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Von Israel besetzte GebieteSiedlerprodukte brauchen Etikett

Der EuGH urteilt, dass Waren entsprechend gekennzeichnet werden müssen. Nur so könnten Verbraucher „ethische“ Entscheidungen treffen.

Die Weinernte aus der israelischen Siedlung Psagot im Westjordanland soll auch so bezeichnet werden Foto: imago

FREIBURG taz | Waren aus israelischen Siedlungen im besetzten Westjordanland müssen entsprechend benannt sein. Dies entschied am Dienstag der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg.

Der Rechtsstreit hatte seinen Ursprung in Frankreich. Dort hatte das Wirtschaftsministerium 2016 in einem Erlass darauf hingewiesen, wie Produkte aus Siedlerbetrieben zu kennzeichnen sind. Das Ministerium stützte sich dabei auf eine Mitteilung der EU-Kommission von 2015.

Die Kommission schrieb damals: „Da die Golanhöhen und das Westjordanland (einschließlich Ostjerusalem) völkerrechtlich kein Teil des israelischen Hoheitsgebiets sind, ist die Angabe ‚israelisches Erzeugnis‘ als inkorrekt und irreführend anzusehen.“ Korrekt wäre zum Beispiel die Bezeichnung „Erzeugnis aus dem Westjordanland (palästinensisches Erzeugnis)“ oder „Erzeugnis aus dem Westjordanland (israelische Siedlung)“.

Gegen den französischen Erlass klagte ein Weingut in der israelischen Siedlung Psagot, die 1981 gegründet wurde und im Westjor­danland nahe Ramallah liegt. Die Kennzeichnungspflicht sei „diskriminierend“, so die Kläger. Das Weingut wurde dabei unterstützt von der kleinen „Organisation Juive Européenne“. Der zuständige Conseil d’Etat, das oberste französische Verwaltungsgericht, bat den EuGH um Auslegung des EU-Rechts.

Gegen eine Täuschung der Verbraucher

Der EuGH kam jetzt zu dem Schluss, dass eine entsprechende Kennzeichnung der Waren aus den von Israel besetzten Gebieten nicht nur möglich sei, sondern sogar verpflichtend. Die EU-Kommission und das französische Ministerium hätten das EU-Recht also korrekt ausgelegt.

Grundlage der EuGH-Entscheidung ist eine EU-Verordnung von 2011 zur Information von Verbrauchern über Lebensmittel. Danach sind auch Herkunftsgebiet und -ort von Lebensmitteln anzugeben, wenn dies erforderlich ist, um eine Täuschung von Verbrauchern zu vermeiden. Der EuGH stellte darauf ab, dass manche Konsumenten auch „ethische“ Aspekte in ihre Kaufentscheidungen einbeziehen.

Laut EuGH muss eine Irreführung der Verbraucher darüber verhindert werden, dass das Westjordanland zu Israel gehören könnte. Vielmehr agiere Israel dort als Besatzungsmacht – obwohl das palästinensische Volk ein „Recht auf Selbstbestimmung“ habe. Der EuGH verweist hierbei auf ein Gutachten des Interna­tionalen Gerichtshofs (IGH) von 2004.

Zudem müsse als „Herkunftsort“ gegebenenfalls die Angabe „israelische Siedlung“ verwendet werden, so der EuGH. So könne verhindert werden, dass Verbraucher glauben, das Produkt stamme von einem palästinensischen Unternehmen. Die israelische „Umsiedlungspolitik“ in den besetzten Gebieten verstoße ebenfalls gegen Völkerrecht. Wieder verweist der EuGH auf das IGH-Gutachten, aber auch auf Beschlüsse des UN-Sicherheitsrats und der EU.

Laut EuGH muss eine Irreführung der Verbraucher darüber verhindert werden, dass das Westjordanland zu Israel gehören könnte

Da der EuGH eine EU-Verordnung auslegte, gilt das Urteil ab sofort ohne Weiteres in der gesamten EU, also auch in Deutschland. Gesetzesänderungen oder Ministerialerlasse sind nicht erforderlich.

