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Horst Seehofer zu Tötung in FrankfurtDer Rechtsstaat und die Gewalt

Der Innenminister bricht nach dem tödlichen Angriff auf ein Kind seinen Urlaub ab. Nun spricht er von Sicherheitsmaßnahmen und Werteverfall.

Nicht einfach zur Tagesordnung übergehen: Gedenken an das getötete Kind in Frankfurt Foto: imago/Ralph Peters

Berlin taz | Schnelle Erklärungsmuster greifen nicht im Fall der Gewalttat von Frankfurt. Am Dienstagnachmittag äußert sich Bundesinnenminister Horst Seehofer in Berlin zu den Vorgängen vom Montagmorgen. Der CSU-Politiker sagt auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz: „Wir brauchen dringend mehr Polizeipräsenz, auch die Bundespolizei braucht mehr Präsenz.“

Ihm gehe es nicht nur um den Fall am Frankfurter Bahnhof. „Wir haben seit etlichen Tagen und Wochen schwerwiegende Delikte, die uns veranlassen zu der Frage: Was ist der Grund? Das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung ist sehr angespannt, solche Fälle wie gestern tragen dazu bei.“

Am Frankfurter Hauptbahnhof hatte am Montagmorgen ein Vierzigjähriger ein acht Jahre altes Kind und seine Mutter vor einen einfahrenden Intercity-Express gestoßen. Das Kind ist verstorben, die Frau hat überlebt. Eine weitere von dem Mann attackierte Person, eine 78 Jahre alte Frau, konnte sich in Sicherheit bringen. Der Täter wurde kurze Zeit nach der Tat festgenommen.

Der Chef der Bundespolizei, Dieter Romann, der neben Horst Seehofer sitzt, referiert, was über den Täter bekannt ist. Der eritreische Staatsangehörige lebt seit 2006 in der Schweiz, er ist dort verheiratet und hat drei Kinder. In der Schweiz hat er ein Bleiberecht; er hatte Arbeit und galt als gut integriert. Polizeilicherseits sei er am Donnerstag vergangener Woche auffällig geworden: Er hatte eine Nachbarin bedroht, sie gewürgt und in ihrer Wohnung eingesperrt. Danach war er geflüchtet. Die Schweizer Polizei hatte ihn zur Fahndung ausgeschrieben.

Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt hatte zuvor mitgeteilt, dass der Mann bei seiner Festnahme weder betrunken war noch unter Drogeneinfluss gestanden habe, dass der Hergang der Tat aber dafür spreche, „dass man an eine psychische Erkrankung denkt“. Tatsächlich teilte die Kantonspolizei Zürich am Dienstag mit, dass der Mann sich vermutlich in psychiatrischer Behandlung befunden habe.

AfD schürt gezielt rassistische Stimmung

Das ist die Nachrichtenlage. Doch wie stets, wenn es um besonders willkürliche und grausame Taten geht, ist das öffentliche Interesse groß. Und noch größer, wenn rechte Bundestagsabgeordnete wie Alice Weidel die Stimmung in den sozialen Medien aufheizen. Die Fraktionsvorsitzende der AfD hatte unmittelbar nach der Tat getwittert: „Schützt endlich die Bürger unseres Landes – statt der grenzenlosen Willkommenskultur!“

Vier Wochen vor den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen, bei denen die AfD gezielt rassistische Stimmung schürt, wird die Trauer über den Tod eines Kindes maximal ausgebeutet.

Inzwischen weiß man, dass es sich bei dem Täter um einen aus dem Nachbarland legal eingereisten Mann gehandelt hat. Auf diese Feststellung legt auch der Bundesinnenminister großen Wert. „Der Mann ist legal in die Bundesrepublik eingereist, ich sehe aufenthaltsrechtlich keinen Änderungsbedarf.“

Gleichwohl: „Nach einem solchen Mord kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“ Wiederholt spricht Horst Seehofer von einer „Werteerosion“ in der Gesellschaft. „Wir haben einiges erlebt in den letzten Tagen und Wochen. Wenn fünfzig Jugendliche in Bayern glauben, sie müssen eine Polizeiwache angreifen oder in einem Düsseldorfer Schwimmbad Randale organisiert wird – das sind Dinge, die einen Werteverfall in unserer Gesellschaft zeigen.“ Die Folge sei ein abnehmendes Sicherheitsgefühl der BürgerInnen. Die Botschaft des Bundesinnenministers lautet: Wir klären die Taten rückhaltlos auf und wenden für die Bestrafung rechtsstaatliche Mittel an. Zudem werde die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um die Bevölkerung besser vor Straftaten zu schützen.

