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Alman-Memes im NetzLeider eher peinlich

Memes sind Netzkultur, Humor – und Selbstschutz. Der „Alman“ tritt häufig auf Social Media auf. Was, wenn die „Geschmähten“ mitmachen?

Foto: alman_memes2.0/instagram

Humor ist eine ­großartige Bewältigungsstrategie für Marginalisierte. Gemeinsam über die kol­lek­tiven Erfahrungen und den Schmerz zu lachen verleiht Kraft. Memes bringen bekannte Situationen, Konflikte und komplexe Diskurse auf den Punkt und sind derzeit das populärste Medium im Netz, um Humor zu transportierten. Ob von Onkel Werner im Familienchat, auf Mainstream-Meme-Pages, in Nischen wie der Astro-Bubble oder in progressiven Politforen: Für jeden Geschmack gibt es passende Memes.

Stundenlang über Memes lachen ist geil. Noch geiler ist es, wenn man nicht damit rechnen muss, dass plötzlich ein Mario-Barth-Witz auf Inlinern über den Feed fahren wird. Deswegen gibt es Meme-Accounts mit einem politischen Anspruch, die sich billige Witze auf Kosten Marginalisierter verkneifen.

Am herzlichsten lacht man zwar über sich selbst. Doch in eine andere Dimension LOLt sich erst so richtig, wer mit widerständigen Witzen nach oben tritt, etwa bei antirassistischen Memes von Schwarzen, Indigenen und nichtweißen Menschen. Mit eigenen Codes, mit Slang, Bildern und Symbolen spielen Meme-Künstler_innen auf alltägliche Erfahrungen an, mit denen auch die Zielgruppe vertraut ist. Mal ist man abgefuckt vom Chef, mal von der Mutter und mal von Almans. FUBU – For Us, By Us.

Wenn aber plötzlich eine Annika und ein Andreas ebenfalls Alman-Memes machen, dann ist das der Zeitpunkt, zu dem zumindest die Alman-Memes gestorben sind.

Werbepartner von Aldi

Das ist so gerade geschehen, dank der Meme-Seite @alman_memes2.0. Knapp eine halbe Million Follower hat die auf Instagram und ist mittlerweile Werbepartner von Aldi. Weiter entfernt vom Underground geht nicht.

Zugegeben, das ein oder andere @alman_memes2.0-Meme bringt mich zum Schmunzeln, aber vieles ist nicht mein ­Humor: zu zaghaft

Dabei gibt es deutschsprachige politische Accounts wie @kill­joy­memes_, @yaz.­memes, ­@urfavmemedoggo, @femi­nist­meme­school, die komplexe Diskurse, das Zeitgeschehen, deutsche Zustände und altbekannte Mikroaggressionen pointiert zuspitzen, oft mit nur einem einzigen Bild. Sie zeigen auch: Ein Meme sagt mehr als ein Regal voller Anthologien. Zumindest wenn es richtig gut ist. Denn im Meer der großen ­Meme-Flut schwimmen leider – und das gilt vor allem, aber nicht nur für die unpolitischen – sehr schlechte Memes. Ein Schriftzug auf einem Foto allein macht eben noch keinen guten Witz.

Origineller und diskriminierungsarmer Meme-Content muss nicht über die Maßen offensichtlich vorgehen. Die Meme-Seite @galeria.arschge­weih etwa formuliert subtile Kritik am Kapitalismus, an Machtgefällen in romantischen Beziehungen und an Cliquendynamik mithilfe von poppigen Clips deutscher Stars und Sternchen der 2000er Jahre. Von Popstars-Kandidat_innen über Kader Loth bis hin zu Frau Keludowig sind die Stars von damals in heutigen Alltagssituation plötzlich sehr greifbar. „Für uns sind die Popstars in unserem Insta-Feed kein ‚Trash‘, sondern pures Gold“, sagten die beiden Meme-Künstler 2019 in einem Interview mit der deutschen Vogue. Sie grenzen sich von vielen Abklatschseiten und deutschem Humor im Allgemeinen ab. Die Qualität wissen auch mehr als 300.000 Follower zu schätzen.