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67 Kommentare

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  • Guter Artikel. Man kann ja mal fragen: was soll das bezwecken? Den Rückzug der Siedler aus Westjordan? Da gibt es einen Präzedenzfall: 2005 hat Israel alle Siedler aus dem Gazastreifen abgezogen. Alle raus, damit es Frieden gibt. Den aber gab es nicht. Es gab eine militärische Auseinandersetzung zwischen Fatah und Hamas, den letztere gewann. Sie vergisst seither, wählen zu lassen, nebst einer ziemlich üblen Diktatur, die sie dort etabliert hat. Und für Israel gab es keinen Frieden, vielmehr kamen Raketen.

    Jetzt dasselbe nochmal im Westjordan? Neben Fatah und Hamas werden da wohl noch weitere Akteure auf den Plan treten: Islamischer Dschihad, Hisbollah und der inzwischen unvermeidliche IS. Garanten eines tausendjährigen Friedens - sicher.

    Ein ganz klein wenig sollten auch reale Geschehnisse in die Entscheidungen einfließen.

  • An dieser Entscheidung gibt's gar nichts zu mäkeln, denn sie trägt zur besseren Information und Aufklärung der Verbraucher bei.



    Wer eine Mecklenburger Ananas kaufen will, möchte schließlich eine aus Mecklenburg und nicht etwa eine irgendwo aus Ostpreußen. (;-))

  • Es ist nur die selbstverständliche Gleichbehandlung Israels und des Westjordanlands durch die EU mit allen anderen Ländern.

    Da eine Sonderlocke haben zu wollen wäre (umgekehrter) Antisemitismus und die Anwendung von doppelte Standards, also Israel als Produzent ein Verhalten einzugestehen, das keiner anderen demokratischen Nation zugestanden wird,

    • @Rudolf Fissner:

      umgekehrter Antisemitismus?

      • @weezyfbaby:

        Einfach mal Googeln!

        • @Rudolf Fissner:

          Oder Sie erklären es mir einfach.

          • @weezyfbaby:

            Vade retro baby oder Mach Bosse. 😱

            Anders gewendet.



            “Wenn du wirklich was gemacht haben willst. Machs selber.“

            unterm—— entre nous —



            Alter kluger Grundsatz.



            Vor allem aber hie: Überlebensstrategie



            (…servíce - Gern&Dannichfür 🧐)

          • @weezyfbaby:

            Beim nächsten Artikel zum Thema Antisemitismus beschweren sich Israelkritiker dann wieder über "Antisemitismuskeule" und darüber, dass das Wort Antisemitismus an Bedeutung verloren hat.

  • Ein gutes Urteil und ein Anfang ist gemacht. Die Verbraucher dürfen entscheiden wen sie unterstützen und wen sie meiden - alle Macht dem Verbrauchervolk; haha wers glaubt wird selig, denn die XXL an der Börse interessiert das schon lange nicht mehr und sie steuern den Lebensmittel-Markt mit viel Geld nach ihren Interessen - hier müsste der Riegel vorgeschoben werden! Wo bleibt da die "Ethik des EUGH"?

  • LEUTE!

    Es hat der EuGH entschieden, also ein Gericht, und NICHT eine politische Vertretung. Und ein Gericht muss nach Recht und Gesetz urteilen; und das verlangt eben zwingend die Einbeziehung der im Beitrag genannten EU-VO aus 2011.

    Das Urteil, sowie die Kennzeichnungspflicht gemäß EU-VO aus 2011 ist somit weder „diskriminierend“, noch sonst wie politisch zu deuten. Vielmehr gibt das Urteil lediglich die bestehende Gesetzeslage wieder.

    Nicht mehr und nicht weniger.

    (Und die Auswirkungen dieses Urteil auf die Absatzzahlen dürften i.Ü. NULL sein).

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ich kaufe so lange keine israelischen Produkt, bis da Frieden herrscht. Ansonsten unterstütze ich den Kauf von Waffen.



    Gilt auch für iranische Produkte.



    Alles eine Mischpoke.

  • Menschen, die sowas noch kaufen, sollten gesellschaftlich so geächtet werden wie Pelzträger.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Linksman:

      Genau. Es gibt nichts Schlimmeres auf der Welt, als Produkte aus von Israel besetzten Gebieten zu kaufen. *Ironie off*

    • @Linksman:

      Gilt das auch für z.B. "Made in China"?

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Wer möchte da das traute Beisammensein der Freunde Israels stören?