Bahnhöfe sichern ist eine „komplexe Aufgabe“

Zum einen kündigt Seehofer eine größere Polizeipräsenz an Bahnhöfen an und äußert sich optimistisch, dafür die nötigen Mittel aus dem Finanzressort zu erhalten, Geld dürfe keine Rolle spielen. Er erneuert auch seine Forderung nach einer stärkeren Videoüberwachung im öffentlichen Raum. Seehofer betont, es handele sich um eine „komplexe Aufgabe“, weil es in Deutschland rund 5.600 Bahnhöfe mit völlig unterschiedlichen Strukturen gebe.

Ausführlich geht der Innenminister auf Vorwürfe gegen die Sicherheitsbehörden und das Innenministerium ein, vor allem rechte Gewalt und Terror nicht ernst zu nehmen. „Von politischer Seite will ich sagen: Uns sind Terror und Extremismus, gerade der rechte, nicht gleichgültig. Wir bekämpfen diesen Bereich mit allen Mitteln des Rechtsstaates.“ Für die Zeit nach seinem Urlaub kündigt er eine Reihe von Maßnahmen und Verboten an. „Wir verfolgen Rechtsextremismus mit aller Härte, aber verfolgen Delikte von Zuwanderern ebenso hart.“ Wegen der wachsenden Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland plane er für die nächste Zeit eine Konferenz mit Fachleuten und jüdischen VertreterInnen.

Bevor er auf Fragen von JournalistInnen eingeht, gibt er Holger Münch das Wort. Auch der Präsident des Bundeskriminalamts spricht von einem abnehmenden Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung, einer Polarisierung und der Zunahme von Übergriffen. Münch nennt beispielhaft Drohungen gegen Moscheen, Sprengsätze und Übergriffe auf LokalpolitikerInnen sowie den Mord an dem hessischen CDU-Politiker Walter Lübcke Anfang Juni.

Der BKA-Chef kündigt dagegen drei Strategien an: die Durchsetzung der Sicherheit im öffentlichen Raum, konsequentes Vorgehen gegen StraftäterInnen sowie das Ahnden von Hass und Hetze, vor allem von rechts. Der Innenminister sitzt neben ihm und nickt ein ums andere Mal.

SPD bleibt seltsam still

Die im Bundestag vertretenen Parteien reagieren unterschiedlich auf die Gewalttat von Frankfurt. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt erklärte: „Aus furchtbaren Taten und Leid dürfen nicht Hass und Hetze entstehen. Ruhe, Vernunft und Besonnenheit sind angesagt und, wie es gestern in Frankfurt geschah: Hilfe, Solidarität, Mitgefühl und Zusammenstehen.“

Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Stephan Thomae fordert eine umfassende Aufklärung. „Erst wenn alle Tatsachen auf dem Tisch liegen, sind die rechtlichen Konsequenzen zu ziehen. Vorschnelle Bewertungen verbieten sich.“

Seltsam still blieb es seitens der SPD-Bundestagsfraktion. Der sozialdemokratische Oberbürgermeister von Frankfurt hatte sich noch am Montag tief betroffen von der Tragödie in seiner Stadt geäußert. Die Tat widerspreche „allem, wofür Frankfurt steht“, erklärte Feldmann via Twitter. „Wir Frankfurter stehen zusammen, wir haken uns unter, wir helfen selbstlos Menschen, wir retten sie aus der Not und sind füreinander da.“

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42 Kommentare

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  • @Anja Meier: Für die geringe Menge an neuer Information, die Sie bieten, ist mir der Artikel zu lang. Sie haben mich spätestens etwa bei der Hälfte als Leser verloren. Bekanntes noch und nöcher ausführlich zu referieren, lässt beim Leser Langeweile aufkommen. Worauf wollten Sie mit dem Artikel hinaus? Was war Ihr Ziel beim Schreiben des Artikels?

