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Wie sich Krieg anfühltVerstaubte Wörter

In Zeiten wie diesen sollte man mit Menschen sprechen, die von Faschismus betroffen waren. Sie können erzählen, wie er sich anfühlt und aussieht.

Während in Hanau Menschen ermordet werden, träumen Privilegierte von Bioavocados Foto: Phoneutria/imago stock&people

I ch bin fasten gewesen. Als in Hanau ein rechter Terrorist neun Mitbürger ermordet hat, dann seine Mutter und schließlich sich selbst erschossen hat, schlief ich irgendwo in Schleswig-Holstein meinen privilegierten Schlaf und träumte vermutlich von einer Bioavocado, die ich schon recht bald auf meinem Teller haben würde. Morgens beim Yoga versuchte ich die Bedrückung wegzuatmen. Es gelang nur so mittel.

Als ich am Wochenende zurückkehrte in mein brandenburgisches Habitat, klingelte ich bei meinen lieben Nachbarn. Wie stets hatten die beiden über Achtzigjährigen die Katze gefüttert, den Briefkasten geleert und die Post­stapel fein säuberlich für den Mann und für mich geordnet. Und wie stets nach einer Reise brachten wir ihnen etwas zu essen mit.

Wir bedankten uns also und überreichten die Speise: diesmal eine Manufakturwurst vom holsteinischen Galloway-Rind. „Und, wart ihr wieder hungern?“, fragten die Nachbarn. Wir antworteten brav, dass wir keineswegs gehungert hätten, sondern freiwillig nicht gegessen hätten. Und dass Heilfasten sehr gut sei für den inneren Ausgleich und die Gesundheit. Derlei.

Entgegen ihrer sonstigen, ganz überwiegend humorvollen Gewohnheit reagierten die Nachbarn, nun ja, indigniert. Schon gut, sie wüssten, was Hunger sei, sagten sie. Und dass es ihnen, nichts für ungut, am höheren Verständnis dafür mangele, wenn Menschen nichts essen, obwohl sie es doch könnten.

Betroffen von Faschismus

Wir setzten uns. „Habt ihr denn wirklich gehungert?“, frage ich. Was folgt, ist keine flüssige Erzählung. Eher Satzbrocken, lange nicht gebrauchte Wörter, dunkelste Erinnerungen an ihre Kindheit im Krieg, den sie jeweils in Berlin und in Brandenburg überlebt haben. Ja, überlebt.

Ich höre: Ödeme. Notjahre. Kälte. Furunkel, die nicht heilen wollten und gegen die „schwarze Salbe“ aufgetragen wurde. Narben davon bis heute. „Schweden-Speisung“, mit der die deutschen Kinder im eisigen Winter 1946/47 von Hilfsorganisationen durchgebracht wurden. Auch meine Nachbarin, die im Prenzlauer Berg aufgewachsen ist, hat wegen der Schweden-Speisung überlebt. Sie erinnert sich, dass sie erst dann ihre Suppe bekam, wenn sie vorher tapfer einen Löffel Lebertran geschluckt hatte. Sie schüttelt sich.

„Ach, lass mal jetzt – diese alten Geschichten!“, sagt der Nachbar und macht eine wegwischende Bewegung, als wolle er das Dunkle vertreiben. Und dann wird es auch wieder hell. Und wir sprechen über den Frühling, der naht, und die Katze, deren Winterfell so schön glänzt.

Und ich frage mich, wo wir gerade wieder hinrutschen mit diesem Land. Und warum wir eigentlich nicht einfach viel öfter unsere Eltern und Nachbarn fragen, was Faschismus tatsächlich bedeutet für die, die er meint. Wie er sich anfühlt, aussieht. Ganz viele von ihnen sind ja noch da. Mein Bild dafür ist nun: schwarze Salbe auf ausgehungerten Kinderkörpern. Es ist so bedrückend gerade.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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42 Kommentare

