelöst habe, ist jedoch falsch. Beide Ressentiments sind komplementär, beide existieren parallel und nicht selten im gleichen Ressentimentträger.

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Nicht zuletzt der Anschlag in Halle vor zwei Jahren hat gezeigt, dass der Hass gegen Juden virulent ist und – was nicht so prominent im Fokus der Berichterstattung steht – oft einhergeht mit dem Hass auf Muslime. Nicht zufällig steuerte der Täter nach dem gescheiterten Anschlag auf die Synagoge einen Dönerimbiss an.

Sein „Manifest“ wie auch die Gerichtsprotokolle bestätigen, dass sein rechtsradikales Weltbild von antimuslimischem Rassismus ebenso geprägt ist wie von antisemitischen Weltverschwörungsmythen. Es besteht eine Schieflage in der Wahrnehmung. Die deutsche Geschichte hatte eine besondere Sensibilisierung für Antisemitismus zur Folge – und das ist gut so und noch lange nicht ausreichend.

Institut für Medienverantwortung
Sabine Schiffer

lehrt Journalismus und Kommunikation in Frankfurt am Main. Sie leitet das von ihr ge­­grün­dete Institut für Medienverantwortung in Berlin (IMV), das sich für ein Schulfach Medien­bildung einsetzt.

Aber das Außer-Acht-Lassen der islamophoben Komponente schafft ein reduziertes Framing, das der Problematik nicht gerecht wird. Zudem ist wichtig festzuhalten, dass Antisemitismus und Islamophobie nicht auf Rechtsradikale beschränkt sind. Während der Antisemitismus aufgrund sozialer Erwartungen in der Öffentlichkeit häufig weniger explizit vorgetragen wird, verrät er sich in Äußerungen und Meinungsumfragen.

Der Kampf um die Anerkennung von antimuslimischem Rassismus als vergleichbares Moment zur Spaltung der Gesellschaft hat noch einen weiten Weg vor sich. Der verallgemeinernde Verweis auf muslimische Attentäter oder Antisemiten trägt zur erschwerten Anerkennung der Gefahr bei, die sich durch Anschläge auf Moscheen und Personen zeigt und die nicht weniger virulent ist. Es ist deshalb ein Vergleich antisemitischer und antimuslimischer Diskurse angebracht.

Institut für Medienverantwortung
Constantin Wagner

lehrt Pädagogik an der Uni Mainz und ist freier Mitarbeiter im IMV. Zusammen mit Sabine Schiffer verfasste er das Buch: „Antisemitismus und Islamophobie. Ein Vergleich“, Westend-Verlag.

Nicht selten wird mit dem Verweis auf die Problematik des „Islamophobie“-Begriffs von der Existenz des antimuslimischen Rassismus abgelenkt. Doch auch der im 19. Jahrhundert geprägte Begriff des „Antisemitismus“ trifft nicht das Phänomen, das er beschreiben will. Wilhelm Marr – Journalist und Begründer der Antisemitenliga im Kaiserreich – suchte mit der Bezeichnung den christlich geprägten Antijudaismus, der durch die Aufklärung diskreditiert schien, wissenschaftlich zu verbrämen.

Dass er dafür einen Fachterminus der Sprachwissenschaft übernahm und aus der Sprachfamilie der Semiten nun allein die Juden fokussierte, führt bis heute zu dem Missverständnis, dass arabische Muslime – ebenfalls Semiten im linguistischen Sinne – glauben, sie könnten ja qua definitionem keine Antisemiten sein. Der Begriff ist also schief, aber inzwischen etabliert und akzeptiert– zumindest, was den Kern der Bedeutung anbelangt: Vorurteile, Hass und Gewalt gegen Juden als Juden.

Kaum jemand würde versuchen, über die Kritik am Begriff Antisemitismus das Phänomen des Judenhasses zu bestreiten. Anders beim Islamophobie-Begriff, der in der internationalen Öffentlichkeit das repräsentiert, was die Wissenschaft im Deutschen korrekt als antimuslimischen Rassismus bezeichnet – davon ausgehend, dass sich langsam herumgesprochen hat, dass es keine Menschenrassen, aber Rassismus als ethnisierende Struktur gibt.

Phänomene und Vergleichsmomente

Wenn heute über Moscheebau und Muezzinruf gestritten wird, lohnt der Vergleich mit den Debatten um den Synagogenbau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Besonders heftige Abwehrreaktionen gegen Indizien der Gleichstellung der bis dato Unterprivilegierten zeigten sich auch rund um die sogenannte Emanzipa­tionsdebatte und die Anerkennung der Juden als Staatsbürger im preußischen Landtag Mitte des 19. Jahrhunderts.

