piwik no script img

Stütze für Umweltministerin SchulzeSPD fordert mehr Klimaschutz

Mit einem 10-Punkte-Plan erhöht das SPD-Präsidium den Druck auf die Union. Kleine Elektroautos sollen stärker gefördert werden.

Umweltministerin Svenja Schule hat gut lachen: Endlich stellt sich die SPD-Spitze hinter sie Foto: Reuters

Berlin taz | Das Präsidium der SPD hat am Donnerstag einen 10-Punkte-Plan für sozialverträglichen Klimaschutz verabschiedet. Darin stellt sich die Partei hinter das Ziel, Deutschland bis 2050 klimaneutral zu machen, und legt Forderungen vor, wie dies umgesetzt werden soll. So sollen sowohl das Klimaschutzgesetz, das verbindliche Ziele und Maßnahmen für die einzelnen Sektoren vorgibt, als auch die Gesetze zum Kohleausstieg noch in diesem Jahr verabschiedet werden.

Im Verkehrssektor will die SPD Elektroautos künftig mit einem „sozial gestaffelten Bonus“ fördern: Für Fahrzeuge unter 30.000 Euro soll es einen doppelt so hohen Zuschuss geben wie für teurere Modelle. Ein Ausstiegsdatum für Verbrennungsmotoren findet sich im Papier nicht.

Für den ÖPNV fordert die Partei nun die „schrittweise Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets“ und mehr Bundesmittel. Im Flugverkehr wird eine europaweite Steuer auf Kerosin oder Tickets verlangt, bei der Bahn soll die Mehrwertsteuer dagegen reduziert werden.

Im Streit um eine CO2-Steuer plädiert die SPD für ein Konzept, bei dem das eingenommene Geld den BürgerInnen zurückgegeben wird. Konkrete Angaben zur Höhe der Steuer und zur Form der Rückzahlung werden im Papier nicht gemacht; dafür soll in Kürze ein gesonderter Vorschlag vorgelegt werden.

Fridays for Future treibt SPD an

Die Bundesregierung kommt beim Klimaschutz derzeit kaum voran. Wichtige Vorhaben sind von der Union blockiert worden; auch in der SPD gab es lange die Sorge, bei diesem Thema Wähler zu verschrecken. Die veränderte öffentliche Stimmung, unter anderem durch die Proteste der SchülerInnen und ausgelöst durch dramatische Entwicklungen der Erderhitzung, sorgt nun aber für Bewegung: Die Regierung will im September ein Gesamtkonzept beschließen.

Greenpeace: wirklich mutige Forderungen fehlen

Mit dem Papier, das noch auf eine Initiative von Ex-Parteichefin An­drea Nahles zurückgeht, stellt sich die SPD-Spitze nun klar hinter Bundesumweltministerin Svenja Schulze, die schon lange auf eine härtere Haltung der Partei beim Klimathema drängt. Damit steigt der Druck auf die Union, tatsächlich zu einer Einigung zu kommen.

Offiziell vorgestellt wurde das Papier, das der taz vorab vorlag, erst nach Redaktionsschluss am späten Donnerstagnachmittag. Darum gab es zunächst nur wenige Reaktionen. Für die Umweltorganisation Greenpeace äußerte sich Stefan Krug enttäuscht. „Die SPD bleibt weit hinter dem zurück, was derzeit auf der Straße und aus der Wissenschaft gefordert wird“, sagte er der taz. „Vieles steht schon so im Koalitionsvertrag, wirklich mutige Forderungen fehlen.“

Ob das Papier reale Folgen hat, hängt davon ab, wie entschlossen die SPD es vertritt. Im Herbst steht die Halbzeitbilanz der Koalition an. Meinen die Genossen ihre Forderungen ernst, könnten fehlende Fortschritte beim Klimaschutz als Argument gegen den Fortbestand der Groko dienen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • "Für Fahrzeuge unter 30.000 Euro soll es einen doppelt so hohen Zuschuss geben wie für teurere Modelle."

    Zum Ausgleich werden die Ladesäulen für die "Großen" E-Auto-Modelle stärker gefördert, denn die Förderung ist proportional zur (Gesamt-) Leistung der Säulen. Die Anzahl der Säulen auf die sich die Leistung verteilt, spielt keine Rolle.



    Nachdem kleine E-Auto gar nicht so hohe Leistungen aufnehmen können, nutzt diese Art der Förderung also v.a. den teureren E-Autos.

