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EU-Sanktionen gegen ChinaBrüssel teilt aus

Auch einzelne Personen kann die EU neuerdings sanktionieren. Sie geht sogar gegen Handelspartner China vor. Nur ein Land bleibt verschont.

China und die EU trafen noch Handelsabkommen, jetzt folgt Sanktion auf Sanktion Foto: John Thys/ap

Brüssel taz | Erst Russland, nun China und Myanmar: Die Europäische Union hat sich für die Menschenrechte auf der ganzen Welt für zuständig erklärt und eine Welle von Sanktionen auf den Weg gebracht. Neben den genannten drei Ländern sind auch Nordkorea, Eritrea, Libyen und Südsudan betroffen. Das Nato-Mitglied Türkei hingegen wurde verschont.

Die Strafen, die die EU-Außenminister am Montag in Brüssel beschlossen haben, sehen Reiseverbote und das Einfrieren von Vermögenswerten vor. Sie beruhen auf einem neuen EU-Gesetz, das im Dezember 2020 in Anlehnung an den amerikanischen Magnitsky Act beschlossen wurde und es EU-Staaten erlaubt, Sanktionen gegen Einzelpersonen zu verhängen.

Bereits im Februar waren auf Grundlage dieser „globalen Sanktionsregelung“ vier Russen bestraft worden, die für die Verurteilung des Kremlkritikers Alexej Nawalny verantwortlich sein sollen. Doch die gewünschte Wirkung blieb aus: Nawalny wurde nicht, wie gefordert, freigelassen, sondern in ein berüchtigtes Straflager überstellt.

Nun trifft es vier chinesische Regierungsbeamte in der Provinz Xinjiang, denen Mithilfe bei der Unterdrückung der Uiguren vorgeworfen wird. Zudem wurde der Chef der Militärjunta in Myanmar, Min Aung Hlaing, mit Sanktionen belegt. Neun weitere hochrangige Militärvertreter sowie die Vorsitzenden der Wahlkommission erhielten Einreiseverbote und Vermögenssperren. Weitere Sanktionen gegen vom Militär kontrollierte Firmen sind für April geplant.

China schlägt zurück

Die Strafen zielten nicht auf die Menschen in den betroffenen Ländern, sondern auf die Verantwortlichen von Gewalt und Repression, sagte Außenminister Heiko Maas in Brüssel. Es gehe darum zu zeigen, dass es die EU mit der Einhaltung der Menschenrechte ernst meine.

Allerdings ist es das erste Mal, dass die EU so massiv mit der „Sanktionskeule“ zuschlägt. Vor allem gegenüber China bedeutet der neue Kurs einen Bruch mit der bisherigen Linie. Seit der Niederschlagung der Proteste auf dem Pekinger Tiananmenplatz 1989 hatte es keine Sanktionen mehr gegeben.

Noch Ende Dezember 2020 hatte die EU – auf Betreiben des damaligen deutschen Ratsvorsitzes – ein Investitionsabkommen mit China vereinbart. Von der Repression der Uiguren war damals in Berlin und Brüssel keine Rede. Die Menschenrechte sollten dem Geschäft nicht im Wege stehen, Kanzlerin Angela Merkel feierte den Abschluss als Erfolg.

Nun droht jedoch ein Rückschlag. China hat als Reaktion auf EU-Sanktionen seinerseits Strafmaßnahmen gegen zehn Personen und vier Einrichtungen in Europa verhängt. Betroffen von den chinesischen Sanktionen sind unter anderem die deutschen Europaabgeordneten Reinhard Bütikofer (Grüne) und Michael Gahler (CDU) sowie das Mercator Institute for China Studies in Berlin. Dies dürfte die Beziehungen zu China schwer belasten.

Ausnahme Türkei

Eine Annäherung zeichnet sich hingegen mit der Türkei ab. Die EU-Außenminister kritisierten zwar die jüngsten Entwicklungen: Der Verbotsantrag gegen die prokurdische Oppositionspartei HDP und der Austritt des Landes aus der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen gegen Gewalt seien „absolut die falschen Zeichen“, sagte Maas.

Ursprünglich geplante neue Sanktionen wegen der umstrittenen türkischen Gasbohrungen im östlichen Mittelmeer wurden aber gestrichen. Am Donnerstag diskutiert der EU-Gipfel über die Türkei. Kanzlerin Angela Merkel will sich für ein neues Flüchtlingsabkommen und neue Wirtschaftshilfen einsetzen. Da würden Sanktionen nur stören.

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10 Kommentare

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  • „Die Europäische Union hat sich für die Menschenrechte auf der ganzen Welt für zuständig erklärt“ nur nicht für die in der EU selbst.



    GB und Assange: Fehlanzeige.



    Spanien: Seit Jahren inhaftierte katalonische Abgeordnete: Fehlanzeige.



    Menschenrechte eben nur nach geostrategischen Gesichtspunkten!

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Neben den genannten drei Ländern sind auch Nordkorea, Eritrea, Libyen und Südsudan betroffen. Das Nato-Mitglied Türkei hingegen wurde verschont.

    Immerhin.



    Das Erdogan ein Despot ist, steht außer Frage. Immer alles richtig zu machen, ist schwierig.



    Natürlich könnte man die Liste deutlich ergänzen, aber es ist mal ein Anfang.



