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Kommentar Katholische KircheKein Platz für diese Moralblase

Nina Apin
Kommentar von Nina Apin

Die Ehe für alle ist gesetzlich verankert – an einer katholischen Schule aber Kündigungsgrund. Der kirchliche Parallelstaat muss endlich verschwinden.

Der Mittelalterclub mit Sitz in Rom darf nicht länger Moralwächter spielen Foto: AP Photo/Gregorio Borgia

S eptember, Anno Domini 2018, irgendwo in Nordrhein-Westfalen. Ein junger Referendar an einem Gymnasium wird nicht als Lehrer übernommen. Weil er schlecht arbeitet? Nein, der Mann gilt im Kollegium als qualifiziert, auch die Schulleitung ist mit ihm zufrieden. Das Vergehen des jungen Mannes, man mag es kaum glauben, ist seine Homosexualität, genauer gesagt, seine offen gelebte Homosexualität.

Weil er bekannt gegeben hat, seinen Lebenspartner heiraten zu wollen, will ihm der katholische Oblaten-Orden als Träger der Schule keinen Lehrervertrag geben. „Die kirchliche Vorstellung von Ehe und Familie ist nicht mit der Lebensführung des betreffenden Referendars vereinbar. Deshalb war es uns nicht möglich, ihm einen Arbeitsvertrag anzubieten“, so die Stellungnahme des Ordens. Die SchülerInnen des Gymnasiums verstehen diese Entscheidung überhaupt nicht, sie wollen jetzt dagegen demonstrieren.

Diese Episode aus dem Städtchen Borken-Burlo zeigt eindrucksvoll, wie meilenweit die Moralvorstellungen der katholischen Kirche von der gelebten Realität in diesem Land (und anderswo) entfernt sind. Es klafft ein tiefer Riss zwischen dem, wie echte Menschen leben und dem Bild von einem oder einer „guten“ Katholikin mit tadellosem Lebenswandel im Sinne der Kirche.

Die Ehe für alle ist gesetzlich verankert – an einer katholischen Schule aber ein Kündigungsgrund. Scheidung und Wiederheirat sind gesellschaftlich normal, für einen Arzt an einem katholischen Krankenhaus kann das ein Einstellungshindernis sein. Die „Pille danach“ gibt es als Kassenleistung auf Rezept – in einem katholischen Krankenhaus wird sie Frauen verweigert, ebenso wie die nach irdischen Gesetzen straffreie Abtreibung vor der 12. Schwangerschaftswoche.

Hauptsache, das Moralkorsett bleibt gewahrt

Doch da die katholische Kirche einer der größten Arbeitgeber in Deutschland ist, müssen viele ArbeitnehmerInnen sich den bizarren Sonderregularien der Kirche beugen. Und der formal von der Kirche getrennte Staat hat bislang keine entschiedenen Schritte unternommen, diese kirchliche Paralleljustiz endlich in ihre Schranken zu weisen.

Was das Schlimmste an dem Fall aus Borken-Burlo ist: Der Entscheidung des Ordens liegt dieselbe Bigotterie zugrunde, die Wissenschaftler am Dienstag in Fulda bei der Vorstellung der aktuellen Kirchenstudie über sexuellen Missbrauch als Grundproblem ausgemacht hatten. Hätte der Lehrer still und heimlich schwul gelebt, wäre das kein Problem gewesen. Schließlich dürfte es Hunderte, wenn nicht Tausende Priester geben, die homosexuell leben. Oder offiziell verbotene sexuelle Beziehungen zu Frauen pflegen.

Gegen die von der Kirche verordnete Sexualmoral zu verstoßen, ist also kein Problem. Die Kirche drückt in solchen Fällen gern ein oder auch beide Augen ganz fest zu. Solange das Moralkorsett nach außen intakt und der gute Ruf der Institution gewahrt bleibt. Dem Referendar wurde zum Verhängnis, dass er nicht weiter Verstecken spielen und ganz offiziell als schwuler Katholik leben wollte. Damit aber hat er den Ehrenkodex dieser zutiefst schwulen-, frauen- und sexualitätsfeindlichen Institution beschädigt.

Verschweigen, Verheimlichen, Vertuschen – diese ungesunde Praxis hat dazu geführt, dass die Katholische Kirche zu einer Täterorganisation verkommen ist, die lieber Menschenleben zerstört, haufenweise vaterlose Pfarrerskinder und „gefallene“ Frauen produziert, ja, die lieber die massenhafte und organisierte Vergewaltigung von Kindern duldet, als endlich, endlich von ihren erstarrten Strukturen und ihrer zutiefst gestörten Vorstellung von Sexualität abzulassen.

Ein Mittelalterclub in Rom

In einer modernen, aufgeklärten Demokratie hat diese Moralblase keinen Platz. Der Gesetzgeber müsste dort endlich beherzt hinein stechen und von außen für eine Transparenz sorgen, die der Kirche aus Prinzip unlieb ist.

Der kirchliche Parallelstaat muss endlich verschwinden, es muss klar sein, dass die vom Grundgesetz garantierten Rechte für Homosexuelle, Frauen, Unverheiratete und Geschiedene durchgesetzt werden können gegen einen Mittelalterclub mit Sitz in Rom, dessen Machtfülle in empörendem Gegensatz steht zu seiner Glaubwürdigkeit als selbst ernannte Moralwächter.

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Nina Apin
Redakteurin Meinung
Jahrgang 1974, geboren in Wasserburg am Inn, schreibt seit 2005 für die taz über Kultur- und Gesellschaftsthemen. Von 2016 bis 2021 leitete sie das Meinungsressort der taz. 2020 erschien ihr Buch "Der ganz normale Missbrauch. Wie sich sexuelle Gewalt gegen Kinder bekämpfen lässt" im CH.Links Verlag.
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67 Kommentare

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  • @Rudolf Fissner - Wie können diese Machtstrukturen, die Missbrauch begünstigen, beseitigt werden? Ganz einfach, die Organisation muss hierarchisch flach organisiert sein, Kontrollen von Ausstehenden müssen möglich sein, Beschwerdestellen müssen existieren, Mehr-Augen-Prinzip und es darf also keine Struktur begünstigt werden, die über Jahrzehnte Vertuschungen in diesem enormen kriminellen Ausmaß ermöglicht. Das bekommen auch andere Organisationen, die mit Schutzbefohlen arbeiten, hin. Stellen Sie sich doch nicht immer so unwissend dar, wenn es um die katholische Kirche geht! Als wenn diese veraltete verkrustete Struktur gottgeben ist! Einfach dreist, was Sie hier niederschreiben!