Foto: yaz.memess/instagram

Zugegeben, das ein oder andere @alman_memes2.0-Meme bringt mich zum Schmunzeln, aber vieles ist nicht mein ­Humor: zu zaghaft. Und das Au­to­r_in-Text-Verhältnis verrät sich bei genauem Hinsehen selber: Manche Referenzen verstehe ich nicht mal. An Begriffen wie „Göttergatte“ wird klar, es handelt sich um einen Inside-Job. FABA. For Almans By Almans.

Was lieben Alman-Annette und Alman-Achim, zwei wiederkehrende Figuren der Meme-Seite? Ihren Thermomix, Bier, Pünktlichkeit, schlechte Wortwitze wie „Schankedön“ statt „Dankeschön“, ihren 20 verliehenen Cent hinterherlaufen – und Aldi. Der für seine günstigen Preise bekannte Supermarkt ist jedoch nicht Peak Alman-Culture, sondern die Shopping-Adresse für alle, die gern sparen oder wenig Geld besitzen. Ökonomisch benachteiligt sind in Deutschland jedoch auch, und zwar nicht zu wenig, Migrant_innen.

Dass meine Eltern bei Aldi einkauften, hat mich in der Schulzeit eher mit Scham als mit Stolz erfüllt. Wenn ich sie beim Einkaufen begleitete, hoffte ich, niemand aus meiner Schule würde uns auf dem Parkplatz, den sich Aldi mit dem benachbarten Edeka teilte, sehen: uns, die Bilderbuchkanaken, die bei Aldi einkaufen und dort auch noch bei den heruntergesetzten Lebensmitteln zugreifen.

Das war, noch bevor der Aldi-Stoffbeutel zum hippen Accessoire wurde und Lars Eidinger eine Aldi-Ledertüte zum It-Bag kürte, um vor wohnungslosen Menschen zu posen. Aldi gefallen die Memes jedenfalls gut genug für eine Markenkooperation.

Foto: feministmemeschool/instagram

Almans klauen von Kanax und werden zum Werbetool für Aldi. Das Phänomen ist so edgy wie der PayPal-Truck auf dem CSD. Neu sind Memes als Marketingtool jedoch nicht. 2017 gab Gucci die Kampagne #TFWGucci in Auftrag – unter anderem mit Sebastian Tribbie Matheson von der Meme-Seite @youvegotnomale. Memes für Werbung waren damals schon nicht cool. Stichwort: Zielgruppe jung gebliebene Reiche. Denn welche Jugendlichen auf Instagram werden sich schon eine Armbanduhr für rund 900 Euro kaufen?

Bruch mit Regeln antirassistischer Meme-Kultur

Auch inhaltlich bricht @alman_memes2.0 mit einigen impliziten Regeln antirassistischer Meme-Kultur. So kommt es etwa regelmäßig zu Digital Blackfacing. Digital Blackfacing ist die Verwendung von Fotos Schwarzer Menschen in Memes oder Reaktions-GIFs durch nichtSchwarze Personen. Aber von weißen Leuten erwartet man ja auch nichts anderes als die Reproduktion von Rassismus.

Almans, die sich selbstironisch selbst Almans nennen, ein Cringe für sich. Weder macht es sie weniger alman, noch kommen sie dadurch irgendwie locker oder cool rüber. Genauso wie Heten, die sich über andere Heten aufregen, um sich als edgy Heten zu profilieren.

Vor allem machen sich self-titled Almans nicht zu antirassistischen Kompliz_innen. Sie machen sich nur zu Clowns. Man könnte ja auch eigene Begriffe entwickeln, anstatt sich bei der Sprache jener zu bedienen, über die man nicht nur strukturelle Macht hat, sondern über die man sich bis vor wenigen Jahren mit sehr großer Wahrscheinlichkeit noch lustig gemacht hat – vor allem über deren (vermeintlich mangelhaftes) Deutsch. Dass dieses „mangelhafte Deutsch“ auch ein Stilmittel zur Abgrenzung und nicht, wie Sarrazin-Fans ­behaupten würden, genetisch bedingte Dummheit ist, verstehen jüngere bürgerliche weißdeutsche Generationen, an denen der Hype um Deutschrap nicht vorbeigegangen ist, ­mittlerweile auch. Dass dieser Slang kein „Zu verschenken“-Wühltisch für ihre Internet­karriere ist, scheint jedoch noch nicht überall angekommen zu sein.

