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Kontroverse „Gewalt und die Linke“Der Anteil der Anteillosen

Die politisch-mediale Aufregung um die Krawalle in Hamburg lenkt vom Scheitern des Gipfels ab – und vom politischen Charakter der Riots.

Die Riots gehören zum Gesamtgeschehen des Protests, ob man das will oder nicht Foto: dpa

Seit Samstag wohnen wir einer Inszenierung bei, die fatal an den Deutschen Herbst 1977 erinnert. Das verdichtet sich in der Kategorie, unter der die Ereignisses gefasst werden („Terror“), in der Sprache, in der die Kategorie verortet wird („bürgerkriegsähnliche Zustände“), im konsequenten Ausschluss der sogenannten Mordbrenner aus dem politischen Raum („Kriminalität“) und der rechtsentbindenden Ermächtigung der Staatsorgane („europaweite Jagd“).

Um zu verstehen, was passiert, muss man zunächst sehen, dass die große Politik gerade drei Niederlagen erlitten hat. Zuerst das Scheitern des G20-Gipfels selbst: Die G20 gibt es nicht, jedenfalls nicht als planvoll handelndes Gremium globaler Governance. Über hohle Versprechen und brüchige Leerformeln ist man nicht hinausgekommen.

Das zweite Scheitern betrifft die Durchführung des Gipfels in der Großstadt Hamburg. Zwar konnte keines der Treffen blockiert werden. Doch war die Stadt trotz Aussetzung der rechtsstaatlichen Ordnung nicht unter die politisch-polizeilich gewünschte Kontrolle zu bringen.

Das wurde gesehen, gehört und ausgesprochen, von vielen Bürger*innen, nahezu allen Protestierenden, nicht wenigen Journalist*innen. Darin liegt die dritte Niederlage. Die politisch-mediale Hysterie soll das vergessen machen, mit noch unbestimmtem Ausgang.

Man muss es gesehen haben

Hamburg belegt, dass und wie die Polizei systematisch paramilitarisiert wurde und jetzt auch so eingesetzt wird. Man muss die immer neuen Trupps von Robocops im schnellen Lauf, das bedrohlich langsame Vorrücken von immer wenigstens zwei Wasserwerfern samt Räumpanzern gesehen und die blechernen Durchsagen der Einsatzleiter gehört haben, um das auch sinnlich zu begreifen. Man muss plastisch werden lassen, wie kilometerbreit die Verbotszone war, die den städtischen Raum zerteilte, um jede freie Bewegung zu unterbrechen: Ich brauchte am Freitagnachmittag drei Stunden von den Landungsbrücken zur Universität, weil alle direkten Wege gesperrt waren, weder Bus noch Bahn und auch keine Taxis fuhren.

Thomas Seibert

ist Philosoph, politischer Aktivist und ein Vorstandssprecher des Instituts Solidarische Moderne. Im Frühjahr erschien sein Buch „Zur Ökologie der Existenz. Freiheit, Gleichheit, Umwelt“.

Man muss sich eigens erinnern, von Dienstag bis Samstag ununterbrochen die Rotorblätter der Polizeihubschrauber gehört zu haben. Man muss die GSG-9-Kommandos, ihre großen BMW und ihre Maschinengewehre gesehen haben.

Zum Ausnahmezustand gehört die Entbindung der Einsatzkräfte vom Recht. Das zeigt sich im Abräumen der gerichtlich zugelassenen Camps, in der Zerstörung der Zelte, in der gezielten vielfachen Körperverletzung. Das zeigt sich in dichter, weil strategischer Form während der „Welcome to Hell“-Demonstration am Donnerstagabend. Auch ich habe nicht geglaubt, dass sie ihr Ziel erreichen würde, deshalb war ich vor Ort. Zum Angriff kommt es schon nach wenigen Metern, an vorab ausgesuchter Stelle, in einem brückenüberspannten Hohlweg, zwischen hohen Mauern links und rechts.

Die rechtlich bindende Verhältnismäßigkeit von Anlass und Antwort wird wortwörtlich mit Füßen getreten. Der Anlass: die Vermummung von deutlich weniger Schwarzgekleideten, als die Polizei vermeldet. Die Antwort: Einkesselung des ganzen Blocks, systematisches Verprügeln der Eingekesselten. Die werden gegen die Mauer gedrückt, die Schlagstöcke zielen auf die Knie, also auf ihren Sturz. Dann wird zugeschlagen. Die Zahl der Verhafteten ist lächerlich niedrig: weil es nicht um die Ingewahrsamnahme von Straftäter*innen, sondern um kollektive körperliche Züchtigung geht.