    • @Frederik Andersen:

      Flache Strukturen. Natürlich! Aber Sie wollten alle Machtstrukturen beseitigt haben. Und Apropo katholische Kirche: wie kommen Sie darauf das es in kirchlichen Institutionen anders ist? Dort hat der Kindergarten eine Leiterin wie in stattlichen Kindergärten auch. Welche zusätzlichen Strukturen kennen Sie.

      Wo gibt es keine Bescherdestellen? Vielleicht ist ihnen nicht einmal bekannt, dass die Aufsicht von, um beim Beispiel Kindergärten zu bleiben, bei staatlichen Stellen liegt. Siehe Beispiel Bremen www.bildung.bremen...esbetreuung-149527

      Und zum „dreist“: Dummes Zeugs also, was Sie da behaupteten würde ich mal sagen. Ebenso wie das Zeugs von den „kriminellen Machenschaften“, die sie auch bei der zuständigen staatlichen Aufsichtsbehörde nicht finden.

  • @Rudolf Fissner - Scherzkeks, in dem Artikel geht es doch bereits einleitend um "Die Ehe für alle ist gesetzlich verankert – an einer katholischen Schule aber Kündigungsgrund. Der kirchliche Parallelstaat muss endlich verschwinden." oder lesen Sie hier einen anderen Artikel in Ihrer Moralblase?

  • Lach. Stelle gerade fest, dass ich den völlig falschen Artikel kommentiert habe.

  • Ich finde es schon erstaunlich, wie selbstbewusst eine Zeitung wie die taz wegen Kindesmissbrauchs auf andere Institutionen eindrischt, die Pädosex in den 80ern noch als akzeptablen Lebensstil beworben hat. Wie sie den da die hauseigene Aufarbeitung aus? Hat man da auch Redakteure gedeckt, die in der Redaktion vom "einvernehmlichen" Sex mit Kindern geschwärmt haben? Wie ist da der Stand der Aufarbeitung?

  • @Rudolf Fissner - Wieso abkaufen? Hinsichtlich der vollständigen Finanzierung durch die öffentliche Hand gehören diese Kindergärten, Hospitäler, Altenheime den Kommunen letztendlich schon lange.

  • @Rudolf Fissner - Es muss doch auch darum gehen, wie solche Machtstrukturen in einer Demokratie beseitigt werden, die zu diesem Missbrauch führen. Das kann und muss nun umgehend bei der katholischen Kirche umgesetzt werden und muss dann modifiziert in anderen Bereichen ebenso umgesetzt werden. Es kann nicht sein, dass nur weil in anderen Bereichen momentan nicht so fokussiert geschaut wird, die katholischen Missbrauchsfälle nun zu verharmlosen und Missbrauch so noch weiterhin in diesen kriminellen Strukturen zu ermöglichen. Außerdem sind die von ihnen genannten Zahlen eindeutig zu niedrig laut Frontal 21:

    www.zdf.de/politik...en-kirche-100.html

    Ebenso ist die katholische Kirche gut beraten, die gleichgeschlechtliche Ehe auch in ihrem Arbeitsrecht anzuerkennen bevor irgendwann der EGMR die katholische Kirche doch noch dazu zwingt!



    Ohne weitreichende Reformen werden die massiven Probleme in dieser teilweise kriminellen Organisation nicht zu lösen sein!

    • @Frederik Andersen:

      Machen Sie doch mal einen Vorschlag wie die Machtstrukturen zwischen Schutzbefohlenen (Kinder, Demente, geistig Behinderte) und Betreuenden aussehen kann. Sobald ein Betreuender im Spiel ist existiert diese Machtstruktur.



      Mit gleichgeschlechtlicher Ehe? Lol. Gutes Ding. Aber hat mit dem Thema hat das genauso wenig zu tun wie Erdbeereis (auch lecker)

      Ich bin der Meinung, wer nur an Aufklärung im Rahmen der Katholischen Kirche an dem Thema interessiert ist, der will sich nicht mit den 99% weiteren Fällen beschäftigen. Und das kann es nicht sein. Das ist potentzierte Verharmlosung.

      Die Wiederstände dafür sind nachvollziehbar. Viele Missbrauchsfälle existieren im familiären Umfeld, im Bekannren und Freundeskreis. Und in sozialen Institutionen, in denen es um Schutzbefohlene geht wird es die gleichen Wiederstände geben, wie sie in der Katholischen Kirche vorhanden waren.

  • Absolute Zustimmung. Sämtliche sonderprivilegien der Kirchen gehören gestrichen. Steuerfinanzierte Institutionen in krichlicher Trägerschaft haben den allgemeinen Gesetzen zu folgen, ihre Finanzierung haben die Kirchen völlig aus eigener Kraft zu leisten. Die Kirche selbst sollte sich auf Franz von Assissi besinnen, ihren weltlichen Gütern abschwören und Diener der Bedürftigen werden, statt das Leben von Menschen zu zerstören, deren Seelen ihr weniger Wert sind als ihr guter Ruf.

    • @hessebub:

      Klar doch. Nur die Kommunen wollen die Kindergärten, Schulen, Hospitäler, usw. usw. leider nicht abkaufen. Käme zu teuer, sowohl beim Kauf als auch beim Unterhalt. Armut bei den Löhnen wird dort ja bereits gelebt :-) Bei den Hospitälern und Altenheimen gäbe es aber bestimmt ein paar Gesundheitskonzerne, die begierig sind zu kaufen und sich damit gesund zu stoßen.

      • @Rudolf Fissner:

        Der kirchliche Zuschuss beträgt maximal 10% des Budgets, den Rest trägt die öffentliche Hand sowieso.

        • @Sven Günther:

          Wie jetzt? Zahlt die öffentliche Hand nicht genügend Geld für gleiche Löhne? Sanieren die ihre Kassen auf Kosten anderer? Durch schlechteer bezahlte Kindergärtnerinnen in z.B. Kirchlichen Einrichtungen?

  • Bin kein Fan der kath. Kirche, die Argumentation ist aber z.T. nicht überzeugend.



    "Das Vergehen des jungen Mannes, man mag es kaum glauben, ist seine Homosexualität, genauer gesagt, seine offen gelebte Homosexualität.

    Weil er bekannt gegeben hat, seinen Lebenspartner heiraten zu wollen, will ihm der katholische Oblaten-Orden als Träger der Schule keinen Lehrervertrag geben"

    Einem Personaler, dem die Nase des Bewerbers nicht passt, lehnt diesen auch ab.



    Solange er dann die gleiche Heuchelei an den Tag legt, der hier auch der Kirche vorgeworfen wird, also einen Grund erfindet, der objektiv klingt, verhält er sich rechtens.