Wie wäre es mit ein wenig Originalität und eigenem Slang? Nennt euch Germans. Tyskar. Allemands. Piefkes. Oder Nazi-Enkel_innen. Und da ist der Knackpunkt: Bei politischer Analyse und schonungsloser Kritik an deutschen Zuständen wird die Handbremse gezogen. Dort, wo es schmerzt, sucht man vergeblich nach Hieben. Als Alman lacht man eben nur dann über sich, wenn es um Aldi oder um den Thermomix-Fetisch geht, nicht um (Mit-)Täter_innenschaft, Enteignung oder um den Zusammenhang zwischen Nazis und dem Verfassungsschutz. Was nicht schmerzt, eckt nicht an und bleibt auch für die rassistischen Weißen verdaulich.

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41 Kommentare

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  • Ich höre vielleicht lieber auf, die Kommentarapalten zu überfliegen. Es ist ja echt ultra anstrengend, dass taz-Leser*innen, die sich für links halten, der Meinung sind, wer auf Rassismus hinweist, der betreibe "Segragation".



    Wer immer wieder sehr wütend wird, wenn er*sie Hengameh Yaghoobifarahs Texte liest, der sollte sich vielleicht fragen, warum Rassismuskritik und die Kritik an Gewalt und Ausgrenzung gegenüber Minderheiten so aufwühlend für ihn*sie ist.

    Ich jedenfalls habe heute gelernt, dass als Blackfacing auch verstanden wird, dass weisse Personen Antwortmemes mit Schwarzen Personen posten. Darüber werde ich nachdenken, anstatt auszuflippen, weil ich das irgendwie Pro-Vielfalt und "nicht-nur-weisse-abbilden-mäßig" meinte und deshalb der Meinung bin, dann könne es nicht rassistisch sein.

    Blackfacing kannte ich als das Vorgehen, dass z.B. weisse Schauspieler*innen gecastet werden, die sich dann schwarz anmalen, meist, um Stereotype über schwarze Personen zu performen, und das beleidigend ist.

    Ist es immer rassistisch, wenn weisse Personen Memes mit Schwarzen Personen als Antwort posten. Denn ich würde es z.B. auch nicht als unsensibel einordnen, wenn Hetero-Freund*innen von mir ein Ellen DeGeneres-Meme nutzen, weil sie darin so cool die Hände vor den Kopf schlägt (o.Ä.) - oder gibt es auch gar keine "cultural apropriation" bezüglich lgbtq*-Themen?



    Anfangs dachte ich, cultural apropriation setze einen essentialistischen Kulturbegriff voraus (hatte ich so aufgeschnappt), tatsächlich setzt das Konzepet sich im Gegenteil kritisch mit weisser Mehrheitskultur und dem Zugang dazu auseinander, weshalb ich das ernstnehme, wenn Menschen mit Rassismuserfahrungen mir sagen, dass manche SAchen kacke und rassistisch sind, egal, wie sie gemeint sind.

    Sobald nicht mehr alle ausrasten, die auf Rassismus hingewiesen werden, kann es m.E. nur besser werden.

  • Glückwunsch Frau Yagoobiferah! Ihre kartoffelige Alman-Entourage wird kommentartechnisch gesehen immer länger :-)

    • @Rudolf Fissner:

      "Ihre kartoffelige Alman-Entourage wird (..) immer länger" (Fissner)



      Und Sie sind sich sicher die Bedeutung des Begriffes "Entourage" auch tatsächlich begriffen zu haben?

  • Der ganze Artikel liest sich leider eher wie eine Verteidigung des eigenen Geschmacks seitens der Autorin: "Hier Leute, DAS ist lustig. Dem habt ihr zu folgen!"

    Wo kommen wir denn da hin, wenn nicht JEDER Aspekt des Alltags verpolitisiert wird?

    Politisches Kabarett, politische Literatur, politischer Aktivismus, politische Spiele, politische Filme. Schon klar, Politik steckt überall drin. Aber manchmal tut es richtig gut, sich zurück zu lehnen und abzuschalten. Jeder hat das Recht sich seine eigene Unterhaltung auszusuchen, so anspruchsvoll oder anspruchslos wie es ihm oder ihr passt.

