Arabische und jüdische Israelis: Wenn Wunden aufreißen
Synagogen in Flammen, Menschenjagd auf den Straßen. In Jaffa kommt es auch zum Gewaltausbruch zwischen palästinensischen und jüdischen Israelis.
W er braucht Zucker?“, lächelt der palästinensisch-israelische Kellner und stellt wie bestellt einen Cappuccino ohne Zucker auf einen Cafétresen am Eingang nach Jaffa, einst eigenständige Küstenstadt, längst Teil der Stadt Tel Aviv: „Das Leben ist süß!“ Die Antikläden, Orangensaftstände, Boutiquen und Cafés haben ihre Türen wieder aufgesperrt. Jaffa ist Tausende Jahre alt, Tel Aviv zählt gerade einmal 111 Jahre. Jaffa glänzt mit einem pittoresken Hafen, alten Mauern, kleinen Gässchen, Tel Aviv, das sind Bauhaus und ultramoderne Hochhäuser.
Auf den ersten Blick zeugt wenig davon, dass in Jaffa mit seiner gemischt arabisch-jüdischen Bevölkerung in den letzten zwei Wochen eine Art Ausnahmezustand geherrscht hat, dass die Bewohner*innen sich nicht mehr vor die Tür trauten, Dutzende Autos angezündet, Hotels, Synagogen und muslimische Friedhöfe in Flammen aufgegangen sind und arabische wie jüdische Israelis Jagden auf Menschen der jeweils anderen Herkunftsgruppe veranstaltet haben.
Im Viertel Ajami, dort wo die heftigsten Übergriffe und Zusammenstöße stattgefunden hatten, die Yefet-Straße hinauf. Hier stehen hier und da noch ein paar angesengte Müllcontainer. Doch die Menschen gehen wieder ihrem normalen Leben nach, gehen einkaufen, arbeiten, Kaffee trinken. Und selbst die Polizei, die bis Ende letzter Woche die Stadt in den Abendstunden abgeriegelt hat, ist abgezogen.
Die Frage, wer mit den Krawallen angefangen hat, ist dabei kaum zu beantworten. Wie so oft in diesem Konflikt, der schon so lange andauert, schließt sich an diese Frage nur eine nächste an: „Wie weit gehen wir zurück?“
Die Flucht in den Norden vor der Gewalt
Doch kein*e Bewohner*in der gemischten Städte im israelischen Kernland könnte behaupten, nicht von den Ereignissen betroffen zu sein. Und alle haben jeweils eine eigene Geschichte der Dinge.
Adis Geschichte beginnt am 12. Mai. Ihre Koffer waren bereits gepackt, für den Fall der Fälle. Dann sah sie gemeinsam mit ihrem Mann im Fernsehen, wie ein Reporter live Zeuge eines Mordversuchs wurde. Ultrarechte Juden zogen einen arabischen Fahrer aus dem Auto und schlugen auf ihn ein, selbst als er sich nicht mehr bewegte. Am nächsten Morgen fuhr Adi mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in den Norden. Der versuchte Lynchmord von Bat Yam, einem südlichen Vorort von Tel Aviv-Jaffa, löste einen nationalen Schock aus. Es gibt wohl kaum jemanden in Israel, der dieses Video nicht entweder live oder in einer der zahlreichen Wiederholungen gesehen hat.
„Bis dahin hatten wir ausgeharrt“, erzählt Adi im Kibbuz Dafna im Norden Israels, an der Grenze zum Libanon und zu Syrien, zwei Autostunden von Jaffa entfernt. Hinter ihr plätschert ein kleiner Fluss über Vulkansteine, Kinder spielen neben ihr im Gras. Die Juwelierin ist nicht die Einzige, die vor den Raketen der Hamas aus Gaza und der Gewalt in den Straßen in den Norden geflohen ist. Tel Aviver Hipster und Familien mit Kindern sitzen dieser Tage in den Cafés in der nördlichsten Stadt Israels, Kiryat Shmona, oder haben sich in den umgebenden Kibbuzim eingenistet.
