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Kommentar EU-Urteil zu Nitrat im WasserFrau Klöckner muss sich trauen

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Die Überdüngung ist eine Blamage für Deutschland. Jetzt helfen keine Reformen mehr, sondern nur ein radikaler Schnitt. Die Agrarministerin muss handeln.

Der Bauernverband hat noch nicht begriffen, dass durch zu viel Gülle Tiere und Pflanzen aussterben Foto: dpa

A ls Bundesbürger schäme ich mich, wenn ich das Urteil des Europäischen Gerichtshofs gegen Deutschland wegen zu viel Nitrat-Dünger in Gewässern lese. Denn für die Bundesrepublik ist es einfach nur peinlich. Jahrelang hat mein Land die EU hingehalten und mit Statistiktricks versucht an der Nase herumzuführen. Ausgerechnet Deutschland, das zum Beispiel in der Finanz- oder der Flüchtlingspolitik gern darauf pocht, dass bitte alle Mitgliedstaaten sich an internationale Beschlüsse halten.

Diese Blamage Deutschlands bei der Europäischen Union muss aufhören. Deutschland muss endlich das EU-Recht zum Schutz der Gewässer vor Nitrat aus Gülle und anderen Stickstoff-Düngern einhalten. Nicht nur, weil sonst die Europäische Union noch weiter an Glaubwürdigkeit und Autorität verlieren würde. Sondern auch, weil zu viel Dünger zum Aussterben von Pflanzen- und Tierarten sowie zum Klimawandel beiträgt. Zudem würde es künftig immer teurer werden, Trinkwasser zu gewinnen, wenn immer mehr Nitrat im Grundwasser ist, was die Gesundheit gefährden kann. Und: Wenn Deutschland weiter das Recht bricht, kann die EU Strafzahlungen in Milliardenhöhe verlangen.

Doch der einflussreiche Deutsche Bauernverband hat all das immer noch nicht begriffen. Er beharrt darauf, erst einmal abzuwarten, wie sich das 2017 reformierte Düngerecht auswirkt. Dabei ist jetzt schon klar: Diese Reform reicht nicht. Das hat gerade ein Gutachten des auch bei Konservativen anerkannten Agrarprofessors Friedhelm Taube bestätigt. Sein Fazit: Die neuen Vorschriften würden die Überdüngung nicht nennenswert reduzieren.

Deshalb muss Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) nun nachbessern. Gestrichen werden muss zum Beispiel die Möglichkeit, dass die Bauern die Nitratmengen kleinrechnen, für die sie verantwortlich sind. Bisher können sie in ihren Düngebilanzen hohe Beträge abziehen – für „unvermeidbare Verluste“ beispielsweise bei der Lagerung oder beim Ernten von Futter. Die Höhe dieser Abzüge ist durch nichts wissenschaftlich belegt. Sie dienen beispielsweise dazu, dass Massentierhalter zu viel Gülle aus ihren Ställen weiter legal auf Wiesen und Feldern entsorgen können.

Klöckner muss schnell handeln. Sie könnte die deutsche Blamage in Brüssel stoppen – wenn sie sich traut, sich gegen den traditionell mit der Union verbundenen Bauernverband zu positionieren.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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10 Kommentare

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  • Liebe Leute,

     

    Seehofer ist zu viel......unten meine Petition :

     

    bitte zeichnet und: wenns geht leitet weiter und verbreitet auch

    über facebook. Ich bin nicht auf facebook und kanns nicht machen.

     

    Die empfehlen das aber, sonst gehts heutzutage gar nicht mehr los...Danke ganz doll dafür !

     

    Hier ist ein Link, den Sie verwenden können -- viel Erfolg! https://secure.avaaz...hmen_Frau_Merk/

     

    guten Sommeranfang auch !

     

    Ruth /Zuala

  • Die Überdüngung ist keine Blamage für, sondern ein Verbrechen an Deutschland.

  • Eine weitere Ministerin die negativ auffällt. Merkels Gespann und Geschirr taugt nicht viel. Es ist wirklich ein Armutszeugnis was sich da unsere Regierung auf europäischer Ebene leistet.

  • Frau Klöckner kündigte erst vergangene Woche beim Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft weitere Unternehmensreisen an, die ihr Haus zum Erkunden neuer Absatzmärkte anbieten wolle, und stellte eine personelle Aufstockung des mit dem Export befassten Personals in Aussicht, wie die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e. V. (ISN) begeistert berichtet.

    Zudem betonte die Ministerin, die Agrar- und Ernährungsindustrie sei nicht nur drittgrößter Exporteur erstklassiger Produkte, sondern setze auch Maßstäbe beim Umwelt- und Tierschutz ...

    https://www.schweine.net/news/exportfoerderung-kloeckner-personal-aufstocken.html

    • @Christina de Havilland :

      ..."drittgrößter Exporteur erstklassiger Produkte"...

      ..erstklassiger Produkte" ... aus Massentierhaltung in der konventionellen Landwirtschaft? In der nitratverseuchtes Trinkwasser noch zu den geringsten Übeln und damit zu vernachlässigen sein darf.

       

      Unsere neue, überaus aktive Landwirtschaftsministerin hat nun eben auszubaden, was ihre Vor- und Vorvorgänger angerichtet haben. Dabei ist der unselige Glyphosphatdeal von ihrem Vorgänger Schmidt noch allzu gut in schlechtester Erinnerung.

       

      Wenn neue Besen gut kehren sollen, dann hat Frau Klöckner jede Menge Arbeit vor sich und sollte schleunigst damit beginnen.

  • Endlich wird gegen die Brunnenvergifter in Politik und Landwirtschaft vorgegangen. Danke EuGH!

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Selten so gelacht!

    Die Agrarministerin muss handeln?

    Ja, sicher, das wird sie nach solchen lieben Bitten auch direkt tun.

     

    Wie lange ist das schon ein Thema?

    War irgendetwas dieser oder der vorherigen Regierung peinlich?

     

    Sie, Herr Laurin, glauben noch sehr an das Gute!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...'Die Braut, die sich nicht traut', sagen wir wie's ist, Frau Klöckner WILL einfach nicht.

    Es gibt viel zu viel Geld, von Seiten der Fleischindustrie.

  • Das umweltrechtliche Verursacherprinzip konsequent ausführen : die Kosten zur Beseitigung dem Verursacher zuzurechnen.

    • 9G
      98589 (Profil gelöscht)
      @Eulenspiegel:

      Ja, das wird ja immer so gemacht, wie zum Beispiel beim Abgasskandal.

      Die Verursacher müssen zahlen, haha!