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Antifa in den USA bald „Terrorgruppe“Gegen alles, was links ist

US-Präsident Trump will die Antifa zur Terrorgruppe erklären. Er will damit alles treffen, was links der MAGA-Bewegung politische Arbeit macht.

Unter Generalverdacht: Mitglieder einer antifaschistischen Gruppe am Tag der Arbeit in Washington Foto: Tom Hudson/imago

Eine Woche nach dem Attentat auf den rechten Publizisten und Trump-Unterstützer Charlie Kirk treibt die US-Regierung den Kampf gegen ihre politischen Gegner voran. Am Mittwoch kündigte Trump an, die Antifa als „terroristische Organisation“ einzustufen. „Ich werde außerdem nachdrücklich empfehlen, dass diejenigen, die ­ANTIFA finanzieren, gemäß den höchsten rechtlichen Standards und Praktiken gründlich untersucht werden“, schrieb der Präsident auf seiner Plattform Truth Social. Trump sprach von der Antifa als ein „kranke, gefährliche, radikale Katastrophe“.

Unklar ist jedoch, wie dieses Vorgehen aussehen soll. Auch in den USA ist die Antifa keine straffe Organisation, die Mitgliederausweise ausstellt, sondern ein loser Zusammenschluss von Aktiven und Sympathisanten. Die Befürchtung ist, dass Trump und seine Leute die Antifa-Anschuldigungen als diffusen Vorwurf ins Feld führen könnten, um die Polizei und Geheimdienste gegen alle möglichen Akteure links der MAGA-Bewegung einzusetzen, besonders gegen NGOs, Aktivisten oder auch die Demokratische Partei.

„Dies ist nur eine von vielen Maßnahmen, die der Präsident ergreifen wird, um gegen linke Organisationen vorzugehen, die politische Gewalt schüren“, sagte ein Regierungsvertreter dem Sender CNN.

Am Dienstag war der mutmaßliche Kirk-Attentäter Tyler Robinson dem Haftrichter vorgeführt worden. Bislang gibt es kaum Indizien, dass er ein linker Überzeugungstäter war, geschweige denn Verbindungen zu Antifa-Gruppen hatte. Tatsächlich gibt es vielmehr Hinweise darauf, dass Robinson eher unpolitisch war. Doch das hält Trump und Co. nicht davon ab, Robinson als Linksextremisten hinzustellen.

Trump sprach von der Antifa als ein kranke, gefährliche, radikale Katastrophe

Ein ähnliches Bild zeichnet die Regierung auch von dem palästinensischen Aktivisten und früheren Studenten an der Columbia-Universität, Mahmoud Khalil. Khalil war im März von ungekennzeichneten Agenten der Abschiebebehörde ICE entführt worden, obwohl er im Besitz einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis war, und erst im Juni wieder freigekommen.

Doch am Mittwoch urteilte ein Richter im Bundesstaat Louisiana, wo Khalil festgehalten worden war, dass der Aktivist nach Algerien oder Syrien abgeschoben werden soll. Als Begründung führte der Richter an, Khalil habe bei seiner Bewerbung für eine Green Card relevante Informationen vorenthalten.

Khalils Anwälte wollen die Entscheidung anfechten. Sie argumentieren, dass eine vorangegangene Anweisung eines Bundesbezirksrichters, die eine Abschiebung verbietet, Vorrang vor dem jüngsten Richterspruch hat. Khalil sprach von einem „Scheingericht“.

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35 Kommentare

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  • Das teils martialische Auftreten der Antifa berechtigt in keiner Weise zu ihrer Einordnung als Terrorgruppe. Zudem ist anzunehmen, dass für Trump „Antifa“ alles ist, was links seiner MAGA-Bewegung steht.

  • Antifa verbieten auch in Deutschland?

    Die Antifa vertritt als lose, dezentralisierte Bewegung legitime Interessen, allerdings ist diese Bewegung zu einem guten Teil von Gewalttätigkeiten, Gewaltverherrlichung und martialischem Auftreten geprägt.