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  • vielleicht wirken Bioavocados ja auch gegen Winterdepression. Mit dem Klimawandel hat es sich ja vielleicht auch bald mit der Winterdepression. Geht auch noch weiter, aber wie hilfreich kann das weitere Suhlen in Selbstmitleid sein? Hat es im Geschichtsunterricht an Stunden zur Nazizeit gemangelt, oder im Fernsehen an Dokus zu Holocaust, Hitler und Überfall auf die Sowjetunion? Ich glaube nicht. Es muss also was anders kaputt sein, ich bin da ehrlich gesagt auch ein bisschen ratlos inzwischen, vielleicht ist es die allgemeine Weltlage, der Kapitalismus, Putin, Trump usw oder ganz grundsätzlich die menschliche Konstitution, ein gewisser Hang zur Selbstzerstörung. Schuldgefühle bei Bioavocados im Gedanken an Überlebende von Hungerwintern nach dem Krieg, helfen da aber wohl eher nicht und ich befürchte, diejenigen, die solche Empfehlungen nötig hätten würden sich darauf eher noch ein saftiges Steak auf den Grill legen und noch ein zweites für Opa, den Ex- Obersturmbannführer. Irgendwie muss es da noch andere Ansätze geben.

    • @ingrid werner:

      Der Ex-Obersturmbannführer war Vegetarier, wie der Führer.

  • Es ist der Wahnsinn, wir sollen unseren Grosseltern noch mehr Geschichten aus dem Kreuz leiern wie sie gehungert haben.kann man machen, aber was wirklich helfen würde, wäre mal ernst zu nehmen was Migranten zu dem Thema zu sagen zu haben. Auf Twitter und insta gibt es so viel Material an Anregungen von klugen PoC- Leuten ,wie wir weissen das Klima beeinflussen könnten. Weil 60 Jahre erinnern und Geschichten von Zeitzeugen bringt ja gerade anscheinend nicht so viel, sonst hätten wir ja nicht diese Situation.wir müssen mal raus aus der komfortzone, uns selbst hinterfragen.

    • @Boba Test:

      "Es ist der Wahnsinn, wir sollen unseren Grosseltern noch mehr Geschichten aus dem Kreuz leiern wie sie gehungert haben."

      Warum Fremde fragen, wenn man in der Familie hören kann, was Krieg bedeutet? Gerade heut ist es wichtig, dass die Erinnerung wach gehalten wird. An allen Ecken wird wieder davon gesprochen, dass D kämpfen muss...

    • @Boba Test:

      "Es ist der Wahnsinn, wir sollen unseren Grosseltern noch mehr Geschichten aus dem Kreuz leiern wie sie gehungert haben."

      Warum Fremde fragen, wenn man Menschen in der Familie hat, die Krieg erlebt haben?

  • Mein Vater wäre im Winter 1946/47 fast an Menningitis gestorben.



    Als Kleinkind.



    Seine beiden Geschwister haben nicht überlebt. (Mangelernährung!)

    Klar, sein Vater (mein Opa) war bei der Wehrmacht - im Russland-Feldzug und ist schwer verwundet zurück gekommen, bevor es zu spät war.



    Er hat nie etwas vom Krieg erzählt - niemandem.



    Aufbereitung der Traumata hat nicht stattgefunden. Jedenfalls war er ein physisches und psychisches Wrack.



    Ob er Nazis gewählt hat oder nur (mehr oder weniger gezwungenermaßen) ein Mitläufer - ich weiß es bis heute nicht und werde es auch nie erfahren können.

    Und trotzdem war mein Vater Opfer. Und mich hätte es fast nicht gegeben (weil mein Vater nur knapp überlebt hat).



    Seine Mutter (meine Oma) ist damit auch nicht klargekommen und ich muss im nachhinein sagen, dass sie wohl eine schwere psychische Störung hatte - welche mein Vater dann als Einzelkind in seiner "Erziehung" ausbaden durfte.



    Die psychischen Folgen ziehen sich bis in meine Familie. - Das ist mir erst spät im Rahmen einer Psychoanalyse klar geworden.



    Es ist verdammt einfach zu sagen: "Nazis gewählt - selber Schuld" - Aber die Folgen ziehen sich bis in die Gegenwart weil Traumata nicht aufgearbeitet worden sind und daraus resultierende Verhaltensstörungen auch die nachkommenden Generationen prägen.



    Insofern: Der Faschismus ist für alle schlecht - und die Aufbereitung dieser Vergangenheit ist noch nicht zu Ende.



    Insofern finde ich die Aussage von "Jim Hawkins" ziemlich Zynisch und kurzsichtig, wenn er sich darüber lustig macht: "Aber nein, es ist viel schlimmer, deutsche Kinder mussten hungern. Erschütternd."



    So eine Aussage ist einfach nur Doof.

  • "In Zeiten wie diesen sollte man mit Menschen sprechen, die von Faschismus betroffen waren."

    Naiv, wie ich bin, dachte ich, es geht um KZ- um Holocaust-Überlebende.