    Das ist kein kirchlichesPrivileg, sondern ein schelchtes Rechtssystem, wenn man so will. Nicht die Kriche ist das Problem, sondern, dass Instituitonen mit viel Geld gelichzeitig viel Macht erhalten. Die Kriche ist eine von vielen reichen Institutionen.



    Und wie im Kapitalsimus numal üblich gelten für Reiche andere Regeln...

  • Wenn einem Personaler in der freien Wirtschaft das Gesicht des Bewerbers nicht gefällt, gibt er ihm auch kein Arbeitsvertrag. Solange er dann eine fadenscheinige Begründung abliefert, verstößt er nicht gegen Gesetze.

    Wo soll da jetzt der Unterscheid zur Kirche liegen

  • Die Unkultur des Wegschauens ist nicht gut. Bei den 3500 dokumentierten Fällen im sogenannten Hellfeld sin dies 50 Fälle pro Jahr. Mit einem Spitzenwert in den 60 Jahren gemäß dem Gutachten sin dies, so schätze ich aktuell vlcht. 10-20 Fälle pro Jahr.

    Dem gegenüber verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) aktuell (für das Jahr 2016) in über 12.000 Ermittlungs- und Strafverfahren allein nur für sexuellen Kindesmissbrauch. beauftragter-missb...maß_sex_Gewalt.pdf

    Die Unkultur des Wegschauen beschränkt sich dafür für mich nicht allein auf die Katholische Kirche, sondern auf die Gesamtgesellschaft.



    In den Medien werden diese Fälle nicht dokumentiert. Ich n welchen weiteren Institutionen passiert Missbrauch? Wie ist die Situation in nicht kirclichen, in privaten oder staatlichen Institutionen, Kindergärten, Heimen, Schulen, Vereinen?

    Die Gesellschaft macht es sich zu einfach mit der Diskussion zur Katholischen Kirche. Das Fokusiete Hinschauen dort hat auch was von Wegschauen an anderen Stellen.

    • @Rudolf Fissner:

      Das Streikrecht ist übrigens ein Menschenrecht.

      Die armen Beamten... Haben alle keine Menschenrechte beim Vater Staat.

      • @Strolch:

        Der Unterschied zwischen dem Streikverbot für Beamte und dem Streikverbot in der Kirche ist: Das Streikverbot für Beamte ergibt sich laut Bundesverfassungsgericht direkt aus dem Grundgesetz, die das Streikrecht, das sich ebenfalls aus dem Grundgesetz ergibt, einschränkt. Das Streikverbot bei den Kirchen ergibt sich hingegen lediglich aus Kirchengesetzen und nicht aus dem Grundgesetz.

        Abgesehen davon, habe ich mich immer gefragt, wie ein "Streik" im Beamtenverhältnis, das mit seinem Alimentationsprnzip strukturell ganz anders geregelt ist als ein Arbeitsverhältnis, eigentlich gehen soll. Eine Gleichstellung von Beamten mit Beschäftigten im Arbeitsverhältnis würde die gesamte Institution des Berufsbeamtentums und damit auch die Vorteile des Beamtenverhältnisses für die Beamten gefährden. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, dass sich der Beamtenbund im Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht für das Streikverbot ausgesprochen hat.

      • @Strolch:

        Was war noch mal das Thema?

    • @Rudolf Fissner:

      So sehr der Hinweis richtig ist, so sehr ist er auch falsch. Ich halte Kirchen für richtig und wichtig, das vorab. Aber: Wenn ich Herrn Pfeiffer in dem Taz-Interview vorgerechnet, dass eine höhere "Täterdichte" bei der katholischen Kirche ist. Allein die absoluten Zahlen täuschen darüber hinweg. Von der Dunkelziffer wollen wir gar nicht reden. Da ich - wie eingangs gesagt - die Kirchen schätze, wenn ich auch der katholischen Kirche nicht angehöre - halte ich es für eine Unverschämtheit (bei den Worten, die mir auf der Zunge liegen, würde mich die taz zensieren), wie der ganze Vorgang unter den Teppich gekehrt wird. Jedes Unternehmen würde nach z.B. Bestechlichkeit im Unternehmen, Compliancerichtlinien einführen o.ä. Hier werden die Schwächsten der Gesellschaft (Kinder) mißbraucht und nichts ändert sich.

      • @Strolch:

        In allen Institutionen, wo es um den Umgang mit Schutzbefohlenen geht (Kindergärten, Schulen, Heime, Altenheimen) findet man eine höhere Täterdichte weshalb es auch einen eigenen Strafbestand dafür gibt: § 174, Sexueller Mißbrauch von Schutzbefohlenen. Die Kirchen sind in diesem Bereich tätig und produzieren keine Autos.

        In Bezug auf die eingangs genannten 16.000 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch ist die Kirche nur ein Bruchteil. Ich finde es annerkennenswert, dass die katholische die Fälle aufarbeitet und erwarte ebensolche Aufarbeitung auch von staatlichen Stellen, privaten Organisationen, politische Jugendarbeit und nicht zuletzt auch von der evangelischen Kirche. Völlig vernachlässigt ist auch die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der DDR. Die gibt es zwar nicht mehr, die heute erwachsenen Kinder leben aber unter uns.

        Die seit Jahren einseitige Betrachtung, sie ist zwar für sich schlüssig, der katholischen Kirche ist angesichts der 16.000 Fälle pro Jahr in Deutschland aktuell bei weitem zu wenig.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Sie haben Recht damit, dass Missbrauchsfälle nicht allein auf die Katholische Kirche beschränkt sind, sondern an vielen Orten ihre Heimat haben.

      Zur Kardinal-Frage:

      wie sähe denn Ihrer Ansicht nach ein Hinschauen auf die Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche aus, ohne dass an anderer Stellen weggeschaut würde? Wo wäre eine saubere Trennlinie zu ziehen?

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Was für eine Art Trennlinie haben Sie im Sinn. Rechtlich gibt es da keine Trennlinie. Bei einer sttatlichen Aufsicht von Institutionen die Schutzbefohlene betreuen gibt es auch keine Trennlinie. Welche Art besonderer Trennlinie sehen Sie, da Sie das Thema Trennlinie anspreche, bei den All diesen Institutionen?

        In Bezug auf meinen Beitrag oben würde ich mir wünschen dass auch der Riesenmistberg (man potenziere mal die Zahlen für die letzten 70 Jahre!) an weiteren Missbrauchsfällen aufgearbeitet wird.