    Und abschalten kann man entweder wieder politisch, oder auch nicht. Dieser Meme-Account zielt eindeutig nicht darauf ab, politisch besonders wertvoll zu sein. Sondern macht sich lustig über bestehende Vorurteile gegen "die Almans". Eigene Wortschöpfungen, wie die Autorin suggeriert, sind hier genauso wenig notwendig wie irgendeine Metaebene. Und ehrlich gesagt empfinde ich es als sehr elitär, hier irgendeinen Tiefsinn delegieren zu wollen.

    Annette flippt aus wenn ihr "GöGa" mit dem Metallbesteck in der Teflonpfanne rumkratzt. Gewinnt sicher keinen Literaturnobelpreis, will es auch nicht. Für Lacher kann es trotzdem sorgen, weil man sich an den Alltag oder an die Kindheit erinnert.

    Die Autorin jedenfalls tut mir leid. Wenn man überall Agenda sieht, Angriff oder rechts-politische Plattform, wie schrecklich! Mein Tipp: Mal abschalten, reflektieren und gewisse Bubbles und Echokammern von draußen betrachten. Dann kann spart man sich vielleicht auch solch selbstgefällige "Kritiken".

    ps: Ich hab mich nie geschämt mit meinen Eltern zum Aldi zu gehen. Das war ganz normal, wenn man nicht aus einem Schicki-Micki-Haushalt kam. Scheint bei vielen Leuten ja bereits realitätsfremd zu sein.

  • Hengameh Yagoobifarah: "Aber von weißen Leuten erwartet man ja auch nichts anderes als die Reproduktion von Rassismus."



    Wenn das kein Rassismus ist, was dann?

    • @RoteZora:

      "Wenn das kein Rassismus ist, was dann?"

      Aber echt!

  • "Aber von weißen Leuten erwartet man ja auch nichts anderes als die Reproduktion von Rassismus."

    Krass... Jetzt lesen sie das bitte nochmal, nehmen ihre Selbstgerechtigkeit ein bisschen aus dem Blickfeld und denken dann über ihre eigenen Vorurteile nach.

    • @Frid H.:

      Was Rassismus ist, kann jemand, der nicht davon betroffen ist, ganz bestimmt nicht sagen!



      Ich finde es kaum rassistsich, davon auszugehen, dass Privilegierte auch automatisch weiter ihre Privilegien zu bestätigen versuchen. Dass es da Ausnahmen gibt, bestreitet sie ja nicht. Aber wer bloß sagt, er sei antirassitisch, ist es noch lange nicht.

  • "FUBU – For Us, By Us."



    Yep, schön in der eigenen Echokammer bleiben...

  • Ich muss dem Artikel im großen und ganzen zustimmen. Sich eine Subkultur auf diese Weise anzueignen ist weder originell, noch kommt es sonderlich gut. Gerade da das Konzept ja auf einer Art nationalen Selbstironie beruht, scheint es mir nicht sinnvoll, den Stil und die Begriffe einer anderen Gruppe dafür zu verwenden, das ist schlicht und einfach plump.

    Wo ich allerdings widersprochen muss, das ist der Absatz über das "digital Blackface". Das ist in dieser Form nonsense. Der Grund warum Blackface rassistisch ist, sind die darin repräsentierten Stereotypen sowie die Tatsache, dass es seinen Ursprung darin hat, dass man weiße als schwarze hingeschminkt hat, weil man zwar schwarze Rollen im Film/Theaterstück haben, dafür aber keine schwarzen Schauspieler anstellen wollte.



    Memes sind da ne ganz andere Geschichte, da man ja keine Aussagen über die Personen darin macht, sondern sich ihre Ausdrucksstärke in einem neuen Kontext für eine eigene Aussage zunutze macht. Überdies fände ich es wesentlich rassistischer, gezielt keine Memes mit Bildern von Schwarzen zu nutzen, das könnte ja so aufgefasst werden, als wären sie einem nicht gut genug.



