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Debatte Wirtschaftslage in ÖsterreichHübsche Botschaft, harter Kern

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Österreich leidet unter der aggressiven deutschen Wirtschaftspolitik. Anpassung wird verlangt. Besser wäre, Deutschland würde sich korrigieren.

Frisch im Amt: Österreichs neuer Kanzler Christian Kern Foto: dpa

T urbulent geht’s zu in Österreich: Die Sozialdemokraten wechselten den Bundeskanzler aus, und an diesem Sonntag wird ein Außenseiter zum Präsidenten gewählt. Die Frage ist nur noch, ob ein Grüner gewinnt oder ein Rechtspopulist von der FPÖ. Diese Wirren werden in Deutschland vor allem politisch gedeutet. Nach dem Motto: Die große Koalition aus SPÖ und ÖVP hat zu lange regiert; kein Wunder, dass sie erodiert.

Diese Deutung ist nicht völlig falsch, aber zu einfach. Denn es wird übersehen, wie schlecht es Österreich ökonomisch geht. Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit bei knapp 10 Prozent und wird bis 2018 nicht fallen, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in Wien prognostiziert.

Der neue Kanzler Christian Kern weiß, dass er das Wettrennen gegen die rechtspopulistische FPÖ nur gewinnen kann, wenn sich die Wirtschaftsdaten bessern. Also kündigte er in seiner ersten Pressekonferenz am Dienstag einen „Plan für Österreich“ an, der das Land bis 2025 auf die „Überholspur“ und „wieder zum Vorzeigestaat in Europa“ machen soll. Schon diese Wortwahl macht deutlich, wie abgehängt sich die Österreicher fühlen.

Symbolwort „Agenda 2010“

Dabei haben sie alles richtig gemacht. Es liegt nicht an den Österreichern, wenn ihre Wirtschaft einknickt – sondern an den Deutschen. Seit fünfzehn Jahren spielt sich ein heimlicher und brutaler Kampf ab, bei dem es um Marktanteile, Exportchancen und Wettbewerbsfähigkeit geht. Die Waffe der Deutschen war schlicht, aber wirkungsvoll. Sie haben Lohndumping betrieben und die Arbeitskosten gezielt gesenkt, um auf den Auslandsmärkten zu expandieren. Die Symbolworte heißen „Agenda 2010“ und „Hartz-Reformen“. Das Ergebnis ist für die österreichische Wirtschaft unerfreulich: Seit 2000 ist ihre Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu deutschen Firmen um mehr als 10 Prozent gesunken.

Anfangs fiel die wirtschaftliche Aggression der Deutschen kaum auf. Die Bundesrepublik schien sich vor allem selbst zu schaden, weil die vor sich hin dümpelnden Löhne auf die Binnennachfrage und das Wachstum drückten. Österreich hingegen boomte, jedenfalls zunächst. Die deutsche Wirtschaft legte von 2000 bis 2005 im jährlichen Durchschnitt nur um 0,6 Prozent zu, während Österreich 1,7 Prozent erreichte. Von 2005 bis 2010 waren Deutschland und Österreich dann gleich stark: Im Durchschnitt kamen sie jeweils auf ein Plus von 1,3 Prozent pro Jahr. Doch seit 2010 führt Deutschland deutlich, während Österreich abfällt.

Mit Verspätung wird nun auch vielen Österreichern bewusst, dass sie an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Doch irrtümlich glauben die meisten, dass die Schuld in Österreich zu suchen sei. Bei ÖVP und SPÖ lautet das Modewort „Strukturreformen“, und auch der neue Kanzler Kern kündigte sofort einen „New Deal“ an, der bestimmt nicht das amerikanische Vorbild von 1933 meinte. Kern wollte nur die harte Botschaft aufhübschen, dass ein Kürzungsprogramm ansteht.

Die FPÖ als Arbeiterpartei

Die Österreicher halten an einem Missverständnis fest, das weit verbreitet ist: Sie glauben, dass das Problem dort zu verorten sei, wo es sichtbar wird. Wenn das Wachstum in Österreich schwächelt, muss sich Österreich eben „anstrengen“: Diese Diagnose ähnelt der eines Arztes, der die Symptome kuriert, statt die Ursachen zu behandeln. Denn tatsächlich ist es die deutsche Agenda 2010, die die Nachbarländer unter Druck setzt. Nicht nur Österreich leidet; auch Frankreich, Italien oder Belgien trudeln.