        Erst in der Gesamtschau wird sich ein Bild ergeben, aus dem man Handlungsmuster ableiten kann für Heime, Kindergärten und spezifische Einrichtungen einzelner Träger (Vereine, Jugendgruppen).

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Wenn ich sie richtig verstehe, also zuerst eine Gesamtschau und dann eine differenzierte Binnenbetrachtung bei den einzelnen Trägern? Für den Anfang sicherlich ein Weg des Vorgehens. Alles weitere dürfte sich aus den Daten der Vorfälle und Übergriffe ergeben.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Hallo Wolfi. Wir sind hier im falschen Artikel! :-)

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Rudolf Fissner:

              Danke Fissi ... für die Suche nach dem Gemeinsamen.

              Da ist mir meine Selbstdisziplin unbemerkt verloren gegangen. Dabei fing ich - zumindest in meinen Gedanken - bei Stadtdekan zu Eltz aus Frankfurt und seinen kürzlichen, sehr bemerkenswerten Äußerungen zum Thema Sexualität und Ehe in der Katholischen Kirche an. Irgendwann bin ich dann wohl der Dynamik des Forums erlegen.

              Wir werden älter. Schön, wenn wir manchmal auch versöhnlicher werden.

  • 9G
    99663 (Profil gelöscht)

    der staat könnte in der tat mehr tun. die kirchen leben ja nicht nur von den kirchensteuern, denen man sich durch austritt entziehen kann, sondern bekommen viele ämter und einrichtungen von unserem gemeinwesen extra bezahlt oder subventioniert. wenn noch ein paar mehr kauders geschasst würden, könnte und sollte sich mittelfristig etwas ändern.

  • Budzylein hat das eigentlich schön zusammengefasst, was Sie zum 3 Weg sagen ist schlicht Unsinn, sie versuchen eine glasklare Ungleichbehandlung zu verschleiern.

    Und wenn sie "nur" mit jemandem zusammenleben stehen sie anders zueinander?

  • Vieles richtig. Die staatlichen Regeln müssen selbstverständlich auch für die Kirchen gelten und jeden vor den Kirchen schützen. Aber was ist eigentlich mit dem Kirchenasyl? Das finden wir doch wohl überwiegend gar nicht so schlecht. Da sind dann Sonderrechte für die Kirchen erwünscht, Hauptsache das Ergebnis stimmt. Doppelmoral, ja bitte. Mich stört auch die hier mitschwingende grundsätzliche Religionsfeindlichkeit. Wenn Menschen aus einem Glauben heraus selber nach strengeren moralischen Grundsätzen leben als die meisten anderen Menschen, dann ist daran nichts schlecht. Sie dürfen diese Regeln nur eben nicht anderen aufzwingen. Man ist ja nicht der Staat. Der darf, der muss. Aber das ist dann schon ein anderes Thema.

    • @Benedikt Bräutigam:

      "Wenn Menschen aus einem Glauben heraus selber nach strengeren moralischen Grundsätzen leben als die meisten anderen Menschen, dann ist daran nichts schlecht."

      Das ist schon eine abenteuerliche Definition von Moral, wenn Sie meinen, diese insbesondere in der (katholischen) Kirche zu finden.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Das Kirchenasyl ist kein „Recht“. Es ist Bestandteil der Kultur des gewaltfreien Widerstands in Deutschland. Wie Straßenblokaden, Hausbesetzungen u.a. Es hat mit dem Thema Kindesmissbrauch auch nichts zu tun.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Mir ist der Kommentar wichtiger als alle Abers.

    Wichtig ist es, sich die Geschichte und Struktur dieser Organisation Weltkirche gründlich anzuschauen. Ja.

    Zugleich ist es von Bedeutung, dabei auch kleine Veränderungen nicht zu übersehen. Bemerkenswert fand ich die kürzlichen Bemerkungen des Stadtdekans von Frankfurt, Herrn zu Eltz.

    Es gibt zwei Möglichkeiten, darauf außerhalb der Kirche zu reagieren:

    * erstens mit dem populären Hinweis, die Kirche würde sich ja eh n i e m a l s ändern,

    * zweitens mit der Unterstützung solcher Dissidenten, die ansonsten das Los aller 'Nestbeschmutzer' und 'Ketzer' teilen werden.

  • Die Forderungen dieses Artikels sind absolut berechtigt, aber: Frau Apin scheint zu denken unser kleines Deutschland mit seinen paar Kardinälen hätte genug Einfluss einer Weltorganisation vorzuschreiben wie diese ihre Regeln zu schreiben hat. Es gibt also nur eine Lösung: Der Kirche die Ausübung ihrer Praxis verbieten und aus Deutschland rauswerfen: Als größter Arbeitgeber mit über tausendjährigen Wurzeln und gut geschützt von der Religionsfreiheit? Unmöglich. Also mal schauen wer den Takt gerade in der Kirche vorgibt ...und siehe da! Die Länder der südlichen Erdhalbkugel. Na denen haben wir doch schon vor langer Zeit unsere tollen Werte überbracht. Warum sind die jetzt nicht auf dem selben Stand wie wir? ;-p

  • Die Kirche wird von sich aus nicht tätig werden und freiwillig auf etwas verzichten.



    Die Chefetagen in der Politik sind zu einem guten Teil fest eingebunden...



    Ich glaube nicht daß sich etwas ändert.

    • @peterdermueller:

      Es ist, wenn auch ein Fortschritt, grundsätzlich verkehrt, dass Institutionen sich diesbezüglich selbst „überwachen“. Das gilt für alle Institutionen bei denen es sich um die Betreuung Schutzbefohlener handelt. Gleichermaßen für nichtkirchliche Schulen, Kndergärten, Heime usw. In denen ebenfalls Missbrauch stattfindet.

  • Der Kommentar von Frau Apin ist ziemlich unseriös, weil andauernd Ebenen verwechselt werden. Wenn jemand bei Daimler arbeitet, als Privatperson aber öffentlich dazu aufruft (beispielsweise in einem Zeitungsartikel), BMW zu kaufen, weil das eh die viel bessere Marke sei etc. - dann wird diese Person von Mercedes entlassen. Wegen Illoyalität dem ARBEITGEBER gegenüber.



    Das ist der springende Punkt. Die Kirche bzw. der betreffende Orden fungiert hier als Arbeitgeber. Und diesem gegenüber muss sich der Lehrer loyal zeigen. Es ist aber ein Widerspruch, im Namen der Kirche an einer kirchlichen Schule lehrend und erzieherisch tätig sein zu wollen, selbst aber in einem zentralen Punkt offenkundig und für jedermann ersichtlich (standesamtliche Homoehe!) gegen Grundsätze seines Arbeitgebers zu verstoßen.