    @Horst Seehofer: Ach, wären Sie doch im Urlaub geblieben! Was Sie verkündet haben, war nicht wirklich neu oder hätte genauso gut von einem Polizisten im höheren Dienst, der momentan nicht im Urlaub ist, gesagt werden können. Aktionismus brauchen wir nicht. Eher angesagt sind jetzt Nachdenklichkeit und Nachdenken. Und den Wertewandel zum Schlechten haben Sie, Herr Bundesinnenminister, im letzten Jahr sehr aktiv mit herbeigeführt bei Ihrer Zankerei, die Sie innerhalb der Union und der Koalition immer wieder vom Zaun gebrochen haben. Die csU wäre dabei fast zur AfD mutiert.

  • "[...]konsequentes Vorgehen gegen StraftäterInnen sowie das Ahnden von Hass und Hetze."

    Also Meinungsfreiheit ind der light Version. Sie machen weiter wo AKK- erstmal- aufgehört hat.



    Analog zu der Bewegung der freien Liebe können wir dann bald Demostration für freien Hass bewundern. Das macht garantiert alles viel sicherer und lebednig wird das Kind dadurch auch noch

    • @RealDiogenes:

      Also ich finde Drohungen und Beleidigungen ernst zu nehmen und zu ahnden extrem wichtig. Vor allem von rechter Seite, sowie die Morddrohungen gegen die Kitaleitung in Leipzig. Das hat nichts mit freier Meinung zu tun.

  • 9G
    94795 (Profil gelöscht)

    Ich bin verärgert darüber dass alles drum herum viel Berichterstattung erfährt, statt primär den Betroffenen Solidarität auszusprechen. Mir ist erstmal nicht wichtig wer gegen wen hetzt, eine derart widerliche Tat kann nicht durch ein bisschen Gelaber in den Hintergrund geschoben werden.

  • Wie ironisch, dass ausgerechnet die jüngst aus der Schweiz (zurück-)immigriete Frau Weidel sich darüber mokiert, dass wir nichtschweizerische Bewohner der Eidgenossenschaft ins Land lassen. Fast möchte man der guten Frau den Tipp geben, doch auch wieder...

  • Viel heisse Luft vom Horst.



    War ja klar, dass er so etwas sagen würde, alles andere wäre ja auch grundverkehrt. Macht aber auch nichts, denn dabei wird es bleiben. Seit Jahrzehnten wird in der Justizverwaltung und bei der Polizei gespart was das Zeug hält. Richter haben den Schreibtisch voll mit Akten von Gartenzaunstreitereien bis zum organisierten Verbrechen, die Polizeibeamten schieben Überstunden, die sie wahrscheinlich niemals abfeiern können, weil sie anschliessend neu angelernt werden müssten und für Gewaltprävention war überhaupt noch nie wirklich Geld da. Will heissen, dass alles hausgemacht ist - seit Jahrzehnten, obwohl oder gerade weil Polizei Ländersache ist. Hinzukommen unterschiedliche Polizeigesetze und Strafprozessordnungen. Was Beamter A in X darf, darf B in Y noch lange nicht. Mehr Polizei muss nicht mehr Überwachung oder Willkür oder Polizeistaat heissen, es muss einfach nur gewährleistet werden, dass Polizei und Justiz angemessen ausgestattet und mit genügend Personalkapazität ausgestattet wird, um die Aufgaben in angemessener Zeit sorgfältig erledigen zu können. Die Arbeitslast im einzelnen ist zu hoch, damit schwindet die Sorgfalt und es führt auf Seiten der Beamten zu Frust, Enttäuschung und Überarbeitung.