    Versteht mich nicht falsch, ich halte es für durchaus sinnvoll, auf politische Korrektheit zu achten, aber viele linke Aktivisten sind mir da doch ein wenig zu trigger-happy und scheinen immer alles durch die braune Brille anzusehen, auf der Suche nach einer Gelegenheit, jemandem Rassismus oder Sexismus vorwerfen zu können und gerade beim Thema Blackface dazu zu neigen, komplett den Punkt zu verfehlen. Zum Beispiel als eine weiße Cosplayerin dafür gecancelt wurde, einen männlichen, schwarzen Charakter darzustellen, wohlgemerkt auf respektvolle und professionelle Weise. Damit macht man sich keine Freunde und überzeugt auch niemanden, es kommt nur radikal und intolerant rüber.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Worüber wir sprechen



    und wie wir sprechen



    wie und wann wir schweigen



    all das sagt viel über uns aus.

    Über unseren Mut und unsere Verzagtheit



    über unsere Liebe und unsere Angst.

    Bert Brecht hat vor langer Zeit geschrieben:

    "Unsere Herren, wer sie auch seien,



    sehen unsere Zwietracht gern,



    denn solange wir uns entzweien,



    bleiben sie doch unsere Herren."

    (Bert Brecht, Das Solidaritätslied,



    Aus einer anderen Zeit und einer anderen Welt)

  • "Wer Memes mit politischen Motiven generiert oder verbreitet, der hat schon verloren."



    -Ich, 2020



    Politik hat und sollte nichts mit Memes zu tun haben, denn ein Meme sollte nur zur Belustigung dienen und nicht allzu ernst genommen werden. Deshalb sind Alman_Memes auch nicht abwertend gegenüber Deutschen oder "Deutschen mit Migrationshintergrund", sondern bedienen sich lediglich an typisch deutschen Klischees beziehungsweise den Klischeehaften Ansichten anderer (also Ansichten, welche der deutsche den Ausländer beschuldigt zu verteten). Im Klartext heisst das, dass diese Memes niemanden "triggern" sollen, und wer davon getriggert wird sollte sich lieber auf Facebook die Zeit vertreiben.

    Ist jetzt doch mehr geworden als gedacht, aber so ist das nun mal.



    Geschrieben von einem durchschnittlichen Mittzwanziger, welcher tief in der Materie steckt.

    P.S.: Die einzigen Memes die politisch sein dürfen sind die Amthor Memes, und das auch nur weil die Amthor Ultras das Internet derart damit überflutet haben, dass nicht einmal die alten Memer, welche die Anfänge 9GAGs und r/meme, sie aufhalten konnten.

  • Der Begriff Alman leitet sich von den Alamannen ab. Da ich sehr wahrscheinlich von dieser Volksgruppe abstamme, habe ich keinen Grund beleidigt zu sein. Ich bin auch ein stolzer Kuffar.

  • Wenn man die abwertenden Begriffe, die andere für einen erfunden haben, selbst verwendet, ist man selten doof und peinlich.

    Welch Erkenntnis! Gut dass es mal jemand aufgeschrieben hat...

    • @Fabian Wetzel:

      Vorsicht! So wie die afroamerikanische Subkultur das N-Wort verwendet wird, bedienen sich Diffamierte häufig dieser sehr erfolgreichen und würdevollen Art von Stigmamanagemet. Dein Urteilsstil weißt auf deine Privilegierung hin derer du dir vielleicht noch einmal bewusst werden solltest.

  • Der größte Mist unserer Zeit sind Memes, mal ganz im Ernst. Sie dienen der Gruppenidentifikation und funktionieren ähnlich wie Propaganda-Plakate.

    • @Hampelstielz:

      Ja insbesondere dieser Ausdruck von Alltagshumor (z.B Freude über Essen, Erleichterung oder Verzweiflung über Prüfungen und Arbeit) und generell diese Verarbeitungsform von Problemen und Herausforderungen durch die sich Menschen mitteilen zeigt doch eine Profilierungs- und Konsumhaltung unseren ktuellen Gesellschaftsentwurfes. Über die Menschheitsgeschichte hinweg tauchen leider solche Kulturpraktiken auch immer wieder auf, damals noch von einzelnen (vermutlich weißen) Privilegierten Kunstschaffenden, heute durch die technischen-digitalen Möglichkeiten, wird das Individuum dazu auch noch empowered.

  • Witz kann sichtbar machen und Witz kann auch unsichtbar machen. Vor allem aber kann Witz Spannungen lösen. Viele dieser Memes funktionieren als (vermeintliche) Kritik nur so lange, wie die Objekte der Kritik sie sich nicht zu eigen machen.

