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Linnemanns GrundschulaussageSetzen, Sechs!

Der Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann möchte, dass Kinder erst zur Grundschule gehen, wenn sie genug Deutsch sprechen. Das ist purer Populismus.

Diversität statt Segregation – eine Willkommensklasse in Berlin-Lichtenberg Foto: Wolfgang Borrs

Es gibt Themen, da sagen Leute nicht viel dazu, wenn sie keine Ahnung haben. Integralrechnung zum Beispiel. „Äh nein, da kenne ich mich leider nicht aus, sorry.“ Alles gut, wird Ihnen schon niemand übelnehmen. Und dann gibt es solche Themen, bei denen plötzlich alle meinen, mitreden zu können, weil sie eine Meinung haben. Der Dauerbrenner unter ihnen: „Integration“. Ein schön schwammiger Gegenstand, bei dem niemand so richtig weiß, worum es eigentlich geht. Bullshit-Bingo ist sozusagen im Wesen der Sache „Integration“ angelegt.

So ruft Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann auf die Frage der Rheinischen Post, wo die CDU sich denn profilieren müsse: „Ganz klar bei der Integration“!!! Zugegeben, die drei Ausrufezeichen habe ich als Stilmittel dazugedichtet. Einfach weil ich sie mir so gut vorstellen kann. Linnemann dürfte an dieser Stelle des Interviews nämlich so was von erleichtert gewesen sein nach all den Fragen zu Klima und so, wo die CDU nun wirklich keine überzeugende Position zu bieten hat, dass es endlich um das Lieblings-Wischiwaschi-Thema der Deutschen geht – mit dem man ordentlich Stimmung machen kann.

Von den „Vorfällen in Freibädern“ spricht er und von der „Schwertattacke in Stuttgart“, um über aufgewühlte Menschen und neue „Parallelgesellschaften“ zu sinnieren. Die Lösung aller Probleme erkennt Linnemann in der frühen Segregation: Ausländerkinder mit Sprachdefiziten sollen künftig nicht mehr gemeinsam mit Deutsch-Muttersprachlern eingeschult werden. Wow. Eine Glanzleistung an Rhetorik.

Keine Hausaufgaben gemacht

Mal davon abgesehen, dass es schon sehr vieler gedanklicher Verrenkungen bedarf, Parallelgesellschaften mit noch mehr Barrieren zu Bildung auflösen zu wollen, scheint Linnemann einfach seine Hausaufgaben nicht gemacht zu haben. Er behauptet, dass staatliche Schulen voll mit Kindern von Zuwanderern seien, die nicht ausreichend Deutsch sprechen und damit das Niveau senkten.

Dabei übergeht Linnemann aber die Tatsache, dass es in Berlin seit 2015 ohnehin sogenannte Willkommensklassen gibt, in denen Kinder und Jugendliche ohne Deutschkenntnisse erst einmal auf den Regelunterricht vorbereitet werden, bevor sie überhaupt in „normale“ Klassen dürfen. In anderen Bundesländern gibt es das Prinzip auch, nur unter anderem Namen, wie Begrüßungsklassen, Seiteneinsteigerklassen oder Deutschförderklassen.

Doch Linnemann hält an seinen nurdeutschen Fantasien fest: „Ein Kind, das kaum Deutsch spricht und versteht, hat auf einer Grundschule noch nichts zu suchen.“ Nur eine unglückliche Formulierung? Oder wo genau will Linnemann sonst ein 7-jähriges Kind unterbringen, wenn nicht in einer Grundschule? Und noch mal: Was genau soll das mit der Schwertattacke in Stuttgart zu tun haben, die im selben Atemzug mit eingestreut wird?

Duisburg: nicht die deutsche Durchschnittsstadt

Über Generationen hinweg sind Kinder von Gastarbeitern, von bosnischen Geflüchteten, von Spätaussiedlern aus Russland mit Muttersprachler_innen zur Schule gegangen und haben sich wunderbar zurechtgefunden. Sollte man nicht eher über die richtige Zusammensetzung von Kindern diverser Hintergründe nachdenken, etwa in Form von Quoten, anstatt sie voneinander zu trennen?

