piwik no script img

Bundeswehr wirbt in KitasMit Soldaten in Panzer krabbeln

Einige Bundeswehrstandorte halten sehr enge Kontakte zu örtlichen Kitas. Das muss sofort aufhören, fordert die Linkspartei.

In Bengasi dürfen die Kleinen schon länger mit Panzern spielen. Jetzt endlich auch in deutschen Kitas. Foto: dpa

Berlin taz | Soldaten haben in den vergangenen Jahren Tausende Kitakinder besucht oder an ihren Bundeswehrstandorten empfangen. Das geht aus einer Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Links-Fraktion im Bundestag hervor, die der taz vorliegt.

Demnach unterhalten ein Dutzend Bundeswehrstandorte zum Teil sehr enge Kontakte zu örtlichen Kitas. Im Rahmen von Patenschaften besichtigen die Kinder etwa Kasernen, gehen auf Schatzsuche in der Untertageanlage oder fahren Schlauchboot. Soldaten backen in der Kita Waffeln und reparieren Klettergerüste.

So besuchten Kinder der kommunalen Kita „Rappelkiste“ im Mai 2014 das flugmedizinische Institut der Bundeswehr in Königsbrück. „Dabei durften sich die Kinder das große Kampfflugzeug Tornado anschauen und selbst mal mit Helm und Maske vor der Kamera posieren“, heißt es in einem auf der Webseite der Stadt veröffentlichten Beitrag. Die Leiterin der Kita wollte auf telefonische Anfrage nur schriftlich antworten.

Zudem überreichte die Bundeswehr seit 2010 Spenden im Wert von über 150.000 Euro an über 85 Einrichtungen. „Die Bundeswehr gibt sich mit ihrem umfangreichen und erschreckend weit verankertem Engagement als Wohlfahrtsbringer, doch dahinter stecken knallharte eigene Interessen: Das Ansehen der Truppe zu steigern und Kindern ein attraktives Soldatenleben vorzugaukeln“, sagte der kinder- und jugendpolitische Sprecher der Linken-Fraktion, Norbert Müller.

Die Bundeswehr spendet über 150.000 Euro an Kitas

Die Linke fordert einen sofortigen Stopp aller Bundeswehraktionen in Kitas, Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen. Die Soldaten sollten ihr soziales Engagement außerhalb der Bundeswehr fortführen, um einem Missbrauch des Engagements vorzubeugen.

Es gebe keine Maßnahmen des Ministerium im Rahmen der Attraktivitätsoffensive an Kitas, so das Verteidigungsministerium. Die Standorte organisierten die Maßnahmen autonom, sie seien Ausdruck der Tatsache, dass die Standorte fest in der Gemeinde verwurzelt und Teil des öffentlichen Lebens seien.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

22 Kommentare

 / 
  • Ich versteh den Wirbel darum nicht... klärt mich bitte auf.

  • Was für Megaarschlöcher verkaufen denn ihre Kitakinder an die Mörderbande von der Wirtschaftsabsicherungswehr??? Scheiße, die sind ja noch kränker als die Bundeswehr selbst. Die muss ihren Schrott ja attraktiv machen. Aber PÄDAGOGINNEN???? Alles voller ...

  • ok - denn mal die Wortwahl

    Germany - Y - The End!

    The lie of the day! ~>

     

    "..Es gebe keine Maßnahmen des Ministerium im Rahmen der Attraktivitätsoffensive an Kitas, so das Verteidigungsministerium. Die Standorte organisierten die Maßnahmen autonom, sie seien Ausdruck der Tatsache, dass die Standorte fest in der Gemeinde verwurzelt und Teil des öffentlichen Lebens seien..."

     

    Genau deswegen - schreibt sich -

    Im allgemeinen Sprachgebrauch -

    Frau a geh - Sine - Grundgesetz - auch

    SO!! ~> "Panzer Uschi v.d. Lie-ing"

     

    kurz - La Tuffa - - gender-version? ~>

    Die Rattenfängeriin von Balin!