    Aber nein, es ist viel schlimmer, deutsche Kinder mussten hungern. Erschütternd.

    • @Jim Hawkins:

      Ziemlich herzlos. Was konnten die Kinder für die Nazis? Die waren doch auch Naziopfer. Das habe ich bei meiner Mutter gesehen, die als Kind erheblich unterernährt war und bis zu ihrem Tod unter Kriegstraumata gelitten hat. Ist es nicht egal, ob es deutsche Kinder oder nichtdeutsche Kinder waren, die hungern mussten?

    • @Jim Hawkins:

      Naja - in der Headline steht ja auch "wie sich Krieg anfühlt."

      und ich habe nicht gelesen das es schlimmer ist das deutsche Kinder hungern.

      Schwieriger ist das zu bewerten -



      "..mit Menschen sprechen, die von Faschismus betroffen waren"

      Täter und Opfer sind da einfach nicht definiert.

    • @Jim Hawkins:

      Sie können natürlich nicht anerkennen, dass Kinder immer Opfer sind.

      Natürlich darf man damit die anderen Opfer der Nazis nicht verdrängen oder relativieren. Aber es schadet doch nicht, klar zu machen, dass Faschismus für alle schlecht ist. Auch für das "eigene" Volk.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das Dumme ist nur, dass das "eigene" Volk die Nazis waren.

        Natürlich sind Kinder immer Opfer.

        Aber Sie haben schon eine ungefähre Vorstellung davon, was die Deutschen von 1933 bis 1945 zu Hause und in der Welt so angestellt haben? Oder muss ich Ihnen das wirklich auflisten?

        Dass da ein paar deutsche Kinder nach dem Krieg nicht gleich satt wurden, lässt mich eher kalt.

        Spätestens in den 50er-Jahren konnten sich alle wieder mästen.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          "Spätestens in den 50er Jahren konnten sich alle wieder mästen."

          Ein Satz der 'gepflegten' Selbst-Diskreditierung.

          Ad 1: in ein Etymologisches Wörterbuch schauen, was "alle" bedeutet.

          Ad 2: mal ein Geschichtsbuch über die 1950er zu Rate ziehen - oder

          Ad 3: mit Augenzeugen sprechen.

          Ad 4: innehalten.

          Weiteres: bei Bedarf.

        • @Jim Hawkins:

          "Aber Sie haben schon eine ungefähre Vorstellung davon, was die Deutschen von 1933 bis 1945 zu Hause und in der Welt so angestellt haben?"

          Ich habe eine ganze Bibliothek voll mit Berichten darüber. Ich benötige Ihre Belehrungen also nicht.

          Gerade Angesichts des Aufstieges der aktuellen Faschisten schadet es aber überhaupt nichts, wenn man auf die verheerenden Folgen der Nazipolitik hinweist. Vielleicht bringt es ja den einen oder anderen zum nachdenken.

          Nebenbei ist es immer gut, an die Folgen von Krieg zu erinnern. Es rennen in D schon wieder viel zu viele Leute rum, die es gut finden, wenn irgendwo ein Krieg ausbricht. Mir haben die Erzählungen meiner Eltern geholfen, Krieg zu verabscheuen...

        • @Jim Hawkins:

          Ein Leid zu benennen, relativiert nicht das andere viel größere Leid und die Schuld der Eltern an den schlimmsten Verbrechen. Ein Leid nicht benennen zu dürfen führt jedoch am Ende in Gefühllosigkeit und führt dann gar zur Wiederholung von Geschichte.

          • @Hans aus Jena:

            Wenn ich das jetzt richtig verstehe, bedeutet es, betrauere ich nicht die hungernden Kinder des Täter-Volkes, dann besteht die Gefahr, dass die Geschichte sich wiederholt.

            Weil ich gefühllos werde, denke ich nur an die KZ- und Holocaust-Opfer, an die Millionen von Toten, an die Vergasten, die Juden, die Kommunisten, die Sinti, die Roma, die Zeugen Jevohas, die Polen, die Soldaten der Roten Armee, die russischen Zivilisten und die polnischen. Und all die anderen.

            Denke ich nur an die, dann werde ich gefühllos. Und die Geschichte könnte sich deshalb wiederholen.

            Sie sollten sich um eine Rede in der Paulskirche bewerben.

