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Angriff auf Hilfskonvoi in Gaza„Katastrophe ist menschengemacht“

Die israelische Armee hat einen Hilfskonvoi in Gaza beschossen. Riad Othman von Medico International spricht von einem gezielten Angriff.

Langwierig und uneffektiv: Ein mit Lebensmitteln beladener Lastkahn der World Central Kitchen kommt vor der Küste von Gaza an Foto: Israel Defense Forces/reuters
Judith Poppe
Interview von Judith Poppe

wochentaz: Herr Othman, Israel hat nach einem Gespräch mit US-Präsident Joe Biden angekündigt, nun endlich den nördlichen Erez-Übergang nach Gaza für Hilfslieferungen zu öffnen, außerdem sollen mehr Güter durch den Kerem-Schalom-Übergang kommen.

Riad Othman: Die Entscheidung geht in die richtige Richtung. Aber die Sinnhaftigkeit solcher Entscheidungen steht und fällt natürlich damit, wie viele Lastwagenladungen tatsächlich täglich über jeden Übergang abgewickelt werden. Und das ist die Krux. Es gab ja völlig erratische Zulassungskriterien; ganze Lastwagenladungen wurden zurückgeschickt, und anders als die israelische Armee behauptet, kamen nicht genügend Ladungen rein und deren Verteilung konnte aufgrund von Zugangsbeschränkungen wegen der Sicherheitslage teilweise nicht gewährleistet werden. Die Entscheidung, Erez zu öffnen, ist kein Selbstläufer, solange die Amerikaner nicht mit entsprechendem Druck festgelegt haben, wie viele Ladungen an humanitärer Hilfe Israel hineinlassen muss. Der Teufel steckt auch hier im Detail.

Foto: Gordon Welters
Im Interview: Riad Othman

Jahrgang 1976, ist seit 2016 Nahost­referent für die Menschenrechtsorganisation Medico International in Berlin. Davor war er Medico-Büroleiter in Israel und Palästina.

US-Präsident Biden hatte das Gespräch mit dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu wegen eines Angriffs auf einen Konvoi der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) anberaumt. Sieben internationale Mit­ar­bei­te­r*in­nen der WCK wurden bei dem Angriff getötet. Wie haben Sie diesen Vorfall aufgenommen?

In meinen Augen ist das eine Fortsetzung der Politik, die wir in den letzten Monaten gesehen haben: Israel greift humanitäre Strukturen, Gesundheitseinrichtungen, Ambulanzen systematisch an; humanitäre Hilfe wird entgegen dem Völkerrecht systematisch vorenthalten oder zumindest nicht in ausreichendem Maße zugelassen. Das lässt sich auch festmachen an der Zahl von Hunderten Mit­ar­bei­te­r*in­nen des Gesundheitssektors, die seit dem 7. Oktober in Gaza getötet wurden. Alleine bei der UNRWA sind das bislang 176. Viele dieser Fälle sind nicht mit der Präsenz der Hamas oder militanten Pa­läs­ti­nen­se­r*in­nen zu rechtfertigen.

Kann man denn Hamas-Präsenz in den Krankenhäusern ausschließen?

Wenn eine Armee systematisch eigentlich alle Krankenhäuser in Gaza so schwer beschädigt oder zerstört, dass am Ende nur noch 10 von 36 in Teilen funktional sind; wenn auch einfachere Gesundheitszentren zerstört worden sind, dann liegt meines Erachtens nach den 412 Angriffen seit dem 7. Oktober ein systematisches Vorgehen zugrunde. Im selben Zeitraum hat es im Westjordanland übrigens 450 Übergriffe auf Gesundheitseinrichtungen und Ambulanzen oder Angriffe auf diese gegeben, die sich nicht mit dem Krieg rechtfertigen lassen.

Halten Sie den Angriff auf den Konvoi von WCK auch für einen gezielten?

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

In den Medien ist öfter von „einem Luftangriff“ die Rede. Man erkennt aber aus den Geodaten der Bilder, dass die drei Fahrzeuge der WCK über eine Strecke von 2,5 Kilometern gezielt angegriffen wurden. Zuerst wurde ein Fahrzeug getroffen. Dann etwa 800 Meter weiter das zweite, in das Überlebende aus dem ersten verfrachtet worden waren. Das dritte Fahrzeug wurde dann nochmal 1,6 Kilometer weiter südlich angegriffen. Da kann man nicht mehr von einem Versehen sprechen.