Niederlage der Polizei

Auf dem rechten Seitenweg oberhalb der Straße stürmt ein Polizeikommando durch die Zuschauer*innen. Zwei junge Männer setzen sich hin, die Einsatzkräfte laufen rechts und links vorbei. Eine Beamter springt von hinten auf die Sitzenden, dreht sich um, tritt enthemmt auf sie ein. Bevor wir eingreifen können, zerren ihn seine Kolleg*innen fort, nach vorn, in den Angriff anderswo. Gewalt gegen Personen, und hundertfache Lust an dieser Gewalt, der paramilitärischen Staatsgewalt. Zu deren Niederlage gehört, dass sich wenig später eine zweite Demonstration formiert und zur Reeperbahn zieht, bunt zusammengesetzt aus vielen, die absichtlich oder zufällig vor Ort waren. Ähnlich am Freitag, dem Tag der Blockaden. Tausende meist junge Leute sind der Staatsgewalt stets drei Schritte voraus, trotz Wasserwerfer und Räumpanzer.

Schließlich die Freitagnacht. Was zuerst zu sagen ist: Es geschieht sehr viel weniger, als die Fernsehbilder suggerieren. Nicht das Schanzenviertel brennt, sondern einige seiner Ecken. Nicht die Läden werden gestürmt, sondern ein paar Läden. Unberührt bleiben Kneipen und Cafés, es wird getrunken, gegessen, geredet, gelacht. Dass es gleich um die Ecke anders zugeht, zeigen spät erst die Hubschrauber, kopfüber am Nachthimmel stehend, die Pfeffersprayschwaden durchleuchtend. Was sich über Stunden hinzieht, erinnert von fern an Paris 2005, an London 2011.

Ja, auch im Riot wirkt Gewaltlust, in einigen Zügen männlich grundiert, in manchen dümmlich, in anderen narzisstisch. Doch ist der Aufruhr nicht unpolitisch, sondern eine Grenzposition des Politischen

Daran setzen die Nachrichtenredaktionen der großen Sender an, die Kommentare von Welt, FAZ, Bild, von Altmaier, Schulz, Scholz, Maas, zuletzt auch Wagenknecht: „Marodierende Banden, Kriminelle, Terrorist*innen“. Darin kommen alle überein, unterstützt von Shitstorms der Wutbürger*innen in den sozialen Netzwerken, der Gewaltlust der freiwilligen Knechtschaft. Während man von rechts auf das Linkssein der Riots pocht, wird ihnen von links der politische Charakter abgesprochen: ein in der Sache rechter Reflex. Einigkeit besteht in der Einforderung bedingungsloser Distanzierung. Bild lädt zur massenhaften Denunziation, der Polizeipräsident dankt.

Die Riots gehören zum Gesamtgeschehen des Protests, ob man das will oder nicht. Sie setzen den Kontrapunkt zur Elbphilharmonie, wo Trump, Putin, Erdoğan und Merkel die Ode an die Freude hören. Ja, auch im Riot wirkt Gewaltlust, in einigen Zügen männlich grundiert, in manchen dümmlich, in anderen narzisstisch. Doch ist der Aufruhr nicht unpolitisch, sondern eine Grenzposition des Politischen. Er verweigert die Kommunikation, und er kommuniziert diese Verweigerung.

Die, die „unvernehmlich“ bleiben

Das ist paradox, das ist gefährlich, das ist nicht zu rechtfertigen. Das bewährt seinen politischen Charakter aber gerade im Zurückweisen des Sichrechtfertigens. Das ist außer-ordentlich und antwortet so auf die Aussetzung der Rechtsordnung von oben und das Elend der Welt. Womit nicht gesagt ist, dass alle Beteiligten „von unten“ kommen: Es vereinen sich teils hochgebildete Aktivist*innen mit Kids vom Block und Leuten, die das Außerordentliche am Schopf packen. Dabei handelt es sich weniger um Arme als um die zur Minderheit Verdammten: Man trägt Flachbildschirme als heiß begehrte Beute weg, man wirft Flachbildschirme ins lodernde Feuer, wo sie laut „puff“ machen. Gewalt für und gegen Sachen.