            • @Jim Hawkins:

              Dann hole ich für Sie einmal weiter aus:



              Teil 1



              Ich bin in einem Land (DDR) aufgewachsen, in dem es solche Redeverbote und Schweigekulturen gab. Für die Nazi-/Kriegs-/Nachkriegszeit gab es drei Tabus:

              1.Über bestimmte Opfer der Nazis wurde nicht geredet. Von den von Ihnen genannten Opfergruppen wurden nur den Kommunisten und sowjetischen Soldaten / Menschen ausführlich gedacht. Die Judenverfolgung wurde zwar nicht verschwiegen, spielte aber lange keine besondere Rolle. Erst ab Ende der 70er und stärker noch in den 80er wurde dies reflektiert, oftmals auf Initiative kirchlicher Gruppen. Den anderen Opfern wurde nicht gedacht – weder Sinti und Roma, noch den Zeugen Jehovas (in der DDR verboten), den Kriegsdienstverweigerern (in der DDR mit Strafe bedroht), den Asozialen (kürzl. vom Bundestag rehabilitiert, in der DDR ab 1968 nach §249 strafbar) und auch nicht den Schwulen und Lesben. Dies wurde sogar aktiv unterbunden (siehe www.anmut-blog.de/...ravensbrueck-1985/ )

              2.Über eigene Schuld konnte nicht geredet werden. Man war ja in einem als antifaschistischen deklarierten Staat. Da durfte man nur Antifaschist sein, die Schuldigen saßen ja im Westen, in der kap. BRD, bei den Faschisten in Bonn. Über eigene, auch persönliche Schuld nachzudenken und gar zu reden, war schon aus Gründen des Selbstschutzes schwierig und hören wollte es auch keiner. Als ich in den 80ern mit Zeitzeugen Gespräche begann, habe ich erschütternde Ausbrüche an Verzweiflung darüber erlebt, darüber, dass zum ersten Mal jemand danach gefragt hat und sie erstmals berichteten, wie sie aus Angst KZ-Häftlingen auf den Todesmärschen kein Brot gaben, oder der Verrat von sich in Scheunen versteckender Häftlinge bis heute nicht eingestanden wurde. Von dem, was sie im Krieg sahen und taten ganz zu schweigen.

              • @Hans aus Jena:

                Teil 2

                Im Übrigen hinderte die DDR-Führung oftmals Schuld nicht, den Betreffenden Karrieren zu ermöglichen – die NVA wurde größtenteils von Wehrmachtoffizieren aufgebaut oder googeln Sie einfach mal nach Prof. Ibrahim, der Kinder der Euthanasie übergab und trotzdem in der DDR „Verdienter Arzt des Volkes“ wurde.

                3.Und ebenso konnte eben über selbst erlittenes Leid nicht geredet werden. Vertreibungserfahrungen, Vergewaltigungen, Kriegsgefangenschaft, Hunger, Arbeitslager in der Sowjetunion, „Russenkinder“ usw. waren tabu. Lesen Sie z.B. „Kindheitsmuster“ von Christa Wolf oder sehen Sie sich den letzten Jahr erschienenen Film „Und der Zukunft zugewandt an“, in beiden Werken können Sie die Mechanismen und Folgen erkennen, was das nicht Verarbeiten können und dürfen in den Menschen anrichtete.

                Gerade diese Schweigekartelle hier im Osten, so meine These, führt heute zur Stärke der AfD hier, und ja damit zu der Gefahr, dass sich Geschichte wiederholt. Und wenn Sie es nicht für Deutschland akzeptieren, empfehle ich Ihnen „Polen in Wachtraum“ von Andrzej Leder, einen polnischen Psychiater, der die ähnlichen Schweigedomänen in Polen über die 1939-1956 und die Verbindung zu den populistischen Mehrheiten in dem Land heute untersucht. Dort offengelegte Muster gelten wohl vergleichbar in anderen osteuropäischen Gesellschaften, wozu ich auch die DDR / Ostdeutschland rechne.

                • @Hans aus Jena:

                  Danke für Ihre ausführliche Schilderung.

                  Auch im Westen wurde über bestimmte Opfer lange nicht geredet. Über die jüdischen Opfer wohl eher aus dem Gefühl heraus, dass das eben sein muss.

                  Die TV-Serie "Holocaust" war in Sachen Aufklärung erhellender als der oberflächliche Geschichtsunterricht.

                  Über die anderen Opfer hat man nie etwas erfahren. Das und vieles mehr musste man sich später durch eigene Lektüre erschließen.