    Wenn es die Bewegung schafft friedlich zu sein, dann kann sie positiv zur Stabilisierung unserer Demokratie beitragen. Schafft sie das nicht, sollte sie verboten werden.

    • @Black & White:

      "...allerdings ist diese Bewegung zu einem guten Teil von Gewalttätigkeiten, Gewaltverherrlichung und martialischem Auftreten geprägt."

      Haben Sie dafür Zahlen? Belege?

      Wie Sie feststellen, handelt es sich um eine lose, dezentralisierte Bewegung. Genau genommen kann sich jeder als "Antifaschist" bezeichnen. Das ist kein geschützter Begriff. Sogar Schlägertrupps, die ins Ausland fahren, um Menschen zu verprügeln, dürfen sich so nennen, obwohl ihre Verhalten mit Antifaschismus nicht das geringste zu tun hat.

      Es ist leicht, das Verbot einer Bewegung zu fordern, die als feste Bewegung nicht existiert und der sich jeder zugehörig erklären kann, ohne dass es jemanden gibt, der das unterbinden kann. Letztlich läuft es auf genau das hinaus, was Trump will. Mit einem Kampfbegriff einen Vorwand für politische Verfolgung JEDES Gegners schaffen. Wer "Antifa" ist, legen in einem solchen System die Verfolger fest.

      Es wäre eine Katastrophe, wenn wir in Deutschland noch mal auf ein solches Vorgehen hereinfallen. Eigentlich sollte 1933 als Warnung reichen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Vielleicht würden Sie mir darin zustimmen, dass ideologische Verbretterung niemals ein guter Ratgeber im Kampf gegen den Faschismus sein kann.



        Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass sich alle Demokraten als Antifaschisten verstehen. Und man kann sich die Frage stellen, warum das eben nicht so ist.



        Klar haben rechte Politiker und Medien ein Interesse daran, die Antifa als linksradikal und militant = verfassungsfeindlich zu konnotieren. Und eine Mehrheit der Bevölkerung folgt ihnen in der Einschätzung allzu bereitwillig.



        Das ist aber nur die eine Seite der Medaille: ein Teil des autonomen Spektrums der Antifa tut aber auch alles dafür, um genau den Eindruck aufrechtzuerhalten, den @Black & White als „martialisch“ bezeichnet hat.



        Historisch gesehen macht die auf Demos gegen Rechts als „schwarzer Block“ auftretende Antifa doch die selben ideologischen Fehler wie zu Beginn der 30er Jahre die KPD mit ihrer Sozialfaschismus-Theorie.



        Wer andere aus antifaschistischen Bündnissen ausschließt und sich als DIE Avantgarde im Kampf gegen Rechts betrachtet, muss sich nicht wundern, dann selbst isoliert dazustehen.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Antifa ist halt ein politischer Kampfbegriff. Wird von Linken wie von Rechten benutzt die totalitär drauf sind und Leute terrorisieren wollen damit sie sich der jeweils gewünschten Vorherrschaft der Wenigen beugen.

        Das kommt davon wenn in den politischen Debatten halt immer nur zwischen links und rechts unterschieden wird.

        Den Beide *Ismuse wollen auf keinen Fall, & das wird - halt mit Terror - bekämpft: Liberale Gesellschaften.

  • Antifaschisten sind jetzt also Terroristen? Das kann nur von Faschisten kommen.

  • Da ist jetzt die Stunde der Gesinnungsschnüffelei und der Denunzianten!



    Wo sind eigentlich die Demokraten, wo die Massendemos - man hört und sieht nichts.

    • @Il_Leopardo:

      Die Demokraten stellen alberne Videos ins Internet...

    • @Il_Leopardo:

      Die Demokraten sind ruhig und verstecken sich, weil sie Angst haben, dass der "Durchgeknallte" sie nach Alligator Alcatraz bringt.

  • Nun, Stephen Miller, der eigentliche Strippenzieher im Weißen Haus, hat auch schon angekündigt, die Demokraten als terroristische Organisation einstufen lassen zu wollen. Proteste gegen Trump und sein Regime sollen generell unter Strafe gestellt werden, jedwede Kritik an ihm ebenso. Ein faschistisches Drehbuch 1 zu 1.