WCK hat ihre Mitarbeiter nach dem Angriff aus Gaza abgezogen.

Abziehen klingt so endgültig. Meines Erachtens suspendieren sie vorübergehend ihre Arbeit genauso wie andere Organisationen, etwa Project Hope, bis geklärt ist, wie denn in Zukunft sichergestellt werden kann, dass keine humanitären Helferinnen und Helfer mehr angegriffen werden.

Wie kann ihre Sicherheit denn sichergestellt werden?

Ich glaube, bei der Art der Kriegsführung kann nicht wirklich ausgeschlossen werden, dass so etwas nochmal passiert. Nicht bei dem Vorgehen und nicht bei der Bevölkerungsdichte. Das kann eigentlich nur geschehen, indem es endlich eine Waffenruhe gibt.

Allerdings scheint die Hamas auch ihre zivilen Opfer in Kauf zu nehmen.

Ja, das stimmt. Doch die Hamas allein für alles verantwortlich zu machen, was in Gaza passiert, ist eben auch falsch. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, Karim Khan, war da ganz klar: Auch wenn die Hamas sich inmitten von Zivilbevölkerung aufhält oder geschützte Einrichtungen missbraucht, gelten weiterhin die Regeln des Internationalen Rechts, und da trägt die prinzipielle Verantwortung die Partei im Konflikt, die den Abzug drückt. Hamas andererseits trägt die Verantwortung für das, was am 7. Oktober geschehen ist, für die ermordeten Zi­vi­lis­t*in­nen und die Geiseln. Auch für den unterschiedslosen Beschuss israelischer Städte mit Raketen. Das sind auch Kriegsverbrechen und für die wird sich die Hamas zu verantworten haben.

Hilfsorganisationen – wie auch Medico – warnen nach wie vor, dass Gaza kurz vor einer Hungersnot steht.

Ja. Laut IPC, einem international anerkannten Instrument zur Feststellung von Hungerkrisen, befinden sich eineinhalb Millionen Menschen in den zwei höchsten Stufen des Warnsystems für die Hungersnot – vor allem im Norden von Gaza, den die israelische Armee kontrolliert. Weitere knapp 600.000 Menschen befinden sich auf Stufe drei, also bereits in einer schweren Krise. Es gibt vor allem unter kleinen Kindern bereits einige Hungertote. Die Menschen sterben ja oft nicht direkt durch die Einwirkung des Hungers, sondern durch Infektionskrankheiten, mit denen der Körper unter normalen Umständen fertig werden würde.


Droht mit dem Rückzug von WCK und anderen Hilfsorganisationen aus Gaza eine weitere Verschärfung der Situation?

Ich halte die Auswirkungen auf die humanitäre Lage in Gaza für vernachlässigenswert. Die Mengen, die WCK über den Seekorridor umsetzen kann, sind sehr gering im Vergleich zu dem, was über Land reinkommen könnte. WCK hat eine wichtige Aufgabe übernommen in einer Situation, in der Hilfsorganisationen die Wahl zwischen Pest und Cholera hatten. Sie haben sich dazu bereit erklärt, bei dem Seekorridor mitzumachen, den andere Hilfsorganisationen, die schon lange in Gaza arbeiten, zu Recht kritisiert haben.

Wieso zu Recht?

Es war beispielsweise nicht klar, wie die Verteilung laufen soll. WCK hatte ja keine Verteilungsstruktur, die irgendwie vergleichbar wäre mit dem, was lokale, palästinensische Organisationen und vor allem die UNRWA dort seit Jahrzehnten aufgebaut haben. Das Hauptproblem aber ist, dass auch mit diesem maritimen Korridor die Hilfslieferungen nach Gaza völlig unzureichend bleiben. Da muss man einfach mal rechnen: Wie lange braucht ein Schiff mit 240 Tonnen Hilfsgütern von Zypern an die Küste von Gaza? Wie lange braucht die Entladung auf diesem schwimmenden Pier, wenn er denn mal fertig ist? Wie lange braucht es dann, um die Lieferungen in die flachen Küstengewässer von Gaza zu bringen? Zum Vergleich: Ein Lkw allein kann mindestens 27 Tonnen laden. Zehn Lkws könnten also auf einfachem Weg liefern, was als Ladung per Schiff viel länger unterwegs ist und mehrfach umgeladen werden müsste.