In der direkten Aktion ihrer Gewaltlust fordern Akti­­vist*innen, Kids und Gelegen­heitsmitspieler*innen ein, was philosophisch als der Anteil der Anteillosen bezeichnet wird. Der Anteil derer, die „unvernehmlich“ bleiben, weil ihnen im Einvernehmen der Mehrheitskommunikation kein Platz bleibt – auch nicht im Einvernehmen des linken Mainstreams (besonders griechische und französische Anarchist*innen ziehen es darum vor, nicht zur Linken gerechnet zu werden). Das ist eminent politisch – und das kann deshalb, und sei’s absichtslos, eminent links werden (muss es aber nicht, jedenfalls nicht überall und jederzeit).

Wer das wenigstens vernehmen will, darf sich nicht hinters Zielfernrohr der Staatsgewalt imaginieren: wie das alle tun, die nur Marodeur*innen sehen wollen. Bleiben die rund achtzigtausend Demonstrant*innen vom Samstag. Von ihnen ist hier wie anderswo kaum die Rede. Das wäre ohne die Riots, daran hängt viel, nicht anders gewesen. In mehrfacher Hinsicht wird darüber noch zu sprechen sein.

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26 Kommentare

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  • "...habe dem auch nie zugestimmt in irgendeiner Weise, darf ich jetzt trotzdem noch protestieren?"

    JA!

     

    "... der Kontrapuntk ist so laut, dass man gar nicht mehr hört was diese Damen und Herren anders machen sollten."

    Z.B. aufhören mit einer Politik, die

    - vier fünftel der Menschheit in Armut hält,

    - international und binnengelsellschaftlich ungleiche Verteilung von Arbeit und Resourcen (auch zwischen den Geschlechtern) aufrecht erhält,

    - Flüchtlinge an Mauern und in Meeren verrecken lässt,

    - Fluchthelfer, die Menschen aus den von genau diesen Herrschaften verschuldeten Elendsgebieten bringen, als böse Schlepper denunzieren,

    - Sozialsysteme abbauen und Renten kürzen

    usw.

     

    - "Daran stimmt alleinig, dass Kommunikation verweigert wurde."

    Und natürlich, dass sie äußerst vernehmbar waren. und darüber hinaus, dass die Krawalle von DIESEN Personen & Gruppen ohne die o.g. Politik gar nicht ausgegangen wären. Mithin also so ziemlich alles an Seiberts Satz.

    Aber wer statt nachzudenken einfach nur ein bisschen Plappern will, ist halt zur Mehrheitsmeinung verdammt, auch wenn diese noch so großen Bullshit ist.

  • Nur kurz:

    Der Obermacker der Typen, die in China Nobelpreisträger, Künstler, Schriftsteller, überhaupt freiheitliche Menschen in absoluter Isolation verschwinden lassen - deren Anwälte gleich mit: Er heisst Xi Jinping.

     

    Er wurde zuletzt in Hamburg gesehen, eingeladen von einer dieser Pseudodemokratien, der Kohle tausendmal wichtiger ist als Menschenrechte.

  • Interessanter Artikel: Ich fand die Gewaltaktionen des schwarzen Blocks eigentlich bescheuert. Und dann gibt es ja zahlreiche Artikel, die einen in der eigenen Meinung bestärken - die findet man dann gut. Dieser Artikel hat mich nicht in meiner schon vorhandenen Meinung bestärkt und ich fand ihn trotzdem(!) gut - etwas besseres kann man eigentlich über einen Artikel nicht sagen!

  • Krawalle kaschieren das Versagen des Gipfels und die Ablehnung von Gewalt gilt nur für Hamburg. Ramstein und die Drohnengewalt lässt grüssen. https://wordpress.com/post/senfundpfeffer.wordpress.com/1181

  • wem nützt es? vielleicht denen, die nun die gelegenheit zu einer art kaltem staatsstreich sehen?

  • Drinne gab es Ludwig van, draussen ein kleines bisschen Horrorshow,

     

    Jede Gruppe wurde gut unterhalten und trug ihren Teil dazu bei

     

    auch die Presse

     

    und die Empörten

     

    insgesamt handelt es sich jedoch um solche eine klischeehafte und uninspirierte Vorführung, die man nicht mehr sehen möchte.