  • Wann kommt das Ermächtigungsgesetz?

    • @Stefan Schmitt:

      Einen Tag später erklären die gewichtigen «blauen Staaten» ihren Austritt aus der Union.

      Schön wird das alles nicht werden. Es ist schon sehr hässlich.

      • @Deutschfranzose:

        Da müssten sie bereit sein zu kämpfen - und das seh ich nicht.



        Demokraten weltweit sind sich seit langem viel zu schön die Hände dreckig zu machen. Das hat man "dem Ami" überlassen, ihn dafür in schöner Regelmäßigkeit beschimpft, obwohl man sehr gut, ja fürstlich von seiner Hegemonie lebte, sichere Transportwege und günstigen Zugriff auf Ressourcen weltweit genoss und durch Abschreckung des allmächtigen Militärs ohne Bedrohung von außen lebte.



        Und das war in den USA nicht anders. Auch da meinen die Urbanen in Kalifornien und an der Ostküste geistig und gesellschaftlich den Hinterwäldlern von Corn- und Biblebelt überlegen zu sein, obwohl auch sie von denen zehren.



        Progressiv schön und gut, aber mit Worten gewinnst du keinen Blumentopf gegen Al Quaida, Putin, ISIS, China, gegen überhaupt jeden Player.



        Das funktioniert nur in einer utopischen Welt, in der alle Menschen dem Miteinander den ersten Rang einräumen.



        Darauf haben aber Al Quaida, ISIS, Putin, China keine Lust. Da steht das Ich nicht nur vor dem Wir, da steht das Ich gegen das Wir.



        Der weltweite Rechtsruck ist keine politische Bewegung, es ist eine Götterdämmerung und Rückbesinnung auf Eigensicherung vor Universalismus.

        • @Saskia Brehn:

          Was für eine krude (globale) Verschwörungstheorie!



          Dass sie aus dem 'Osten' kommt, ist an dem "Ami" ablesbar, der im 'Westen' eigentlich schon länger nicht mehr üblich ist (vielleicht wegen der Verwechselbarkeit mit dem französischen "ami"?)



          Aber selbst wenn ich darüber* hinwegsehen wollte, weil es um ein Erklärungsmodell für den "weltweiten Rechtsruck" zu gehen scheint - spätestens bei der "Götterdämmerung [?] und Rückbesinnung auf Eigensicherung vor Universalismus" frage ich mich doch, was Sie zu solchen 'Schlussfolgerungen' gebracht haben mag: keine politische Bewegung, sondern eine Rückbesinnung? Statt 'wir', und universalem 'miteinander' das blanke 'ich', 'ich', 'ich' der "Al Quaida, ISIS, Putin, China" - und nicht auch eines Trump? Das rücksichtslose Pokerspiel der Machtgierigen eine bloße (verantwortungsbewusste?) "Rückbesinnung auf Eigensicherung"?



          Mit solchen Verharmlosungen dürfen Sie sich weltweit des Beifalls der extremen Rechten, auch der AfD sicher sein.

          * 'Demokraten' hätten (in Europa wie im urbanen Kalifornien...) die Schutzmacht USA, deren Schmarotzer sie sind, "regelmäßig beschimpft". Demnach hätte Trump also recht, sie und uns jetzt zu 'bestrafen'...

          • @Auweiowei:

            Sie haben mich komplett falsch verstanden. Sie münzen alles auf Politik. Politik ist komplett egal.



            Es geht um das Gefühl in der Gesellschaft. Und da ist heute Abstiegsangst.



            Wer Angst hat hortet, gibt nicht gerne ab, teilt nicht gerne = Eigensicherung.



            Am Ende profitieren davon AfD, Trump und co. Keine Frage. Die haben die Menschen aber nicht verführt.



            Trump und die AfD profitieren von der Kombination aus Corona, Flüchtlingswellen, wirtschaftlicher Schwäche und militärischer Bedrohung (China vs USA, Russland vs EU) und bieten im Gegensatz zu demokratischen Parteien einfache Lösungen an.



            Ob die funktionieren oder nicht ist egal. Hauptsache das Versprechen, dass alles so wie früher wird.