                  Dieses dumpfe Verschweigen der eigenen Verbrechen ist sicher ein Beleg dafür, dass sich bei gar nicht so wenigen die Haltungen nur etwas gewandelt, aber nicht wirklich geändert haben.

                  Und das alles, sozial tradiert, bricht sich seit Jahren Bahn, befeuert durch Walser, Nolte, die AfD und andere.

                  Deshalb ist ein Benennen und Gedenken wichtig und richtig.

                  Erinnerungen an Dresden oder ähnliche Ereignisse sehe ich allerdings mehr als zwiespältig. Deutschland hat die Welt in Schutt und Asche gelegt und hier hat man die Möglichkeit, den Zeigefinger auszustrecken und zu sagen:

                  Die haben auch schlimme Verbrechen begangen.

                  Ich sehe den Sinn nicht.

                  Was denken Sie, wie die Welt aussehen würde, wenn Deutschland den Krieg gewonnen hätte? Welche Verbrechen wären noch passiert.

                  Damit das nicht geschehen konnte, musste vielleicht so etwas wie Dresden geschehen.

                  Was die hungernden Kinder angeht, meinetwegen, erinnern wir uns. Wenn die Deutschen sich erinnern, dann sowieso gern an sich selbst. Siehe etwa:

                  "Unsere Mütter, unsere Väter."

                  Beim Erinnern sollten die Relationen stimmen.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Jim Hawkins:

              Selbstentblößung: einer der schönsten Anlässe zur Freude.

              Mitgefühl brauchen die Überlebenden am nötigsten, nicht die Toten.

              Wer dies nicht begreifen kann (oder will), sollte gar keine Rede halten, sondern mal bei Anselm Grün ein Schweigeseminar machen ...

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Hans aus Jena:

            Große Zustimmung.

  • Ich kenne Menschen die früher richtig gehungert haben die heute noch jede Packung Butter leer kratzen - ganz leer!

    Für die sind Begriffe wie Heilfasten natürlich ein Auswuchs von Dekadenz der Fetten und Gierigen.

  • Hätten die Eltern 1933 nicht die Nazis gewählt, hätten die Kinder "im eisigen Winter 1946/47" nicht hungern müssen.



    Die wahren Opfer des Faschismus wären froh gewesen, wenn sie 1946/47 noch hätten hungern können.

    • 6G
      65572 (Profil gelöscht)
      @Heinrich Haffenloher:

      Woher wissen Sie was die Eltern der Nachbarn der Autorin 1933 gewählt haben?

    • @Heinrich Haffenloher:

      So sieht das aus.

    • @Heinrich Haffenloher:

      Ach, dann haben die Kinder ihre Eltern falsch erzogen? Oder falsch ausgewählt?

      Natürlich liegt die Schuld für das Leid bei den damals Erwachsenen. Aber die Kinder können doch nichts dafür.

      Gerade im Hinblick auf die aktuelle politische Entwicklung ist es nicht falsch daran zu erinnern, dass eine faschistische Regierung auch großes Leid über die eigene Bevölkerung bringt.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Mal richtig lesen...

        Herr Haffenloher sagt das die wahren Opfer des Faschismus 1946/47 zum größten Teil garnicht erlebt haben.

        • @Justin Teim:

          Es gibt wahre und unwahre Opfer? Unter Kindern?

        • @Justin Teim:

          Kinder, die leiden, sind immer Opfer. Egal wer die Eltern sind.

        • @Justin Teim:

          Dass Kindern das Hungern gegönnt wird, weil Ihre Eltern (individuell und/oder als Gesamtheit) schuld am Tod anderer Menschen waren, zeigt eins: Dass die Intention der Autorin nicht verstanden wurde und es immer so weiter gehen wird.

  • Zitat: „Und warum wir eigentlich nicht einfach viel öfter unsere Eltern und Nachbarn fragen, was Faschismus tatsächlich bedeutet für die, die er meint.“

    Warum? Tja. Vielleicht nicht nur aus Ignoranz, aus Angst oder Gleichgültigkeit. Vielleicht nicht nur, weil es ziemlich unschön sein kann, Was-könnte-sein-Geschichten anzuhören, die einen an die eigene Unfähigkeit erinnern. Vielleicht ja auch, weil die, die dabei gewesen sind, die Geschichten über Hunger-Ödeme, Kälte, Furunkel, Narben und Lebertran-Kuren nur ungern erzählen. Fast so ungern, wie Leute von ihrer Täter-Zeit im Krieg oder in Auschwitz erzählen.