Die von Linnemann zitierten 16 Prozent künftiger Erstklässler_innen, die laut einem Test noch kein Deutsch können, befinden sich in Duisburg, jener Stadt in Nordrhein-Westfalen mit dem höchsten Anteil an Schulkindern mit Migrationshintergrund. Duisburg ist nun wirklich nicht die deutsche Durchschnittsstadt.

Doch auch wenn Linnemann schon im Interview defensiv vor der „Rassismus-Keule“ warnt, die bei diesem Thema unangebracht sei: Was der Unionsfraktionsvize mit seinem pseudonüchternen Thesenbrei betreibt, ist purer Populismus und sonst nichts. Wenn er der deutschen Sprache tatsächlich so mächtig wäre, wie er es von Kleinkindern erwartet, würde er längst nicht mehr das Wort „Integration“ verwenden, sondern Segregation. Setzen, Sechs.

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41 Kommentare

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  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    Das ist natürlich Unsinn. Als ich als Kind nach Deutschland kam, konnte ich auch erst nur gebrochen Deutsch. Als Kind lernt man eine Sprache im Handumdrehen. Außerdem besteht bei uns Schulpflicht. Will der Herr Linnemann Kinder vom Schulbesuch ausschließen?

  • Für Frau Aydemirs Quotenvorschlag wurde eine CDU-Politikerin vor wenigen Jahren in Berlin mal ausgebuht und als Rassistin bezeichnet.

    Ist schon spannend, wie der Wind sich dreht.

  • Ich finde, Kinder sollten grundsätzlich erst dann in eine Schule gehen dürfen, wenn sie schon alles gelernt haben, was einen das Leben so lehren kann.«(º¿º)»

  • Wirkungsvoll waeren sicherlich obligatorische Sprachkurse, und zwar auf Kosten der Eltern bzw. ihrer Sozialleistungen. Dann wuerden sie ihren Kindern das schon beibringen.

  • "Dabei übergeht Linnemann aber die Tatsache, dass es in Berlin seit 2015 ohnehin sogenannte Willkommensklassen gibt, "

    Genau das hat er in dem Interview, das anscheinend keiner gelesen hat, (überall) gefordert und darüber hinaus Geld für diese Förderung. Wie kann man das falsch finden?

  • In meinem Bekanntenkreis / Arbeitskollegen ist es so, dass sorgfältig geschaut wird, wo die Anzahl der Kinder mit Migrationshintergrund besonders niedrig ist. Da gehen die Kinder dann zur Not in einen (teuren) Privatkindergarten. Zum Teil werden die Kinder quer durch die Stadt in eine spezielle Schule gekarrt.

    Und die Eltern sind in der Regel politisch eher rot / grün / links.

    • @Gaston:

      " Und die Eltern sind in der Regel politisch eher rot / grün / links."



      Sonst wuerden sie ja gleich in einem Reihenhausvorort leben.

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @meerwind7:

        Natürlich,das hat er ja auch gesagt. Nach dem Vormittagsunterricht hatte er strammen Förderunterricht, anschließend ging er um ca 16.00 zum Sport oder nach Hause, in etwa ist das Ganztagsschule.

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @meerwind7:

        Nein, da es schöner ist in einer Altbaueigentumswohnung im Zentrum zu wohnen .

  • Zu meiner Zeit war die Grundschule der Ort, wo man lernen erst mal lernen sollte.



    Ich weiß nicht ganz, was Herr Linnemann der Grundschule für Aufgaben außer Selektion zuschreiben möchte, aber ich konnte, als ich in die Grundschule kam, noch nicht lesen oder schreiben. Ein bisschen Addieren vielleicht.

    Richtig ist, dass die Schulpflicht in der BRD ziemlich spät einsetzt. Das könnte man ruhig nach vorne verlegen. Ich musste auch aufgrund des Willens meiner Eltern vorher in den Kindergarten, weil das angeblich wichtig für das Erlernen von Sozialverhalten war. Also Pflicht zur Betreuung von Kindern außerhalb der Familie frühestmöglich und schon kann man evtl. Hindernisse ausgleichen. Nur sollte das nicht dazu führen, dass man zukünftig von 6jährigen schon erwartet, den Konjunktiv II ohne Schwierigkeiten benutzen zu können. Auch Lernen muss erst mal gelernt werden, dann kann man damit richtig loslegen.