Noch schlimmer: Die Nachbarländer haben keine Chance. Österreich müsste seine Lohnstückkosten um mehr als 10 Prozent drücken, um die deutsche Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. Ein derartiges Kürzungsprogramm würde sofort den sozialen Frieden gefährden – und die FPÖ weiter erstarken lassen.

Schon jetzt wäre es ein Missverständnis, dass die Rechtspopulisten nur reüssieren, weil sie auf fremdenfeindliche Parolen setzen und Unsinn wie „Fremd im eigenen Land“ oder „Neue Wohnungen statt neue Moscheen“ plakatieren. Dies ist die Oberfläche. Im Kern geht es um Ängste, um Perspektivlosigkeit, um die Sorge, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren. Es sollte den etablierten Parteien zu denken geben, dass gerade Niedrigverdiener zu den Rechtspopulisten abwandern und die FPÖ inzwischen die größte Arbeiterpartei Österreichs ist.

Es sollte den etablierten Parteien zu denken geben, dass gerade Niedrigverdiener abwandern

Sozial hat die FPÖ zwar nichts zu bieten, sondern sie nutzt nur das Thema Einwanderung, um ein Ventil für die Ängste zu bieten. Trotzdem reicht es nicht, wenn die SPÖ kleinteilig vorrechnet, dass die österreichische Asylpolitik anders funktioniert, als von der FPÖ behauptet. Auch wird es nichts nutzen, die Zahl der Asylbewerber zu reduzieren. Denn das zentrale Problem bleibt von diesen Maßnahmen unberührt: Viele Wähler haben Angst abzusteigen.

Einsamer Exportweltmeister

Eine österreichische Agenda 2010 wäre jedoch nicht nur politisch brandgefährlich, sondern auch ökonomisch Quatsch. Es können nicht alle sparen, wenn die Wirtschaft wachsen soll. Doch in der Eurozone spart inzwischen jeder. Den überschuldeten Krisenstaaten wurde ein Sparkurs verordnet, damit sie ihre Schulden abbauen. Und eigentlich gesunde Länder wie Österreich oder Frankreich müssen jetzt sparen, weil sie nicht mehr mit Deutschland konkurrieren können.

Österreich, Frankreich, Belgien und Italien sind Opfer eines Wirtschaftskriegs geworden, den Deutschland angezettelt hat. Und nun wird von diesen Opfern auch noch verlangt, dass sie sich anpassen und „reformieren“ sollen. Dabei wäre die umgekehrte Perspektive richtig: Deutschland als Aggressor muss sich korrigieren. Die Deutschen müssten ihre Gehälter jedes Jahr deutlich erhöhen, bis sich die Wettbewerbslücke wieder schließt.

Stattdessen sind die Deutschen auch noch stolz darauf, einsamer Exportweltmeister zu sein. Hämisch oder amüsiert sehen sie zu, wie Frankreich und Österreich im politischen Chaos versinken. Doch eine Währungsunion kann nicht funktionieren, wenn es nur Verlierer gibt – und einen selbst ernannten „Gewinner“.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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28 Kommentare

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  • 7G
    73176 (Profil gelöscht)

    Es darf daran erinnert werden, dass Deutschland seit 1970 eine steigende Arbeitslosenrate hatte (von "Vollbeschäftigung" in 1970 bis auf weit über 10% in 2005) und reagieren musste - eben durch Strukturreformen. Dies führte natürlich auch zu stagnierenden Löhnen und somit zu einer weiterhin niedrigen Inflation. Allerdings muss man bedenken, dass die deutsche Inflationsrate historisch betrachtet immer relativ niedrig war. Das Problem Europas liegt im Euro - und weniger in der Arbeitsmarktreform. Innerhalb des Euros existieren unterschiedliche Inflationsraten. In Deutschland waren diese auch nach Einführung des Euros sehr niedrig, während sie in vielen anderen Ländern wesentlich höher war / ist. Dies führt zwangsläufig zu einer relativen Abwertung des deutschen realen Wechselkurses gegenüber den anderen Eurostaaten, während die anderen relativ aufwerten - und somit an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.