    Bolsonaro gehört unbedingt mit auf die Liste, denn das geht uns alle an, was dieser Kerl da treibt.



    Nicht vergessen, der wurde gewählt.



    Was für Folgen sowas hat, wissen die Deutschen besser als alle anderen.



    Es gibt noch ein paar mehr Schurken.

  • Ausgerechnet das Land des Anti-demokraten Erdo wird verschont! Und so einen wollte man in der EU willkommen heißen!

  • Angesichts der kriegstreiberischen Politik Ankaras, der systematischen Entrechtung und Kriegsführung gegen die kurdische Bevölkerung, den Erpressungsversuchen Erdogans gegen die EU, seinen zahlreichen Provokationen, wie zuletzt der Austritt aus der Istanbul Konvention, lassen die Sanktionen gegen China wegen der Lagerinternierung von Uiguren*innen - die selbstverständlich nicht zu verschweigen ist, sondern zu Recht angeprangert wird, schließlich erfolgt sie aus rein ethnisch-religiösen Gründen - völlig scheinheilig und wohl lediglich ein Ausdruck der Frustration über die chinesischen wirtschaftlichen Erfolge, besonders auch in Hinsicht der Pandemie-bekämpfung und dem eigenen Versagen zu sein, als echter Ausdruck der Betroffenheit über die Menschenrechtslage in China (die sich insgesamt auch stetig verbessert). Menschenrechte sind offensichtlich genau das, was mit einer NATO-Mitgliedschaft offensichtlich per se eingehalten und gewährleistet ist.

  • "Eine Annäherung zeichnet sich hingegen mit der Türkei ab. Die EU-Außenminister kritisierten zwar die jüngsten Entwicklungen..."

    Ja. So ist moralische Entrüstung richtig glaubwürdig...

  • Bleibt schleierhaft: ..wieso eine art



    `Annäherungskultur´zur Türkei, aber



    "Sanktionskultur" gegen China?

    • @vergessene Liebe:

      Hat was mit geostrategischen Interessen zu tun.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Merkel will sich für ein neues Flüchtlingsabkommen und neue Wirtschaftshilfen einsetzen. Da würden Sanktionen nur stören.""



    ==



    In der Türkei leben 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge. - teilweise 60 bis 200 km von ihren Heimatorten entfernt aus denen sie flüchten mußten.

    Die Bedingungen in den Flüchtlingslagern sind teilweise katastrophal. Das Geld aus der Bundesrepublik soll in diese Lager fliessen und es sollen direkt Firmen und Initiativen der syrischen Flüchtlinge unterstützt werden.

    Größter Waffenexporteur und Erdogan unterstützender Handespartner ist mittlerweile Brexitcountry. Da England nicht mehr so viele Handelspartner hat ist man dort sehr besorgt über den weiteren Absturz der Lira am heutigen Tag.

    Hinzu kommen Sanktionsdrohungen von Joe Biden gegen Länder welche das russische Lang - und Mittelstreckensystem S-400 einsetzen und betriebsfertig machen. Erdogan ist also ein weiteres Mal sanktionsbedroht - welches die Türkei in eine weitere Krise stürzen wird.

    Da Russland noch nicht einmal Anti - Covid Impfstoffe nach Syrien schickt, was ich als ein weiteres brutales russisches Verbrechen empfinde -- begangen von Putin -- ist es nur recht & billig das Merkel syrische Flüchtlinge unterstützt - die es in dieser Lage einer abstürzenden türkischen Wirtschaft ansonsten zuerst treffen würde.

    Der Skandal ist das Russland & Iran ein zerstörtes Syrien weiter aufrüsten - und nicht Merkel, die versucht Kanäle zu entwickeln damit das Geld auch dort ankommt wo es gebraucht wird.

  • "Das Nato-Mitglied Türkei hingegen wurde verschont." Na man kann doch nicht so einen guten Waffen-Kunden sanktionieren. Da schaut man lieber zu, wie Frauen nun schutzlos sind und Kurden abgeschlachtet werden. Na ja, Hauptsache die Kohle fliesst.

    • @joaquim:

      Wichtig: Heute, Dienstag, den 23.März, findet eine Mahnwache um 11 Uhr am Gorki-Theater statt mit Pressegespräch mit Can Dündar u.a.



      Coriander oben hat das Dilemma dargestellt, in dem sich die europäische Politik bewegt. Das ist eine äußerst komplexe Lage. Merkel ist hoch anzurechnen, dass sie den verzweifelten Kriegsflüchtlingen eine Heimat geboten hat; Ähnliches muss für die Türkei gelten, die nicht dieselben wirtschaftlichen Voraussetzungen hat. Dass Erdogan stellenweise mit Putin paktiert, der für Assad und das Unheil in Syrien eine große Verantwortung trägt, neben den Fundis der Gegenseite, ist umso perverser.



      Es gab früher mal einen pragmatischen Erdogan, nicht zu verwechseln mit dem fanatischen, machttrunkenen Irren, zu dem er jetzt geworden ist, mit der mörderischen Politik gegen Kurden und Frauen, der xten Entlassung eines kompetenten Finanzministers (der nicht zur eigenen Sippe gehörte), dem finanziellen Ruin des Landes.



      Was ist zu tun? Fragen wir die türkischen Demokraten selber.