    Wenn sich "Kartoffeln" selbst "Kartoffeln" nennen, dann ist das eine souveräne Aneignung - die Provokation läuft ab da an ins Leere. Ebenso mit "Almans" (wobei das den richtig Alten noch bekannt sein sollte aus der Zeit der Kooperation zwischen Arabischer Liga und NSDAP).

    Die Wahrheit, die sich im Witz ausdrückt ist immer eine Doppelte. Zum Beispiel beim hier abgebildeten "Wegen dein deutsche Pass"-Meme.

    Die eine Seite, ist die der da Anklagenden: "Weil du einen deutschen Pass hast, kannst du dich als Weltbürger fühlen." Es beeinhaltet die Annahme, der Weg zur Überwindung von Staat und Nation, könne nur von bestimmten materiellen (sichereren) Positionen her gedacht werden - hier dem deutschen Pass.

    Die andere Seite, die der Angeklagten, hier "Weiße Linke" rechtfertigt sich offenbar dafür, warum sie nicht deutsch sei und nimmt an, dass es auf das Gefühl der inneren Abgrenzung ankäme.

    Das Meme eignet sich somit gut um ein moralisches Schuldverhältnis zu beschreiben, zwischen einer die weniger hat, als die andere. Beide sind zufällig in die beschriebenen Strukturen reingeboren. Die Scham vor dem Mehr-Haben auf der einen Seite, versucht sich mit ideellen ("ich fühle mich") Ausreden zu bedecken, die Missgunst auf der anderen Seite, versteckt sich in der Moralisierung materieller Verhältnisse.

    Beide Seite sind undialektisch und fungieren im besten Fall als Schuldbefreiung für "Aleman" oder als Selbstbestätigung für "Nicht-Aleman".

    Schlecht ist das nicht, moralisich verwerflich ebenso wenig. Aber es ist auch nicht sehr gut. Glaubt man diesen Memes, ist konsequent zu Ende gedacht, ist Emanzipation nicht möglich. Sollen sie nur als Eisbrecher dienen, erfüllen sie ihre Funktion vielleicht - wenn klügeres, dialektisches nachkommt.

    • @Jens Kröger:

      Vielen Dank, für diesen klugen Kommentar.

  • Allassmichinruhe.



    Diese Memes kamen auf, einige lachten, dann kam der dauerempörte AfDeutsche und regte sich auf, Alman wäre das neue N-Wort. Was dann wiederum jene Deutsche auf den Plan ruft, die der Meinung sind, sie selbst müssten Minderheiten verteidigen weil die das ja nicht alleine können.



    Typisch Deutsch halt.

    In diesem Sinne, Alleckmichgehtmirdasamarschvorbei.

  • Digital Blackfacing? omg :DD

  • Manche Referenzen verstehe ich nicht mal. An Begriffen wie „Göttergatte“ wird klar, es handelt sich um einen Inside-Job.



    - Wohl noch nie was von Worst of Chefkoch gehört.

  • Frau Hengameh Yagoobifarah, warum haben sie hier nicht auch auf meine Seite verlinkt. Sehr gute Memes gegen den Kapitalismus und gegen die Kapitalisten.



    Und das alles ohne Werbefinanzierung, die Kapitalisten nur noch reicher macht.

  • Natürlich gibt es zahllose Almans, die Alman-Memes witzig finden. Sie sind nichts anderes als eine neue Form des Sich-über-Spießer-Lustigmachens. Parodiert wird die untere und mittlere Mittelschicht, der man sich eben nicht zugehörig fühlt. Man mokiert sich meistens keineswegs über sich selbst, sondern über Menschen, die Mario Barth volle Stadien bescheren, "Schankedön" lustig finden und mittags im Büro "Mahlzeit" sagen.

    • @Suryo:

      Und warum genau ist das die untere und mittlere Mittelschicht? Ein Thermomix kostet knapp 2000 Euro. Das leistet sich die untere Mittelschicht eher nicht.

  • Die Autorin suggeriert, dass Menschen, die als "Alman", also als Deutsche bezeichnet werden, nur Biodeutsche sein können. Das ist ziemlich reaktionär, da auch viele Menschen mit Migrationshintergrund Deutsche sind.