Würden Sie sagen, die Lieferung per Schiff hätte nicht erfolgen sollen?

Nein, ich sage, dass das Vorgehen Irrsinn ist. Die humanitäre Katastrophe in Gaza ist rein menschengemacht, und um die zu beheben, braucht es keinen Seekorridor, sondern den Zugang über Land – der ja prinzipiell möglich ist. Luftabwürfe oder auch ein Seekorridor – das sind wirklich Mittel der allerletzten Wahl. Ich habe als humanitärer Helfer ein einziges Mal Luftabwürfe erlebt, das war nach dem Erdbeben in Pakistan 2005, als ganze Berghänge abgerutscht waren und in den ersten Tagen selbst mit Maultieren kaum Hilfe in die Bergdörfer gelangen konnte. Da hat eine Naturkatastrophe den Zugang verhindert. Aber das ist hier nicht so. Hier verhindert – bislang – eine Armee auf Anordnung ihrer Regierung den Zugang und wird dabei noch mit Waffen aus den USA und der Bundesrepublik beliefert. Das ist inakzeptabel.

Was fordern Sie als Medico von der deutschen Regierung?

Unter den gegebenen Umständen, mit weithin tatsächlich zum Teil durch israelische Streitkräfte selbst dokumentierten Kriegsverbrechen in Gaza, wäre es geboten, Waffenlieferungen umgehend einzustellen. Dabei geht es nicht um Munition für den Raketenschild, sondern um kriegstaugliche Waffenlieferungen. Die Bundesregierung sollte die eigenen Verpflichtungen nach internationalem Recht endlich wahrnehmen

… Sie meinen, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch Drittstaaten zu verhindern?

Ja, laut ihren Verpflichtungen nach Genfer Konvention und Römischem Statut. Und: Deutschland sollte Druck auf die israelische Regierung ausüben, dass auch sie sich an internationales Recht halten muss. Und das geht eigentlich nur mit einer Waffenruhe beziehungsweise dann auch einem Waffenstillstand.

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24 Kommentare

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  • @ Sabine Was wäre den gewesen wenn man vor der Vergeltung alle Frauen, Kinder, Alte und Kranke evakuiert hätte.



    Frage: Warum hassen die Palästinenser ihre Nachbarn weil die Ihnen ihr Land wegnehmen? Weil sie keine Möglichkeit haben auszureisen? Warum haben solche extremen Organisationen wie die Hamas so einen Zulauf liegt das an der Bildung oder an der Perspektivlosigkeit der Jugendlichen?



    Warum ist Israel sich der Folgen des eigenen Handelns nicht bewusst?



    Es wird so sein dass alle palästinensischen Gebiete zu Israel gehören werden wenn die jetzige Regierung an der Macht bleibt.



    Religiöser Fanatismus auf beiden Seiten da gibt es nichts zu Verhandeln, leider.

  • "Die Weltgemeinschaft schaut zu und hebt den Zeigefinger wo bleibt da die Moral schrecklich wann schließt die Gemeinschaft solche Menschen aus doch eigentlich nur wenn sie anders denkt."

    Ich fände es zielführender, wenn die Weltgemeinschaft, statt den moralischen Zeigefinger zu heben, hilfreiche Vorschläge machen würde, wie die verbliebenen ca. vier Bataillone und die Anführer in Gaza festgesetzt werden können, ohne, dass zuviele Menschen sterben.



    Ich habe noch keine sinnvollen Vorschläge gehört und mir selbst fällt auch nichts dazu ein, außer dem, wie die jüdische/Israel-Seite vorgeht.

    Die gegenwärtige Situation ist grausam für alle Betroffenen und Anteil nehmenden, aber wenn sich die IDF zurückzieht, ohne die o.g. Bataillone und Anführer (im Idealfall) festgesetzt zu haben, finden die nächsten Pogrome statt, dann erfolgt wieder ein Krieg, dann sterben erneut zu viele Menschen usw..

    Ich weiß, dass die Anhänger der Gaza-Hamas-palästinensischen-Seite annehmen, wenn Israel sich zurückzieht und Zugeständnisse macht, dann können dort beide Seiten in Frieden leben. Das glaube ich persönlich nicht.



    Iran, Hizbollah, Hamas und weitere Antisemiten werden unabhängig davon, was die jüdische/Israel-Seite tut oder unterlässt, meiner Meinung nach die dort lebenden Menschen weiterhin zu Hass und Vernichtung der jüdischen/Israel-Seite anstacheln und aufrufen. Es wird, meiner Meinung nach, unterschätzt, vermutlich weil es so unglaublich und schwer nachzuvollziehen ist, wie sehr die jüdische/Israel-Seite gehasst wird.

