Annäherung zwischen Trump und Putin: Für die Ukraine nur noch der Katzentisch
Der sich anbahnende Deal zwischen Trump und Putin ist ein Desaster für die Ukraine. Mitschuld hat auch Europa wegen seiner Planlosigkeit.
![Im Mittelgrund dominieren EU und Ukriane Flaggen, im Vordergrund is Volodymyr Zelenskiy dabei einen Unterschied aufzuzeigen Im Mittelgrund dominieren EU und Ukriane Flaggen, im Vordergrund is Volodymyr Zelenskiy dabei einen Unterschied aufzuzeigen](https://taz.de/picture/7530274/14/37138400-1.jpeg)
E in Bruch des Völkerrechts, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zahlen sich aus: Russlands Präsident Wladimir Putin spielt wieder mit im Konzert der Großen. Die Aufwertung des Kremlchefs, der mit europäischen Politiker*innen zu verhandeln ohnehin für unter seiner „Würde“ hält, geht auf das Konto von US-Präsident Donald Trump. Der steckte in einem Telefonat mit Putin am Mittwoch den Rahmen für Friedensverhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine ab. Tenor: Eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine wird ausgeschlossen, dauerhafte Gebietsverluste sind unvermeidlich.
Nach dem Motto „Wir sind raus“ soll sich Europa, was die Ukraine angeht, in Gänze um die Resteverwaltung sowie um seine eigene Sicherheit und Verteidigung kümmern. Freundlicherweise wurde der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj von dem Zwiegespräch zumindest in Kenntnis gesetzt. Übrigens: Von etwaigen Möglichkeiten der USA, auch auf Moskau Druck auszuüben, wie noch in einem Plan des US-Ukraine-Sondergesandten Keith Kellogg vom vergangenen November nachzulesen war, ist keine Rede mehr.
Washingtons ultimative Ansage ist mit der Formulierung eines „schwarzen Tages für Kyjiw“ noch wohlwollend umschrieben. Fast drei Jahre Krieg mit zigtausend Toten, Verwundeten, heimatlos geworden Ukrainer*innen und flächendeckenden Zerstörungen haben das Land gezeichnet. Jetzt könnte ein Szenario Wirklichkeit werden, das viele Ukrainer*innen mit Angst erfüllt: dass bei Trumps großem Deal für die Ukraine allenfalls am Katzentisch ein Stuhl bereit steht.
Es könnte noch härter kommen
Dort dürften, so wie es aussieht, auch führende europäische Politiker*innen Platz nehmen. Die EU hatte nie einen Plan, geschweige denn, dass sie mit einer Stimme gesprochen hätte. Deshalb trägt Brüssel mit die Verantwortung für eine Entwicklung, die nicht mehr aufzuhalten scheint. Ja, viele europäische Länder haben geliefert – mitunter zögerlich und in Summe nie das, was die Ukraine, trotz gegenteiliger Verlautbarungen, wirklich brauchte. Das dürfte nicht besser werden. Eine der drängendsten Fragen ist, wer für die Ukraine künftig Sicherheitsgarantien übernimmt, wie diese aussehen und durchgesetzt werden sollen.
Der Westen wäre gut beraten, bei Verlautbarungen aus dem Kreml auch zwischen den Zeilen zu lesen. Moskau, so hieß es am Donnerstag, wolle mit Trump auch über die „Sicherheit in Europa“ sprechen. Das erinnert an einen Forderungskatalog Russlands vom Dezember 2021. Länder der früheren Sowjetunion dürften nicht Nato-Mitglieder werden, und die Nato müsse sich aus Ländern zurückziehen, die nach Mai 1997 dem Verteidigungsbündnis beigetreten seien, hieß es darin. Was am 24. Februar 2022 folgte, ist bekannt und lässt nur einen Schluss zu: Es könnte noch härter kommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Auto rast in Demonstration in München
Fast 30 Verletzte – Söder und Faeser sprechen von Anschlag
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump will mit Putin in Saudi-Arabien über Ukraine reden
Das BSW im Wahlkampf
Kein Schlager mehr
„Hofnarr“-Äußerung über Joe Chialo
Olaf Scholz ist kein Rassist
Max Uthoff fällt bei „die Anstalt“ aus
Linke Wahlwerbung statt ZDF-Satire
Demos gegen Rechts
Die autoritären Einschläge kommen näher