    Aber hey, Hauptsache der Personenschutz für unsere Volksvertreter funktioniert noch. (Polemik aus)

    • @Pia Mansfeld:

      Zentrale Tätigkeit der Polizei ist die Strafverfolgung. Sie funktioniert reaktiv. Vorbeugend kann sie kaum etwas machen. Und das soll sie ja auch gar nicht, wie selbst Sie es schreiben. Es drohen sonst noch stärkere Polizeistaatverhältnisse.



      Mehr Ausstattung und Personalkapazität machen die Verhältnisse nicht sichere noch weniger gewaltvoll - im Gegenteil. Zur Erinnerung der Staat hat das GEWALTmonopol.



      Ich weiß zwar nicht, was Sie mit Gewaltprävention meinen - ich würde grundsätzlich an den sozial-ökonomisch Verhaltnissen ansetzen. Es bedarf anderer Verhältnisse - Überwindung von Kapitalismus, Rassismus, Sexismus usw. - denn diese selbst sind Gewalt/Unterdrückungsformen. Das wird sicher nicht jede Gewalt verhindern jedoch viel Gewalt minimieren.

    • @Pia Mansfeld:

      "Seit Jahrzehnten wird in der Justizverwaltung und bei der Polizei gespart was das Zeug hält." Ich ging davon aus, ebenso die Sparmaßnahmen bei den Schulen, dass dies der demographischen Entwicklung geschuldet war. In einem Land, dessen Bevölkerungszahl zurückgeht und altert, werden weniger Polizisten und Lehrer gebraucht. Dies hat sich nun geändert.

  • Von Bild bis Taz, es gilt der Headliner: „Bundesinnenminister bricht Urlaub ab“!



    Wow, ich bin fasziniert, welche Tatkraft, welches Verantwortungsbewusstsein, muss medial aber scheinbar sein.



    Wenn er jetzt angereist wäre und gesagt hätte:“Sorry, wir haben Jahrzehnte lang die Dienste mit unseren Speichelleckern vorgesetzt und dafür zum Ausgleich stets weniger Polizisten engagiert, aber euch mit Reden über strengere Gesetze, Kameras und der Einführung maßloser PAG in Sicherheit gewiegt“, dann hätte das einen Sinn gemacht, weil evtl ein neuer Anfang durch Selbsterkenntnis, aber so?



    Das sind auch Werte, die in den letzten Jahren immer mehr verkommen sind.



    Deshalb wette ich, dass wir bis in zwei Wochen, wieder beim Einsatz der Bundeswehr im Innern gelandet sein werden.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Weidle Stefan:

      Ich vermute mal: kein Mensch mit nur einem Rest an Sehfähigkeit wird die Wette mit Ihnen eingehen.

  • Sehr geehrte Schreibende, in kurzer Zeit ist doch das Wesentliche zu dem furchtbaren aber auch sehr tragischen Verbrechen bekannt geworden. Der Mann war lange mustergültig integriert. Dann ist er aber straffällig geworden. Ein Nachbarin würgen und sie einsperren führte dazu, dass er zur Fahndung ausgeschrieben wurde. An anderer Stelle heißt es, er sei legal eingereist. Hierzu fehlt eine Stellungnahme von fachlicher Seite. Ich meine, Journalistinnen hätten das Fachwissen. Zur Fahndung nach einem Würgen, das auch zum Tode hätte führen können, ausgeschrieben und legal einreisen und das hier kommentarlos referieren, so viel Dilettantismus kann nicht sein. Ich erinnere an den jungen Mann, der in Griechenland eine Frau einen Hang hinuntergestürzt und hier eine junge Frau ermordet hat. Ich denke auch, dass man durch schnelles Recherchieren den absolut Unfähigen von rechts den Wind aus den Segeln nehmen kann, kenntnisreich, korrekt und konsequent, nicht aber dilettantisch.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Tja und Ihren pauschalen Vorwürfen fehlt auch jeder konkrete Gehalt. Referieren Sie doch mal, wie das sich so verhält mit einem Aufenthaltsrecht in der Schweiz, Schengen-Raum usw. Dass man das schnell recherchieren kann wissen Sie ja.

