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Kommentar Ditib versus Kurden-VereineSinnlose Schlammschlacht

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Türken und Kurden streiten auch in Deutschland. Dabei wären beide Seiten gut beraten, es mit der Kritik nicht zu übertreiben.

Der Konflikt in der Türkei sollte nicht das Verhältnis zwischen Kurden und Türken hierzulande belasten Foto: dpa

D ie aktuellen Konflikte in der Türkei färben auf Deutschland ab. Auch hier wird der Ton rauer, wie die Schlammschlacht zwischen türkisch-islamischem Dachverband Ditib und Kurdischer Gemeinde zeigt. Und leider mangelt es an unparteiischen Stimmen, die dazu beitragen könnten, die Wogen zu glätten.

Es ist verständlich, dass die Kurdische Gemeinde Vorbehalte gegenüber Ditib hegt. Der türkisch-sunnitische Islamverband ist eng mit dem türkischen Staat verbunden, der Kurden und Aleviten bis heute keine gleichen Rechte einräumt. Nachvollziehbar ist auch, dass man bei Ditib die Kurdische Gemeinde kritisch sieht, die keinen Hehl aus ihrer Sympathie für kurdische Milizen macht, die andernorts den türkischen Staat bekämpfen.

Nur: Dieser Konflikt sollte nicht das Verhältnis zwischen Kurden und Türken hierzulande belasten. Die Kurdische Gemeinde wäre deshalb gut beraten, mit ihrer Kritik an Ditib nicht zu übertreiben. Der türkische Verband ist derzeit in der Defensive, und der türkische Präsident Erdoğan ist in Deutschland eine Hassfigur, während sich die Kurden breiter Sympathien erfreuen können.

Doch der Wind kann sich jederzeit drehen, und dann sind die Kurden wieder der Buhmann. Das sollte man im Blick haben, bevor man die eigene Position überschätzt.

Aber auch Ditib wäre gut beraten, rhetorisch abzurüsten und nicht auf jeden Anwurf gleich reflexhaft zu reagieren, wenn der Verband weiter als Verhandlungspartner des deutschen Staats ernst genommen werden will. Auch er hat etwas zu verlieren. Dieser Streit lässt beide Seiten beschädigt zurück. Gewinner sind die Rechtspopulisten von der AfD, die sich zurücklehnen und zum Popcorn greifen können, um das Schauspiel zu genießen.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
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6 Kommentare

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  • Da nennt sich einer mit dem CDU-Pass kurdischer Vertreter der kurdischen Gemeinschaft und Herr BAX weißt mit einem Wortspiel darauf hin, dass der kurdische Verein..."die keinen Hehl aus ihrer Sympathie für kurdische Milizen macht, die andernorts den türkischen Staat bekämpfen".....ja, da haben Sie recht... (die Retter der Yeziden und Christen aus dem Ninive-Gebiet).. auf nicht türkischem Gebiet.

     

    Ja, ihr Einwand "durch die Blume" trifft zu, dass die Kurden Realpolitik nicht verstehen.

  • Guter Artikel!

  • Eine schwierige Situation.

    Bei der Kritik einer Lady Bitch Ray an einer Kübra Gümüsay kommt die Ethnizität auch voll zum Thema, aber implizit.

    Zugehörigkeit als Vorwurf. Das blockiert.

  • In der Türkei wäre in der umgekehrten Situation so ein Verein wie Ditib schon lange verboten.

     

    Das soll nicht heißen, dass man das hier auch so machen sollte, nur dass das eine verdammt asymmetrische Angelegenheit ist. Das "Richtige" zu tun ist da irgendwann gar nicht mehr einfach und Unparteilichkeit sehr schwer, wenn von der anderen Seite konsequente Parteilichkeit geübt wird.

  • Türkische Konflikte gehören in die Türkei.

    Am besten wird es wohl sein beide Verbände einfach zu ignorieren und sich um das zu kümmern was "hier" ein Problem ist.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Ich fürchte fast, Verbände, die in Deutschland aktiv sind, SIND "hier" ein Problem, wenn sie sich in die Haare geraten.

       

      Stimmt ja, dass türkische Konflikte in die Türkei gehören. Nur: Wenn die Streithähne die Auseinandersetzungen, die sie für unbedingt nötig halten, nicht in der Türkei führen können, weil da ein Erdogan mit einsenharter Hand für eine Art von Friedhofsruhe sorgt, werden die Gockel ausweichen. Zum Beispiel da hin, wo Mama Merkel ihnen die (verbale) Freiheit lässt, sich aneinander aufzugeilen – und höchstens mal mahnend den Finger hebt um lahm "Loyalität" zu fordern.

       

      Die Bundesregierung wäre möglicherweise besser beraten, so eine Art Supervision anzustreben. Nachdem es hierzulande eine "privilegierte Partnerschaft" mit diversen Kirchen gibt, könnte die Privilegierung ja in dem Fall ausnahmsweise mal ganz praktisch wirken. Soll sie doch mal einen Moderator zwischenschalten für Geld, die Kanzlerin, dem eine Erfolgsprämie winkt, wenn er die Streithähne befriedet. Immer noch besser, als wenn nachher die Armee im Inneren gebraucht wird, weil sich die Stellvertreter wie Fußballultras an die Kehlen gehen.