    Wir hier im Westen können das, denke ich, oft nicht verstehen und sollten uns das immer wieder, auch angesichts des 07.10.23, der Jubelfeiern in Deutschland und der Angriffe auf jüdische Menschen hier, ins Gedächtnis rufen. Sonst tun wir, meiner Meinung nach, der jüdischen/Israel-Seite unrecht.

    • @*Sabine*:

      Ich stimme ihnen zu, dass Iran, Hisbollah und Hamas auch zukünftig die Menschen anstacheln und gegen Israel aufbringen werden.

      Nur da Israel seit geraumer Zeit Öl ins Feuer gießt, werden die Islamisten und Antisemiten noch mehr Gehör finden. Das Klima wird über Generationen hinweg vergiftet sein. Daran würde auch eine Zweistaatenlösung nichts ändern. Durch das unbedachte Vorgehen und die völlig sinnlosen Zerstörungen sägt Israel am eigenen Ast.

  • Einen Waffenstillstand ohne die Entwaffnung der Hamas und Freilassen der Geiseln ist doch nur die Verschnaufpause vor dem nächsten Krieg. Was soll das bringen? Die Hamas muss vernichtet werden, danach muss man den druck auf Israel erhöhen endlich einer zwei Staaten Lösung zuzustimmen.

    • @Machiavelli:

      Was ist das denn für eine Sprache? „Muss vernichtet werden“. Und die Väter, Mütter, Brüder, Schwestern, Cousin, Cousine, Neffen, Nichten, Nachbarn und Freunde werden dazu nur noch lächeln? Wer Gewalt sät, wird nicht erwarten können, dass dann Friede wäre. So bestimmt nicht.

      • @Ernie:

        "Was ist das denn für eine Sprache? „Muss vernichtet werden“."

        Das klingt martialisch, ich weiß. Kann aber auch einfach als "festsetzen der Täter und Verantwortlichen" verstanden werden, was klüger wäre, um aus den Gesprächen mit diesem Personenkreis zu lernen.

        "Und die Väter, Mütter, Brüder, Schwestern, Cousin, Cousine, Neffen, Nichten, Nachbarn und Freunde werden dazu nur noch lächeln?"

        Die Angehörigen der Toten auf der Gaza-Hamas-palästinensischen Seite müssen mit dem Verlust leben lernen, ebenso wie die Angehörigen der Toten auf der jüdischen/Israel-Seite und ebenso, wie unsere Familien und die der Alliierten nach dem 2. Weltkrieg.

        "Wer Gewalt sät, wird nicht erwarten können, dass dann Friede wäre."

        Aus meiner Sicht kann erst recht kein Frieden entstehen, wenn die Gaza-Hamas-palästinensische Seite für ihre am 07.10.23 und danach verübten Gewalttaten nicht zur Verantwortung (damit meine ich, vor Gericht stellen, sofern möglich) gezogen wird.

        "Erst recht" habe ich geschrieben, weil ich davon ausgehe, dass dies zu Nachahmungstaten, nicht nur in der dortigen Region, führen würde.

        • @*Sabine*:

          Das von ihnen genannte Prinzip der Abschreckung rechtfertigt nicht, dass die Verhältnismäßigkeit ausser Kraft gesetzt und aus dem Recht auf Selbstverteidigung ein zerstörerischer Angriffskrieg wurde.

          Die Opferzahlen, die Zerstörungen, das humanitäre Elend sind durch nichts zu rechtfertigen.

        • @*Sabine*:

          Ach was und auf diesem "Vernichtungsfeldzug" ist es angebracht über 30.000 unschuldige Zivilisten plattzumachen und gar 200 Helferinnen + Helfer aus vielen Ländern?



          Mir fehlen die Worte.

          • @Ernie:

            Unsinn. Selbst die Hamas behauptet nicht, dass in ihren Zahlen nur Unschuldige zusammengezählt wären. Das implizieren sie aber, wenn sie Kämpfer der Hamas, Täter*innen des 7. Oktobers, Unterstützer*innen, von PFLP und PIJ mit zu "30.000 unschuldigen Zivilisten" zählen.