    Als zur Empathie fähiger Mensch fühlt man den Schmerz alter Wunden. Auch dann, wenn man selbst nur winzig kleine Narben vorzuweisen hat. Es ist einfach kein gutes Gefühl, Leute „auszuquetschen“, die sich gar nicht erinnern wollen. Auch, weil sie gegen Ende der Nazi-Herrschaft überwiegend hilflose Kinder waren, die das Sprechen über eigenes Leid nie gelernt haben.

    Die Körper der Kinder wurden mittels Schweden-Speisung notdürftig am Leben erhalten damals. Um die Seelen der Betroffenen hat sich bis heute kaum jemand gekümmert. Vermutlich auch, weil viele der damaligen Opfer nicht bereit bzw. in der Lage sind, für ein Dankeschön die Katzen zu versorgen und die Post zu sortieren, wenn die Nachbarn mal wieder irgendwo was treiben, was die 80-Jährigen so gar nicht billigen.

    Hass, scheint mir oft, ist das perfekte Perpetuum Mobile. Er hält sich nicht nur selbst am Laufen, er wächst auch mit der Zeit. Quasi vollautomatisch. Vielleicht ist das das aller Schlimmste an der gegenwärtigen Entwicklung.

    Wie dem auch sei. Niemand hat behauptet, Vergangenheitsbewältigung müsste sich wie eine Wellness-Kur anfühlen. Arbeit, die an die Grenzen geht, ist oft unangenehm. Ohne sie, allerdings, wird es kein Morgen geben. Auch nicht für luxusverwöhnte Ü-30-Wohlstandskinder. Für die gleich gar nicht.

    • @mowgli:

      "Fast so ungern, wie Leute von ihrer Täter-Zeit im Krieg oder in Auschwitz erzählen."

      Als Gesprächspartner kommen fast nur noch Menschen in Frage, die damals Kinder waren. Also definitiv keine Täter. Und es finden sich durchaus welche, die darüber berichten wollen, wie schwer das Leben damals war. Ist wohl eher ein Problem, dass zu wenige zuhören wollen.

  • Wer immer noch nicht begreifen w i l l, was Faschismus bedeutet, der wird es auch nicht bei den Erzählungen der Alten verstehen.

    PS: Was Hunger ist, könnte man auch die Bauern in Chile fragen, deren Felder wegen des Avocado Anbau vertrocknen, wo ganze Flüsse austrocknen. Auch eine einzelne Bioavocado benötigt im Mittel 70 Liter Wasser und eine Kühlkette von +6 Grad, bis sie in Brandenburg verspeist wird.



    Und eine Manufakturwurst vom holsteinischen Galloway-Rind, ist auch nur eine zusätzliche Wurst, die nicht anstatt einer Wurst aus der Industrieproduktion verkauft wird.



    Aber beide Produkte machen ein Gutes Gewissen, dass ist ja auch schon was. Sie helfen den eigenen Tellerrand als den Horizont der Welt zu verklären, und einen Perspektivwechsel zu vermeiden. Alles Bio und Nachhaltig! Weiter denken nicht nötig.

    • @Drabiniok Dieter:

      Nett wie schön Sie die Folgen eines Weltkrieges verharmlosen.

      Faschismus ist etwas mehr, als Wurst essen...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich verharmlose nichts, und schon gar nicht den Faschismus.

        Nur ist für jemanden der aus einem bestimmten Grund hungern und/oder dürsten muss, völlig unerheblich, ob dieser Grund Faschismus, Kapitalismus oder Wohlstanddekadenz genannt wird. Und dies unabhängig von Zeit und Ort auf diesem Planeten!

        • @Drabiniok Dieter:

          oder Kommunismus...

          • @otto:

            ...und Sozialismus, Monarchien, Katholizismus und Dünn- und Klugscheißer in Foren!

        • @Drabiniok Dieter:

          "Ich verharmlose nichts, und schon gar nicht den Faschismus."

          Dann vergleichen Sie nicht Äpfel mit Birnen.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Lernen Sie lesen!

            • @Drabiniok Dieter:

              Logikfehler. Offensichtlich kann ich lesen. Auch Ihre seltsamen Vergleiche.

  • Schwarze Salbe, Zugsalbe, gibt es immer noch, Ichtholan zum Beispiel. Das hat nichts mit Krieg und Hungern zu tun.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Ist das alles, was Ihnen zu dem Thema einfällt?