    Die Resolutionen des UN-Menschenrechtsrates, lieber Jim Hawkins, sind ein Teil der Gemengelage.

    Was ich allerdings nicht verstehe: wird dadurch aus der Besatzung palästinensischen Gebiets RECHT?

    Für Erkenntnishilfen bin ich stets dankbar. Aber den hiesigen Umrechnungsfaktor kenne ich nicht.

    Bitte um Unterstützung.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ein "Freund Israels," der die Entscheidung richtig findet möchte hiermit anfragen, wann denn der gleiche Maßstab an das Königreich Marokko angelegt wird, da ist die Lage identisch, Resolution des UN Sicherheitsrates 690.

      Traut man sich das vielleicht nicht, weil Marokko dann einfach die Menschen auf dem Weg nach Europa durchlassen würde und so das EU Mitglied Spanien ganz neue Probleme hätte und man von Israel keine solchen Reaktionen fürchtet.

      Sollte das unterbleiben würde der "Freund Israels" dieses Vorgehen für billige PR halten.

      • @Sven Günther:

        Möchte man, dass Israel wie ein demokratischer Rechtsstaat behandelt wird oder wie eine abgehalfterte Erbmonarchie, in der die Menschenrechte mit Füssen getreten werden? Die EU hat sich richtigerweise fürs Erste entschieden.

      • @Sven Günther:

        Waren aus dem annektierten Gebiet der Westsahara tragen ja die Bezeichnung "Westsahara" als Herkunfts"land".

        • @Jens Schlegel:

          Das ist doch alles schon bis zur höchsten Instanz durchprozessiert worden, Urteil des EuGH C‑104/16 P.

          "Im Gegenteil, der Rat und die Kommission können nach ihrem Sieg in der zweiten Instanz aufatmen. Der EuGH macht in seinem Urteil zwar deutlich, dass er die De-facto-Durchführung des Abkommens auf dem Gebiet der Westsahara für völkerrechtswidrig hält. Er zieht hieraus jedoch – jedenfalls ausdrücklich – keine von den Unionsorganen umzusetzende Konsequenz.

          jean-monnet-saar.eu/?p=1666

          Ergo wird "Made in Marocco" gelabelt.

        • 0G
          06313 (Profil gelöscht)
          @Jens Schlegel:

          Und in Deutschland tragen Waren aus den israelischen Siedlungsgebieten schon seit 2015 solche Bezeichnungen.

          www.spiegel.de/pol...gen-a-1296120.html

          Insofern war das EUGH-Urteil ein politisches Urteil und keines, das dem Schutz der Verbraucher dient.

  • Nun, ich werde diese antisemitische Entscheidung als Kaufempfehlung interpretieren, als Qualitätssiegel und die Waren aus Judäa und Samaria bevorzugt kaufen.

    • @Irene Reindl:

      Und? Ist doch ihr Ding. Vielleicht kommen dort ja Produkte von besonderer Qualität her, die der Verbraucher nun gezielt kaufen kann.

    • @Irene Reindl:

      Genau Ihre philosemitische Haltung, die jedwede (auch berechtigte) Kritik an Israel als 'antisemitisch' brandmarkt, ist das Problem. So kann nämlich nicht mehr objektiv diskutiert werden, weil immer sofort die 'antisemitische Keule' geschwungen wird !! Bei Ihnen klingt es auch besonders verbohrt; Judäa und Samaria werden weiterhin nicht auf dem Etikett stehen !



      freundliche Grüsse von der judäischen Volksbefreiungsfront !

      • @dodolino:

        möchte noch präzisieren: antisemitisch sehe ich als rassistisch, wenn jemand aufgrund einer Volkszugehörigkeit diskriminiert wird. Wird jemand wegen einer politischen Ausrichtung oder bestimmter militärischer (etc) Handlungen kritisiert, dann ist es eine politische Kritik; das antisemitisch zu nennen ist eine unzulässige Verzerrung!!



        freundliche Grüsse von der Volksfront zur Befreiung von Judäa !