      • @LeSti:

        Die Erklärung ist kurz wie simpel, es gibt kaum bis gar keine Grenzkontrollen zwischen der Bundesrepublik und der Schweiz und es gibt schon gar keinen schnellen und einfachen Austausch von Fahndungsdaten zwischen diesen Ländern und auch nicht innerhalb der EU, solange die Fahndung nicht über Interpol erfolgt.



        Will heissen: Solange sich die einzelnen Länder in Europa und der EU nicht über einen solchen Austausch geeinigt haben (wann, wohin, wie etc.) und ein entsprechende Arbeitsplattform dafür verfügbar ist, solange wird das Umherreisen und ein Grenzübertritt von Personen die in Land A zur Fahndung ausgeschrieben sind ohne Probleme möglich sein.

        • @Pia Mansfeld:

          Wurde nach der verdächtigen Person denn vorab gefahndet?

  • Erst den Werteverlust selbst massiv anheizen, und wenn alles aus dem Ruder läuft mit überzogenen und vollkommen unwirksamen Mitteln arbeiten wollen.



    Wieder einer der "CSU-Kapazitäten" die Ihr zynisches politisches Verhalten offenbaren.



    Gut gemacht Frau Merkel, den "Vollhorst" an diese Position zu setzen.

  • Das lenkt leider einmal wieder davon ab, etwas, das auch diese blöde AfD nicht ändern will:

    Michael Hartmann, Ringvorlesung Eliten

    www.youtube.com/watch?v=k58WP4GlnHg

  • Hui. Da spricht der BKA-Chef ja tatsächlich mal an, was mein Sicherheitsgefühl als einziges beeinträchtigt. Auf Gegendemos gehe ich eigentlich nicht mehr, seit die Polizei gleichgültig Fotos und Videoaufnahmen auf Seiten der Rechten toleriert. Wenn ich mich im Netz äußere, dann achte ich darauf, dass kein Klarname zuzuordnen ist. Auf ICE-Bahnsteigen habe ich mich heute zweimal ohne jedes Angstgefühl bewegen können.

    • @LeSti:

      Dann freuen Sie sich.



      Ich achte schon seit Jahren darauf, nicht zu dicht an der Bahnsteigkante zu stehen, wenn ein Zug einfährt.

  • „Wir haben einiges erlebt in den letzten Tagen und Wochen." (Zitat Seehofer)

    Tage und Wochen, also wenn das nicht der Inbegriff des Understatement ist, dann weiß ich auch nicht...

    Ganz Deutschland wartet seit Jahren darauf, dass Herr Seehofer endlich mal seinen A*** hochkriegt und bei Herr Schäuble mal ein paar mehr Euros für zusätzliches Personal bei Polizei, Gerichten, Verwaltungs- und Asyl-Behörden locker macht, damit die Leute ihre Arbeit anständig machen können. Ein Großteil der Kriminalfälle, die wir seit einigen Jahren erleben, die immer wieder aufs Neue für öffentlichen Aufruhr und gesellschaftliche Spannungen sorgen, hätte mit etwas mehr finanziellem Engagement verhindert werden können. Das Innenministerium hatte unterdessen nichts anderes zu tun, als sich in öffentlichkeitswirksame Debatten zum Thema Flüchtlingsobergrenzen zu verlieren und sich als Gegenpol zur unliebsamen Flüchtlingspolitik der ebenso unliebsamen Kanzlerin zu etablieren.

    Nun plötzlich, nachdem in der einen Woche ein deutscher Nazi scheinbar wahllos einen Eriträer erschießt, und in der darauffolgenden Woche ein anderer Eriträer aus der Schweiz nach Deutschland fährt, um dort scheinbar wahllos Bürger vor fahrende Züge zu schubsen, scheint man sich wieder auf seine eigentliche Rolle in Politik und Gesellschaft erinnert zu haben: Den Schutz des Staates und seiner Bevölkerung. Die allseits beliebten Floskeln ("Bestrafung durch rechtsstaatliche Mittel") mischen sich dabei mit vermeintlich neuen Slogans ("Werteerosion in der Gesellschaft").