  • Der Beißreflex der Linkspartei ist bedauerlich. Statt der Tatsache ins Auge zu sehen, dass eine Berufsarmee genau NICHT in die Ecke gestellt und aus dem Zivilleben ferngehalten werden darf, wenn sie Teil der Gesellschaft bleiben soll, wird jedes bißchen Verwurzelung im unmittelbaren Umfeld bereits verurteilt.

     

    Nüchtern betrachtet hat die Bundeswehr meist in kleineren Gemeinden ihre Standorte und ist daher dort im Zweifel zunächst einmal Wirtschaftsfaktor und direkter oder indirekter Arbeitgeber eines erheblichen Teils der Eltern der Kinder in den örtlichen Kitas. Da ist eine gewisse Präsenz völlig normal. Es geht hier ersichtlich nicht darum, quasi schon in der Kita mit der Rekrutierung zu beginnen, sondern um gute Nachbarschaft.

    • @Normalo:

      Du hast vollkommen recht. Ich sehe das genauso.

      • @Finn:

        Na - dann! -

        Was hülfen da denn noch - öh

        Aufklärungsperlen?!

    • @Normalo:

      Herrlich, ein Wirtschaftsfaktor. Na dann. Krauss-Maffei ist auch einer, und die freuen sich bestimmt auch über gute Nachbarschaft. Trotzdem wird ja wohl hoffentlich keine Kita diese Leute einladen. Die Bundeswehr hat sich auch ohne Reklame anständig zu verhalten und ist ansonsten eine Organisation, die nichts, aber auch gar nichts im zivilen Leben zu suchen hat, herrgottnochmal. Außerdem lügen die gerade wieder dem Volk die Hucke voll mit ihren Plakaten.

    • @Normalo:

      Da kann man aber von Glück reden, dass es kein Bordell in der Nachbarschaft gab.

  • „Die Linke fordert einen sofortigen Stopp aller Bundeswehraktionen in Kitas, Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen“

     

    „Bravo!“ möchte ich rufen, denn auch ich habe Bauchgrimmen beim Gedanken von Militärs in Schule und Kita. Ich habe es als Schüler in der DDR selbst erlebt: Den Staatsbürgerkunde- und den Wehrkundeunterricht, gedacht zur Verherrlichung der „Soldaten auf Friedenswacht“ und offizieller Bestandteil der Schulausbildung.

     

    Ganz zu schweigen von der paramilitärischen „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST), die ausdrücklich zur Werbung von Offiziersnachwuchs diente und deren Mitglied (mehr oder weniger freiwillig) Jugendliche werden konnten.

     

    Doch wenn ausgerechnet die Linkspartei jetzt vollmundig obengenannte Forderung stellt, hat das ein „Geschmäckle“. Denn verantwortlich für die als „Friedensdienst“ hingestellte Militarisierung in der DDR war die Staatspartei SED, aus der nach 1989 und nach mehreren Häutungen die „Linke“ hervorgegangen ist.

     

    Leider verblasst die Erinnerung allmählich, deshalb diese Anmerkung!

    • @Pfanni:

      Sie vergleichen unsere Bundeswehr mit den DDR-Soldaten? Bitte erst lesen was Sie verzapfen, denn es klingt für mich irgendwie ... dumm.

  • Vielleicht will ja die Bundeswehr ein Netz von Kitas aufbauen, damit sie selbst keine gründen müssen ;-) ?

    Das Grundproblem ist, dass die Bundeswehr zu einer aggressiven Interventionsarmee wird und den Status einer defensiven Verteidigungsarmee verloren hat. Daneben sollte sich die Bundeswehr im Zivilleben auf die Aspekte beschränken, bei denen die Hilfe und nicht die PR im Vordergrund stehen. Das sind Naturkatastrophen und andere Hilfseinsätze, die so groß sind, dass die bestehende zivile Infrastruktur alleine überfordert ist.

    Wenn die Bundeswehr sich aber aus der Flüchtlingshilfe mit dem Argument der Überforderung zurückzieht, sollten PR-Einsätze erst recht gestrichen werden.

    • @Velofisch:

      Danke!