„Wir hatten nicht so viel Angst vor den Raketen“, erklärt Adi, die ihren Nachnamen nicht veröffentlicht sehen möchte: „Wir haben einen Luftschutzbunker in unserer Wohnung, und die Sirenen sind bei uns nicht so laut, sodass unsere Tochter davon nichts mitbekam. Aber als wir den Lynchversuch sahen, war uns klar, dass es nach Jaffa überschwappen würde. Und wir sahen, dass die Polizei keine Kontrolle hatte.“
An kleine Auseinandersetzungen in Jaffa ist Adi gewohnt, etwa daran, dass jugendliche arabische Israelis Steine und Feuerwerkskörper auf ihr Haus werfen. Aber das war anders. „Es fühlte sich an, als würden wir fliehen.“ Adi zeigt auf ihre Tochter, die mit anderen Kindern aus Jaffa und Tel Aviv auf den großen Steinen am Fluss sitzt und die Beine ins Wasser baumeln lässt: „Ich wollte nicht, dass sie das miterleben muss.“
Eine Woche später, als die Wogen sich gelegt haben und der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas zu halten scheint, kehrt Adi mit ihrem Mann nach Jaffa zurück. „Ich kann den Stress noch spüren“, sagt sie am Telefon, sie hat an diesem Tag keine Zeit für ein persönliches Treffen, „aber es ist in Ordnung.“ Jaffa auf Dauer zu verlassen ist für sie, die gemeinsam mit ihrem Mann ein Juwelieratelier in der Altstadt besitzt, keine Option.
Seit zwanzig Jahren lebt Adi in der Nähe des Hafens, in einem modernen Haus, mit Blick auf das Meer. Sie liebt die Atmosphäre, die kleinen, verwinkelten Gassen mit ihren arabischen Steinbauten mit schattigen Terrassen und Mauerbögen über den Fenstern. Ihr Mann spielt gemeinsam mit Christen, Muslimen und Juden Basketball, auch er liebt die Diversität seiner Wahlheimat.
Adi, jüdische Juwelierin aus Jaffa
„Ich glaube, dass die Randalierer von beiden Seiten großen Schaden angerichtet haben, aber ich bin optimistisch. Die arabischen Israelis sind Teil von uns“, sagt sie: „Sie sind unsere Nachbarn.“
Yudith Ilany hat wenig für das Wort Koexistenz übrig. Sie zeigt auf ein Schild, das am Zaun eines Hauses im nördlicheren Teil Jaffas hängt, in Richtung Tel Aviv, dort wo der Prozentsatz der jüdischen Bevölkerung recht hoch ist. „Juden und Araber weigern sich, Feinde zu sein“, steht darauf. Seit Jahren wird der Spruch bei Gewaltausbrüchen gezeigt. In diesen Tagen hängt er an zahlreichen Türen, Fenstern und Geschäftseingängen von Jaffa. „Von Koexistenz kann man sprechen, wenn man es mit gleichberechtigten Parteien zu tun hat“, sagt Ilany und pustet die Haare ihres blondes Ponys nach oben: „Aber die palästinensischen Israelis sind eine unterprivilegierte Bevölkerungsgruppe, die in organisierter Weise diskriminiert wird, finanziell, legal, politisch, medial.“
Ilany ist Aktivistin, seitdem sie denken kann. Schon im Kindergarten hat Ungerechtigkeit sie wütend gemacht. Als sie in den 1980er Jahren nach Jaffa zog, wurde sie dort im „Jaffa-Komitee gegen Hausabriss“ aktiv, das Zwangsräumungen verhindern wollte, hauptsächlich von palästinensischen, aber auch von einigen jüdischen Israelis.
Obwohl Ilany vor einigen Jahren in die Hafenstadt Ashkelon im Süden Israels gezogen ist, ist sie dem Stadtteil und ihren Menschen noch sehr verbunden. Für gewöhnlich schläft sie einige Tage in der Woche auf der Couch von Freund*innen. Auch den jüngsten Krieg verbrachte sie bei Freund*innen in Ajami. Auf ihrem Hausboot im Hafen von Ashkelon konnte sie nicht bleiben, weil das Gelände vom nahen Gaza aus mit Raketen beschossen wurde.