    Der "Werteverfall in unserer Gesellschaft", den das Innenministerium nun erst seit einigen "Tagen und Wochen" zu erkennen glaubt, er beschäftigt und verängstigt diese Gesellschaft schon wesentlich länger, als manch einer im Kanzleramt und Bundeskabinett zu glauben vermag oder bereit ist.

    Ich kann nur hoffen, dass die vollmundige Ankündigungen unseres Innenministers, hier endlich mal aktiv zu werden, nicht nur wieder alter Wein in neuen Schläuchen ist.

    • @Grandiot:

      Bei Herrn Schäuble? Ich glaube, der Bundesfinanzminister heisst Scholz ;-)

      • @Emmo:

        Da haben Sie absolut Recht, es muss natürlich Olaf Scholz heißen, wenngleich sein Amtsvorgänger Wolfgang Schäuble, das war der mit der "Schwarzen Null", auch nicht gerade spendabler war, wenn es um dringend benötigte Investitionen in die öffentliche Sicherheit ging.

        Und was Herr Seehofer anbelangt, so ist er ebenfalls nicht der einzige Innenminister, der sich vor allem durch Nichtstun hervorgetan hat, auch seine Amtsvorgänger Friedrich und De Maiziere haben über viele Jahre hinweg stillgehalten und weggeschaut, als sich längst abgezeichnet hatte, welche Probleme auf dieses Land zu kamen.

    • @Grandiot:

      Habe ich was verpasst? Wo hat ein deutscher Nazi einen Eritreer erschossen? Bitte um Aufklärung!

      • @Mannomann:

        In Wächtersbach wurde am 22.7. ein aus Eritrea stammender Mann von einem Neonazi durch sechs Schüsse verletzt.



        Lesen Sie solche Sachen denn nicht?

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Pia Mansfeld:

          Bei L-R-S können solche - für andere Menschen alltäglichen - Dinge leicht aus dem Ruder laufen.

          M.s Spezialitäten sind andere, die keine größeren Differenzierungsfähigkeiten erfordern ...

    • @Grandiot:

      Ergänzung:

      ...so richtig glauben mag ich daran aber (noch) nicht.

  • Tja, und der Horst nennt die Tat gute 50mal Mord.



    Obwohl er als Innenminister schon wissen könnte, daß Mord planung und niedere Motive erfordert.



    Wes man etwas von Planung beim Täter?



    Nein.



    Also ist es kein Mord.

    • @Komm Ent Ator:

      Ein weiteres Mordmerkmal ist Heimtücke und es gibt noch weitere.



      Wenn Sie schon Merkmale für Mord aufzählen, hören Sie nicht an der Stelle auf, an der es für Sie die passende Stelle zur Entschuldigung oder Relativierung sein mag.

    • @Komm Ent Ator:

      Damit sich eine Tötung als Mord qualifiziert muss sie vorsätzlich erfolgen. Das heißt aber nicht das der Tat eine ausführliche Planung vorangegangen sein muss.

    • @Komm Ent Ator:

      Planung vielleicht nicht. Aber Frauenhass wäre ein niederes Motiv.

    • @Komm Ent Ator:

      @Komm Ent Ator: Sie irren. Schon seit der Weimarer Republik setzt Mord keine besondere Planung voraus. Bitte § 211 StGB nachlesen. Die Mordmerkmale des objektiven Tatbestands sind "grausam, mit gemeingefährlichen Mitteln oder heimtückisch." Heimtücke dürfte hier zutreffen, denn sie bedeutet Ausnutzung der Arg- und (dadurch begründeter) Wehrlosigkeit. Die Opfer hatten mit dem Schubs nicht gerechnet und waren deshalb nicht in Verteidigungshaltung oder Schutzposition z.B. Hinter einer Säule. Sie waren also wehrlos aufgrund ihrer Arglosigkeit. Ein geradezu klassischer Mord.