    Wie gewinnt man in einem reinen Währungsraum an Wettbewerbsfähigkeit? Durch reale Abwertung. Das ist ein Prozess der nur durch niedrigere Löhne zu erreichen ist, da dann die Preise stagnieren/sinken und somit die eigene Wirtschaft abwertet (oder Euro abschaffen).

    Fortsetzung folgt ...

    • 7G
      73176 (Profil gelöscht)
      @73176 (Profil gelöscht):

      Fortsetzung

      Für Österreich gilt, dass der reale Wechselkurs (zusammengestellt nach Weltbank, World Economic Indicator) zwischen 2000 und 2003 tatsächlich aufwertete, aber nur nachdem er vorher von 1998 bis 2000 abgewertet hatte. Und seit 2003 hat sich der reale Wechselkurs nicht mehr großartig verändert. Zudem kommt, dass die Zahlungsbilanz von Österreich seit 2000 positiv ist – meist über 2%! Und die Exporte haben sich seit 2000 fast verdoppelt!

      Das heißt, die Wahl in Österreich auf internationale geringere Wettbewerbsfähigkeit zurückzuführen, scheint mir (vorsichtig gesagt) gewagt. Ich meine die Zahlen sagen genau das Gegenteil (weder hat Österreich in den letzten Jahren massiv real aufgewertet, noch sind die Exporte gefallen – wie gesagt, im Gegenteil: sie sind seit 2001 massiv gestiegen – und dementsprechend hat Österreich seit Jahren eine positive Zahlungsbilanz von meist über 2% !

      (die Zahlen stammen von der Weltbank bzw. von tradingeconomics – beides kostenlos einsehbar)

      • @73176 (Profil gelöscht):

        Das klingt ja alles ganz nett. Und im Ökonomiestübchen ist vielleicht auch ein Körnchen Wahrheit dran. Aber die Welt kann man nicht rein ökonomisch betrachten. Es gibt auch eine politische Seite. Und die sagt, dass in einem Land mit sinkenden Einkommen Instabilität droht. Leider wird das oft vergessen.

        • 7G
          73176 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Die Autorin behauptet, "Österreich müsste seine Lohnstückkosten um mehr als 10 Prozent drücken (also durch fallende Löhne)", weil die Wettbewerbsfähigkeit um 10% gefallen ist. Nur hat Österreich in den letzten Jahren nicht aufgewertet. Somit sehe ich leider nicht die sinkende Wettbewerbsfähigkeit in den Daten. Einen deartigen Rückgang der Wettbewerbsfähigkeit hätte sich auch in den Exporten bzw. letztendlich in der Zahlungsbilanz Österreichs wiedergespiegelt. Nur haben sich die Exporte seit 2000 fast verdoppelt und die Zahlungsbilanz ist seit 2000 jedes Jahr positiv gewesen - oft sogar über 2%. Stattdessen argumentiert die Autorin mit bip Wachstumszahlen. Klar, wenn ein Land weniger exportiert, dann sinken die Wachstumszahlen, wenn der Rückgang nicht durch inlandsnachfrage aufgefangen wird. Nur, wie gesagt, die Exporte sind ja nicht gefallen. Somit macht es keinen Sinn, die angeblich sinkende Wettbewerbsfähigkeit mit fallenden bip Wachstumszahlen zu verbinden. Das Problem der Krisenländer liegt im Eurosystem. Sie haben nicht mehr die Möglichkeit über den nominalen Wechselkurs abzuwerten, sondern müssen über sinkende löhne real abwerten. Deshalb kann der Euro nicht funktionieren. Anstatt den Hartz1-4 Reformen die Schuld zu geben, sollte man den Gründern des euros die Schuld geben.

          • @73176 (Profil gelöscht):

            "Anstatt den Hartz1-4 Reformen die Schuld zu geben, sollte man den Gründern des euros die Schuld geben."