Aus für Netanjahu? In Israel steigen die Chancen für eine neue Regierung jenseits des Likud von Benjamin Netanjahu. Damit würde der amtierende Ministerpräsident nach zwölf Jahren im Amt abgelöst.
Chance für Lapid Oppositionsführer Jair Lapid von der liberalen Zukunftspartei hat noch bis zum 2. Juni Zeit, um eine Regierungskoalition auf die Beine zu stellen. Er bemüht sich um ein Bündnis von ganz rechts bis links unter Einschluss einer arabischen Partei, der islamisch-konservativen Ra’am. Es wäre das erste Mal, dass eine arabische Partei aktiv an einer israelischen Regierung beteiligt wäre.
Bennets Entscheidung Zu der angestrebten Koalition zählt auch die ultrarechte Jamina-Partei von Naftali Bennett, die vor allem die Interessen von Siedlern im Westjordanland vertritt. Im Gespräch ist offenbar eine Rotation im Amt des Ministerpräsidenten zwischen Lapid und Bennett. Letzteren soll nach zwei Jahren Lapid als Regierungschef ablösen. Am Sonntagnachmittag wurde dazu eine Erklärung Bennetts erwartet, der einer Regierung unter Netanjahu bereits eine Absage erteilt hatte.
Alternative Neuwahlen Sollte Lapid bis zum Mittwoch mit einer Regierungsbildung scheitern, hätte das israelische Parlament 21 Tage Zeit, um sich auf einen anderen Ministerpräsidenten zu einigen. Gelingt auch dies nicht, werden Neuwahlen ausgerufen. Es wären die fünften Wahlen innerhalb von nur zweieinhalb Jahren. Anfang Mai war der amtierende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu damit gescheitert, die nötige Stimmenmehrheit in der Knesset hinter sich zu versammeln. (taz)
meinung + diskussion 12
Nun ist Ilany bei dem Notfallkomitee dabei, das palästinensische und jüdische Israelis gemeinsam Mitte Mai in Jaffa gegründet haben.
Die tieferen Ursachen des Konflikts
Fragt man Ilany, warum es ausgerechnet jetzt zu diesem Ausbruch der Gewalt gekommen ist, unternimmt sie eine Reise in die Vergangenheit, bis zum Jahr 1948, im israelischen Diskurs der Unabhängigkeitskrieg, im palästinensischen die „Nakba“, die Katastrophe.
Ilany ist Fotografin mit einer Leidenschaft für alte Alben. Drei befreundete palästinensische Damen, die den Krieg von 1948 miterlebt haben und noch immer in Jaffa leben, haben ihr ihre Fotoalben gezeigt. Ilany berichtet von Bildern mit Pianos und abendlichen Versammlungen zu Lyrikvorlesungen, teuren Autos in den Straßen. „Vor der Nakba war Jaffa eine pulsierende, moderne Stadt mit einer großen Mittel- und Oberschicht“, erzählt sie. Doch mit Beginn der Kämpfe im Jahr 1948 floh aus Jaffa, wer konnte.
Als die Stadt kurz vor der Unabhängigkeitserklärung Israels kapitulierte, lebten von den 70.000 Araber*innen nur noch etwa 3.000 in Jaffa, einige durften noch zur Familienzusammenführung zurückkehren. Den anderen wurde durch das „Abwesenheitsgesetz“ von 1950 eine Rückkehr unmöglich gemacht: Die verlassenen palästinensischen Häuser gerieten in die Hände des Staates und wurden später der Wohnungsgesellschaft Amidar übergeben. Fast alle verbliebenen Palästinenser wurden in ein umzäuntes Gebiet in Ajami gezwungen – von Arabern und Juden gleichermaßen als Ghetto bezeichnet.
Heute leben in Jaffa rund 20.000 arabische Israelis, die ganze Doppelstadt Tel Aviv-Jaffa hat knapp eine halbe Million meist jüdische Einwohner. Die Folgen der Zäsur von 1948 sind in Ilanys Augen in Jaffa immer noch spürbar, die eine florierende Metropole lange in ein von Armut geprägtes Viertel verwandelte.