Es wurde darüber diskutiert, ob die langjährig Ausgegrenzten loyale Staatsbürger sein könnten, gar als Lehrkräfte auf die Kinder einwirken dürften und ob man nicht das Predigen auf Deutsch vorschreiben sollte, um die Inhalte besser kontrollieren zu können. Diese Momente des Misstrauensdiskurses haben tatsächlich einige wiedererkennbare Vergleichsmomente mit den sarrazinesken Abwehrreaktionen auf erfolgreiche Integration heute.

Sehr vergleichbar – wenn auch nicht gleichzusetzen – ist die Grundstruktur eines Misstrauensdiskurses: Stereotyp ausgewählte Fakten werden ständig wiederholt und als repräsentativ für eine ganze Gruppe verstanden, Beispiele für das Behauptete finden sich immer. Es entsteht ein kohärentes System, das wie ein Filter für die weitere Wahrnehmung wirkt und damit der Selbstbestätigung zuarbeitet.

So lässt sich die Vorstellung von „Parallelgesellschaften“ konstruieren, die auch als „Staat im Staate“ – so das Bild aus dem antisemitischen Diskurs – gelesen werden können. Und wer aus den erwarteten Mustern ausbricht, etwa jüdische oder muslimische Gebräuche ablegt, die/der kann – ganz kohärent – mit dem Vorwurf der Verstellung belegt werden.

Rassismusleugnung und Projektionsversuche

Das einmal geschaffene geschlossene System an Vorstellungen kann, auch nach Phasen der Aufklärung und geglaubter Überwindung, immer wieder belebt werden unter Rückgriff auf längst widerlegte Falschbehauptungen. An dieser Stelle zeigt sich aber auch ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen antisemitischem und antimuslimischem Diskurs:

Während beide ins Verschwörungsmythische abgleiten, bildet der Antisemitismus bislang das Alleinstellungsmerkmal der omnipotenten Welterklärungsformel, die hinter allem auf den ersten Blick Unerklärlichen sofort jüdische Akteure vermutet. Und hierin liegt auch ein weiterer Unterschied in der Perspektivgebung:

Dem Überlegenheitsgefühl Muslimen gegenüber steht auf der anderen Seite ein Unterlegenheitsgefühl den als besonders mächtig interpretierten Juden gegenüber; wofür einige aktuelle Verschwörungsmythen im Covid-19-Kontext ein weiteres Beispiel für strukturellen Antisemitismus abgeben.

Die Angst vor einer Verharmlosung des Holocaust darf nicht dazu führen, dass der Maßstab für die Einschätzung von Bedrohungslagen zu hoch angelegt wird; und nicht dazu, dass man andere Abwertungsdiskurse neben dem Antisemitismus leugnet, wozu die Islamfeindlichkeit ebenso gehört wie Sexismus oder Homophobie, Antiziganismus, DDR- und Obdachlosenfeindlichkeit, wie dies der langjährige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, Wolfgang Benz, in seinem Plädoyer für eine Nutzbarmachung der Erkenntnisse aus dem gut erforschten antisemitischen Diskurs für eine offene Vorurteilsforschung – selbstverständlich ohne Gleichsetzung – anmahnt.

Statt die vielfältigen und vielschichtigen Bedrohungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt jeweils ernst zu nehmen und anzugehen, ist immer wieder das Ausspielen einzelner Betroffener gegeneinander sowie der Verweis der Problematik auf das Internet zu beobachten.

Religionisierung des Nahostkonflikts

Während Muslime auf Juden, Juden auf Muslime, alte Medien auf das Internet und die Politik auf Clans verweisen, werden zu leicht die Entwicklungen und Initia­tiven übersehen, die sich gegen diese pauschalierenden Zuweisungen stellen und zeigen, dass sich gemeinsam Zeichen setzen lassen – so vor Jahren, als Rabbiner und Imame gemeinsam eine Erklärung gegen Gräberschändungen verfassten, oder Initiativen wie Salam-Shalom, die den Glauben an einen Friedensprozess im Nahen Osten nicht aufgeben wollen.

Sie ernten nicht selten Hass statt Unterstützung. Aber Meinungsfreiheit umfasst Volksverhetzung nicht, sie endet bei der Verletzung der Würde des Anderen. Und Hetze betreiben – bewusst oder unbewusst – Akteure aus Politik, etablierten Medien und neuen Angeboten im Internet. Die Verantwortung der Justiz wäre es, derlei Grenzüberschreitungen überall konsequent zu verfolgen und es nicht undurchsichtigen Internetkonzernen zu übertragen, bei anschlussfähigen Themen Zensurmöglichkeiten für die Kommunikationskontrolle zu implementieren.