        • 0G
          06313 (Profil gelöscht)
          @dodolino:

          Ich sehe das anders. Juden wurden und werden seit 2000 Jahren von Nicht-Juden im negativen Sinne als "auserwähltes" Volk betrachtet. "Auserwählt", um besonders kritisch und negativ betrachtet zu werden. Man hat Juden auf dem Kieker, wie der Berliner sagt. Das zeigt sich u.a. seit Jahrzehnten am hervorgehobenen medialen und öffentlichen Interesse für Israel als vermeintlichen "Besatzer, Kolonialmacht, Agressor, Kriegstreiber Menschenrechtsverletzer", etc., etc. Wer die Politik eines Landes, in diesem Fall Israel, einseitig kritisiert, ohne auch die andere Seite im Konflikt ins Visier zu nehmen (in diesem Fall die Regierenden von Gaza und des Westjordanlands, aber auch die verschiedenen islamistischen im Iran, Sytien, Libanon, etc.), obwohl die Aggression der Araber sich nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen politische Gegner in den eigenen Reihen richtet, steht für mich im Verdacht, ein Antisemit zu sein, der seinen Antisemitismus mit einer undifferenzierten Kritik an Israel kaschiert. Wer es anderen Ländern zugesteht, sich politisch und militärisch gegen Terror und Krieg zu wehren, aber Israel dieses Recht nicht zugesteht, ist für mich verdächtig. Das EU-Urteil zur Etikettierungspflicht hat aus den von anderen Kommentatoren genannten Gründen daher auch einen ziemlich bitteren Beigeschmack. Vor allem im Hinblick auf die derzeitige Lage in Israel - ein Land, das mal wieder von seinen Nachbarn aus Gaza mit Raketen terrorisiert wird.

          • @06313 (Profil gelöscht):

            Aktuell ist es aber so, daß Israel gerade jetzt einen Palästinenserführer weggebombt hat (samt Ehefrau), und nun (erwartbar) Raketen geflogen kommen. Weder ist das Eine, noch das Andere richtig. Aber, da haben Sie Recht, ich muss beides sehen. Aber es bleibt immer der Interpretationsspielraum, wer letztlich im Recht ist.



            Israel und seine Freunde setzen aber immer öfter den Kampfbegriff 'antisemitisch' ein, der letztlich die Diskussion um Ursache und Wirkung verzerrt. Wenn ich Israels Besatzungspolitik kritisiere, dann ist das NICHT antisemitisch, sondern politisch; wer es antisemitisch nennt, argumentiert unredlich.



            Die Diskussionen um Israel und seine Politik lassen sich doch am einfachsten führen, wenn man den Staat Israel ganz simpel nach den Maßstäben des Völkerrechts beurteilt, und nicht danach, ob es ein (positiv oder negativ) 'auserwähltes Volk' dort gibt!

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @dodolino:

              "einen Palästinenserführer "

              Sind Sie sicher, dass die Palästinenser diesen Terroristen auch als Führer sahen?

              "Der Islamische Dschihad sieht Israel als die Manifestierung des westlichen Imperialismus und lehnt Friedensgespräche mit dem jüdischen Staat sowie seine bloße Existenz kategorisch ab."

              Da ist wohl kein Gesprächsbedarf.

              • @88181 (Profil gelöscht):

                Also, wer (einige? viele?) Palästinenser führt, ist nun mal ein Palästinenser'führer'. Wäre er ein unbedeutender Mensch, so hätte ihn Israel doch nicht exekutiert, oder?



                Über den Islamischen Dschihad gibt es keinen Gesprächsbedarf, klar, der war aber bislang auch noch nicht im Gespräch dabei. Lassen Sie ihn doch einfach weg, und gut is' !

            • 0G
              06313 (Profil gelöscht)
              @dodolino:

              "Israel und seine Freunde setzen aber immer öfter den Kampfbegriff 'antisemitisch' ein, der letztlich die Diskussion um Ursache und Wirkung verzerrt. Wenn ich Israels Besatzungspolitik kritisiere, dann ist das NICHT antisemitisch, sondern politisch; wer es antisemitisch nennt, argumentiert unredlich. "