            Vatican News gibt an, dass in der Hamas Zahl von über 30 Tausend Menschen übrigens bis zu 14 Tausend Hamas Kämpfer beigewesen sein könnten.

  • 8G
    80580 (Profil gelöscht)

    In der englischen Wikipedia ist, im Gegensatz zur deutschen eine gute Auflistung aller Kriegsverbrechen Israels seit der Staatsgründung. Was also gerade passiert ist nichts Neues und hat auch nur am Rande mit der gegenwärtigen israelischen Regierung zu tun.

  • Zu einer Waffenruhe/Stillstand gehören aber immer mindestens zwei. Man kann von Israel nicht erwarten dass es einseitig die Waffen schweigen lässt und raketenangriffe und gelegentliche Mord/Vergewaltigungszüge der Hamas einfach erdulden soll.

    • @silicananopartikel:

      .... " zu einer Waffenruhe/- Stillstand gehören aber immer mindestens zwei "...



      Wohl dann doch etwas mehr...

      Ich empfehle hierzu :



      " Wer den Wind sät " &



      " Die den Sturm ernten "



      Von Michael Leders, der sehr verständlich die Einflüsse/ Mitverantwortung der westliche Politik, in diesen Auseinandersetzungen aufzeigt.

      • @Alex_der_Wunderer:

        ...ups - Michael Lüders, sorry

  • "Israelischer Verteidigungsminister Yoav Gallant „Ich habe einen Befehl gegeben – Gaza wird vollständig abgeriegelt. Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel und keinen Treibstoff geben. Wir kämpfen gegen Barbaren und reagieren entsprechend.“ Israelsicher Energieminister Israel Katz: „Ich habe angeordnet, dass die Wasserversorgung von Israel nach Gaza sofort unterbrochen wird.“



    In unzähligen Medien konnte man am 9.10.2023, zwei Tage nach dem Terrorüberfall der Hamas auf israelische Zivilisten, diese Befehle lesen. Wie es das offizielle Deutschland schaffte, darüber hinweg zu sehen, ist mir schleierhaft. Die israelische Regierung hat nicht einmal versucht ein Geheimnis daraus zu machen, dass sie plant Hunger und Durst als Waffen einzusetzen. Die systematische Abweisung von Lebensmitteltransporten und die jetzige Bombardierung des Hilfsgüterkonvois sind eine Folge dieser Befehle.



    Hunger und Durst als Waffen im Krieg einzusetzen, gilt im humanitären Völkerrecht als Kriegsverbrechen.

  • Bezüglich der Hilfslieferungen durch Schiffe:

    Der Herr lässt völlig außer acht, dass fast alle Hilfslieferungen sowieso schon auf dem Seeweg kommen, und in ägypt. Häfen entladen werden. Dort werden sie dann auf LKW geladen, zur Inspektion gefahren, dann nach passieren der Grenze abgeladen und wiederum auf andere LWK aufgeladen um verteilt zu werden. Von Zypern aus gesehen liegt Gaza sogar noch etwas näher als der nächstgelegene ägypt. Hafen Al-Arisch. Wenn die Lieferungen schon vor der Abfahrt aus dem Hafen inspiziert werden, entfällt eine Menge fahrtzeit für die LKW. Warum sollte dann diese Lösung irrsinnig sein?

    Bezüglich des Vorwurfes der systematischen Angriffe auf Hilfspersonal:



    Die 176 getöteten UNRWA-Mitarbeiter entsprechen bei ca. 13.000 im Gazastreifen ca. 1,35%, also in etwa dem Opferanteil der Gesamtbevölkerung. Wie soll sich daraus ein systemtisches Vorgehen herleiten lassen?

  • Es werden im Artikel grausame Details zur Tötung der sieben Mitarbeiter von WCK, dass nämlich das zweite Fahrzeug getroffen wurde nachdem es Überlebende aus dem ersten Fahrzeug aufnahm.

    Das ist eine gezielte Tat.

    Danke für das ausführliche Interview, dass noch einmal die Positionen der Hilfsorganisationen darstellt.

  • Die Weltgemeinschaft schaut zu und hebt den Zeigefinger wo bleibt da die Moral schrecklich wann schließt die Gemeinschaft solche Menschen aus doch eigentlich nur wenn sie anders denkt. Gleichgesinnte bleiben unter sich. Welche Moralvorstellungen soll man da vermitteln. Vielleicht sollte man bei solchen Despoten die an der Macht kleben einfach mal den Stecker ziehen oder besser zum Steineklopfen in ein Lager stecken damit Sie Zeit zum Nachdenken haben.