    Sie können z. B. nicht für eine Anti-Waffen-Lobby arbeiten, gleichzeitig aber im örtlichen Waffenverein öffenltich als Vorsitzender und waffenbegeisterter Schießjunkie auftreten. Da wird Ihnen dann ihr Arbeitgeber, also die Anti-Waffen-Agentur, kündigen. So einfach ist das.



    Niemand wird als Lehrer gewungen, an einer kirchlichen Schule zu unterrichten. Genauso muss niemand sein Kind an eine kirchliche Schule geben.



    Würde der gute Mann als Hausmeister an der Schule arbieten, könnte man eventuell noch sagen: In dem Fall fällt seine Homo-Ehe nicht ins Gewicht, weil er nicht direkt als erzieherische Vorbildperson in der Lehre arbeitet.



    Die Inkonsequenz liegt im vorliegenden Fall eindeutig KEINESWEGS aufseiten der Kirche, sondern aufseiten des Lehrers. An einer katholischen Schule zu arbeiten und öffentlich eine zivile Homoehe einzugehen ist ungefähr so konsequent wie in der Parteizentrale der LINKEN zu arbeiten und in der Fußgängerzone öffentlich AfD-Flyer zu verteilen ...



    Aber mitdenken - das ist nicht jedermanns Sache.

    • @JonaJona:

      "Niemand wird als Lehrer gewungen, an einer kirchlichen Schule zu unterrichten. Genauso muss niemand sein Kind an eine kirchliche Schule geben."

      So ein Unsinn.

      In vielen, gerade auch ländlichen Gegenden Deutschlands haben die kirchlichen Träger bei den KiTas, den Schulen und den Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche de facto das Monopol. Es gibt also in diesen Gegenden KEINE Wahlmöglichkeit z. B. für Eltern, die ihre Kinder lieber atheistisch, agnostisch oder sonstwie aufwachsen lassen wollen.

      Zudem werden diese Einrichtungen i. d. R. auch noch zu über 90% von staatlichen Stellen finanziert.

      Kann man ja machen - aber dann doch bitte nach den allgemein üblichen Gesetzen und Bedingungen: Betriebsräte statt MAVen, keine Ablehnungsmöglichkeit von Kindern aufgrund der "falschen" (Nicht-)Konfession etc.

      DAS ist der springende Punkt: Die Allgemeinheit soll (fast) alles zahlen - und die Kirchen kochen sich darauf ihr diskriminierendes Sonderbehandlungssüppchen.

      • @Der Sizilianer:

        „Das Monopol“



        Die Kirchen hätten Das Gründungen von Schulen und Kindergärten lassen sollen weil der Staat ja sowieso irgendwann nach 2000 in die Pötte gekommen wäre Kindergärten zu errichte? Er schaft es doch bis heute nicht vollständig.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @JonaJona:

      Ihre Argumentation greift ein wenig zu kurz.

      Sie haben völlig Recht, wo sie auf die Inkonsequenz auf der persönlichen Ebene hinweisen. JedeR kann versuchen, sich einen Arbeitgeber zu suchen, wo ersie mit seinen Überzeugungen gut aufgehoben ist.

      Allerdings hat die Wahlfreiheit ihre Grenzen, in manchen Bereichen sehr enge Grenzen. Wer etwa im sozialen Bereich arbeitet, stösst bei kirchlichen Trägern immer wieder auf diese Grenzen, die nicht das Geringste mit der beruflichen oder menschlichen Qualifikation zu tun haben. Im Gegenteil: manche Qualifikationen sind dort eher hinderlich.

      Bei meinem letzten Arbeitgeber, einem evangelischen Träger, wähnte ich mich auf der sicheren Seite. Ich musste nur erklären, nicht gegen die Ziele der evangelischen Kirche zu verstossen. Das konnte ich guten Gewissens.

      Die Folgen: Häufige Verweise darauf, dass wir doch 'im Auftrag des Herrn' unterwegs seien. Ein wirkungsvoller Schachzug in Sachen Selbst- und Fremdausbeutung. Der Geschäftsführer fuhr den Karren in die Insolvenz, die Mitarbeiter mussten Mehrarbeiten leisten - ohne Lohn- oder Freizeitausgleich.

      Das Finale: veritable Burnouts oder Bandscheibenvorfälle bei der Hälfte des Teams von acht Personen.

      Geschichten, die das profane Leben schreibt.

  • Ich find es gut, dass sich die katholische Kirsche so unangemessen verhält. Sie bietet ein fast perfektes Anschaungsbeispiel warum nicht überprüfbar und hinterfragebare (weil Gottes Wort) Regeln ein scheiß Idee sind.



    Um so weniger der Sprung in der Schüssel den die Verantwortlichen weg haben noch als Glauben zu verkaufen ist um so schneller schaffen sie sich selbst ab.

    • @nachtkap:

      Wie kommen Sie darauf, dass "Gottes Wort" nicht "überprüfbar" oder "hinterfragbar" ist?



      "Gottes Wort" ist in der Bibel überliefert. Die ist allgemein zugänglich.



      Daraus abgeleitete Regeln sind natürlich überprüfbar. Wenn Sie beispielsweise unser Grundgesetz hinterfragen wollen, brauchen Sie es nur durchzulesen. Ebenso verhält es sich mit der "Heiligen Schrift" (Bibel).



      Sie dürfen munter hinterfragen! Nur zu! Die erste "universitäre" Wissenschaft war die (katholische) Theologie. Die Universität ist überhaupt im christlichen Raum entstanden. Nicht ohne Grund waren die meisten Forscher früherer Epochen Mönche oder Priester. Oder zumindest Ordensschüler, wie z. B. Galileo.



      Für katholische Christen hat aber die Bibel nicht den Charakter einer wortwörtlichen Gebrauchsanweisung.



      So gelten z. B. die ganzen Gesetze aus dem Alten Testament (dass man Homosexuelle bestrafen soll z. B. oder auch gewisse Reinheits- oder Speisevorschriften) allein schon deshalb nicht mehr, weil sie durch Jesus Christus offenkundig "überholt" sind.