              Der Vorwurf "Israelkritik" sei antisemitisch motiviert kommt doch gerade deshalb, weil Ursache und Wirkung nicht gesehen wird. Natürlich wird niemals ein "Israelkritiker" zugeben, seine "Israelkritik" sei antisemitisch motiviert. Und das verzerrt eben den Begriff Antisemitismus. Ich bin jedenfalls noch keinem Israelkritiker begegnet, der Palästinakritik betreiben würde. Allein schon Ihr Wording "Israel und seine Freunde" hat für mich etwas Abfälliges. Wenn Sie Israels Besatzungspolitik kritisieren, ohne aber die Ursachen für diese Politik zu betrachten, dann ergreifen Sie Partei für die andere Seite, nämlich die, die diese Politik provoziert hat. Wenn Sie nur Israels Besatzungs- und Militärpolitik kritisieren, die das Resultat von Terror gegen Israel und seine Bevölkerung ist, ohne aber die Gegner Israels zu kritisieren, dann kann der Verdacht entstehen, dass Ihre Kritik an Israel nicht politisch, sondern antisemitisch motiviert ist, weil Sie vielleicht ganz allgemein etwas gegen Juden und im Besonderen gegen den jüdischen Staat haben. Die Diskussion um Israel und seine Politik lassen sich doch am einfachsten führen, wenn man alle unmittelbar im Konflikt involvierten Parteien nach den Maßstäben des Völker- und Menschenrechts beurteilt. Sie möchten aber scheinbar nur Israel nach diesen Kriterien bewerten.

              • @06313 (Profil gelöscht):

                Manches, was Sie schreiben, habe ich schon unter dem Oberbegriff 'whataboutism' gelesen - den ich nicht mag. Hat auch etwas unredliches.



                Aber ich möchte den Staat Israel kritisieren, ohne den Vorwurf des 'Antisemitismus' zu höre, und ich möchte die USA kritisieren, ohne den Begriff 'Antiamerikanismus' zu hören. Das sind halt so Totschlagsbegriffe, die keinen Widerspruch zu Dulden vorgeben.



                Die Diskussion, wer welche Tat des jeweils Anderen mit welcher eigenen Tat provoziert hat, führt in ein Nirvana. Denn letztlich hat jeder für seine (Un)Tat eine nachvollziehbare Begründung. Die Palästinenser schicken Raketen? Ja, weil Israel einen Anführer ermordet hat. Israel hat einen Anführer getötet? Ja, weil er Raketen geschickt hat. Ein Anführer hat Raketen geschickt? Ja, weil... das geht ins Unendliche, und führt nur zu der Feststellung, daß etwas Grundsätzlich falsch läuft. Wenn Sie noch nie 'einem Israelkritiker begegnet sind, der Palästinakritik betreibt', dann heisst das doch, daß Sie nur Schwarz oder Weiss sehen, nicht aber die Zwischentöne. Ich kritisiere vieles an den Palästinensern (gut, nicht immer 'öffentlich'), trotzdem ist für mich die israelische Besatzungspolitik die Hauptursache für die Probleme in dieser Weltenregion. Israel möchte ziemlich kompromisslos sein 'Gross-Israel' wieder herstellen. Daß dies gegen jedes internationale Recht verstösst - was soll's. Israel wurde vor einigen Jahren ein Friedensvertrag von ALLEN Nachbarn angeboten - wollte aber nicht. Die besetzten (=gestohlenen) Gebiete wollte man dann doch lieber behalten. Wer's schlecht findet, ist dann halt ein Antisemit. Das ist mir aber zu einfach!

                • 0G
                  06313 (Profil gelöscht)
                  @dodolino:

                  "Ich kritisiere vieles an den Palästinensern (gut, nicht immer 'öffentlich')…"

                  Und was genau kritisieren nicht immer öffentlich? Jetzt haben Sie die Gelegenheit, es öffentlich mal zu tun.

                  "...trotzdem ist für mich die israelische Besatzungspolitik die Hauptursache für die Probleme in dieser Weltenregion."

                  Und ich dachte immer, die israelische Besatzungspolitik sein ein Problem für die Palästinenser. Nun muss ich erfahren, dass die Besatzungspolitik ein Problem für eine ganze Weltregion ist. Vermutlich meinen Sie damit, dass Israel eine Gefahr für den Weltfrieden darstellt, oder interpretiere ich Sie da falsch?

                  "Israel wurde vor einigen Jahren ein Friedensvertrag von ALLEN Nachbarn angeboten - wollte aber nicht. "

                  Könnten Sie bitte erläutern, von welchem Friedensvertrag Sie sprechen?