             

            Man kann es aber auch so sehen, dass eine gemeinsame Währung nicht funktioniert, wenn es keine gemeinsamen sozialen Standards und keine gemeinsame Steuerpolitik gibt.

            • 7G
              73176 (Profil gelöscht)
              @warum_denkt_keiner_nach?:

              Ja und Nein. Es gilt auf alle Fälle, dass eine gemeinsame Fiskalunion (oder, wie auch immer man sie nennen möchte) die Probleme abschwächen würde. Nur würde dies letztendlich auf eine Transferunion hinauslaufen, in der die schwächeren Nationen finanziert werden - ähnlich wie in Deutschland einzelne Länder.

              Voraussetzung ist jedoch der Wille der anderen Nationen, die Transferleistungen zu zahlen. Vor dem Hintergrund, dass selbst die Transferunion innerhalb von Deutschland immer wieder kritisiert wird, glaube ich kaum, dass Deutschland einer Transferunion in Europa jemals zustimmen wird. Da dies auch auf andere Nationen zutrift, erübrigt sich die Diskussion (es sei denn, Sie wollen noch ein bisschen die AfD stärken?)

              Außerdem ist das doch langfristig auch keine Lösung, wenn einzelne Nationen Transferleistungen erhalten, obwohl diese Regionen zum Teil erheblichen Reformbedarf haben.

              Eine Transferunion eignet sich um Schocks abzufedern, wie Rezessionen. D.h. wenn es z.B. dem Norden gut geht, und dem Süden schlecht, so fließt der Transfer von Nord nach Süd. Wenn es dann umgekehrt ist, so fließen die Transferleistungen auch in die umgekehrte Richtung. Nur mit der derzeitigen desolaten Wirtschaft in Südeuropa und Frankreich, wäre dies vom Norden gar nicht zu finanzieren.

              • @73176 (Profil gelöscht):

                "...obwohl diese Regionen zum Teil erheblichen Reformbedarf haben."

                 

                Unter "Reformbedarf" wird in der Praxis eine Wettlauf um das Absenken des Lebensstandards großer Teile der Bevölkerung verstanden. Womit wir wieder beim politischen Sprengstoff sind.

                 

                PS: Das Programm der AfD ist extrem unsozial. Leider reden alle immer nur über den Nationalismus der Partei.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Dem ist definitiv so, aber mit steigender Arbeitslosigkeit leider auch.

  • Sparen? wer denn? vielleicht meine Oma, aber die Staaten in Europa haben doch alle Staatsdefizite. Solange man mehr ausgibt als einnimmt kann man nichts "Sparen"...

     

    Selbst Deutschland hat gerade mal ein oder zwei Jahre einen Überschuss erwirtschaftet, aber wir sind immernoch mit dem Begleichen unserer Staatsschulden beschäftigt, also auch hier kann man nicht von "Sparen" reden.

     

    Im Übrigen leben wir in einer globalisierten Welt, das bringt viele Vorteile aber auch den Nachteil, dass man im globalen Wettbewerb steht.

     

    Und ist es nicht das Ziel linker Politik dass es ärmeren Staaten besser gehen soll? Das wird nur möglich sein wenn wir unserer Märkte öffnen und uns nicht abschotten. Wir müssen dann aber damit Leben dass in diesen Ländern beispielsweise Milch deutlich günstiger produziert werden kann.

     

    Was nutzt es Österreich, wenn bei uns die Löhne steigen? In den USA sind die Lohnstückkosten noch deutlich niedriger als in Deutschland.

     

    Die Lohnstückkosten sind sowieso sehr umstritten wenn es um ein Maß für Wettbewerbsfähigkeit geht.

    http://www.iwkoeln.de/studien/iw-trends/beitrag/christoph-schroeder-lohnstueckkosten-im-internationalen-vergleich-257781

  • Einsamer Exportweltmeister

    Ausgezeichneter Text, danke Frau Herrmann. Die Bundesrepublik schien sich vor allem selbst zu schaden, weil die vor sich hin dümpelnden Löhne auf die Binnennachfrage und das Wachstum drückten. Ja," Es können nicht alle sparen, wenn die Wirtschaft wachsen soll. Doch in der Eurozone spart inzwischen jeder. Den überschuldeten Krisenstaaten wurde ein Sparkurs verordnet, damit sie ihre Schulden abbauen."