      Für Christen (daher der Name "Christen") ist immer Jesus Christus der Schlüssel zur Auslegung der Bibel. Die katholische Kirche ist da ziemlich konsequent. Jesus hat z. B. gesagt: "Ihr sollt euch gar nicht scheiden lassen. Das ist zwar im Alten Testament erlaubt worden, aber das kommt nicht von Gott, sondern nur von Mose, der es eingeführt hat, weil ihr Menschen so hartherzig seid!" (Vgl. Matthäus-Evangelium 19,7-8) Das ist ein Originalzitat des Jesus von Nazareth. Und genau aufgrund dieser Jesus-Aussage lehnt die katholische Kirche eine zweite Heirat ab, solange beide Ehegatten der ersten Ehe noch leben. Denn sie haben ja versprochen: "... bis der Tod uns scheidet." Eine Trennung ist nach katholischer Auffassung kein Problem, sie kann sogar manchmal geboten sein, wenn es nur noch Streit und so gibt. Aber dass einer der beiden dann zivil eine neue Ehe eingeht, obwohl der Ehepartner der kirchlichen Ehe noch lebt, steht im Widerspruch zur Forderung Jesu

      • @JonaJona:

        "Sie dürfen munter hinterfragen! Nur zu! Die erste "universitäre" Wissenschaft war die (katholische) Theologie. Die Universität ist überhaupt im christlichen Raum entstanden. Nicht ohne Grund waren die meisten Forscher früherer Epochen Mönche oder Priester. Oder zumindest Ordensschüler, wie z. B. Galileo."



        Natürlich nicht ohne Grund- sie mussten keine Felder bestellen und um´s Überleben kämpfen.



        Dem Klerus war das Denken quasi vorbehalten.

        "Für Christen (daher der Name "Christen") ist immer Jesus Christus der Schlüssel zur Auslegung der Bibel."



        Für Katholike ist das aber leider der Papst. Das zeigt die Reformation um Martin Luther ganz eindrücklich, so wie die Weigerung Bibeln zu übersetzen.

        Hinzu kommt die Tatsache, dass die Entscheidung welche Evangelien in die Bibel aufgenommen werden und welche nicht eine weltliche wahr, die u.A. des Machthungers Konstantins diente.

        Jesus selbst wird in der Bibel zitiert mit den Worten: "Der Sabbat ist für die Menschen, nicht die Menschen für den Sabbat"



        Das Wohl der Menschen steht auch laut Jesus über der Einhaltung von Regeln um der Regeln willen.



        Papst Franziskus mach tdies deutlicher: "Gesetze sidn für den Mensch gemacht- nicht umgekehrt" (Rede vom 24.10.2105)

  • Es ist unfasslich, was dieser Orden und diese kirchlichen Stellen sich zu sagen und zu urteilen trauen -- in einer Zeit, in der sie alle schamrot und in Sack und Asche herumlaufen müssten wegen der zutage getretenen Verbrechen in der Kirche. Aber die hören diesen Schuss gar nicht! Für sie ist gar nichts passiert. Und ein vollkommen harmloser Schwuler fliegt aus dem Kollegium. Leute, die das tun, haben nichts begriffen und leben weiter in dem verheuchelten System, das den Massenmissbrauch ermöglichte und deckte. Von diesen Menschen ist ggf. Schlimmes zu befürchten. Christus ist bei den Opfern.

    • @miri:

      In Sack und Asche gehen müssen diejenigen, die Täter waren und sind bzw. die, die aktiv vertuscht haben.



      Ob das auf die handelnden Personen in der Schule und dem Orden zutrifft, können Sie beim besten Willen eigentlich nicht wissen. Es sei denn, Sie beanspruchen für sich Allwissenheit. Falls das der Fall sein sollte, Glückwunsch! Nach christlicher Auffassung ist allein GOTT allwissend. Direkt eine Ehre für uns, dass Sie sich dann hier unters gemeine Volk mischen ...



      Ich für meinen Teil würde allemal dann schamrot anlaufen, wenn ich in einem Kommentar einen derart voreingenommenen Weise unqualifiziert schreiben würde wie Sie es hier getan haben. Fremdschäm!

      • @JonaJona:

        Ist ja schön, das Gott allewissend ist. Holt er sich denn einen runter, wenn er beim Pädosex seiner Priester zuschaut? Was sagt die Kurie zu dieser theologisch komplexen Frage?

      • @JonaJona:

        In Sack und Asche müssten auch die gehen, die trotz allem, was passiert ist, weiterhin Mitglied dieser Organisation bleiben - diese so mit-stützen.

        Oder wenn sie denn schon unbedingt Mitglied bleiben wollen: Die Klappe halten und nichts, aber auch rein gar nichts unternehmen, um ein Mehr an Transparenz, Aufklärung, Prävention und Opferentschädigung in ihrer Organisation zu erreichen.

        Wie viele Mitglieder der katholischen Kirche haben aufgrund der Gewalt an tausenden Kindern durch kirchliche Würdenträger z. B. mal an ihren Bischof geschrieben und entsprechende Veränderungen eingefordert?

        Wie viele Mitglieder der katholischen Kirche haben in diesem Zusammenhang z. B. mal eine Online-Petition gestartet oder eine Demonstation organisiert?

        IHR seit die Mitglieder.



        Es ist EURE Kirche.

        Bewegt mal Euren Arsch - und verhaltet Euch nicht wie die Schäfchen, die Ihr nach dem Willen Eures HERRN (und Eurer Kirche) sein sollt.

      • @JonaJona:

        "Fremdschäm"? Also *Sie* schämen sich für *mich*, aber ein katholischer Priester oder Ordensmann sollte keine Scham empfinden, dass seine soziale Gruppe, sein Verein, seine Kollegenschaft so sehr einem Kinderschänderring ähnelt? Wenn er sich schon nicht schämt, darf er sich dann wenigsten fremdschämen? Darf ich mich gegenüber jüdischen Menschen noch für die deutschen Verbrechen verantwortlich fühlen oder ist das auch schon eine Anmaßung, weil ja nur ein paar Einzelpersonen verantwortlich sind? Wo muss ich Ihrer Meinung nach kaltschnäuzig und wo peinlich berührt sein? Wenn die Organisation, in deren Dienst Sie Ihr Leben stellen, sich als kriminell herausstellt, kratzt Sie das ja anscheinend gar nicht; aber ein Kommentar von mir treibt Ihnen die Röte in die Ohren. Ich staune.

  • Sexuelle Kontakte sind Priestern nicht verboten, liebe Frau Apin - der Zölibat verspricht Ehelosigkeit, nicht Sexlosigkeit. Die Jungs haben sich eine kleine, frivole Hintertür eingebaut! Aber ich finde das nicht schlimm, in einer freien Gesellschaft muss es auch Möglichkeiten für Sekten und Swingerclubs geben, die andere Moralvorstellungen haben. Schlimm finde ich nur die nachhaltige, monetäre Unterstützung einer Gruppe, die die grundlegende Gleichheitsrechte missachtet. Noch viel schlimmer finde ich, dass die Staatsanwaltschaften offenbar nicht sehr damit beschäftigt sind, Missbrauchsfälle aufzuarbeiten, weil die immer - huch! - so schnell verjähren. Diesen kleinen, zugegebenermaßen von mir unterstellten Sonderstatus räumt man anderen Sekten und Swingerclubs nicht ein.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @EricB:

      Der Vergleich mit Swingerclubs entbehrt nicht einer gewissen Originalität.