Deshalb braucht es Medien, die das Doppelmaß in der Anerkennung von Straftatbeständen aufdecken und nicht gar noch bedienen – vermeintlich oder tatsächlich aus woken Haltungsprinzipien. Dass die hier aufgezeigte Problematik um Antisemitismus und Islamophobie kein Problem des Internets ist, wie es gerade angesehene Medien gerne glauben machen wollen, beweist der Holocaust selbst.

Während natürlich Social Media, Algorithmen, Microtargeting und Filterblasen ihren Teil zu sich polarisierenden Diskursen beisteuern, erhalten diese vor allem dann diskursives Gewicht, wenn sie von Trägern eines gewissen Ansehens kolportiert werden. Hier ist zwischen Idealen und Ansprüchen und deren Umsetzung zu unterscheiden.

Allein ein Vergleich von Pressefotos zur Illustration der Berichterstattung belegt schnell, wie orthodoxe Juden und kopftuchtragende Musliminnen gerne als Motive für das Visual Framing herangezogen werden, obwohl sie nur eine Minderheit in ihren meist zu homogen dargestellten Communitys sind.

Die bildlich-religionisierende Zuweisung im Konflikt um Israel-Palästina mit religiöser Symbolik – oder auch deren sprachliches Pendant – macht den Territorialkonflikt nicht lösbar und lenkt erfolgreich von den relevanten Rechtsgrundlagen ab: dem Völkerrecht. In Deutschland mischt sich in die auch international erkennbaren Tendenzen auffällig ein Moment der Schuldabwehr – etwa durch die Projektion von Antisemitismus vornehmlich auf Muslime.

Sowie es sich hier gebietet, die gleichen Rechtsgrundlagen zum Maßstab für alle zu machen, so verhält es sich ebenso mit der Bekämpfung klar definierbarer Hassrede in der Jurisdiktion. Antisemitismus und Islamophobie sind aber noch auf anderen Ebenen zu bekämpfen. Eine Analyse ihrer Grundlagen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, ebenso wie der Wille zur Veränderung.

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26 Kommentare

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  • Es ist erschreckend, mit welcher Beharrlichkeit die Fremdenfeindlichkeit gegen Muslime genutzt wird, um Antisemitismus und damit den Holocaust zu relativieren. Fremdenfeindlichkeit muss in allen Völkern dieser Welt bekämpft werden. Der Antisemitismus, der zum Holocaust führte, wurde nur von Deutschen ausgeführt. Der Holocaust ist so monströs, so böse und so unglaublich, als dass der Versuch, das spezifische und die Einmaligkeit dieses Verbrechens zu relativieren, einer gesonderten Untersuchung bedarf. Es kann nicht oft genug, besonders auch an dieser Stelle, auf die Arbeit von Daniel Jonah Goldhagen „Hitlers willige Vollstrecker“ verwiesen werden.



    Nach Middle East schicken deutsche NGO's ihre besten Kinder, um die Araber davon zu überzeugen, dass man den Juden nicht trauen kann.



    Bei uns bilden sich ganze Institute, die das kognitive Modell der Deutschen über die Juden, das Jahrhunderte alte Ressentiment, von dem Daniel Jonah Goldhagen spricht, selbst nach dem Holocaust nicht nur beharrlich fortzusetzen, sondern damit auch muslimische Mitbürger zu verderben suchen. Das Empfinden vieler Deutscher, einer gleichsam persönlichen Kränkung darüber, dass es die eigenen Väter und Großväter unserer christlichen Community waren, die Verantwortung für den Holocaust tragen, führt dazu, schamlos die Fremdenfeindlichkeit gegen Muslime zu benutzten, um den Mord an den europäischen Juden jeder differenzierten Betrachtung zu entziehen. Das Spezifische des Judenmords soll aus dem Gedächtnis der Völker verschwinden, damit am Ende, um so freier, gegen jüdische Organisationen und gegen Israel gehetzt werden kann, um also weitermachen zu können wie eh und je.



    Wie hilflos, ja geradezu gereizt reagiert wir, wenn jemand versucht das Ressentiment zu hinterfragen, können wir hier nachlesen:



    www.hagalil.com/2010/10/medien-3/



    Das, Frau Schiffer und Herr Wagner, ist leider die ganze Geschichte.

  • Ich verstehe diese Verquickungen von Antisemitismus mit Islamophobie und Rassismus nicht. Antisemitismus ist schon aufgrund des Holocaust unvergleichbar mit irgendwelchen Phobien oder anderen -ismen.



    Hinzu kommt, dass es auch antisemitische Moslems und islamophobe Juden gibt. Und es gibt auch jede Menge Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts oder was auch immer, "Phobien" erfahren und sie selbst dennoch Phobien gegen andere sog. Minderheiten entwickeln. Also sollte bitte jedes Phobie für sich genommen betrachtet und bekämpft werden, statt vermeintliche gemeinsame Nenner zu verorten.

