piwik no script img

Gegen rassistische QuerfrontenDie Geschichte offenhalten

Damit die Rechten nicht weiterhin von Ängsten profitieren: Es gilt die Krise in den neuen Zwanzigerjahren in solidarische Bahnen zu lenken.

Proteste am Rosa-Luxemburg-Platz Foto: Christoph Soeder/dpa

Z um ersten Mal jährt sich am 2. Juni der rechtsextreme Mord an Walter Lübcke. 2019 war auch das Jahr, in dem ein geplanter Massenmord in der Synagoge von Halle nur von einer alten Holztür verhindert wurde. Zwei Menschen kamen dennoch ums Leben. In Bezug auf eine verschwörungstheoretische „Botschaft an das gesamte deutsche Volk“ ermordete ein Rassist im Februar 2020 neun Menschen in Hanau, kurz zuvor ließ sich ein FDPler von einer Partei zum Thüringer Ministerpräsidenten wählen, die offen mit faschistischem Gedankengut hantiert.

Viel wurde zum letzten Jahreswechsel über mögliche Analogien zwischen den neuen Zwanzigern und der Weimarer Republik diskutiert, die im Faschismus und der Schoah endete. Eine gesundheitliche und wirtschaftliche Krise, wie die momentane, war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht abzusehen.

Die Rechten aber profitierten damals wie heute von Ängsten, begründeten und imaginierten. „Der Volkslehrer“, Politiker*innen von AfD, NPD und der aufgelösten Bürgerbewegung Pro Deutschland mischen sich jetzt nicht nur in Berlin unter die Proteste von Frustrierten, Esoteriker*innen und verwirrten Corona-Leugner*innen.

taz plan im exil

Da die Kulturbeilage taz Plan in unserer Printausgabe derzeit pausiert, erscheinen Texte nun vermehrt an dieser Stelle. Mehr Empfehlungen vom taz plan: www.taz.de/tazplan.

In Gera entdummte sich der besagte FDPler nicht, sich anzuschließen, in Chemnitz organisierten die Nazis den Protest gleich selbst. Oft sind es antisemitische oder zumindest antisemitisch grundierte Verschwörungstheorien, mit denen sie in einer schwierigen und komplexen Zeit locken.

Hart in der Kritik, klar im Argument

Keine Frage, es gibt finanzstarke Lobbygruppen, mächtige kapitalistische Netzwerke und stark wachsende Monopole. Auch Corona trifft nicht alle gleich und es gilt genau hinzusehen, wo Überwachung, wo Grundrechtseinschränkungen gerechtfertigt sind und wo nicht.

Aber von einer Diktatur, einer Weltregierung zu raunen, diese abstruser Weise mit dem Judentum in Verbindung zu bringen, kann unter Umständen nicht nur in rassistische Gewalt und blutigen Terror umschlagen. Es raubt auch die Möglichkeit, konkret zu kritisieren und grundlegend die Verhältnisse zu ändern.

Es gilt, die Geschichte offenzuhalten und die Krise in den neuen Zwanzigerjahren in solidarische Bahnen zu lenken – hart in der Kritik, klar im Argument. Es gilt klare Kante zu zeigen und rassistischen Querfronten eine Absage zu erteilen, etwa am 16. Mai um 14 Uhr an der Linienstraße, Ecke Max-Beer-Straße in Berlin-Mitte. Mit Mundschutz und Abstand zueinander – versteht sich.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Stefan Hunglinger
Redakteur im Politik-Team der wochentaz. Schreibt öfter mal zu Themen queer durch die Kirchenbank. Macht auch Radio. Studium der Religions- und Kulturwissenschaft, Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule. Mehr auf stefan-hunglinger.de
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Am 16.5. erteilen wir den rassistischen Ouerfronten eine klare Absage !



    Mein MOPS mit wachen Augen und gespitzten Ohren DEN WAS ?

    DEN RASSISTISCHEN OUERFRONTEN.... ?

    Kenn ich nicht, nie gehört, was soll ich da ?...da musst Du allein gehen... Wau und nochmal Wau

    • @Pace#:

      In der Zeit, die du hier mit dem Kommentar verbracht hast, hättest du schon rausfinden können, was gemeint ist. Nicht so schwer.