      Ich werde darüber nachdenken, ob ich Parallelen finde. Es wird mir, der ich Swingerclubs aus guten Gründen nicht von innen kenne, sicher nicht leicht fallen.

    • @EricB:

      OK, vielleicht bin ich als Jude da nicht ganz im Thema drin, aber die katholische Kirche verbietet doch Sex außerhalb der Ehe, ergo Zölibat = keine Ehe = kein Sex.

    • @EricB:

      Lieber EricB,



      würden Sie sich mit der katholischen Glaubenslehre auch nur ein klein wenig auskennen, wüssten Sie, dass die katholische Kirche Sex ganz allgemein ausschließlich in der Ehe für sittlich-gut ansieht. Da die EHE katholischerseits aber ausschließlich geschlechterkomplementär verstanden wird (eine Frau kann nur einen Mann heiraten; ein Mann kann die Ehe nur mit einer Frau eingehen) ist jeder homosexuelle Akt von vornherein als nicht moralisch gut betrachtet.



      Wenn jemand also Ehelosigkeit verspricht und Sex ohnehin nur in der Ehe richtig platziert ist, dann bedeutet das, dass es hier durchaus KEINE offene Tür gibt. Und eine offene Hintertür schon gar nicht.



      Was katholische Priester heimlich machen, ist ihre Sache, solange es nichts strafbares ist. Aber würde ein katholischer Priester öffentlich(!) mit einem anderen Mann "gehen" oder auch einer "Frau", so würde ihm genauso gekündigt werden wie dem Lehrer aus dem obigen Artikel.



      Der Zölibat ist eine Art Gelübde, in dem freiwillig Verzicht auf etwas Gutes (nämlich die Ehe) versprochen wird. Man kann grundsätzlich nur auf Gutes "verzichten". Auf Sünden kann man nicht verzichten im eigentlichen Sinn, weil Sünden von jedem - egal ob Priester oder Normalchrist - zu unterlassen sind.



      Daher wäre es total absurd und doof, würden Priester, wie von Ihnen angedeutet, "Sexlosigkeit" versprechen.



      Ihr Kommentar ist ein solides Beispiel dafür, was rauskommt, wenn man sich zu Dingen äußert, von denen man augenscheinlich nicht die geringste Ahnung hat.

  • Vielen Dank.



    Solche Stellungsnahmen sind hier zu selten.

  • Warum die Aufregung? Sie müssen sich nicht Mitglied sein.

  • Seien wir mal ehrlich, jetzt ist der Zeitpunkt dieses System einer Überprüfung zu unterziehen und dann die entsprechenden Schritte einzuleiten.

    Auch das Angestellte kirchlicher Träger nicht streiken dürfen ist ein Skandal und was man in seinem Privatleben treibt, geht den Arbeitgeber solange nichts an, wie es nicht öffentlich zu "Problemen" führt, siehe Leute die in Uniform gegen Flüchtlinge hetzen etc.

    • @Sven Günther:

      Eine Ehe ist, wenn sie standesamtlich geschlossen wird, keine PRIVATangelegenheit.



      Wäre die Ehe eine reine Privatabgelegenheit, so müsste man sie doch schon per definitionem! nicht vor dem Standesamt, also der zivilen Autorität, schließen.



      Wenn ein Teenager oder auch ein Erwachsener mit jemandem "zusammen ist" oder was auch immer macht, ist das privat. Aber sobald die beiden vors Standesamt gehen, um zu heiraten, ist das nicht mehr nur privat. Sie machen damit öffentlich für jedermann klar, wie sie zueinander stehen.



      Dass Kirchenmitarbeiter nicht streiken dürfen, hängt damit zusammen, dass die Kirchen hauptsächlich Einrichtungen "betreiben", die in Bereichen tätig sind, die das Allgemeinwohl betreffen.



      Es ist mit kirchlicher Ethik nicht ohne Weiteres vereinbar, dass z. B. die Telefonseelsorge oder ein Krankenhaus geschlossen bleibt, weil gerade eine Arbeitskampfmaßnahme statt findet.



      Schauen Sie im Internet Sie mal "Dritter Weg" im Tarifrecht nach, dann können Sie die Zusammenhänge vielleicht besser einordnen!

      • @JonaJona:

        Was der 3 Weg ist, ist mir duchaus bekannt.

        Die Kirche nimmt für sich eine Sonderstellungen in Anspruch, die ihr nicht zustehen. Jeder beim städtischen Kindergarten kann von seinem Streikrecht gebrauch machen, oder in deren Kliniken. Das sind alles soziale Einrichtungen, nur in denen der Kirche kann man nicht streiken, Ihre Argumentation ist da absolut hanebüchen, wie es schon Budzylein unten geschrieben hat.

        Wenn die Leute doch schon vorher zusammengelebt haben und das bekannt war, was ändert sich dann durch die Heirat, außer die Steuerklasse?

        Außerdem gibt es Gegenden in Deutschland, etwa um Münster, da gibt es nur christliche Krankenhäuser, es gibt also zu ihnen keine Alternative, außer umziehen.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @JonaJona:

        Ihr Hinweis ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Damit sind gewisse Vorgänge erklärbar. Dass sie bis in alle Ewigkeiten so bleiben müssen, ist nicht die Folge. Dinge sind veränderbar. Auch innerhalb von kirchlichen Strukturen.

        Arsch hu!

      • @JonaJona:

        Ihre Ausführungen zum Streikrecht sind schlicht falsch. In nichtkirchlichen Krankenhäusern, Pflegeheimen und anderen sozialen Einrichtungen gilt das Streikrecht uneingeschränkt. Streiken ist in den Kirchen allein deswegen verboten, weil die Kirchen das so geregelt haben und weil das kirchenhörige Bundesverfassungsgericht den Kirchen ein exzessiv verstandenes "Selbstbestimmungsrecht" zubilligt, und zwar auch in den sozialen Einrichtungen, die zu 100 % von Staat/Krankenkassen/Pflegekassen und den Benutzern der Einrichtungen finanziert werden. Den "Dritten Weg" nennen die Kirchen auch "Dienstgemeinschaft"; den Begriff haben die Kirchen 1936 von den Nazis übernommen (de.wikipedia.org/w...n_Kirchen_ab_1936) und halten bis heute daran fest, wie auch die Katholische Kirche bis heute an dem mit dem Naziregime 1933 abgeschlossenen Reichskonkordat festhält. Soviel zu dem unverschämten Kirchenspruch "Unser Kreuz trägt keine Haken".