  • 9G
    94066 (Profil gelöscht)

    Das Liebling- Wischiwaschithema "der Deutschen"?? Aha, was dazugelernt.....Rechts Polemik (wahrscheinlich Wahlkampfrhetorik, der AFD im Osten noch ein paar WählerInnen abjagen) mit Links Polemik zu beantworten kann man_frau ja machen. Aber ebenso wie Herr Lindemann sollte man_frau sich mal sachkundig machen , z.B. dass Willkommensklassen in Berlin 2016 für geflüchtete Kinder eingerichtet wurden und eben nicht Standard sind. (Und dass die SPD Vorschulklassen 2005 aufgelöst hat, wos ne Sprachförderung gab)... und so weiter. Und der Vergleich, dass es generationenweise so gut geklappt habe hinkt, die Rahmenbedingungen und die soziale Mischung waren damals: keine Klassen, in denen 95 & der Kinder nicht muttersprachlich deutsch waren, ausgebildete Lehrer*innen, etc.. Ich persönlich würde allen Beteiligten, die wirklich Interesse am Thema haben und nicht nur ihr Mütchen kühlen möchten eine Sachdiskussion anempfehlen . Das ist dringend nötig, da aufgrund des bundesweiten eklatanten Lehrermangels, mangelnden Schulbauten etc. wahrscheinlich eine Bildungskatastrophe unbekannten Ausmasses droht: Und das wird nicht die akademische Mittelschicht (mit und ohne Migrationshintergrund) betreffen, sondern andere Milieus. Die sog. "bildunsgfernen" Kinder ohne Migrationshintergrund aus Transferfamilien sind trotz ihrer (mangelhaften) Deutschkenntnisse genauso betroffen, z.B. ohne Schulabschluss ihre Klippschule zu beenden. Es ist eben nicht nur eine Frage des Migrationshintergrundes, sondern eine Frage der sozialen Schicht. Da ist übrigens Pierre Bourdieu eine gute Lektüre

    • @94066 (Profil gelöscht):

      "Es ist eben nicht nur eine Frage des Migrationshintergrundes, sondern eine Frage der sozialen Schicht. Da ist übrigens Pierre Bourdieu eine gute Lektüre"

      Dem schließe ich mich an.

  • Sorry aber was Linnemann gesagt hat, ist doch kein Populismus, er hat mit Argumenten dargelegt warum und was er möchte.

    Vielleicht sollten wir alle aufhören in allem gleich diesen Rechts/Links Kampf einzubauen, als ob es nichts mehr anderes gibt.

    Unser Zusammenleben ist doch kein Dauerkrieg kruder Ideologien.

  • Wichtiger ist Ganztagsschule, so wie in England und Frankreich. Dann ist das Thema gleich mit erledigt.

    Ich sprach kein deutsch, hatte aber harten Sprachunterricht nach der Schule. Die Lehrer in der Schule dachten ich wäre ein Genie, natürlich beließ ich sie in dem Glauben (Nicht meine Idee, hatte mein Vater geraten). Da war ich 15, Abi dann mit 19. Aber wie gesagt: letztendlich waren wir (Geschwister) de facto in einer Ganztagsschul-Situation.

    • @el presidente:

      Also, Sie waren nicht in einer Ganztagsschule, nennen Ihre guten Erfahrungen mit einer Vormittagsschule aber als Argument fuer Ganztagsschulen?!

      • @meerwind7:

        Praktisch waren wir in einer Ganztagsschule. 8-1330h Gymnasium, 1430-17h Sprachschule. Das war natürlich örtlich getrennt, aber die Situation war eigentlich wie Ganztagsschule.

        Unsere eigenen Kinder haben auf eine Ganztagsschule geschickt.

  • Wenn von Grundschule und Integration gesprochen wird, dann sollte auch deutlich gesagt werden, dass die Hauptbeteiligten der Integration die deutschsprachigen Kinder sind, die hoffentlich von einer guten Lehrkraft unterstützt werden. Zwei Kinder ohne Deutschkenntnisse bei einer Klassenstärke von 30 Kindern wäre kein Problem. Aber wie wäre es mit 10 zu 20?

    Die deutsche Willkommenskultur hat alles Mögliche gemacht, nur nicht ein gutes Konzept entwickelt für ein Vorschulsystem, das verhindert, dass infolge größerer Sprachprobleme auch der Lernerfolg gemindert wird.