    • @Komm Ent Ator:

      Ich kann gar nicht ausdrücken wie sehr es mich schockt, daß Sie die Tat nicht als Mord bezeichnen. Etwas traurigeres kann ich mich nicht erinnern jemals in einer Kommentarspalte gelesen zu haben. Es ist kein Mord ein wehrloses Kind, samt Mutter in voller Absicht und mit den absolut niedersten Motiven die man sich nur denken kann, vor einen fahrenden Zug zu werfen? Sie sollten sich schämen so etwas zu schreiben.

      • @Nobodys Hero:

        Lesen Sie bitte mal nach, wie der Begriff Mord definiert ist.

        Mord heist nicht "ich finde das abscheulich".



        Das Wort Mord hat eine exakte rechtliche Definition in Deutschland.



        Zu der gehört Absicht,Planung, Vorbereitung. Ohne Absicht oder Planung ist das eben Totschlag, nicht Mord.

        Ob Planung und Absicht vorliegen, ist im Augenblick unbekannt und wohl eher unwahrscheinlich. Über die Motive haben wir keine Ahnung.



        Ergo: das ist mit hoher wahrscheinlichkeit kein Mord.

        Es geht um rechtliche Fachbegriffe.



        Und egal wie schlimm wir diese Tat finden - Ich genauso wie Sie übrigens - Mord ist ein technischer Begriff, ein Rechtbegriff.



        Den Seehofer hier mit großer Sicherheit falsch benutzt.



        Und das sollte er als Innenminister wirklich besser wissen.

        Warum präzise verwendung von Rechtsbegriffen Sie schockt verstehe ich nicht.

        • @Komm Ent Ator:

          Jetzt ärgert es mich langsam wirklich. Sie sind offensichtlich kein Jurist, denn was Sie zur Definition des Mordes sagen, ist schlicht grundfalsch und beruht auf hundert Jahre alten Rechtsmythen in der Bevölkerung, die mein Kollege Höcke schon genau aufgespießt hat.

        • @Komm Ent Ator:

          vermutlich unterstellen Sie mir innerlich, Ich wolle die Tat "weniger schlimm" reden.



          Das ist nicht die Absicht und auch nciht das was ich tue.

          Aber wir leben nun mal in einem Rechtssystem, das Tötungsdelikte in zwei Klassen unterscheidet.



          Es ist ein Unterschied, ob ich jemand aus einem Moment der Frustration, Angst oder Wut heraus zu tode bringe, oder ob ich es plane weil ich mir vorteile davon verspreche (niedere Beweggründe sind eben auch nicht ein Maß von "böse" sondern von "Konsquenzen berechnend").

          Sowohl Vorsatz wie auch rechtlich definierte niedere Beweggründe sind hier...extrem unwahrscheinlich.



          Also wohl kein Mord.

          Wenn Sie mich für diese Einschätzung moralisch verachten wollen kann ich sie daran nicht hindern.



          Aber sie verrennen sich da IMHO, weil sie eine sachlich falsche Definition im Kopf haben oder meinen Kommentar falsch einordnen.

          • @Komm Ent Ator:

            Lieber Herr Hobbyjurist,

            vielleicht studieren Sie doch mal ein bis drei Semester Jura bevor Sie mit falschen Definitionen um sich werfen. Ihr Kommentar ist auf mehreren Ebenen falsch. Zum ersten setzt Mord in Deutschland gerade keine „Planung“ sondern „nur“ Vorsatz und diesen sogar lediglich in seiner geringsten Form, Eventualvorsatz, voraus. Zum anderen ist auch Totschlag ein Vorsatzdelikt.

            Sie dagegen schildern anschaulich den Unterschied der teilweise in den USA gemacht wird zwischen dem murder first degree und murder second degree. Dieser gilt jedoch weder direkt noch übertragbar im deutschen Recht.

    • @Komm Ent Ator:

      Na dann ist ja alles gut.

    • @Komm Ent Ator:

      Falsch. Schon seit 1941 setzt Mord keine Planung voraus. Auch niedere Beweggründe sind nur ein Mordmerkmal unter vielen. Schauen Sie mal in § 211 StGB. Das sollte sich inzwischen rumgesprochen haben....