  • Danke an Medico für eine klare längst überfällige Stellungnahme in der TAZ

  • Genau, Waffenruhe bzw. Waffenstillstand und Stopp aller Waffenlieferungen. Wer Waffen liefert, macht sich mitschuldig.

    • @Ernie:

      "Wer Waffen liefert, macht sich mitschuldig."

      Das kann in manchen Fällen gelten. In diesem Konflikt denke ich aber, würde die jüdische/Israel-Seite sofort und vollumfänglich ausgelöscht werden. U.a. Iran, Hizbollah u.v.m. warten nur darauf, dass die jüdischen Menschen in Israel sich nicht mehr verteidigen können oder der Iron Dome nicht mehr funktioniert.

      Wenn ich es richtig weiß, wurde von der Gaza-Hamas-palästinensischen Seite ja versucht, den Iron Dome in der Weise zu überfordern, dass er nicht mehr seine Schutzwirkung entfalten kann.

      Ich bin der Ansicht, dass der 07.10.23 klar und deutlich gezeigt hat, was passiert, wenn jüdische Menschen in der dortigen Region wehrlos sind. Die gegnerische Kriegspartei hätte ja zumindest bei Kindern, Babies, Greisen Erbarmen zeigen können.

      • @*Sabine*:

        Es geht in der Diskussion darum Israel derzeit keine Kriegswaffen mehr zu liefern. Und nicht darum Material vorzuenthalten welches der Eigensicherung dient, wie etwa für den Iron Dome. Und das auch nur befristet, bis Israel seinen jetzigen Kurs ändert.

        Und die von ihnen erwähnte Wehrlosigkeit der israelischen Bevölkerung am 07 Oktober ist nicht einem Mangel an Waffen geschuldet sondern u.a. dem Versagen der Sicherheitskräfte.

        • @Sam Spade:

          "Es geht in der Diskussion darum Israel derzeit keine Kriegswaffen mehr zu liefern. Und nicht darum Material vorzuenthalten welches der Eigensicherung dient, wie etwa für den Iron Dome."

          Vermuten Sie das oder ist das belegt? Ich habe bisher immer nur "überall" gelesen, keine Waffenlieferungen mehr. Hinsichtlich der deutschen Waffenlieferungen werde ich nochmal recherchieren, ob sich die Anwälte, die den Prozess in Berlin anstrengen, auf die Waffen festgelegt haben, die Sie erwähnen.

          "Und die von ihnen erwähnte Wehrlosigkeit der israelischen Bevölkerung am 07 Oktober ist nicht einem Mangel an Waffen geschuldet sondern u.a. dem Versagen der Sicherheitskräfte."

          Gut, dass Sie "u.a." geschrieben haben. Die überfallenen Menschen hatten Waffen, deren Standorte jedoch von Hamas-Anhängern aus Gaza, die in den Kibbuzim gearbeitet haben, weitergegeben. Die Kibbuzim hatten, wenn ich es richtig weiß, eher eine linke Tradition, auch Friedensaktivisten wohnten dort und viele Menschen, die die Gaza-Bewohner unterstützt haben, wenn diese in ein Krankenhaus mussten u.ä. Sofern diese Infos stimmen. Ich habe das auch nur gelesen.



          Wenn die Informationen korrekt sind, ist das auch einer der Punkte, die ich nicht verstanden habe.

      • @*Sabine*:

        Genau, die Israelis hätten wenigstens gegenüber der palästinensischen Zivilbevölkerung (Babies,Kindern, Frauen, Greisen) Erbarmen zeigen können. Über 30.000 hätten das begrüßt. Und vor allem hätten dies auch die 200 Helferinnen + Helfer aus vielen Ländern begrüßt. Jetzt können Sie es nicht mehr. Sie wurden getötet.

  • Vielen Dank für dieses Interview. Es hilft sehr, die Geschehnisse und die Bedeutung genauer einzuordnen.

    Weil es so wichtig ist, würde ich mir noch wünschen, das die taz zu dem Thema gezielte Zerstörung der sozialen Einrichtungen genauer recherchieren und berichten würde.

    Ich hatte mich auch schon immer gewundert, warum so viele Krankenhäuser in Gaza völlig kaputt sind, obwohl sie immer innerhalb kurzer Zeit gestürmt wurden.