Die Furcht vor der Räumung
„Die Inbesitznahme der Häuser begann 1948 und setzt sich bis heute fort“, sagt sie: „Der städtische Masterplan untersagte die Reparatur oder Erweiterung von bestehenden Gebäuden, die sich in den Händen der Wohnungsgesellschaft Amidar befanden.“ Die Bewohner*innen seien gezwungen gewesen, Reparaturen ohne offizielle Genehmigung durchzuführen, woraufhin Amidar ihnen einen Räumungsbescheid zugeschickt hat.
Viele Jahre lang staubten diese Bescheide vor sich hin, doch seit einiger Zeit, da die Immobilienpreise in Ajami mit seinen prachtvollen Bauten mit Blick aufs Meer durch die Decke gehen, holt die Wohnungsbaugesellschaft sie wieder hervor. Derzeit seien 300 Familien von Zwangsräumungen bedroht. Gekauft werden die Bauten von Menschen, die sich die horrenden Preise leisten können – das seien in den allermeisten Fällen nicht Palästinenser*innen, sondern Jüdinnen und Juden.
„Die Gentrifizierung ist nur ein Teil der Geschichte“, fasst Ilany zusammen: „Die Basis dafür ist das Ziel der ethnischen Säuberung. Diejenigen Jüdinnen und Juden, die hier leben, das orientalische Flair genießen und sich jetzt verraten fühlen, weil das friedliche Zusammenleben zerstört ist, die sind nichts weiter als etwas freundlichere Kolonisatoren.“
Brandstiftung der Synagoge
Etti Justi Cohen steht in der Synagoge, in die sie seit jeher zum Beten kommt – auch in diesen Tagen, nachdem unter einem der Fenster Benzin ausgeschüttet und in Brand gesetzt wurde. Die Täter wurden bisher nicht gefasst, doch alle gehen davon aus, dass es palästinensische Israelis waren. Das blau gestrichene Tor mit den Davidsternen hat bereits ein neues Schloss, das alte wurde aufgebrochen.
„Ich habe geweint, als ich gehört habe, dass unsere arabischen Nachbarn das Feuer gelöscht haben“, erzählt die Fünfzigjährige, die selbst nicht mehr in Jaffa wohnt, sondern im zehn Kilometer entfernten Rishon LeZion. Die arabischen Nachbarn, berichtet sie, hätten das Feuer mit Wassereimern und einem Gartenschlauch gelöscht und dann den Sohn des Rabbiners angerufen.
Cohens Eltern und Großeltern sind 1948 aus Tunesien nach Israel gezogen, 1959 gründeten sie die Synagoge im Westen von Jaffa. „Die Menschen hier, Muslime, Christen und Juden, leben hier seit Ewigkeiten zusammen, und wir leben gut hier zusammen. Ich hoffe, dass alle verstehen werden, dass wir hier füreinander da sein müssen und dem Ganzen ein Ende setzen.“
„Natürlich weigern wir uns, Feinde zu sein“, sagt auch Jack Saba, Direktor einer Nichtregierungsorganisation für Frieden- und Vermittlungsarbeit. Mit seinen kurzen braunen Haaren und dem gewinnenden Lächeln wäre er der Traum vieler Schwiegermütter. In seinem Büro in Jaffa reihen sich Bücher über die Geschichte des modernen Palästina an Werke des palästinensisch-amerikanischen Literaturtheoretikers Edward Said. Saba sieht die Ungleichheit zwischen Juden und Arabern als Ursache der Eskalationen.
Polizeigewalt ist derzeit ein großes Thema unter palästinensischen Israelis. „Allgemein herrscht das Gefühl, dass der Staat gegen uns ist, dass wir nicht nur von Individuen angegriffen werden, sondern auch von der Polizei.“
Der Tag, an dem Sabas Auto brannte, war der erste Abend, an dem in Jaffa alles aus dem Ruder lief. Saba war mit seiner Frau und seiner vierjährigen Tochter bei Freunden in Ajami, als die ersten Raketen aus Gaza auf Tel Aviv flogen. Eine Dreiviertelstunde lang spielten sie im Luftschutzbunker des Hauses Verstecken und sangen, damit die Kinder das Krachen und das Heulen der Sirenen nicht hörten. Als Saba kurz danach, zurück in der Wohnung der Freunde, den Balkon betrat, stand sein Auto in Flammen.