  • Leider wird hier kaum auf die fundamentalen Unterschiede zwischen Antisemitismus und Antislamismus eingegangen. Sie sind nämlich keineswegs äquivalent, schon gar nicht sind Muslime " die neuen Juden".

    - der Antisemitismus betrachtet den Juden einerseits als minderwertig, andererseits als intelligenter, reicher, tückischer, als Herrscher hinter den Kulissen. Niemand denkt so etwas über Muslime, wirft ihnen etwa vor, sie "könnten gut mit Geld" o.ä.

    - Seit der Zerstörung des Zweiten Tempels sind Juden quasi überall und konstant eine Minderheit. Erst mit Gründung des Staates Israel gibt es eine ernstzunehmende nationale Heimat für Juden. Zuvor machten sie 2000 Jahre lang die Erfahrung, überall bestenfalls eine geduldete, aber oft verfolgte Minderheit zu sein. Muslime haben diese historische Erfahrung nicht - im Gegenteil, sie konnten und können in zahlreichen Ländern den Ton angeben und stellen die Norm dar. Die Minderheitserfahrung eines muslimischen Migranten aus zB dem arabischen Raum im Westen ist daher fundamental anders als die eines Juden, sie ist oft mit der Erfahrung eines zuvor nie gekannten Verlust an Normativität, an "Mehrheit-Sein" verbunden. Das gilt umso mehr, als der Islam in den Ländern, in denen er die Mehrheit stellt, oft noch sehr viel mehr Recht, Gesetz und Öffentlichkeit prägt als Religion hierzulande.

    • @Suryo:

      Das sehe ich auch so. Speziell Ihren 3. Punkt würde ich unterstreichen. Die Erfahrungen, die ein Leben als Minderheit mit sich bringen unterscheiden sich grundlegend von Erfahrungen die mensch als Teil einer Gesellschaftsmehrheit macht. Minderheitserfahrung hat seit Jahrhunderten, sogar 2 Jahrtausenden jüdische Identität geprägt, für Muslime gilt das so nicht. Vergleiche wirken dadurch konstruiert.

      • @Henriette Bimmelbahn:

        Umgekehrt haben Muslime in den meisten Staaten Christen als Minderheit wahrgenommen (Juden natürlich auch). Tatsächlich gab es wohl historisch gesehen viel eher Christen als Minderheit in islamischen Ländern als umgekehrt.

        Das prägt dann auch den Blick vieler Muslime auf Christen und Juden - und verstärkt noch den Eindruck des "Normierungskraftverlustes" bei Einwanderung in Länder, in denen das Christentum (wenn auch sehr viel schwächer) die Rolle spielt, die in ihrem Heimatland der Islam innehat.

        Übrigens gibt es noch einen fundamentalen Unterschied zwischen Antisemitismus und dem, was oft pauschal als Islamophobie bezeichnet wird:

        Juden waren historisch gesehen eher keine Migranten. Der Antisemitismus in Teilen der Bevölkerung in Preußen des 19. Jahrhunderts z.B. richtete sich gegen Menschen, die oft seit Jahrhunderten in der Mark bzw. Preußen gelebt hatten.

        Sogenannte Islamophobie ist dagegen oft gar keine, sondern einfach Rassismus, der genausogut auch christliche Araber treffen könnte.

        • @Suryo:

          Mit einigen Punkten haben Sie sicher recht (was auch dem Artikel nicht widerspricht: der behauptet ja gar nicht, dass Antisemitismus und Islamophobie identisch oder gar, dass Muslime nicht "neuen Juden" sind, sondern verweist lediglich auf Parallelen und Zusammenhänge zwischen beiden Phänomenen).



          Ich sehe aber zwei Probleme in ihrer Argumentation:



          1. Sie betrachten den Islam zu sehr unter dem Gesichtspunkt Einwanderung; natürlich spielt diese im Falle islamischer Minderheiten eine gewichtige Rolle, allerdings würde ich nicht ausblenden, dass ein beträchtlicher Teil der Muslime in europäischen Ländern gar nicht eingewandert ist - die wurden hier geboren und sind hier aufgewachsen, d.h. sie wurden nicht von einer Migrations-, sondern von einer Marginalisierungerfahrung geprägt.



          2. Eng damit zusammenhängend beschreiben sie das Bewusstsein von Muslimen allzu pauschal: der Türkei der 3. Generation, der sein ganzes Leben hier verbracht hat, hat sich vermutlich nie als Vertreter ein Mehrheitsgesellschaft wahrgenommen, d.h. es macht wenig Sinn, Muslime im Westen und Muslime in mehrheitlich islamischen Ländern gleichzusetzen.