                • @dodolino:

                  Wo findet man denn diese Israelkritiker, die zugleich Palästinakritiker sind? Bis jetzt hab ich nur Israelkritik von den Leuten lesen dürfen. Sie selbst geben zu, dass Sie Palästinenser nicht öffentlich kritisieren, wenn es aber um den jüdischen Staat geht, verfassen sie mehrere lange Kommentare. Finde ich irgendwie seltsam.

                  "trotzdem ist für mich die israelische Besatzungspolitik die Hauptursache für die Probleme in dieser Weltenregion"

                  Mhm also für mich sind es Antisemiten und Islamisten, die Israel vernichten wollen und das Land mit Raketen beschiessen, siehe Hamas, oder Anschläge fördern, siehe Abbas und PLO.

                  • @weezyfbaby:

                    Also wg. der Kommentare um den jüdischen Staat Israel: das ist ja das Thema hier, Palästina nicht ganz so. Aber natürlich sage ich gerne auch öffentlich, was mir an Palästina nicht gefällt: Korruption, Hierarchie, eine sehr rückständige Gesellschaftsverfassung. Aber sowas ist üblicherweise Sache des betreffenden Staates bzw dessen Volkes, wie es sich organisiert - wenn es denn kann. Wird allgemein auch unter 'Innere Angelegenheiten' behandelt, und die sind völkerrechtlich nicht relevant - auch wenn es viele so sehen. Ich beschränke mich in der Regel auf das völkerrechtlich relevante, das sind die Beziehungen zwischen Staaten. OK?

                    Wer Wen warum mit Was beschiesst, ist ein langwieriger Diskussionspunkt.

                    • @dodolino:

                      Also gehört bei Ihnen eine Wahl von Antisemiten an die Macht, die Juden mit Raketen beschießen, ebenfalls zu "Inneren Angelegenheiten"?



                      Dass Sie bei Ihrer Auflistung das erst gar nicht erwähnen, finde ich bezeichnend.

  • Und eben weil das so ist ärgere ich mich über mein teures Arganöl, "das Gold Marokkos" aus dem "Südwesten Marokkos".



    Und eben weil das so ist ärgere ich mich über das heutige Urteil.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Henriette Bimmelbahn:

      Wo muss ich hinziehen, um auch zum Kauf von marokkanischem Arganöl gezwungen zu werden?

      Ansonsten: Emotionen sind gesund und (noch) kein Bestandteil des ICD 10. Das gilt auch für Ärger.

      Nur Dummköpfe - und Vertreter der "Positiven Psychologie" des Martin Seligman - sehen das anders.

      (Korrektur: Positive Psychologie=Dummköpfe)

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Auch - wie Sie meinen - gesunder Ärger ändert nichts daran, dass der Gewinn aus dem Verkauf des Arganöls, das vermutlich - wissen kann ich das nicht, da es nicht gelabelt ist - aus der Westsahara kommt, wohl nicht den Saharauis zugute kommen wird.



        Dabei hätten sie es nötig:



        www.deutschlandfun...:article_id=452170



        Daraus:"....Dazwischen erheben sich sechs Camps aus dem Staub:kleine Städte aus Lehmhütten, in denen rund 170 000 Menschen leben. Sie sind Flüchtlinge, die seit mehr als 40 Jahren aus der Westsahara vertrieben wurden."



        Wenn ich allerdings sehe, wie inbrüstig hier die - rechtlich wohl korrekte - europäische Bigotterie verteidtigt wird, ärgere ich mich dermaßen, dass es nicht mehr gesund sein kann.

    • @Henriette Bimmelbahn:

      Ging an Sven Günther, 12.11., 18.31

  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    "Die EU-Richtlinien differenzieren, das ist gut, aber sie tun es zu wenig. Siedler ist nicht gleich Siedler."

    "Schon eher zieht das Argument der Unverhältnismäßigkeit. In 48 Ländern, so berichtet Amnesty International, sitzen Menschen aus politischen Gründen im Gefängnis. Dutzende Todesurteile in SaudiArabien, Massenverhaftungen von Schwulen in Ägypten, Folter in Guantanamo – all das geht boykottfrei durch."

    taz.de/Kommentar-I...produkte/!5251015/

    • @06313 (Profil gelöscht):

      Es steht Ihnen frei, den Kauf von Lebensmitteln aus Saudi-Arabien, Ägypten oder den USA zu vermeiden.