      Der Bundesinnenminister weiß es jedenfalls im Gegensatz zu Ihnen.

    • @Komm Ent Ator:

      Ich kenne nur §211 StGB, in dem steht nichts von Planung als Voraussetzung für Mord. Auf welchen Paragraphen beziehen sie sich denn?

      • @Sven Schulze:

        Danke an die Mitforisten die den Irrtum vom Kommentator schon klargestellt haben. Es schmerzt wirklich solche Argumentationen überhaupt lesen zu müssen...

  • Es hilft wohl nichts. Jeder zweite müsste Polizist sein, dann steht neben jedem potentiellen Täter rechts und links je einer, der ihm in den Arm greifen kann. Und zu beiden Seiten des Jungen wäre je einer zum Auffangen gewesen. Wäre auch ein tolles Arbeitsbeschaffungsprogramm gegen die Digitalisierung. Also auf zu Polzei und Armee, für eine sichere, bezahlte Zukunft!

    Problematisch ist, dass dann der jeweils nebenstehende Nicht-Polizist in diesem Moment keine Bewachung hätte. Das lässt viel Raum zur Entfaltung krimineller Energien. Hätte also sogar noch Potential nach oben.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Der Bundes-Horst. Mal wieder mit 'sensationell' neuen Gedanken, präsentiert von Frau Maier. Da kann ja wirklich nichts schiefgehen.

    Bei Ereignissen wie diesen zeigt sich sehr anschaulich das Ausmass der eigenen Betroffenheit. 'Leisetreter' und Schweiger sind die, denen ein Vorgang so richtig an die Nieren geht. 'Lautsprecher' schaffen es schon postwendend - vor Vorliegen der genauen Informationen - ihren Senf abzugeben. Jeder Traumaforscher weiß dies.

    Es mag Situationen und Orte geben, an denen mehr Polizeipräsenz notwendig sein kann. Als flächendeckendes Allheilmittel rund um die Uhr scheint es mir denkbar ungeeignet. Die Versuche der neujustierten Polizeigesetze einiger Bundesländer sind noch in schlechter Erinnerung.

    Die Verschiebung der Koordinaten zwischen persönlicher Bewegungsfreiheit und Ordnungszwängen weiter in Richtung des Letzteren ist letztlich eine Frage eigener politischer Präferenzen.

    Mein Votum zu mehr Sicherheitsmassnahmen: nej tak. Und was den 'Werteverfall' angeht, Herr Seehofer: da können wir gerne drüber reden. Aber erst - husch, husch - dreimal um das eigene Haus gehen, ehe Sie etwas von anderen einfordern.

    Btw: dass Sie - im Falle Frankfurt - von einem muttmaßlichen Täter eritreischer Herkunft, seit 2006 'eingeschweizt' reden, ist Ihnen bewusst? Damit die entscheidenden Dinge wie bei (Un)Maaßen und Chemnitz nicht übersehen werden.

    Immer wieder gerne.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ergänz mal -

      “Die Botschaft des Bundesinnenministers lautet: Wir klären die Taten rückhaltlos auf und wenden für die Bestrafung rechtsstaatliche Mittel an. Zudem werde die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um die Bevölkerung besser vor Straftaten zu schützen.…“

      Nein - Frau Anja Maier!



      Gerade das - so derart nüchtern.



      Gerade das - wie Sie ja im übrigen auch unübersehbar selbst schreiben.



      Nein! Ebenso lautet Horst Seehofers Botschaft gerade - NICHT.

      kurz - Wie Sie aber dennoch obiges hinzuschreiben vermögen! Newahr.



      Ist mir schlicht ein Rätsel.

      kurz - Über Rechtsstaat zu schreiben.



      Ist solchenfalls ganz sicher Aufgabe verantwortlicher Journalistik.



      Wenn dann das erforderliche fachliche Können dazukommen würde - wäre das ganz besonders zu begrüßen.



      Suboptimales kann ich auch anderwo geboten bekommen.



      Muß ich aber nirgendwo haben. Woll.



      Nö. Normal nich.