          Das Verhältnis von Islamophobie und Rassismus scheint mir etwas komplizierter zu sein, als von Ihnen angedeutet (man bedenke die Rolle von ersterer als Legitimationsideologie), aber das führt jetzt vielleicht zu weit.

          • @O.F.:

            "der Türkei der 3. Generation, der sein ganzes Leben hier verbracht hat, hat sich vermutlich nie als Vertreter ein Mehrheitsgesellschaft wahrgenommen"

            Das würde ich nicht unbedingt bejahren. Es gibt genügend Ditib- und andere Moscheen, die gerade die Überlegenheit des Islams, garniert mit nationalistischer Rhetorik, predigen. Ditib-Moscheen haben zB während des Angriffs auf die syrischen Kurden in Deutschland den Heiligen Krieg gepredigt. Andere Moscheen werden ganz bewusst zB nach Sultan Selim benannt - also dem Eroberer und Islamisierer von Konstantinopel. Wenn, dann dürfte diese Diskrepanz zwischen individueller Lebenswirklichkeit und Beschwörung eines angeblich goldenen islamischen Zeitalters und muslimischer Glorie doch eher noch spalterischer, auch psychologisch, wirken.

            In Synagogen gibt es so etwas einfach nicht. Darüber hinaus missioniert das Judentum übrigens auch nicht, so eine Aktion wie Pierre Vogels "Lies!" ist in Deutschland beim Judentum nicht vorstellbar.

            Was definitiv meiner Ansicht nach zurückzuweisen ist, ist der Kampfbegriff "antimuslimischer Rassismus", der originär eine Prägung islamistischer Kreise ist, mittels dem sie versuchen, Kritiker_innen (auch und gerade muslimische!) mundtot zu machen und der selbstverständlich suggerieren soll, Muslime seien als solche (und nicht als "Türke", "Afghane" usw.) gefährdet. Das stellt nämlich tatsächlich wieder eine falsche Äquivalenz zu den Juden her - denn diese sind nun mal tatsächlich auch dann von Antisemitismus betroffen, wenn sie gar nichts anderes sprechen als Deutsch und hier schon seit der Römerzeit leben.

            • @Suryo:

              Das es auch in deutschtürkischen Kreisen (oder auch unter anderen hier lebenden Minderheiten) Nationalismen gibt, habe ich auch gar nicht bestritten - aber der Nationalismus steht in diesem Fall in einem anderen Kontext: es ist eben nicht die Dominanzideologie der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft, sondern die eher eine Kompensation täglich erfahrener Marginalisierung. Das macht solche Minderheiten-Nationalismen nicht sympathischer, aber die Mechanismen sind eben andere.



              Ich würde "antimuslimischen Rassismus" nicht unbedingt als Kampfbegriff wahrnehmen: die kulturelle und die im engeren Sinne rassistische Komponente sind ja nicht voneinander zu trennen (übrigens haben sich auch im Antisemitismus immer wieder biologistische mit religiös-antijudaistische Motive überlagert). Die Feindschaft gegen den Islam ist die Legitimationsideologie für den Hass auf Fremde - und dabei spielt ganz spezielle das Muslim-Sein eben oft genug doch eine Rolle.



              Das ein Vorwurf manchmal instrumentalisiert wird, ändert nichts daran, dass er oft genug auch zutreffend ist.

  • Von dem Fall in Halle wird jetzt munter verallgemeinert. Und Kritik am Islam bzw. an seinen antiemanzipatorischen Inhalten wird als Rassismus bezeichnet? Vielleicht sollte man sich wirklich einmal mit den Inhalten auseinandersetzen, als pauschal mit Schlagworten um sich zu werfen. Das führt nämlich zu gar nichts. Oder wie wäre es einmal, eine Gegenstimme zu Wort kommen zu lassen und darauf zu reagieren - ohne besagte Schlagworte?

    • @resto:

      Das problem ist, dass es kaum noch genuin linke Religionskritik gibt, außer an den Kirchen. Dabei könnte aus linker Sicht ein Verband wie die Ditib natürlich sehr wohl kritisiert werden.

  • Wie sieht es eigentlich mit der empirischen Relevanz dieser Befunde aus? Ich bin in einer naziverseuchten Gegend aufgewachsen ("Baseballschlägerjahre"). Dort wurde der metaphysische Jude zwar gerne von den Rechten aus Traditionsgründen herangezogen, aber in der Realität waren/sind Juden gar nicht vorhanden (oder zumindest unsichtbar). Der Rassismus konzentriert(e) sich auf somit die tatsächlich sichtbaren Minderheiten. "Ausländer raus" war die Maxime, für Juden hat sich keiner interessiert, wahrscheinlich weil diese Angelegenheit als "erledigt" angesehen wurde.