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Linke haben es ja generell nicht so mit belastbaren Kausalketten. Diese sind oft irgendeie doof und sperrig, passen nicht recht zur Vision. Man sieht das im vorliegenden Fall wieder sehr schön. Wahr ist, was in das ideologische Weltbild passt - böser Staat, böse Politik ganz ganz böse Polizei. Die Fakten werden entlang der Gefühlslinie passend einsortiert, auf dass der Weg nach Zukunftopia nicht mit Fallstricken versperrt werde.

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Sie bleiben unter ihrem Niveau mit solchen Schwarzweiß-Zerrbildern. Dabei waren einige Ihrer kritischen Gedanken zum Thema in den letzten Tagen durchaus interessant. Aber mit Aussagen wie „Linke…generell“ etc. schießen Sie dann doch wieder Eigentor auf Eigentor.

       

      Muss man´s nochmal wiederholen? Genauso wenig wie es die „Linke“ als monolithischen Block gibt, existiert auch keine „Rechte“ als homogene Truppe oder wollen Sie mit Söder, Kubitschek, Erika Steinbach, Gauland oder Höcke in einen Topf geworfen werden?

       

      Also, wie immer … Differenzierung beim Argumentieren hilft dabei als Diskutant ernstgenommen zu werden.

  • Wem nützt es?

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen, die seit 28 Jahren im Viertel leben keine Rücksicht auf das Eigentum von ihren Nachbarn nehmen, sondern einfach Fensterscheiben einwerfen, Autos anzünden oder Geschäfte plündern.

     

    Was ich Weiß ist, dass sowohl rechte als auch linke Gruppierungen von Geheimdiensten beobachtet werden, unter anderem von V-Leuten, die auch bei Straftaten von ihren Leitern gedeckt werden. Niemand weiß, wer alles unter einer Vermummung aktiv wurde. Das wird sich wie beim NSU wohl auch nicht aufklären lassen.

    Einen Nutzen von den Ausschreitungen einzelner werden allerdings bei den Wahlen die Neoliberalen Parteien haben, denen jetzt mit großer Presseunterstützung die linken Alternativen aus dem Weg geräumt werde.

    • @Martin_25:

      Da haben Sie wohl leider recht. Aber geschenkt, dafür hatten die rrrioteers das tolle Gefühl, es den fiesen Bullen mal so richtig gezeigt zu haben.

      Das ist doch auch schon mal was.

  • Alle wissen, sie werden beschissen. Doch keiner weiß, wer wen bescheisst.

  • "Zielfernrohr der Staatsmacht"?

     

    Man kann die Vorfälle natürlich so kommentieren, ein paar Glanzlichter wie "Anteil der Anteillosen" (gähn), "die Unvernehmlichen" (gähn), "freiwillige Knechtschaft" (gähn) über den Text verteilen und nachträglich zwecks Anpassung noch ein paar Gendersternchen (gähn) einfügen.

     

    Aber dass sich alle, "die nur Marodeur*innen sehen wollen" (?) , gleich "hinters Zielfernrohr der Staatsgewalt imaginieren" (gähn, geht's nicht 'ne Nummer kleiner?), ist doch offensichtlich vollkommener Blödsinn.

  • Ach komm. Linkes Gejammer. Ein Innenminister wird sich denken: "Gott sei Dank gibt's diese linken Idioten, da können wir gleich die Polizei aufstocken...".

  • "Doch ist der Aufruhr nicht unpolitisch, sondern eine Grenzposition des Politischen. Er verweigert die Kommunikation, und er kommuniziert diese Verweigerung."

    Wo & mit wem - und vor Allem: warum? - verweigern diese Arschlöcher (um einen drastischeren Begriff zu vermeiden) die Kommunikation mit der Besitzerin/dem Besitzer eines gebrauchten Skoda, wenn sie den vor deren/dessen Augen abfackeln?

    (Die haben auch einen Pkw mit dem Aufkleber "Fuck Trump" zerstört.)

    Und mit wem & warum haben diese Menschen ihre Verweigerung kommuniziert?

    Auf die Erklärung (von jemand aus der Redaktion und/oder jemand, die/der's liest) bin ich gespannt.

  • Krawalltouristen und Gewaltfetischisten sind nicht "unvernehmlich": Sie bereiten sich teilweise monatelange wie Sambagruppen auf die Selbstinszenierung vor, die Ablehnung und die Gegengwalt, die sie erfahren sind ihr Bad in der Menge. Die Autonomen sind die wahren Wutbürger: Ihnen geht es erklärtermaßen um die eigene Wut. Und der Autor ist auch ein solcher Wutbürger, wenn auch mit hohem Schwurbelfaktor. Vielleicht sind die Krawalle politisch, aber ändern werden sie nichts zum Besseren - ganz im Gegenteil.