    Deutschland hat seine Export-Überschüsse bei armen Ländern selbst finanziert (s. Griechenland: U-Boote, Panzer, BMW, Daimler Pkw).

    Jetzt, auf Druck des IMF, kommt W. Schäuble in Offenbarungsdruck: 2018 (nach der Wahl) will er beichten?

    Das sagt Yanis Varoufakis bereits im Mai 2015 und die Griechen stimmen mit NEIN/OXI.

    Die NZZ hat es auf mit dem Titel, Das Ende der Sozialdemokratie, auf der ersten Seite (Druckausgabe) Und online liest sich das wie folgt: http://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/griechenland-verhandlungen-athener-schulden-entzweien-die-glaeubiger-ld.83857

    Ich habe 2015 ein Plakat dazu gemacht: https://www.dropbox.com/s/pjjkpu64akc4i25/Plakat%20Volkswirtschaft%20neu%20Kopie.pdf?dl=0

    Die Überschrift zeigt den Volkswirtschaftlichen Fehler: Kein ausgeglichenen Aussenhandel! Der Euro war für Deutschland unterbewertet und hat unsere Exporte subventioniert. Für die Produktivität der meisten Euroländer war er zu hoch bewertet.

    Das Schlimme ist der Niedergang der Arbeitnehmer Entlohnung und die Angst vor der Verarmung. Die "Sozialen" haben dies nicht verstanden und die "Rechten" reiten auf der Angst. Selbst die Banken sind noch nicht gerettet und auf Bernie Sanders hören nur wenige Betroffene:

    We Must Stop Outsourcing Jobs https://www.youtube.com/watch?v=pbF9nYfIOlQ Also bitte hinschauen und sapere aude!

  • Gut. Aber war's nicht genau das worum es vor einem Jahr ging, als gegen die Griechen zum Marsch geblasen wurde?

    MfG.

  • 6G
    64938 (Profil gelöscht)

    Die SPD kommt ja auch langsam dahinter, was für einen immensen Schaden Sie Deutschland und Europa mit der Agenda 2010 und Hartz 4 zugefügt hat. Betonung liegt auf: langsam.

    Auch Ausnahmen bei der Entlohnung ausländischer Landarbeiter setzen unsere Nachbarn massiv unter Druck.

    Man wünscht sich hier so eine radikale Kurskorrektur, wie Merkel sie nach Fukushima mit der Kernkraft durchgezogen hat. Es geht also, zumindest theoretisch.

    • @64938 (Profil gelöscht):

      Die Agenda 2010 diente die Durchsetzung der Interessen unserer oberen 10.000. Die Mutti hat steht für die Interessen dieser Leute. Also warum sollte sie etwas ändern?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Jetzt schau ich mir die Zahlen dazu an: Löhne im Durchschnitt niedriger als in Deutschland, selbst Wien mit Bruttoverdienst bei 2.593 Euro und damit sogar etwas unter dem Lohnniveau ostdeutscher Bundesländer. Dagegen ist das BIP pro Einwohner in Österreich höher als in Deutschland (47700 zu 51000$). Was schließen wir daraus?

        • @Gabriel Renoir:

          Nichts. Denn Ihre Aussagen haben mit meinen nicht zu tun.

  • Sehr gute Analyse, die in die Tiefe geht, statt an der Oberfläche zu kratzen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Ich möchte den Artikel mit Zahlen begleiten:

      BIP/Person Deutschland 2015 48.000$, Österreich 51,000$. In Wien liegt der Bruttoverdienst bei 2.593 Euro und damit etwas unter dem Lohnniveau ostdeutscher Bundesländer.

      • @Gabriel Renoir:

        Auch die Wiederholung macht es nicht durchsichtiger.

  • Während in der Hansestadt im Durchschnitt 3.835 Euro brutto im Monat verdient werden, sind es in Bayern 3.525, . In Wien liegt der Bruttoverdienst bei 2.593 Euro und damit sogar etwas unter dem Lohnniveau ostdeutscher Bundesländer. Wie passt das zu Ihrem Artikel?