    Ich frage mich daher ob, gerade für Ostdeutschland, die historischen Kontinuitäten nicht arg bemüht sind.

    Ansonsten wieder meine übliche Kritik: deutschzentrische Weltsicht. Rassismus ist eine anthropologische Konstante und kein "Rassenmerkmal" der Deutschen/Weißen.

  • Wer Probleme lösen will, muss sie erst benennen können. Und sicher wollen sie die nicht lösen, die sich weigern, Realität zur Kenntnis zu nehmen.

    Reaktionen auf den Bau von Synagogen im 19. Jahrhundert mit dem auf Moscheen heute zu vergleichen, ist eine derart unglaubliche Verharmlosung des Antisemitismus, dass es sprachlos macht.

    Es gab nie irgendeinen Aufstand gegen die Präsenz von Juden in Deutschland, der auf anderem beruhte als auf paranoidem Wahn. Und auch die Mehrheit unserer Muslime vertreten keine Glaubensauffassung, die mehr wären als Zuneigung gegenüber familiären Feiern und Alltagsritualen, einer religiösen Versicherung eines durch und durch zivilen Moralverständnisses und die Hoffnung, dass das Sein sich nicht nur im Leben erschöpft.

    Aber es gibt auch einen politischen Islam, der eine radikale Reaktion auf die auch und vor allem selbst verschuldeten Krisenphänomene des Nahen Osten ist - und der durch und durch chauvinistisch, gegenüber allen Nichtmuslimen rassistisch und gewaltsam aufgeladen ist.

    Es gibt Moscheen, in denen faktisch der gewaltsame Sturz des Westens und der Tod für alle Juden propagiert wird. Es gibt dort auch Feindlichkeit gegenüber weiblicher Emanzipation und sexueller Selbstbestimmung. Hat es dergleichen je unter europäischen Juden gegeben? Und wer daran vorbeisieht, dass reaktionäre Kräfte wie Hamas und Hisbollah, arabische Ölmilliardäre und die türkische Reaktionäre von AKP bis MHP in Moscheen hierzulande reinregieren und die Integration von Muslimen bei uns kräftig verhindern helfen, der will nicht wirklich, dass Muslime zu uns gehören. Der ist verknallt in die eigenen ozeanischen Gefühle, aber schert sich nicht um die Menschen.

    Wir brauchen den Willen, jeden, der ein demokratisches Miteinander zur aktiven Mitgestaltung dieser Gesellschaft auf Augenhöhe zu empowern. Das geht aber nur, wenn man auch die ernst nimmt, die es nicht wollen - und ihnen offen sagt, dass sie hier falsch sind. Wokismus ist Nabelschau - keine Zukunft.

    • @Anja Böttcher:

      Sie machen hier mehrere Denkfehler, die leider geradezu typisch für solche Diskussionen sind. Angefangen mit dem Vorwurf der "Verharmlosung"; der Vergleich ist eine gängige Methode in den Geschichtswissenschaften. Nun kann man gerne Fragen, inwieweit ein bestimmter Vergleich (der ja keine Identitätsaussage impliziert) trägt, in dem Artikel selbst wird ja angedeutet, dass es auch Unterschiede zwischen beiden Phänomenen gibt. Das sollte man aber sachlich begründen, statt die Autoren mit Unterstellungen zu diffamieren. Ein Forum ist kein Forschungskolloquium, aber ein Minimum an Diskussionsstandards sollte man wahren.



      Desweiteren stehen die Forderungen des Artikels einer kritischen Auseinanderetzung mit Problemen innerhalb bestimmter Religionsgemeinschaften (wahrlich nicht nur der Muslime) keineswegs im Wege, im Gegenteil: gerade die Abwehr von Pauschalisierungen macht den Weg zu einer konkreten Kritik frei.



      An dem orientalistischen Bild der islamischen Welt und der allzu einfachen Rollenzuschreibung will ich mir hier gar nicht abarbeiten.



      Zum demokratischen Miteinander gehört auch die Fähigkeit, zu differenzieren, andere Perspektiven nachzuvollziehen und die eigene Rolle kritisch in Frage zu stellen - bevorzugt, bevor man mit rechten Kampfbegriffen wie Wokeness um sich wirft.

      • @O.F.:

        Ich bin in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhundert wissenschaftlich und wissenschaftsdidaktisch ausgebildet, kann auf 28 Jahre diesbezüglicher Unterrichtserffahrung zurückblicken - und kann ziemlich klar zwischen einem analytischen, ergo wissenschaftlichem Vergleich mit einem tragfähigen tertiärem Comparandum und einer Rhetorik der Verharmlosung reaktionärer islamistischer Kräfte und Verleugnung des islamischen Antisemitismus unterscheiden. Letzteres ist, was Frau Schiffer hier betreibt.