      In der EUGH-Entscheidung geht es um die wahrheitsgemäße Herkunftsbezeichnung, die den Verbraucher befähigt, seine Kaufentscheidung zu treffen.

      Also nicht ablenken!

      • 0G
        06313 (Profil gelöscht)
        @Gesunder Menschenverstand:

        "die den Verbraucher befähigt, seine Kaufentscheidung zu treffen."

        Warum aber soll der Verbraucher nur bei Produkten aus israelischen Siedlungen befähigt werden, seine Kaufentscheidung zu treffen? Man lässt den Verbraucher völlig im Unklaren darüber, wo die Produkte wirklich herkommen, auf denen "Made in Turkey", "Made in Russia", "Made in China", "Made in India", etc. herkommen. Die Liste der Länder, die Gebiete besetzt halten und dort Waren produzieren, ließe sich noch lange fortsetzen. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass mir diese Fokussierung auf Israel nicht ganz koscher vorkommt.

  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    Ich bin etwas verwirrt. Unter der Fotozeile steht: "Die Weinernte aus der jüdischen Siedlung...."

    Im Artikel ist von "Waren aus israelischen Siedlungen...." die Rede. Ja, wat denn nun: jüdische oder israelische Siedlungen? Wenn es israelische Siedlungen sind, dann spricht doch nichts dagegen, die Waren als Made in Israel zu bezeichnen. Und wenn es sich um jüdische Siedlungen handelt, könnte man sie "Made by Jews" bezeichnen und kein deutscher Verbraucher fürchten, in die Irre geleitet zu werden. Wenn ich bedenke, wie wir Verbraucher von der Lebensmittelindustrie völlig legal mit allerlei Etikettenschwindel an der Nase herumgeführt werden, finde ich dieses Politikum mal wieder bezeichnend.

    • Bruno , Moderator
      @06313 (Profil gelöscht):

      Danke für den Hinweis, haben wir geändert.

    • @06313 (Profil gelöscht):

      @Sammystein "Ja, wat denn nun: jüdische oder israelische Siedlungen? [...] könnte man sie "Made by Jews" bezeichnen und kein deutscher Verbraucher fürchten, in die Irre geleitet zu werden. "

      Das israelische Nationalstaatsgesetz enthält elf Artikel. Artikel 7 beinhaltet "Der Staat Israel sieht im jüdischen Siedlungsbau einen nationalen Wert. Er ermutigt und unterstützt den Bau und die Konsolidierung jüdischer Siedlungen" de.wikipedia.org/w...atsgesetz_(Israel) bzw. knesset.gov.il/law...LawNationState.pdf (Gesetz auf englisch)

      Die Erklärung zum Foto ist also nicht falsch. Daraus einen "bezeichnendes Politikum" der taz zu machen halte ich für daneben bzw. wenn, dann an die falsche Adresse gerichtet.

    • @06313 (Profil gelöscht):

      Ich stimme Ihnen zu, die Formulierung in Erklärung zum Foto ist schlampig und falsch. Es handelt sich um eine israelische Siedlung in den besetzten Gebieten.

      Kleiner Lesehinweis zur Position der deutschen Regierung:

      "Israelische Siedlungen in den besetzten Gebieten sind auch aus Sicht der Bundesregierung völkerrechtswidrig, ein Hindernis für den Frieden und eine Gefahr für die Grundlagen der Zwei-Staaten-Lösung."

      Das Zitat stammt aus einer aktuellen Stellungnahme des Auswärtigen Amtes, siehe hier:

      www.auswaertiges-a...te-gebiete/2263564

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @06313 (Profil gelöscht):

      Bei Israel lassen sich eben alle gern etwas Besonderes einfallen.

      Über die Raketenangriffe durch den Islamischen Jihad findet man weniger Informationen.

      Was den Diskurs der "Israel-Kritiker" oft auszeichnet ist die Gnadenlosigkeit der Argumentation.

