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Nach Kritik von KZ-ÜberlebendenKultursenator bedauert Wortwahl

Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hat sich mit KZ-Überlebenden zum Gespräch getroffen und zeigt sich einsichtig.

Wollte die Mitglieder des Auschwitz-Komitees nicht verletzen: Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda Foto: dpa

Hamburg taz | Der Senator bedauert die gewählten Worte und will sie so nicht wiederholen: Das ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen Hamburgs Kulturressortchef Carsten Brosda (SPD) und dem Verein „Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland“. Die Organisation, 1986 in Hamburg gegründet von KZ-Überlebenden, hatte deutliche Kritik geübt an einer Rede Bros­das Anfang Mai in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

„Begriffe, die in der rechtsradikalen Szene gebräuchlich sind“, warf das Komitee um die Vorsitzende Esther Bejarano ihm vor, und eine „pauschale Gleichsetzung linker und rechter Weltbilder“. Verbunden war das mit einem Gesprächsangebot. Das wurde nun angenommen: Nach Angaben des Komitees haben sich drei Mitglieder mit dem Senator sowie dem Leiter der Gedenkstätte, Oliver von Wrochem, getroffen.

Beim Festakt zur Erinnerung an die Befreiung des Lagers hatte Brosda im Mai von der „gemeinsamen Verantwortung im Kampf gegen den Rechtsextremismus“ gesprochen. Aber es dürften nicht „auch alle weiteren ideologischen Positionen der sogenannten Antifa breite gesellschaftliche Resonanz erwarten“. Gegenüber der taz erklärte die Behörde, dass es „innerhalb der Antifa auch Positionen gibt, die nicht alle teilen können und auch nicht müssen“.

Eine „abwertende Formulierung sei das gewesen, schreibt das Auschwitz-Komitee nun erneut. Viele seiner Mitglieder könnten sich noch daran erinnern, „wie schnell das antifaschistische Narrativ in Zeiten des Kalten Krieges ersetzt wurde durch ein antitotalitäres“, heißt es. „Ich fühle mich beleidigt“, so Bejerano, „dass man mich gleichsetzt mit Nazis!“

Jetzt habe Brosda erklärt, er sei sich nicht bewusst gewesen, wie verletzend seine Worte auf sie gewirkt hätten. Zugleich wiederholte er aber: Dialog sei nur möglich mit Menschen, die nicht auf einer „absoluten Wahrheit“ bestünden.

Weitere Gespräche sind geplant.

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