        Damit aber zeigt sie nicht nur eine respektlose Gleichgültigkeit gegenüber dem zunehmendem Antisemitismus außerhalb des deutschnationalen Rechtsextremismus (nämlich dem vereinigten Antisemitismus von Identitätslinken und einem rechten politischen Islam - wie von Hamas und Hisbollah), sondern lässt auch alle Muslime im Stich, die durch autoritär islamische Kräfte unter Beschuss geraten.

        Wer feige die Augen vor dem verschließt, was in Moscheegemeinschaften geschieht, die unter dem Einfluss autoritärer Strukturen aus dem Nahen Osten stehen, der hängt schlicht narzisstisch an der eigenen woken Wunschvorstellung - und zeigt, dass ihn die realen Muslime im Land, die mehrheitlich nämllich mitnichten so sind, schnurzpiepegal sind - ebenso wie der Erhalt des demokratischen Rechtsstaats.

        • @Anja Böttcher:

          Ich finde es bemerkenswert, dass Sie auf den Vorwurf der Unsachlichkeit wiederum mit Unsachlichkeit antworten, aber sei es darum, ich erkläre ihnen gern ein weiteres Mal, wo das Problem liegt:



          In dem Artikel werden Antisemitismus und Islamophobie bzw. antiislamischer Rassismus weder gleichgesetzt, sondern auf analoge Strukturen und reale Gleichzeitigkeiten beider Phänomene verwiesen; wie gesagt: wenn Sie diese Parallelität nicht sehen, können Sie das gerne begründen; Diffamierungen und persönliche Angriffe ersetzen allerdings keine Argumente - ebenso wenig wie die üblichen Plattitüden über die Islam, Linke und angebliche Wokeness. Wenn Sie ein geschichtswissenschaftliches Studium absolviert haben, sollten Ihnen solche Standards der Auseinandersetzung eigentlich geläufig sein.

          • @O.F.:

            Das ist sachlich falsch. Es werden Gleichsetzungen vorgenommen, die sowohl den ideologischen wie den strukturellen Charakter des Antisemitismus grob verfälschen und das Problem des hochgradig antisemitischen politischen Islams aus dem Blickfeld nehmen, da er nämlich ein Phänomen ist, dass unsere Gesellschaft - und hier vor allem junge Muslime - zu Recht fürchten müssen.

            So zu tun allerdings, als ob die Thematisierung der Verharmlosung des Antisemitismus in der rassismuskritischen Denken nicht die Bezeichnung eines hoch kritischen Phänomens, das bei der aktuellen Zunahme antisemitischer Übergriffe eine höchst destruktive Rolle spielt, sondern ein Vorwurf 'ad hominem', ist der an sich ein Ideologem, dessen analytische Aufarbeitung Sie gerne bei Antisemitismusforschern wie David Hirsh oder Monika Schwarz-Friedel- oder weit journalistischer gefasst bei Bari Weiss -nachlesen können. Es ist diese Leugnung, durch die die essentialistische 'Linke' belegt, dass der Preis einer Zunahme des Antisemitismus ein Preis ist, den sie die jüdische Minderheit für ihren Schulterschluss mit Islamisten gerne zahlen lassen wollen.

            • @Anja Böttcher:

              Vielleicht lesen Sie den Artikel noch (?) einmal; die Gleichsetzung, die Sie ihm unterstellen, ist eine reine Erfindung - es werden auf sowohl strukturelle Gemeinsamkeiten herausgearbeitet als auch auf Unterschiede verwiesen. Das allerdings ist ein gewöhnliches komparatistisches Verfahren, das in den Geschichtswissenschaften regelmässig zur Anwendung kommt. Das einzige, was man den beiden Autoren vorwerfen kann, ist altbekanntes neu aufzuwärmen – schließlich fehlt es an dem Thema ja keineswegs zu Fachliteratur, die gängigen wissenschaftlichen Standards genüge tut.



              Der Vorwurf, der Artikel würde den „politischen Islam“ nicht thematisieren, geht an der Sache vorbei; letzterer ist schlichtweg nicht sein Thema. Wer sich mit der Diskrimierung von Minderheiten befasst (und dass Islamophobie in Deutschland real und bedrohlich ist, sollte niemand entgangen sein, der auch nur regelmäßig eine Tageszeitung liest), muss nicht in einem Atemzug auch alle problematischen Ansichten und Handlungen thematisieren, die in den diskrimierten Milieus zu finden sind. Letzteres ist eine typische Strategie, um Ressentiments zu rationalisieren.