    In Stadtteilen mit einem hohen Anteil an einkommensstarken Bildungsbürgern wird es in den Grundschulen wenig Probleme geben, weil Migranten schwerpunktmäßig außerhalb gut bürgerlicher Strukturen angesiedelt werden. Von daher ließe sich auch erklären, dass in den gut bürgerlichen Vierteln die Willkommenskultur besser ausgeprägt ist, weil sie kaum Folgen hat.



    Zusätzlich wird gerne die "Empörungskultur" gepflegt, wenn es nach Populismus stinkt. Das lenkt dann auch ab von den realen Problemen.

    Wie immer geht es letztendlich um die Frage, wer die Zeche zahlen soll. Da wäre gerade in den Bezirken mit hohem Migrationsanteil massiver Förderunterricht nötig einschließlich der Betreuung der Klassen mit hohem Anteil von SchülerInnen mit geringen Deutschkenntnissen.



    Nun ist Bildung in DE kein Bereich, der finanziell gut ausgestattet ist. Da setzen deutsche Parteien lieber auf Aufrüstung und den militärisch industriellen Komplex, wenn man mal Die Linke außer Acht lässt.

    • @Rolf B.:

      anschließe nich & Age too.

      In meiner Volksschule West (ab 51) - Arbeiter/Kasernenvorort vollgestopft einschl. Baracken & Nissenhütten.



      Wurde mehrheitlich Russisch Polnisch & Lettisch gesprochen.



      Noch heute großer Kniefall vorm ollen Reichwald - wie der das - erfolgreich gehändelt hat.



      Am Gumminasium - kannte ich Haupt&Tuwort - die aus den Villengegenden - Subjekt/Prädikat/Objekt/Verb.



      Maier1 - ließ jedentag ein kurzes Diktat schreiben.



      Selektion? - klar. Bis Ende Mittelstufe war ich als Flüchtlingskind* abgemalt (2x Backengeblieben).



      Abi mit 60 in vier Klassen je 15 = ein - 1 - Arbeiterkind.



      So geht das.

      unterm—-*



      Das war schlagartig anders - als uns Ol beim 2x in auch seinem Katzenmuseum erschien - “Sitzenbleiben mir egal.“ & “…der kann ja besser Latein&Griechisch als wir!“



      (bezeichnend - uns bildungsbürgerliche Mouder zuvor? - Nix - nur Lyzeum)

      — & nochens -



      De Jung Linnenmann is *77 - zwei Jahr jünger as miin Große.



      Sein Vater aber 4 Jahre älter as ik.



      War Buchhändler der besonderen Sorte in Paderborn.** Den soll dieser Herr BWL-Glatti mal fragen.



      Vielleicht weiß für Bildungswüste Ostwestfalen ja ähnliches zu berichten.



      (…wie der Mopedfrisierer aus “letzter Halt - Brilon-Wald“ - Fritze Merz - wa!)

      & “…Aussieben…“ Sorry - Frau Lersche!



      Dafür gibt’s - Verzeihung - „aufs Maul!“



      Geht gar nicht. 👹

      ——**



      Interessanterweise - bei Wikipedia -



      Beim Sohnemann - “Elternangabe“ - einumanderen Tag - Gestrichen!



      www.buchreport.de/...-schluesselfaktor/

      Soweit mal

      “Aussieben“ - Nich to glöben. 🤮

      • @Lowandorder:

        Sorry - I forgot -

        “…Vollgestopft mit Flüchtlingen…“



        Klar! post WK II !

      • @Lowandorder:

        & nochens - um mal nen Kenner - Vater klar Lehrer - zu Ostwestfalen - zu Wort kommen zu lassen.

        Bitte Herr Droste! 👺



        “Wiglaf Droste Tünseliges Ostwestfalen“



        m.youtube.com/watch?v=8mfL_spC1fQ

  • Also, ich wohne ja jetzt ganz weit draußen auf dem flachen Land. Mit Deutsch tun sich sehr viele schwer, Erwachsene und Kinder. Das Bildungsniveau allgemein ist niedrig.



    Der Clou: hier wohnen gar keine Migranten!



    Ich bin vor ein paar Jahren aus der Stadt hergezogen, deshalb kann ich noch diesen Beitrag verfassen, aber es wird schwieriger, die schlechte Sprache greift um sich.



    Ach so, AfD-Hochburg selbstverständlich, ist klar, oder?

  • Ich gehe noch einen Schritt weiter und denke, dass Kinder erst in die Schule gehen sollten, wenn sie fehlerfrei lesen, schreiben und rechnen können.

  • 9G
    93441 (Profil gelöscht)

    Ich bin 10 Monate vor meiner Einschulung in Deutschland angekommen, habe 4 Monate die Vorschule besucht und konnte bei meiner Einschulung fließend Deutsch sprechen. Weil das die einzige Sprache war, die mir angeboten wurde. Es gab nie Schwierigkeiten/Auffälligkeiten in der Grundschule, ich habe keine -Förderung- gebraucht.



    Mir ist völlig unverständlich, dass es Eltern gibt, die in ein anderes Land auswandern, ihre Kinder dumm halten und dann erwarten, dass die Schule das richten soll. Während sie zu Hause weiter segregiert leben und Deutsch als Fremdsprache behandelt wird.



    Integration ist keine Einbahnstraße und ganz sicher keine Bringschuld des aufnehmenden Landes.



    Ich bin mittlerweile assimiliert genug, um zu meinen, dass ich die Integrationsverweigerung bildungsferner Schichten weder finanziell kompensieren noch durch angebliche Diskriminierung entschuldigen will.

    • @93441 (Profil gelöscht):

      Vermutlich hatten Sie es leichter, weil Sie weder zu Hause fremsprachiges Fernsehen noch in der Hand Telephongespraeche und Internet in der Herkunftssprache hatten.



      Sie waren oefters gezwungen, Deusch zu verwenden.

  • Meine Grundschulzeit ist über 40 Jahre her.



    Wir waren irgendwie 25 Kinners und davon zwei Mädels die (und da erinnere ich mich 100 %) kein Wort deutsch sprachen. Eine davon hats locker gepackt die andere hat dann



    nochmal wiederholt.



    Also knapp 10 % der Klasse damals, wer regt sich jetzt über 16 % auf?



    Und heutezutage gibts ggf. außerschulische Unterstützung....die es damals keinesfalls gab.



    Jetzt da ein Problem zu kreiieren... selbst bei 3 oder 4 "nicht DE-sprachigen" pro Klasse scheint das beherrschbar... um nicht zu sagen es zwingend zu machen um überhaupt erfolgreich zu intergrieren.

    • @Tom Farmer:

      Das war eine andere Zeit.



      Die Probleme haben sich vervielfacht seitdem und brauchen neue strukturierte Ansätze.

  • Das Wichtigste des gesamten Artikels steht im ersten Absatz. Immer wenn ich lese, dass irgendwer angeblich bereist gut integriert sei (und aus diesem Grund beispielsweise nicht abgeschoben werden sollte), dann vermute ich das Ergebnis von "Bullshit-Bingo" (um es mit den Worten der Autorin zu sagen). Der Grad einer Integration (falls es sowas überhaupt geben sollte) ist meines Erachtens nicht messbar. Deshalb kann es meines Erachtens auch niemanden geben, der bereits gut integriert ist.

    Schade, dass das eigentlich wirklich wichtige Thema nur so am Rande thematisiert wird.

    Bitte mehr davon Frau Aydemir.

  • Ich für meinen Teil habe damals Klassenkameraden gehabt, die erst in der Grundschule Deutsch lernten. Die hatten dann in der 1. Klasse und ggf. noch in der ersten Hälfte der 2. Klasse ein bißchen mehr zu tun als die anderen Kinder, die der deutschen Sprache bereits mächtig waren, aber das hat am Ende trotzdem ganz wunderbar für alle geklappt. Die ehemaligen Kameraden haben später alle ihr Abitur gemacht und sind heute ehrenvolle Bürger, die brav ihre Steuern zahlen.

    Man muss dazu aber sagen, dass es damals noch ausreichend Lehrpersonal gab und Klassen mit nicht mehr als 20 bis 25 Schülern, so dass ein funktionierender Lehrbetrieb überhaupt möglich war.

    Wenn ich mir die heutige Situation anschaue, dann sehe ich überall hoffnungslos überfüllte Klassen, überforderte Lehrer, die wegen Burnout zum Therapeuten müssen, haufenweise Seiteneinsteiger ohne Lehramtsqualifikation, miserable Schulinfrastruktur (vor allem in den sozial schwachen Bezirken) und immer wieder eklatant praxisferne Entscheidungen der Politik, die an der Realität des Schulbetriebs vorbei gehen. So kann das ja nichts werden.

    Aber nett, dass Herr Linnemann sich Gedanken macht. Auch wenn er mit seinem Vorstoß mal wieder beweist, dass die Politik von Tuten und Blasen keine Ahnung hat😂

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Ähm? Ich verstehe die Aufregung nicht.

    1. Der Lehrerverband selbst fordert ein ähnliches System oder mindestens Deutsch-Test. Sieht allerdings ein Problem bei der Umsetzung aufgrund von Personalmangel insbesondere bei Grundschullehrern. In Artikeln bei anderen Zeitungen ist das erwähnt. Der Lehrerverband wohlgemerkt ist die Institution, der ich hierbei die größte Sachkenntnis unterstelle.

    2. Eine Klasse oder Schüler auf deutsch unterrichten zu wollen, die kein Deutsch sprechen, ist ziemlich zwecklos. Ein Teil der Klasse, nämlich der ohne Deutschkenntnisse, wird dann automatisch zurück bleiben und schlechter abschneiden. Da sind wir uns denke ich alle einig.

    3. Es geht NICHT um eine Trennung der Grundschulklassen. Es geht um einen VOR der Grundschule stattfindenden Deutsch-Unterricht für Schüler, die kein Deutsch sprechen. Nach diesem werden diese ganz normal eingeschult. Dieser Unterricht kann vor dem normalen Einschulalter stattfinden oder die Einschulung wird eben um ein Jahr verschoben. Was hat das also mit Parallelgesellschaften zu tun?

    4. Wenn es dieses System bereits in ähnlicher Umsetzung in mehreren Bundesländern gibt, was ist daran also verwerflich eine deutschlandweit einheitliche Lösung umzusetzen?

    Immer diese emotional aufgeladene Aufregung und Reflex-Ablehnung wo man auch einfach in Ruhe diskutieren könnte.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Da bin ich bei Ihnen

  • Jaja, Integration ist ein Dauerbrenner...

    www.youtube.com/watch?v=NJuKfs3pKl4

  • via @westpol:



    »Faktencheck: #Linnemann argumentiert mit falschen Zahlen. Er sagte @rponline, dass „in #Duisburg über 16% der künftigen Erstklässler gar kein #Deutsch könnten.“

    In den Statistik geht es ausdrücklich nur um Einschulkinder MIT Migrationshintergrund.«



    Seite 10:



    www.duisburg.de/vv...-Duisburg-2018.pdf

    • @merksbach:

      Die besagten 16% sind dann stadtweit 8%, bezogen auf alle Schueler. In bestimmten Bezirken spricht aber ueber ein Viertel der Einschueler gar kein Deutsch. Diejenigen, sich mit Zwei- oder Dreiwortsaetzen radebrechend kommunizieren koennen - also einem normalen Schulunterricht sicher nicht folgen koennen - sind da noch nicht mitgezaehlt, auch nicht zwei weitere Stufen eingeschraenkter Sprachkenntnisse.Geprueft wurde auch nur das aktive Sprechvermoegen.

    • @merksbach:

      Laur dieser Quelle 50,1% Kinder, bei denen zu Hause eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wurde. Fuer das Fernsehprogramm duerfte dasselbe gelten.



      Das ist in einem gewissen Sinne auch aktive Bildungsverweigerung, denn auch manche Migranten sprechen mit ihren Kinder die Sprache von deren Heimatland, also Deutsch.

  • @Fatma Aydemir: Was Sie hier bringen, war wohl von der taz nicht anders zu erwarten. Nicht erwähnt haben Sie, dass Carsten Linnemann die Kinder, die nicht genug Deutsch verstehen und sprechen können, in eine Vorschule schicken will (so der Deutschlandfunk). Dort sind sie mit anderen, vermutlich meist Kindern mit deutscher Muttersprache, zusammen und können ihr Defizit gemeinsam mit anderen Kindern ausgleichen, die irgendwo anders ihr Defizit haben. Das halte ich für eine sehr gute Idee!

    Sicherlich wird man jeden Einzelfal einzeln prüfen müssen: Welches Kind kann wie viel Deutsch? Ist zu erwarten, dass es so schnell im Beherrschen der deutschen Sprache vorankommt, dass der Besuch der 1. Klasse kein größeres Problem für das Kind und die Lehrkraft sowie die weiteren Kinder in der Klasse darstellt? Hat das Kind ohne ausreichende deutsche Sprachkenntnisse weitere Defizite, die den Besuch der Vorschule angeraten sein lassen? Gibt es überhaupt eine Vorschule vor Ort? Sind in ihr genügend Kinder mit deutscher Muttersprache, so dass die Kinder voneinander lernen können?

    Nicht jedes Kind mit einer anderen Muttersprache als Deutsch muss in die Vorschule. Aber es kann der bessere Weg für alle Beteiligten sein.

    Ideologie hilft jedenfalls nicht weiter. Hier nicht und sonst auch nicht.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Die erste Konfrontation zum vorliegenden Thema hatte ich heute auf ntv (Btx). Eine Meldung der bekannt schwammigen Art mit einer reflexartigen Reaktion von Frau Kipping (interne Ex-Wagenknecht-Kontrahentin).

    Hiervon hebt sich der Artikel von Frau Aydemir äußerst wohltuend ab. Es wird darauf hingewiesen, dass es bereits zahlreiche Angebote mit unterschiedlichen Deklarationen gibt, deutsche Sprachdefizite bei ausländischen Grundschulkindern zu beheben (bei deutschen könnte es zudem auch nicht schaden). Das ist der erste Schritt zur Entlarvung des dumm-dreisten Geschwätzes von Herrn Linnemann.

    Schritt zwei kommt mir persönlich zu kurz: der Hinweis darauf, dass Bildung originäre Aufgabe des Staates (Bund und Länder) ist. Und die Mittel hierfür werden von den jeweiligen Regierungen, zum großen Teil: CDU/ CSU, zur Verfügung gestellt.



    Wem das Angebot nicht reicht: mehr löhnen.

    Die Polemik des Schlusses gefällt mir als Spötter. Wer über Bildung schwadroniert wie Herr Linnemann, sollte selbst zumindest über ein solides Halbwissen verfügen. Mehr erwarte ich schon gar nicht in 2019.

    Linnemann - geh NICHT voran.

  • Schulkinder sollen Kenntnisser der Sprache haben, in der sie unterrichtet werden? Wie kann man denn auf derartig praxisferne und dumme Ideen kommen? Das ist wahrer Populismus. Muslime lernen ja auch den Koran in Alt-Arabisch, von dem viele kein Wort verstehen. Geht doch!

  • 6G
    64984 (Profil gelöscht)

    Und Populismus ist etwas, das sinnvoll erscheint, aber trotzdem nicht gefällt.

    Dass Kinder Deutsch können müssen, wenn Sie in die Schule gehen, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, genauso wie dass sie ruhig sitzen und zuhören können müssen.



    Ansonsten haben Sie nicht von der Schule, aber auch alle anderen haben viel weniger davon.

    Aber genauso ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Kinder bis zum 6. Lebensjahr die Chance haben müssen, Deutsch zu lernen. D.h. sie benötigen schon vor der 6.Klasse ausreichend Deutsch-Unterricht, notfalls auch gegen den Willen der Eltern und es muss ausreichend Geld dafür zur Verfügung stehen.

    Und wer zur 6. Klasse noch kein Deutsch kann, muss Intensiv-Unterricht bekommen. Und sobald er/sie ausreichend Deutsch kann, kann er in die normale Schule wechseln.

    • @64984 (Profil gelöscht):

      Nur ein Hinweis.

      Es ist eher ungewöhnlich, dass man im 6.Lebensjahr in der 6.Klasse ist. Zu meiner Zeit wurde man im 6.Lebensjahr erst eingeschult und zwar in die 1.Klasse. In die Quinta kam ich erst nach einem Jahr Gymnasium, da muss ich so 11 gewesen sein. Und Sie werden es nicht glauben. Auch in der 1., 2., 3., 4. und 5. Klasse wurde Deutsch unterrichtet.

      • 6G
        64984 (Profil gelöscht)
        @Age Krüger:

        Nur ein Hinweis.

        Sollte natürlich 1. Klasse heißen.