Saba löschte gemeinsam mit den Freund*innen und Nachbarn das brennende Auto. Die Feuerwehr sei bei den Bränden nicht mehr hinterhergekommen. Zahlreiche Fahrzeuge und Müllcontainer gingen in Flammen auf. Die Polizei traf 30 Minuten nach Sabas Anruf ein. Er berichtet, dass alles, was der Polizist tat, war, umständliche Fragen zu stellen, um herauszufinden, ob Saba Jude oder Araber sei. Schließlich drehte er sich zu seinem Kollegen um, sagte: „Er ist Araber“, und machte sich zum Gehen auf.
Ungleiche Behandlung durch die Polizei
„Diese Begegnung war symbolisch dafür, wohin sich alles entwickelte“, sagt Saba, holt sein Handy hervor und öffnet ein Video, das einige Stunden nach dem live übertragenen Lynchversuch in Bat Yam aufgenommen worden ist. „Während sämtliche Proteste und Demonstrationen von palästinensischen Israelis in Jaffa von der Polizei mit Blendgranaten aufgelöst wurden, randalierten die ultrarechten jüdischen Hooligans auch nach dem Lynchen in Bat Yam ungestört weiter“, sagt er.
In dem Video ruft eine Gruppe von Hooligans „Tod den Arabern“. Eine Gruppe junger palästinensisch-israelischer Anwohner läuft ihnen entgegen und wirft Steine auf sie. Erst in dem Moment, als die Hooligans abrücken, kommt die Polizei und nimmt die Steine werfenden Anwohner fest.
Einem Bekannten von Saba schoss die Polizei ins Gesicht, weil dieser vom Balkon aus die Polizeipatrouille filmte. Das Video davon ging unter palästinensischen Israelis viral. Die Kamera fällt, Sabas Bekannter schreit vor Schmerzen und erleidet schwerste Verbrennungen.
Jack Saba, arabischer Einwohner von Jaffa
Saba gibt dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu eine Mitschuld an der Eskalation der Ereignisse. Doch es gehe auch um die Häuserkämpfe, die sich derzeit nicht nur in Jaffa abspielten. Ob die Eskalation auch als eine Art Weckruf gedeutet werden könne? Oder wird alles zum Alten zurückkehren? Saba wiegt seinen Kopf hin und her. „Zum ersten Mal sagen die Palästinenser*innen in Gaza, im Westjordanland und die palästinensischen Israelis mit einer Stimme, dass sie gleiche Rechte wollen, dass sie gegen staatliche Gewalt sind“, sagt er und nickt: „Das ist neu. Und dieses Momentum wird nicht so leicht aussterben.“
An einem Schultor nicht weit entfernt von Sabas Büro hängt ein buntes Plakat mit Comicfiguren, eine von ihnen trägt eine Kippa, eine andere ein Kopftuch, zwei Affen sind auch darunter. „Hier lernen Menschen“ steht darauf auf Hebräisch und Arabisch. Die Künstlerin Shoshke, mit richtigem Namen Zev Engelmayer, verteilt diese Illustration, die sie auf dem Höhepunkt der Gewaltausbrüche angefertigt hat. Ihr Mailprogramm quillt seitdem über vor Bestellungen. Siedler*innen aus der Westbank bitten um Zusendung genauso wie Restaurantbesitzer*innen aus dem arabischen Dorf Abu Gosch westlich von Jerusalem. Sogar aus Deutschland seien Bestellungen gekommen. „Wir waren Affen, die von Baum zu Baum sprangen, bevor wir gelernt haben, uns mit Raketen und Bomben in die Luft zu jagen“, sagt Shoshke: „Wenn wir die Idee, dass wir alle Menschen sind, verstanden haben, dann kann dieser Konflikt gelöst werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers