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Kommentar Förderstopp für LinkenJugend schützen, nicht die AfD

Helke Ellersiek
Kommentar von Helke Ellersiek

Jugendprojekte laufen immer wieder gegen bürokratische Wände. Da ist es nicht verwunderlich, dass es immer mehr Neonazis auf dem Land gibt.

Gerade auf dem Land sind Jugendprojekte wichtig, um Nazis nicht freie Hand zu lassen Foto: taz

D ass die sterbende Jugendkultur auf dem Land ein großes Problem ist, ist lange bekannt. Doch an der Förderpraxis für offene Kinder- und Jugendarbeit ändert das wenig. Als könnten Bushaltestellen einen Jugendclub ersetzen, nur weil dort immer weniger Busse halten.

Wenn ein neues Jugendprojekt entsteht, muss es sich erst einige Jahre bewähren, bevor es Anspruch auf Finanzierung bekommt – durch ehrenamtliche Arbeit. Das führt nicht selten dazu, dass Verwaltungen mit der Förderung erfolgreicher Projekte so lange warten, bis die durch mangelnde finan­zielle Unterstützung wieder eingegangen sind.

Wenn Jugendarbeitende Glück haben, werden sie für ihre Arbeit mit Lob überschüttet und kämpfen gleichzeitig gegen die bürokratischen Hürden einer ungnädigen Verwaltung. Das Lob bekommen sie gratis, können aber die Miete für die Räume nicht zahlen. Wenn sie richtig Pech haben und in Sachsen Jugendarbeit machen, kriegen sie für ihre zivilgesellschaftliche Arbeit vom Amt noch einen Tritt hinterher, weil man lieber die AfD vor Kritik schützt als Jugendliche vor der AfD.

Nur selten werden für zusätzliche Jugendprojekte auch mal mehr Finanzmittel zur Verfügung gestellt: Bis zur nächsten Wahl müssen die Töpfe für die bestehenden Projekte reichen. Diese Praxis führt dazu, dass sich bereits anerkannte freie Träger über Neue im Fördertopf nicht immer freuen. Es ist schließlich ihr Stück vom Kuchen, das dann kleiner wird.

Nazis sind sehr unbürokratisch und freuen sich immer über Nachwuchs

Wenn hochgelobte Projekte immer wieder gegen bürokratische Wände laufen, ist es nicht verwunderlich, dass Kleinstädte langsam aussterben oder es immer mehr Neonazis auf dem Land gibt: Die sind nämlich sehr unbürokratisch und freuen sich immer über Nachwuchs. Und wenn Liberale das Land Richtung Stadt verlassen, weil es keine Angebote außer der Rechtsrock-Kneipe gibt, bleiben eben jene zurück, die schon heute ihr Auge auf die offene Kinder- und Jugendarbeit geworfen haben: die AfD und ihre Wähler. Besonders im ostdeutschen Wahljahr 2019 ist das verheerend.

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Helke Ellersiek
freie Autorin in Leipzig
Helke Ellersiek, Jahrgang 1994, studiert Politikwissenschaft in Leipzig und schreibt seit 2015 für die taz, zunächst als NRW-Korrespondentin und später im Team der taz.Leipzig. Seit 2017 berichtet sie für verschiedene Medien aus Ostdeutschland.
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36 Kommentare

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  • „... ist es nicht verwunderlich, dass Kleinstädte langsam aussterben„

    Menno tazis! Fahrt doch mal öfters raus aus Berlin Mitte raus aufs Land zum Investigieren für ein paar Wochen!

    Kleinstädte sterben doch nicht aus wegen fehlender Jugendarbeit. Die Jugendlichen wollen doch nicht alle Sozialarbeiter werden und sich den lieben langen Tag gegenseitig bearbeiten!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Die Schlagzeile finde ich gut - erst mal: "Jugend schützen, nicht die AfD."



    Klingt einleuchtend. Doch: ist sie das auch?

    Wenn ich an meine Kindheit und Jugend denke, in der unsere Generation in den 1960er Jahren 'geschützt' werden sollte, wird mir plümerant. Vor allem, weil wir als Jugendliche dieses vermeintliche Schutzbedürfnis partout nicht hatten.

    Mein Vorschlag: die Jugendlichen ihre eigenen Erfahrungen machen lassen. Auch ihre Fehler. Wie sollen sie sonst daraus lernen?

    Und wenn dann Jugendliche ein Schutzbedürfnis äußern: dann, und NUR dann, helfe man ihnen.

  • In dem Kaff in dem ich aufgewachsen bin gab es einige Jugendprogramme, die gefördert waren. Genutzt habe weder ich, noch meine Jugendfreunde diese Angebote und dennoch ist keiner von uns politischen Rattenfängern in die Netze gegangen. Entsprechend sehe ich den direkten Zusammenhang zwischen fehlender Jugendförderung und Radikalisierung nicht unbedingt.

    Als sinnvoll würde ich es erachten wenn der Staat Projektträger fördert, die keinerlei politische Ambitionen haben. Die Förderung von Akteuren, die radikale, politische Ideen im Sinne haben ist weder im Interesse des Staates, noch im Sinne der Gesellschaft.



    Kritikwürdig sind hier vor allem zahllose Projekte, die gegen Rechtsextremismus angehen sollen, tatsächlich aber gegen alles rechts von der Grünen angehen und dann selber anfangen radikale, linke Ideen zu propagieren. Die Pest mit Cholera zu bekämpfen ergibt keinen Sinn.



    Entsprechend begrüße ich die ausbleibende Förderung für Organisatoren, die Events mit antideutschen Bands wie Egotronic einladen. Solche Events kann man ja gerne veranstalten aber bitte nicht auf Kosten der Allgemeinheit.

    • @Januß:

      Sie mögen in Teilen recht haben ;) nur ist meine Frage dann, wieso denn gegen rechte Rattenfänger nur linke und Grüne (und vlt SPD) aktiv werden? Wo sind denn die Jugendclubs die zB von der CDU unterstützt werden, oder der FDP? Das sind doch die Parteien, die den eher vermögenden Bevölkerungsteilen nahestehen.



      Meine Meinung: die interessieren sich nicht für gelangweilte und tw angehängte Jugendliche.

      • @sachmah:

        Dafür gehen CDU und FDP stärker gegen Linksextreme vor und fordern die Einstellung der finanziellen Unterstützung linker Gruppen oder ein Demokratiebekenntnis. Welchen Extremismus man für gefährlicher hält, scheint von der jeweiligen Perspektive abzuhängen.

        • @Lockenkopf:

          Machen aber beide keine Jugendarbeit. Sind nur gegen was...

    • 8G
      83421 (Profil gelöscht)
      @Januß:

      Den stimme ich zu.

    • @Januß:

      Meinen Sie, die Jugendlichen, die man erreichen will, kommen zu Hansi Hinterseher oder wie die heißen?

      Am vollsten wird es mit Kollegah und Co. Ob das eine förderungswürdige Alternative ist, bezweifle ich mal. Sie können ja mal Bands nennen, die zu einem annehmbaren Honorar zu einem ländlichen Jugendprojekt fahren. Da bin ich mal gespannt.

      • @Age Krüger:

        äähhh - Feine Sahne Fischfilet

      • @Age Krüger:

        Es gibt in jeder Kleinstadt irgendwelche lokalen Bands, die für umme auftreten. Wer glaubt das Bands wie Egotronic eingeladen werden, weil sie günstig sind hat den Schuss nicht gehört. Da gibt es 1001 günstigere und gänzlich unpolitische Alternativen.

        • @Januß:

          Unpolitisch in einer Demokratie zu sein, ist nicht das Ziel. Das ist ja gerade eines der großen Nachwendeprobleme auf dem Boden der ehemaligen DDR.

          Nicht umsonst wurden im Westen von den Alliierten die Landeszentralen für politische Bildung initiiert.

  • "Als könnten Bushaltestellen einen Jugendclub ersetzen, nur weil dort immer weniger Busse halten."



    Ich habe in meiner Jugend sehr viel Zeit in einer Bushaltestelle verbracht, wo auch nur zweimal am Tag der Bus angehalten hat und ich habe das Abhängen in der Bushaltestellte als sehr schön empfunden.



    Wenn ich meine Eltern auf dem Land besuche treffe ich mich immer noch zum abhängen an der leeren Haltestelle, dass hat ein bisschen was von Tortilla-Flat.

    • @RomanElias:

      Jop, 1-2 Mal im Jahr mit den alten Leuten an der Bushaltestelle abhängen fetzt schon :D



      Meine Freundin nimmt mich zu Ostern mit in ihr Kaff, da hingen alle an der "Bank" rum, mal gucken, wie 's da ist :D



      Und Faschos sind wir trotzdem nich geworden. Aber prinzipoiell gebe ich der Autorin recht, denn wir hatten früher zwar einen Jugendclub, aber der war durchwegs rechts verseucht.

  • "Jugendprojekte laufen immer wieder gegen bürokratische Wände. Da ist es nicht verwunderlich, dass es immer mehr Neonazis auf dem Land gibt."



    Danke. Und ich dachte glatt, die Antifa wäre schuld..

    • @FreeSpeech:

      Antifa? Gibts dort ne Antifa? Ich dachte immer, das sind die ersten die der „Heimat“ den Arsch zeigen.

  • Jugendliche sehen doch auch, was im Land geschieht, und merken, wenn sie in die Echokammer einer Scheinwelt hinein gepresst werden sollen. Anfänglich ist das ja ganz witzig, doch bald ödet die Einseitigkeit an und sie suchen sich eine Umgebung, die sich mit der Wirklichkeit realistisch auseinandersetzt. Die Käseglocken überleben da nur mit sehr viel Staatsknete - rausgeschmissenes Geld, denn sie bewirken ehre das Gegenteil.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    "Jugendprojekte laufen immer wieder gegen bürokratische Wände. Da ist es nicht verwunderlich, dass es immer mehr Neonazis auf dem Land gibt."

    Klingt irgendwie nach "Schuld sind immer die Anderen"; und wie werden "die" denn finanziell unterstützt?

    Oder ist es einfach der demografischen, mehr noch der neoliberal grundierten Entwicklung geschuldet, dass die jungen, bildungsnahe Frauen eben nicht mehr warten wollen, bis der nächste Bus kommt?

    Oder, es könnte ja sein (wenngleich wohl Blasphemie), dass die eher urban, gar divers orientierten Themen dieser "linken" Jugendprojekte im weiten Land bei den dort verbliebenen jungen Menschen nicht so ankommen?

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Wo steht im Artikel das es um linke Jugendprojekte geht? Alles was nicht rechts ist, ist linksradikal oder was? Es geht hier um die mangelnde Förderung von Jugendprojekten auf dem Land. Übrigens: Antifaschismus ist auch Aufgabe der sogenannten liberalen Mitte der Gesellschaft. Ihr Geschreibe rückt so was gleich wieder in die linksextreme Ecke. Links auch immer schön mit Gänsefüßchen. Wie lustig und geistreich. Überall Kacke ran schmieren, anschließend laut Igitt schreien.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Andreas J:

        "Wa steht" ....

        Gleich oben, gar in redaktionellem rot:

        "Kommentar Förderstopp für Linken"

        Ok, von der Rechtschreibung her nicht ganz ok. Entweder ist das schlußendliche "n" bei dem Wort "Linken" zu viel; oder da sollte noch ein weiteres Wort kommen.

        Dennoch inhaltlich eindeutig, oder?

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Ok, denn verstümmelten Satz hatte ich übersehen. Ändert aber nichts an dem Rest den ich geschrieben habe. Bei ihnen klingt alles so herablassend und frustriert, sobald es um Antifaschismus und links sein geht. Klar gibt es auch linke und antifaschistische Spinner, aber immer nur das Haar in der Suppe suchen, um alles in Frage zu stellen ist einfach nur Destruktiv.

          • 9G
            90857 (Profil gelöscht)
            @Andreas J:

            Danke,

            das klingt schon deutlich seriöser als lediglich die "Kacke" zu schwenken.

            Frustriert weniger, manchmal vielleicht fatalistisch, weil als alter West-Berliner 68er bereits andere Wandlungen miterlebt.

            Insofern unterscheide ich immer gern zwischen den Altlinken (like me) und den im Grunde systemkonform eingemeindeten Neulinken.

            Letzteren hat mal genialerweise das Feidbild getauscht, haben jetzt voll damit zu tun, sogenannte Neue Rechte zu entlarven.

            Das Kapital, imperial wie neokolonial geht unterdessen seinen Weg.

            • @90857 (Profil gelöscht):

              Ich glaube sie gehen mit den Leuten zu hart ins Gericht. Die neue Rechte ist für mich ein Resultat der neoliberalen Weltwirtschaft. Viele Menschen sind überfordert und idealisieren die vermeintlich gute alte nationalistische Zeit um wieder so was wie eine Ersatzidentität aufzubauen um das eigene ich zu stärken.. Was ist falsch daran dagegen anzukämpfen? Ok, bei manchen ist der Horizont vielleicht nicht weit genug. Aber ich kenne einige Leute, die wie ich ganzheitlicher Denken und neben Rassismus, Faschismus auch den Kapitalismus und Neoliberalismus hinterfragen, Kritisieren und eben nicht systemkonform sind. B.z.w nur in dem maßen was ein halbwegs klar kommen in diesem System in dem wir leben, erfordert. Das macht jeder, auch sie. Diesen Leuten sprechen sie in einer Tour jedwede Ernsthaftigkeit ab. Das mache ich auch nicht mit der 68er-Bewegung, nur weil einige mit der Maobibel herumliefen, Lenin verehrten, für die RAF waren oder einfach nur für die Straffreiheit von Sex mit minderjährigen kämpften. Jedenfalls fühle ich mich angepisst, wenn ich ihre pauschalisierenden herablassenden Kommentare über Linke lese. Altlinke können auch manchmal ziemlich nerven. Genau wegen dieser herablassenden besserwisserischen Art, die oft nur spaltend wirkt und gerade bei jüngeren überhaupt nicht ankommt. Die stehen unter einem größeren Druck, in dieser sich rasant wandelnden Gesellschaft ihren Platz zu finden, als wir damals. Ich bin Jahrgang 63.

              • 9G
                90857 (Profil gelöscht)
                @Andreas J:

                Nicht mal soviel jünger als meine Wenigkeit.

                Ansonsten, bitte, siehe meine Antwort an @HAMPELSTIELZ

                • @90857 (Profil gelöscht):

                  Das war alles? Von den "im Grunde systemkonform eingemeindeten Neulinken", kommt aber mehr.

            • @90857 (Profil gelöscht):

              Schon etwas lächerlich, wenn ein alter Mann sich im System eingerichtet hat und anderen vorhalten will, sie wären konform.

              • 9G
                90857 (Profil gelöscht)
                @Hampelstielz:

                "Schon etwas lächerlich" ...

                Muss ich mit leben, schaffe ich auch ...

                Der damals propagierte "lange Marsch durch die Institutionen" hat, soweit halbwegs erfolgreich, schlußendlich natürlich seine Vorteile.

                Die Alternative wäre Auswandern gewesen, was ein Freund damals getan hat, wir heute und beide im Ruhestand mehrmals im Jahr durch die einsamen Berge im Piemont wandern.

                Die andere "Alternative", sich (der Philosophie) der RAF hinzugeben; was ich dann bestenfalls rückblickend tue:

                privatausgabe.net/node/255

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Klingt für mich wie Sozialpolitik, die keine ist.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Frau Kirschgrün:

        Wie sollte konkret denn "dort" Sozialpolitik aussehen? gar im Lichte der kommenden Wahlen?

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Die Frage meinen Sie jetzt aber nicht ernst, oder?!

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Denn wenn man alle Forderungen erfüllt und trotzdem kein Geld bekommt, dann hat niemand schuld daran, nur man selbst. Hört hört.

      Divers orientierte Themen sind eben das Gegenteil von einem Volk mit einer vorgegebenen Meinung. Ist doch klar, dass man in die Großstädte zieht, wo man nicht mehr dafür ausgelacht oder verprügelt wird, dass man alternative Lebensweisen ausprobiert. Würde man in der Provinz auch nicht, wenn es genügend Angebote in der Provinz geben würde. Achja, daran ist man ja nur selber Schuld.

    • 9G
      94797 (Profil gelöscht)
      @90857 (Profil gelöscht):

      So ganz falsch liegen Sie mit Ihrem Kommentar nicht.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @94797 (Profil gelöscht):

        Nun, es sind mindestens zwei Themen.

        Das erste ist die eher objektive, sog,. Landflucht. Sie gab es auch in der alten BRD; ohne dass die Verbliebenen dann zu "Nazis" mutierten;

        weil -gern etwas spekulativ- die damals noch nicht neoliberalisierte, eher intakte soziale Hängematte das weitgehend ausgeglichen (verhindert) hat.

        Das andere Thema, meinerseits und meinerseits vielleicht ebenfalls etwas spekulativ angegangen, das ist die Frage nach den Inhalten "linker" Jugendpolitik auf dem Lande; die Frage nach der potentiellen Klientel, insbesondere im finanziell eher nicht so gut aufgestellten Osten Deutschlands.

        • @90857 (Profil gelöscht):

          In der Jugendarbeit bin ich zur Betreuung von verhaltensauffälligen Jugendlichen in Sonderformen der Unterbringung (also zu einer 1:1-Betreuung für besonders komplizierte Fälle in der eigenen Wohnung) aufs Land gezogen.



          Ich denke, das war nicht notwendig. Das Problem ist, dass man wohl immer noch die Jugendlichen auf dem Land für hinterwälderischer hält wie die in der Stadt. Meine Erfahrung ist, dass da kein Unterschied ist. Ich habe etwas Glück wohl gehabt und es gibt in meinem Kaff keine Neonazi-Jugendkultur, aber ansonsten von HipHoppern, Angepassten bis zum Drogendealer auf dem Land alles, was die Stadt auch hat.



          Ob wirklich Angebote unterteilbar sind in linke und rechte Projekte ist schon eine schwere Frage. Ob Angebote angenommen werden, hat eigentlich wesentlich mehr mit der Peergroup zu tun, in die der Jugendliche ist. Und diese Gruppen funzen auf dem Land noch eher als in der Stadt.

          • 9G
            90857 (Profil gelöscht)
            @Age Krüger:

            Keinesfalls für "hinterwälderischer", sind auch auf dem Land das Internet und das Smartphone ein Stück weit der Schlüssel zum Verstehen.

            Das mit der "Peergroup" scheint mir ebenso wichtig, wollte ich es gar noch deutlich weiter fassen.

            Die jungen, jüngeren Menschen, gerade auf dem Lande, gerade im Osten Deutschlands sind ja nicht ohne Hintergrund, nicht einfach plötzlich da. Sie wurden vielleicht sozialisiert unter dem Eindruck, was der neue, schöne Kapitalismus mit ihren Eltern, deren Umfeld etc. gemacht hat.

            Das ist wohl etwas ganz anderes, als hier (wenn ich mal kurz aus dem Fenster schaue) in einer wohlhabenden Gemeinde an der südhessischen Bergstraße aufzuwachsen.

            Hier gibt es wenig bis keine sog. Rechten. Dafür viele, viele Grün-Wähler, in den Geschäften lauter Bio-Nahrung; und auch einige Teslas fahren hier rum ...

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Noch mehr Geld wird die Beteiligten freuen, aber nicht mehr Jugendliche anlocken. Daran hat früher schon die linke, antifaschistische FDJ vor 40 Jahren gelitten. Junge Menschen sind meist recht sensibel, wenn für sie „das Richtige“ vorgedacht wird ...

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @TazTiz:

        "Junge Menschen sind meist recht sensibel"

        Klar, nicht zuletzt deshalb erleiden die vollkommen uneigennützig und absolut objektiv "das Richtige" propagierenden Nanni-Medien zunehmend Schiffbruch;

        was die ökonomisch nicht ganz unwichtigen Auflagenzahlen betrifft.