    • @Velofisch:

      Ich finde ja das THW, die beruflichen und freiwilligen Feuerwehren und andere Hilfsorganisationen sind nicht unbedingt Top in der Katastrophenbekämpfung. Allerdings beklekert sich die Bundeswehr bei solchen Einsätzen nur mit ihrer Professionellen Marketingabteilung mit Ruhm.

       

      Das THW, die Feuerwehren und Rettungskräfte des DRK ... mit den Geldmitteln aus zu statten die derzeit die Bundeswehr verschlingt würde die Situation aber im Katastrophenfall wesentlich bessern.

       

      Die Bundeswehr kann zwar "Manpower" bringen aber die Panzer sind dann doch recht nutzlos. LKWs und Hubschrauber können nützlich sein. Wären diese im Nichtkatastrophenfall, für unser Land, nicht sinnvoller bei den Rettungskräften ein zu setzen?

       

      Wenn die Berechtigung einer Armee aus einem Fall gezogen wird wo andere Träger sinnvoller sind, dann rechtfertigt das noch lange keine Armee und die Mittel wären woanders besser aufgehoben.

  • Das ist ja der Gipfel.

     

    Bundeswehr gibt Steuergelder für (150.000 + Sachleistungen) für Kitas in ihrer Nähe aus. Anstatt das unterfinanzierte Kitas damit Bedarfsgerecht gefördert werden. das ist Gutsherrenart um das Image auf Kosten der Allgemeinheit auf zu polieren.

     

    Mal wieder eine asoziale parasitäre Aktion der Bundeswehr in Deutschland.

  • Eine Bundeswehr, die eine reine Defensiv-Armee und darüber hinaus eine Armee der Wehrpflichtigen wäre, dürfte vielleicht schwafeln von ihrer Verwurzelung in den Gemeinden. Eine Berufsarmee, die offensiv strategisch-taktische Ziele der Politik oder der Wirtschaft verfolgt, lügt, wenn sie behauptet, dass sie ein "Teil des öffentlichen Lebens" ist.



    Sie sucht vielmehr nach künftigem "Kanonenfutter". Und zwar da, wo der Widerstand entwicklungsbedingt noch am geringsten ist. Feige sind sie also auch.







    Wenn dem Verteidigungsministerium tatsächlich gelegen wäre an seiner "Attraktivitätsoffensive", müsste es umgehend aufhören mit dem Lügen und Verharmlosen und seine "Standorte" zurückpfeifen. Vermutlich aber wird das nicht passieren. Die Standorte handeln ja nicht umsonst mit Billigung des Ministeriums. Sie erfüllen eine "Pflicht", wenn auch keine, die die Form eines offiziellen Marschbefehls hat.







    Kommentar bearbeitet, bitte achten Sie auf Ihre Wortwahl.

    • @mowgli:

      Was auch immer du an Worten wähltest, ich bin ganz bei dir. Das ist so dermaßen krank, dass meine Kommentare mit Sicherheit auch zusammengestrichen werden. Besonders interessant ist die Kritik an der Wortwahl bei einem Thema, das sehr sehr viel mit der Vernichtung von Demokratie, Frieden und Werten zu tun hat.

      • @Karl Kraus:

        !! - &

         

        "Soldaten sind Mörder -"

        Da liegt die Latte für die Wortwahl!

        (reziprok U 2 - Modderatistas;!¡)

  • Blitzartige Assoziationen beim ersten Überfliegen des Artikels an HJ & Co

     

    (oder sämtliche vergleichbare Formen der Vereinnahmung der Jugend aus vielen anderen eher totalitär regierten Ländern aller Coleur)

  • Die Bundeswehr soll eben kein "Staat im Staate" sein, deswegen wird wahrscheinlich so ein Kontakt gepflegt ;-)

    • @vøid:

      Und die Kinder in der Kita hinterfragen dann kritisch das Handeln der Soldaten, oder wie darf ich mir das vorstellen?

      • @anteater:

        Haben Sie im Kindergartenalter schon alles kritisch hinterfragt, was sie heute hinterfragen?

        • @Age Krüger:

          Der Smiley am Ende des Satzes sollte die Scherzhaftigkeit meiner Aussage zum Ausdruck bringen. Falls nicht, hier nochmal explizit: Das war ein Scherz.