      Was interessieren mich Raketen auf Juden (und arabische Israelis), wenn ich auf Obst aus den Siedlungen einen (völkerrechtlich einwandfreien) Aufkleber anbringen kann.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @06313 (Profil gelöscht):

      Wenn ich schreibe, "unter der Fotozeile steht", dann meine ich natürlich die Fotozeile oder "unter dem Foto"... :)

  • Ich würde auch gerne ethische Entscheidungen treffen, ob meine Kleidung mit Kinderarbeit hergestellt wurde, ob bei der Herstellung meiner Fleischprodukte Ferkel totgeprügelt wurden, ob für das Benzin das ich tanke mal wieder ein paar störrische Einheimische, die nicht im Ölschlamm verrecken wollen, erschossen wurden etc., etc., etc.



    Dafür gibt's aber komischerweise keine Kennzeichnungspflicht durch die EU. Aber natürlich eine Sonderregel um Israel zu brandmarken, während hunderte andere Schurkereien einfach so durchlaufen.



    Diese völlig übertriebene Fixierung auf Israel ist absurd. Da läuft ja wohl was schief.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Arno Birner:

      Da läuft was schief und immer schiefer. Egal wo man hinschaut.

      Der UN-Menschenrechtsrat verurteilt Israel häufiger als alle anderen Staaten zusammen.

      Gleichzeitig wird die Menschenrechtslage im Iran gelobt:

      www.mena-watch.com...ge-im-iran-preist/

      Und jetzt die Sache mit den Produkten aus den Siedlungen.

      Ein kleines Teil, aber es gehört zum Puzzle.

      Allerdings hat Israel gerade andere Sorgen:

      www.timesofisrael....s-fired-at-israel/

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Alleine zwischen 16:00 Uhr und 17:00 Uhr gab es Raketenalarm in Sderot, Ibim, am Sapir College, in Erez, Nirim, Mefalsim und Kissufim.

        • 0G
          06313 (Profil gelöscht)
          @Sven Günther:

          Ich wundere mich immer wieder, wie trotz der Blockade die ganzen Raketen nach Gaza kommen bzw. die Teile, um Raketen zu bauen.

          • @06313 (Profil gelöscht):

            Na so wie immer, Nordsinai, die Route ist doch nicht geheim, per Schiff in den Sudan mit dem LKW nach Ägypten und durch die Tunnel nach Gaza.

            Vielleicht sind die ägyptischen "Freunde" ja manchmal einfach unkonzentriert oder die hochbezahlten Angestellten des Pharaos sind mal kurz Tee trinken, den kann man ja dann mit dem Geld zahlen das man unter der Tasse findet zahlen.

            Und Drogenhandel soll ja ein ganz einträgliches Geschäft sein, da kann man viele Leute mal Tee trinken lassen.

            • @Sven Günther:

              Die Ägypter sind eigentlich knallhart in Bezug auf die Blockade des Gazastreifens. Sie haben einen über 30 km breiten Sicherheitsstreifen eingerichtet und alle Häuser innerhalb dieses Streifens abgerissen, um den Tunnelbau zu unterbinden, und was sie finden wird geflutet. Und ihre Grenzübergänge sind schon lange dicht. Die haben nämlich auch keinen Bock auf Hamasterror.

  • Völlig richtig die Entscheidung, Judäa und Samaria sind nicht Teil Israels und darum die Produkte nicht Made in Israel.

    Die Produkte fallen daher auch nicht unter das Europa-Mittelmeer-Abkommen zwischen der EU und Israel und sind darum auch nicht zollfrei, das ist schon seit 2010 so.

    • @Sven Günther:

      Mehr ist dazu auch nicht zu sagen.



      Interessanter ist die Frage, welche Schamfrist die EU sich setzen wird, bevor sie die absehbare Annexion des Jordantals anerkennt.

  • Eine überfällige Entscheidung!

    Jetzt kann ich endlich wieder israelische Granatäpfel kaufen und muss mir keine Sorgen machen, dass sie aus den besetzten Gebieten stammen.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Und ich werde nun explizit Waren aus den sogenannten "besetzten" Gebieten bevorzugen.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Gesunder Menschenverstand:

      Schmecken die Granatäpfel aus den besetzten Gebieten anders?

      • @06313 (Profil gelöscht):

        Kaum, bis auf diesen häßlichen Beigeschmack von Völkerrechtsbruch und Rassismus. So ähnlich wie damals das Obst aus Südafrika.