              Ad personam sind solche Vorwürfe dann, wenn Sie nicht argumentativ belegt werden; es ist eine in manchen „linken“ Kreisen unangenehm verbreitete Angewohnheit, Polemik und Unterstellungen einer ausgewogenen Argumentation vorzuziehen; mit solcher Rabulistik mag man sich in Foren durchschlagen können, wer akademische Formen der Diskussion gewöhnt ist, kann darüber nur die Nase rümpfen.

  • Man sollte mal diese daemlichen Worte vergessen, die nur Unheil stiften, und ueber Politik reden. Ich wuerde das Wort Hass verbieten. Jajaneinnein muss mit der Bibel und Joseph Beuys sein. Damit fangen die Gespraeche immer an.

  • RS
    Ria Sauter

    Ich bin nicht ausländerfeindlich, aber religionsfeindlich. Letzteres auch nur, wenn versucht wird über Religion Macht auszuüben und öffentlich präsent zu sein.



    Es gibt keine Probleme mit anderen Religionen hier in D.



    Nur die Katholen die Evangelischen und eben die Moslems zeigen eine so öffentliche Präsenz, die (ver)störend wirkt.



    Diesen Religionen haben Frauenfeindlichkeit gemeinsam,und den "Gottesauftrag" Ungläubige mit rabiaten und tödlichen Mitteln zu überzeugen.



    Da wir hier so schrecklich religionstolerant sind können sie sich machtvoll etablieren.

    • @Ria Sauter:

      Und wann genau bitte standen Vertreter der Kirchen bzw. Muslime das letzte Mal mit Feuer und Schwert vor Ihrer Haustür, um Sie zu bekehren? Noch nie? Dann fürchte ich, ist etwas an Ihrer Religionskritik verkehrt...



      Mit der öffentlichen Präsenz anderer Meinung müssen Sie jedenfalls leben. Es ist nicht die Aufgabe eines demokratischen Staates, Sie vor der Konfrontation mit anderen Weltbildern zu bewahren. Ich erinnere gerne ein weiteres Mal daran, dass wir in der BRD leben, nicht in Nordkorea.

      • @O.F.:

        ich anschließe mich.

        • @christine rölke-sommer:

          Die Ironie daran ist ja, dass mir selbst Religion denkbar fremd ist; mich ärgert nur dieses semi-autoritäre Anspruch, dass andere Meinungen und Weltbilder aus der Öffentlichkeit verbannt werden. Man sollte meinen, wir hätten es gelernt, mit einem gewissen Pluralismus in der Gesellschaft umzugehen. Und sei es auch nur, indem man sich ignoriert.

      • RS
        Ria Sauter
        @O.F.:

        Vor meiner Haustür nicht, aber vor den Türen Anderer stehen sie



        .



        Wieviele Kinder wurden missbraucht von Gottesvertretern auf Erden! Wieviele wurden von fanatischen Religiösen getötet vor gar nicht langer Zeit in Frankreich!



        Wieviele Kinder lediger Mütter wurden verkauft oder gleich verscharrt! Irland?



        Verschliessen Sie nur schön die Augen vor den Gotteskindern.



        Ich hofffe sehr, es betrifft nicht mal jemanden aus Ihrer Familie.

        • @Ria Sauter:

          Ich erinnere mich daran, dass fanatische Franzosen in Nordafrika und sogar in Paris (siehe taz Artikel neulich) nordafrikanische Bevölkerung massakriert haben. Trotz ihres ach so tollen Laizismus. Aber klar, sind ja die Guten per Definition, zählt also nicht.

        • @Ria Sauter:

          Wie viele Kinder wurden in der DDR ihren Eltern geraubt und zur Zwangsadoption gebracht?

          Und? Fordern Sie nun auch, vom Anblick jedes LINKEN-Plakats verschont zu werden? So ungefähr ist Ihre Argumentation.

        • @Ria Sauter:

          Diese Pauschalisierungen sind kindisch; wie viele Menschen wurden und werden im Namen säkularer Ideologen (auch des Liberalismus, der auf seine eigene, meist ignorierte Gewaltgeschichte zurückblicken kann und sollte); wie viele aus gänzlich unideologischen Motiven? Und gehören zur Religion nicht auch Martin Luther King und die Befreiungstheologen? Die Welt besteht nicht nur aus Schwarz und Weiß...



          Aber im Grunde ist diese Diskussion auch irrelevant: es steht Ihnen frei über Religion zu denken, was Sie wollen - allerdings müssen Sie in einem demokratischen Staat eben damit leben, dass Religion öffentlich sichtbar ist. Mit weniger Furor und einem etwas realistischeren Blick auf Religion in Deutschland 2021 (!) geht das viel leichter.