  • sehr gut.es wird immer noch konsequent verdrängt wie militarisiert die staatsmacht auftrat, ich war 2 tage vor ort und gemeinsam mit anderen beobachtern nur noch entsetzt, die anschließenden krawalle erschienen uns als logische folge. das dies alles neben einer fidelen partyenge stattfand erschien uns teilweise bizarr bzw. sozologisch : NEU. ich war wirklich erstaunt, menschen in flip-flops gehen in dern nähe des "grünen jäger" feiern mit drink in der hand "Cornern" und als dann die cops in 2-reihen antanzen ca 30 mann schimpfen alle begeistert auf die repräsenation der Staatsmacht. etwas daß ich so noch nie erlebt habe. "ganz hh hasst die polizei" ist die geheime Hymne der post rave generation. ein spontaner ausbruch der den robocops gerecht wird. es wird jetzt sehr schwierig für beide seiten ohne geschtsverlust aus dieser sache rauszukommen. im übrigen waren die krawalle um die hafenstrassenhäuer damals ähnlich, die polizei war aber noch nicht so hochgerüstet, man möge mich korrigieren falls die erinnerung trügt.

    • @Hildebrand Felixflash:

      Von langer Hand vorbereitete Krawalle waren also die logische Folge vom Auftreten der Polizei?

       

      Da passt chronologisch irgendwie was nicht zusammen.

  • dieser artikel hat die gleiche qualität wie die faz- und welt-artikel.

    "anteil der anteilslosen"? so ein schwachsinn! bin grad in südamerika, da hats anteilslose! die plünderer würde ich eher als wohlstandsverwahrlost bezeichnen.

    diese rechtfertigung von gewalt - egal von welcher seite - kotzt mich so an!

  • Wer Steine wirft, kommuniziert doch: er sagt mir, daß er meine Existenz, meine

    Würde, meine Unversehrtheit verletzen, ja eigentlich zerstören will. Selten habe ich

    einen derart verquasten Artikel ("Gedankengang" möchte ich ihn gar nicht nennen)

    gelesen. Fast schon lustig ist es, sich über die angebliche Militarisierung der Polizei zu beklagen, wenn man selber gar nicht so heimlich auch noch Verständnis für den

    marodierenden Block äußert. Der Gipfel ist, sich dann auch noch jammernd über die mangelnde

    "rechtlich bindende Verhältnismäßigkeit" zwischen Polizei und Block zu beklagen. Hätte etwa die Polizei auch "nur" mit Steinen auf Demonstranten werfen sollen ?

    Lutz Keil

  • Ich glaube daß die Quarantäne einer Politik, die sich hermetisch in einem Parlament eingerichtet hat, beendet werden muß. Sollen sich trollen und woanders ein Nest suchen. Außerdem möchte ich erklärt bekommen welchen Staat wir hier versuchen, vor allem wer den Staat bemüht in welcher Absicht.

  • Zur G e w a l t f r a g e

     

    von Clara Zetkin

     

    Gegen den Pazifismus (Auszug)

     

    “Der Pazifismus ist seinem Wesen nach bürgerliche Sozialreform, ist eine spezifische Form der bürgerlichen Sozialreform und ebenso ohnmächtig wie diese, die Widersprüche, Gegensätze und Übel des Kapitalismus zu überwinden.“

     

    “Um sich von der Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien, muss die Arbeiterklasse der Bourgeoisie nicht bloß die Produktionsmittel des Lebens entreißen, sondern auch die Produktionsmittel des Todes. Gewalt lässt sich nicht wegdisputieren und nicht wegbeten. Gewalt kann nur durch Gewalt gebrochen werden. Das sprechen wir Kommunisten offen aus, nicht weil wir ‘Anbeter der Gewalt’ sind, wie sanfte bürgerliche und sozialdemokratische pazifistische Gemüter uns beschuldigen. Nein, wir beten die Gewalt nicht an, jedoch wir rechnen mit ihr, weil wir mit ihr rechnen müssen. Sie ist da und spielt ihre geschichtliche Rolle, ob wir wollen oder nicht.

     

    Es fragt sich nur, ob wir sie widerstandslos erdulden oder ob wir sie kämpfend überwinden wollen.“

     

    Quelle: Clara Zetkin, Gegen den Pazifismus. Aus der

    “Kommunistischen Fraueninternationale“ 1922, S. 13/14.