    • @meerwind7:

      Zur Klarstellung: Die Förderung vor allem für leistungsstarke Ladesäulen ist bereits längst beschlossen worden. Siehe Förderrichtlinie Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland



      vom 13. Februar 2017 www.bav.bund.de/Sh...ublicationFile&v=6

  • Für Elektroautos wäre eine ganz andere Differenzierung sinnvoll:

    A. E-Autos, die auf den Flottenverbrauchswert der Hersteller angerechnet werden und damit den Verkauf verbrauchsstarker Autos erleichtern, sparen Herstellern je 9025 Euro. Zusätzliche Förderung ist nicht sinnvoll und würde nur den Verkauf von Benziner- und Diesel-SUV vermehren.

    B. E-Autos, die nicht angerechnet werden, sollten zur Hersetllung der Wettbewerbsgleichheit eine staatliche Prämie erhalten.

    C. Durch höhere Kraftstoffpreise sollten sowohl Förderung wie Verbrauchsgrenzwerte hinfällig werden.

    • @meerwind7:

      ... sparen Herstellern je 9025 Euro, wenn es sonst Strafzahlungen wegen Übeschreitung der Obergrenze gäbe: 95 Gramm Gutschrift mal 95 Euro ke Gramm.

  • Bislang werden kleine Elektroautos nach dem L7e-Standard überhaupt nicht gefördert.



    Es sieht so aus, als ob die SPD diese auch künftig von der Förderung ausschließen möchte, und auch von der Anrechnung auf die Flottenverbrauchswerte. So lese ich den Artikel.

    Auf der SPD-Webseite habe ich den Plan allerdings nicht finden können.

  • Als Sofortmaßnahmen wären diese Punkte ja okay, aber ich les da immer Herbst.



    "Meinen die Genossen ihre Forderungen ernst, ..." würde der Katalog anders aussehen.

    • @nelly_m:

      Im Herbst soll es eine Grundsatzentscheidung im Koalitions-Kabinett über die Art der Maßnahmen geben. Dann beginnen die Beamten in den Ministerieum mit der Ausarbeitung von Gesetzentwürfen. Die Gesetzentwürfe kommen dann im Frühjahr 2020 in den Bundestag (wenn den nicht mit Neuwahlen beschäftigt ist), werden vielleicht im Herbst 2020 verabschiedet und treten zum 1.1.2021 in Kraft. Es folgt die Vorlaufzeit der privaten Investoren oder der Behörden für die Durchführung von Subventionsprogrammen.

  • Guter Plan. Ohne Abstriche umsetzen.

  • Die SPD ist widersprüchlich. Sie will ein 365 Euro jahresticket, was zu begrüßen ist, und blockt aber in Bremen ein ebensolches. taz.de/Koalitionsv...n-Bremen/!5601939/

  • „SPD fordert mehr Klimaschutz“

    Unglaublich!? Damit konnte doch nach der vergeigten Europawahl nun wirklich keiner rechnen. Sachen gibt's!

  • 0G
    05354 (Profil gelöscht)

    Als ob das einen Unterschied für "das Klima" macht ob man nen Verbrenner oder elektomotor macht.



    Das hier ist wieder einfach Lobby-Arbeit vom Feinsten: Den Autoverkauf ankurbeln.



    Wie vor einigen Jahren die Abwrackprämie die man "Umweltprämie" genannt hat.

    Maßnahmen für ein besseres Klima erkennt man daran: Sie sind nicht gut für "die Wirtschaft".

  • "will die SPD Elektroautos künftig mit einem „sozial gestaffelten Bonus“ fördern: Für Fahrzeuge unter 30.000 Euro soll es einen doppelt so hohen Zuschuss geben wie für teurere Modelle."

    40% der zugelassenen Pkws sind 10 Jahre oder älter - ich glaube kaum, dass für die Besitzer einen Unterschied macht,ob das Fahrzeug 30.000 oder (mit "sozial gestaffeltem Bonus) vielleicht 24.000 kostet. Lesiten können die sich's sowieso nicht. Somit macht die SPD die Politik für das FfF-Klientel - Gymnasiasten und deren Eltern.

    • @agerwiese:

      Zusätzliche Förderung für Elektroautos macht Benziner-SUV billiger.



      Die FfF-Schüler haben Ihre Eltern doch hoffentlich zu einem besseren überzeugt?!