            Wenn das Öl wieder günstig ist, der Russe wieder still und uns zum Nulltarif Gas liefert, wenns für jeden wieder für Urlaub, Haus und Auto reicht, dann wird auch wieder geklatscht am Bahnhof.

        • @Saskia Brehn:

          „Der weltweite Rechtsruck ist keine politische Bewegung, es ist eine Götterdämmerung und Rückbesinnung auf Eigensicherung vor Universalismus“

          Können Sie bitte diesen Satz näher erläutern?

          • @Klabauta:

            Es gibt keinen Rechtsruck. Die Menschen haben sich nicht "plötzlich" verändert. Die soziale Lage hat sich stark verändert.



            Corona, Inflation, USA und Europa die am Ende ihrer Vorherrschaft scheinen und ein China und Russland, die die globale Rangordnung in Frage stellen wollen.



            Das ist es, was zwischen 2015 und 2025 liegt. In dieser Zeit sind große Teile der Mittelschicht aller westlichen Nationen nach unten gerutscht. Heute träumt man nicht mehr vom Aufstieg, sondern ängstigt sich vor dem Abstieg.



            Das liegt zwischen 2015 und 2025. Das ist der Unterschied zwischen klatschen am Bahnhof und Migrationsobergrenze.



            2015 war so viel da, dass man gerne ein paar Brotkrumen abgeben wollte, heute denken mehr und mehr Menschen wieder zuerst an den eigenen Bauch bevors ans "teilen" geht.



            Wobei wir ja nie wirklich geteilt haben, wir haben immer nur einen Teil unseres Überschusses abgegeben. Nu ist kein Überschuss mehr, zumindest aus unserer Sicht, da kommt der Neid auf.



            Arm gegen reich. Einheimisch gegen fremd.



            Ich zuerst. So waren wir 2015 und sind es heute. Nur heute fehlt das Mehr, drum bleibts nur bei dem Ich, überschüssige Brotkrumen sind nicht mehr.



            Eigensicherung vor Universalismus.

        • @Saskia Brehn:

          Aha, Demokraten weltweit?



          Also haben auch amerikanische Demokraten den "Ami" beschimpft?



          Und wer hat ihn in Europa beschimpft?



          Wenn Sie Kritik mit Beschimpfungen gleichsetzen wollen, bitte.



          Wenn Beschimpfungen, dann kommen sie aber eher vom rechten und linken Rand.

          • @Barnie:

            "Also haben auch amerikanische Demokraten den "Ami" beschimpft?"



            Fragen Sie mal die Vietnamheimkehrer.

        • @Saskia Brehn:

          "Auch da meinen die Urbanen in Kalifornien und an der Ostküste geistig und gesellschaftlich den Hinterwäldlern von Corn- und Biblebelt überlegen zu sein, obwohl auch sie von denen zehren."

          Tatsächlich zehren die sich moralisch überlegen fühlenden Roten (Rep) Bundesstaaten extrem von den wirtschaftlich deutlich potenteren Blauen Staaten. Mal davon abgesehen, dass das Electorial College Wahlsystem der USA die älteste DEI Maßnahme überhaupt darstellt, weil jede Wählerstimme eines "Hinterwäldlers" das mehrfache Gewicht einer "blauen" Stimme hat.

          Manche Demokraten bringen derzeit mal wieder die Idee einer Soft Secession ins Spiel, nach der Blaue Staaten einfach mal ihre Transferzahlungen an die Bundesregierung einstellen oder mindestens einschränken. Eigensicherung geht auch andersrum.

      • @Deutschfranzose:

        Schon Lincoln hat gesagt, dass ein Austritt aus der Union nicht vorgesehen ist. Die Union sah die Konföderierten Staaten als in Rebellion befindlich. Das erlaubte den Einsatz von Bundestruppen zur Niederschlagung eines Aufstandes. Hat allerdings vier Jahre gedauert.

    • @Stefan Schmitt:

      Hat Trump ja schon angekündigt. 2024 mussten die Wähler das letzte Mal wählen gehen. Also muss es bis 2028 da sein.