        Das Streikrecht ist übrigens ein Menschenrecht. Aber mit Menschenrechten haben es die Kirchen nicht so.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Budzylein:

          Was Sie bei Kirchen erkennen, ist bei genauerem Blick in sämtlichen Bereichen vorzufinden.

          Wie wenig Menschenrechte im wirklichen Leben gelten, zeigt sich heute an vielen Orten. Bei Hartz IV, Wohnungsnot und Armutsrente ganz besonders. Würde ist da nur eine Frage des Konjunktivs. Dafür tragen politische Entscheidungsträger - und ihre willfährigen Büttel - die Verantwortung. Keine kirchlichen.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Soviel Wahres in einem Artikel. Vielen Dank.

    In einer aufgeklärten, wirklich humanen Gesellschaft wäre diese Kirche als kriminelle Vereinigung verboten.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Ihren Grundgedanken teile ich mit Ihnen. Die Sprache nicht.

      Auch in einer Organisation wie der Katholischen Kirche gibt es Menschen, also einzelne Personen, die mit dem Mainstream nicht konform gehen. Die sich den Luxus eigener Gedanken und - in kleinen Nischen - auch alternativer Handlungen leisten.

      Aus Gesprächen mit Pfarrern weiß ich um deren Nöte. Ich respektiere die, auch, dass nicht ein Jeder zu radikalen Lösungen bereit ist.

      Ein Bäcker kann auch nur mit dem Mehl backen, das ihm zur Verfügung steht. Wir haben immerhin die Freiheit, uns unsere Brötchen selbst auszusuchen.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Ja, das war wohl etwas zugespitzt. Nur muss ich sagen, dass ich ehrlich erschüttert war, als ich von der Dimension des Missbrauchs erfuhr.

        Natürlich gibt es in er Katholischen Kirche ehrenwerte Leute. Und ich grüße jede Ordensschwester mit "Grüß Gott".

        In der Odenwaldschule gab es sicher auch gute und aufrechte Pädagogen. Gute Leute gibt es immer und überall.

        Das Wenigste wäre: Die Kirche arbeitet die Vorfälle vollständig und lückenlos auf und entschädigt die Betroffen aus ihren Goldkisten.

        Tut sie das nicht, werde zumindest ich sie verbieten.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          Okay. Können Sie versuchen.

          Ich habe mein Abi im Odenwald gemacht. Zum großen Glück nicht an der Odenwaldschule. Da ist mir etliches erspart geblieben. Keine weiteren Details hier.

          Dass die Kirche die Vorfälle vollständig und lückenlos aufarbeitet, ist nicht zu erwarten. Das ist bereits beim Runden Tisch Heimerziehung unter dem Vorsitz der protestantischen Pfarrerstochter Vollmer gründlich schief gelaufen. Immer wenn es um Geld geht (finanzielle Entschädigung), haben Moral und Ethik nur geringe Chancen.

          Wenn Verbieten erfolgsversprechend wäre, wäre ich sofort dabei. Ist es aber leider nicht.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Eigentlich müsste es heißen:



      So viel Immergleiches-Vorurteilbeladenes-Klischeehaftes-Phrasendrescherisches-Populistisches muss mann erst einmal in einem (im Grunde recht kurzen) Artikel unterbringen können. Das ist schon eine "Kunst". : -)

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Die Kirche verbieten - das war ein großer Traum sowohl der Kommunisten (Sowjetunion, China, Nordkorea heute noch) als auch der Nazis (nach vollbrachtem "Endsieg" freilich erst) und vieler weiterer totalitärer Systeme.



      Angesichts des millionenfachen altruistischen Wirkens von kirchlichen Personen (Ordensfrauen und -männern, Erzieherinnen, Sozialarbeitern, Pflegern, Ehrenamtlichen etc.) ist es ein bisschen arg verallgemeindernd, die Kirche einfachhin als "kriminelle Vereinigung" zu brandmarken.



      Wäre übrigens fast schon witzig. Denn eine solche Verurteilung könnte ja nur durch ein Gericht geschehen. Unser Gerichtswesen aber ist maßgeblich vom kanonischen Recht römischer Prägung beeinflusst, ja in vielen Bereichen sogar grundgelegt, also von der Kirche.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @JonaJona:

        Eine skurrile Argumentation: die Versuche anderer Menschen mit Hang zum Totalitarismus dafür zu benutzen, einer totalitären Kirche Recht zu geben. Ganz so, als würde sie im Gleichklang mit den Geboten von christlicher Nächstenliebe handeln. Dies entbehrt jeglicher Plausibilität.

        Die als Einzelfälle angeführten Menschen sind altruistische Helfer t r o t z der Kirchen, nicht wegen ihr. Sie sind es als Personen - in und außerhalb der Institution der Kirchen.

        'Kriminelle Vereinigung' mag eine überspitzte Formulierung von @JIM HAWKINS gewesen sein: wer die Verflechtungen des Vatikans und des Finanzkapitals genauer betrachtet, kann sehen, wie es dort um Nächstenliebe bestellt ist. Sie ist bestenfalls ein Abfallprodukt, nicht das sinnstiftende, zusammenhaltende Attribut.

        Wirkliche Nächstenliebe wäre es, die Kunst des Teilens zu praktizieren. Nein, nicht die der Almosen, sondern die des Teilens. Sankt Martin soll dies getan haben. Seine Nachfahren weniger.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @JonaJona:

        Die Verfolgung von Christinnen und Christen ist mir in der Tat durchgerutscht. Das war falsch.

        Als ich von der Dimension der Verbrechen erfuhr, dachte ich: Das kann doch wohl nicht wahr sein.

        Und es ist ja noch nicht einmal die ganze Wahrheit. Und das sind ja nicht tausende von Einzelfällen.

        Das ist ein strukturelles Problem. Und wenn die Kirche nicht in der Lage ist, ihre Strukturen zu verändern, dann geht das zwar nicht genauso, aber eben auf andere Weise weiter.

        Das heißt, passiert nichts Wesentliches, werden Priester weiter Kinder missbrauchen. Sicher mit größerer Vorsicht, aber eben doch.

        Über die schlecht bezahlten, Sonderrecht unterliegenden Angestellten der Kirche wäre auch noch zu sprechen.