  • wenigstens ist der Beitrag ehrlich, auch wenn ich ihn natürlich für falsch halte. Immer noch besser als die nachträgliche heuchlerische Distanzierung des Anwalts.

  • Das war eine Katastrophe mit Ansage! Die Einzige, die von der sinnlosen Randale, direkt vor der eigenen Haustür, am Ende profitiert hat, ist die AfD. Fast sah es so aus, als könnte die Partei bis zur Wahl noch unter die 5-Prozent-Hürde fallen und wieder knapp scheitern. Das hätte das Ende der AfD sein können. Nach dem, was auf der Schanze passiert, ist sie aber wieder deutlich stärker geworden und das zwei Monate vor der Bundestagswahl! Wie kann man nur ...! Die linke Kultur liegt am Boden und wird sich neu erfinden müssen, dann hoffentlich ohne die zurück gebliebenen, asozialen Randalierer aus Roter Flora und Rigaer Strasse. Das hat EURE NACHBARN getroffen, nicht irgendwelche Villen in Blankenese! Ihr habt die Autos EURER NACHBARN abgefackelt! Unter den Opfern sind auch Muslime! Das gibt ganz sicher blutige Rache.

  • Kein Platz?

     

    Wir haben keinen Platz für Rassisten und Sexisten, und Macho-Gewalt von angeblichen Typen, die in der Mehrheitsgesellschaft keinen Platz haben?

     

    Schon mal die Mehrheitsgesellschaft angesehen. In dieser Gesellschaft ist kein Platz für den Schwachen, denjenigen der Gewalt als Opfer erlebt, kein Platz für diejenigen die Gewalt verurteilen ...

     

    Selten so einen Unsinn gelesen. Gewalt ist nicht links, Gewalt ist scheisse!

  • "Die Riots gehören zum Gesamtgeschehen des Protests, ob man das will oder nicht."

    Also gehört nicht zu meinem Protest habe dem auch nie zugestimmt in irgendeiner Weise, darf ich jetzt trotzdem noch protestieren?

     

    "Sie setzen den Kontrapunkt zur Elbphilharmonie, wo Trump, Putin, Erdoğan und Merkel die Ode an die Freude hören."

    Ja der Kontrapuntk ist so laut, dass man gar nicht mehr hört was diese Damen und Herren anders machen sollten.

     

    "Ja, auch im Riot wirkt Gewaltlust, in einigen Zügen männlich grundiert, in manchen dümmlich, in anderen narzisstisch."

    Klasse genauso ist es ...

     

    "Doch ist der Aufruhr nicht unpolitisch, sondern eine Grenzposition des Politischen. Er verweigert die Kommunikation, und er kommuniziert diese Verweigerung."

     

    Daran stimmt alleinig, dass Kommunikation verweigert wurde. APPLAUS! APPLAUS! Klasse Aktion! *ironieoff

    • @Sebastian Schubert:

      "...habe dem auch nie zugestimmt in irgendeiner Weise, darf ich jetzt trotzdem noch protestieren?"

      JA!

       

      "... der Kontrapuntk ist so laut, dass man gar nicht mehr hört was diese Damen und Herren anders machen sollten."

      Z.B. aufhören mit einer Politik, die

      - vier fünftel der Menschheit in Armut hält,

      - international und binnengelsellschaftlich ungleiche Verteilung von Arbeit und Resourcen (auch zwischen den Geschlechtern) aufrecht erhält,

      - Flüchtlinge an Mauern und in Meeren verrecken lässt,

      - Fluchthelfer, die Menschen aus den von genau diesen Herrschaften verschuldeten Elendsgebieten bringen, als böse Schlepper denunzieren,

      - Sozialsysteme abbauen und Renten kürzen

      usw.

       

      - "Daran stimmt alleinig, dass Kommunikation verweigert wurde."

      Und natürlich, dass sie äußerst vernehmbar waren. und darüber hinaus, dass die Krawalle von DIESEN Personen & Gruppen ohne die o.g. Politik gar nicht ausgegangen wären. Mithin also so ziemlich alles an Seiberts Satz.

      Aber wer statt nachzudenken einfach nur ein bisschen Plappern will, ist halt zur Mehrheitsmeinung verdammt, auch wenn diese noch so großen Bullshit ist.