  • 8G
    87233 (Profil gelöscht)

    Der Konkurrenz sitzt ausserhalb Europa. Diese ganze Artikel ignoriert das.

     

    Deutschland kann sich doch nicht den Standards senken und die alten Fehler machen nur weil die anderen in Europa auf den hinten sitzen und nichts unternehmen.

  • Dieser Artikel bringt es auf den Punkt: Wahrscheinlich ist es vor allem die extrem egoistische Wirtschaftspolitik Deutschlands, die die Stimmung in vielen unserer EU-Partnerstaaten gegen Deutschland nach und nach aufheizt. Ich habe in der letzten Zeit Frankreich, Spanien und Italien besucht und diese Kritik oft genug zu hören bekommen. Einer meiner Freunde in Barcelona brachte es so zum Ausdruck: "Deutschland spielt seit 15 Jahren die Rolle des Chinesen in Europa. Und Millionen unserer jungen Arbeitslosen sollen wohl noch darüber jubeln, dass Deutschland wieder mal Exportweltmeister ist".

    • @Urmel:

      Und was ist es mit der extrem egoistischen Wirtschaftspolitik Chinas, die die Wirtschaft in vielen unserer EU-Partnerstaaten zerstört? Zölle hoch ....

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    "Und eigentlich gesunde Länder wie Österreich oder Frankreich müssen jetzt sparen, weil sie nicht mehr mit Deutschland konkurrieren können."

     

    Die Tatsache, dass Frankreich wirtschaftlich ein gesundes Land ist, scheint in Deutschland mittlerweile gar nicht vermittelbar. Die Arbeitslosenquote (oder kurzfristige BIB-Betrachtung) wird da immer als einziges Kriterium genannt. Dabei war die ALQ in Frankreich schon immer recht hoch (https://www.google.de/publicdata/explore?ds=z8o7pt6rd5uqa6_&met_y=unemployment_rate&idim=country:fr:de:uk&hl=de&dl=de), was anscheinend dem französischen Binnenkonsum nicht geschadet hat (http://www.querschuesse.de/wp-content/uploads/2012/05/1a178.jpg).

     

    Na gut, die ganze Sparsamkeitsdebatte wurde noch zur Mantra der deutschen Politiker und Ökonomen in den Zeiten der positiven Zinsen. Mittlerweile sehnt sich sogar der Schäuble nach der Inflation (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wolfgang-schaeuble-kirtisiert-mario-draghis-ezb-geldpolitik-14171118.html). Mal sehen, ob er realisiert woher sie auch kommen soll.

    • @10236 (Profil gelöscht):

      Das ist doch gut, wenn Frankreich, mit bisher noch guten Löhnen und starkem Kündigungsschutz, als Beispiel für eine kranke Wirtschaft herhalten kann. Zum sagen: So geht es, wenn Ihr nicht bereit seid, den Gürtel enger zu schnallen.

      • @LiebeSonneScheine:

        Und die Parameter sind schlecht: Gesamtschulden steigen an die 100% des BIP, Haushaltsdefizit (Projektion) das Schlechteste in der EU (-3,4%)

      • @LiebeSonneScheine:

        35-Stundenwoche, Staatsschulden stetig nach oben, knapp bei 100% des BIP, - das ist ueber Großbritannien, die ja Unmengen Geld verfackelt haben, um aus der Bankenkrise rauszukommen, mit Erfolg.

  • Ich glaube man kann nicht dem Wähler sagen, Du bist Arbeiter mit der Angst vor Abstieg, wenn Dein politisches Anliegen die Kritik der Flüchtlingspolitik ist. Das bedeutet, dass man die Demokratie nicht ernst nimmt und anfängt politische Meinungen zu sozialpsychologisieren.

    • @Ansgar Reb:

      nein, das kann man wirklich nicht.

      Es geht darum die soziale Lage zu verbessern und den Menschen so eine Perspektive zu geben.

      Wem es gut geht und wer eine Perspektive hat, der hackt nicht so leicht auf anderen herum.

       

      Diese Analyse zielt auf die Politik ab.

      Was macht die Politik falsch, das etablierte Parteien verlieren und die FPÖ solch einen Zulauf hat.