  • Die Autorin suggeriert, dass Menschen, die als "Alman", also als Deutsche bezeichnet werden, nur Biodeutsche sein können. Das ist ziemlich reaktionär, da auch viele Menschen mit Migrationshintergrund Deutsche sind.

  • Interessant klingender, mir aber gänzlich unverständlicher Bericht, vermutlich aus einem Paralleluniversum. Interessant auch, wofür Menschen ihre Energie verwenden.

    • @kommentomat:

      Ja, den Punkt habe ich auch nicht wirklich verstanden.

      Ein Trend wird also kopiert und vervielfältigt, bis er keiner mehr ist. Kapitalismus anyone?

    • @kommentomat:

      "..vermutlich aus einem Paralleluniversum.."

      Wohl wahr. Zumal die meisten "Memes" denen ich zufällig begegne, mies gestaltet und in den seltensten Fällen witzig sind.

  • So, alle angeguckt. Jedenfalls das erste Dutzend oder so. Kann mich jetzt guten Gewissens zum alten weißen Mann erklären.

  • Ist Identitätspolitik jetzt schon bei den Memes angekommen?

    Statt sich zu freuen, dass der Slang nun nicht mehr zur Ausgrenzung führt, sondern in einer Mehrheit angekommen ist, wird sich beschwert, dass die bösen Deutschen sich keinen eigenen Slang ausdenken. Geht es Ihnen darum, dass Mitglieder einer Minderheit bloß nicht außerhalb der Eigengruppe Zugehörigkeit finden? Falls nicht, lassen Sie die Leute sich doch amüsieren. Es muss weder Ihnen noch mir gefallen. Falls ja, überdenken Sie Ihre Intention am besten.

    Zum letzten Abschnitt: Der gewöhnliche Meme-Nutzer war wohl schon bei Aldi. Über den Verfassungsschutz und Nazis macht er sich keine Gedanken und hat erst recht keine Berührungspunkte. Vielleicht spielt hier auch eine andere politische Auffassung als die Ihre herein.

  • 8G
    83492 (Profil gelöscht)

    " Denn welche Jugendlichen auf Instagram werden sich schon eine Armbanduhr für rund 900 Euro kaufen?"

    Na die, die sich die teuren nicht leisten können.

  • digital black facing.also.nein.wie empörend! schändliche kulturbanausen überall! metarassisten all diese konsumopfers quasi. ach und so einfältig. keine ahnung von lustig

    dagegen hilft dann auch nur die politisch korrekte kleinkarriertheit mit hochgestecktem kragen.

    [...] Anmerkung: Dieser Beitrag wurde aufgrund von Verstößen gegen unsere Netiquette bearbeitet.

    nebenschauplätze für reaktionär verquere wichtigtuer

  • unsere Herrn, wer sie auch seien



    sehen unsere Zwietracht gern



    denn solang WIR uns entzweien



    bleiben sie doch unsere Herrn

    Danke für einen weiteren Beitrag zum Erhalt der Macht der herrschenden Klasse. Gut gemacht. Echt.

    • @uli moll:

      Guter Kommentar! Das denke ich mir auch jedes Mal. Laut der Autorin gibt es keine Kinder ohne (bewussten?) Migrationshintergrund, die ohne große ökonomische Mittel großgeworden sind. Entzweihen passt daher sehr gut, weil ein Schichtenproblem ausgeklammert wird.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @uli moll:

      Ich befürchte, die Ironie des Posts wird auch in diesem Forum nicht von Jedem und Jeder verstanden.

      Ich frage mich, ob sein Sinn überhaupt erkannt wird, selbst nach mehrmaligem Lesen.

      Vielleicht von denen, die schon einmal etwas von Brecht gehört und gelesen haben.

      Die vielleicht selbst einst das Solidaritätslied intoniert haben.

      Die, die es gewohnt sind, wenigstens ab und zu über den eigenen Tellerrand zu schauen.

      Nicht Brot oder Quark,



      Solidarität macht stark.

      Danke für die Anregung.

      P. s. Leider erreichen wir andere Menschen nur in ihrer eigenen Sprache, nicht in unserer. Das erschwert das Ganze.

      Denn die müssen wir erst einmal erkennen.

  • Ich fand die alle nicht witzig. Weder die einen, noch die anderen.

  • Segregation in Reinkultur. Nur mit der gentisch richtigen Ausstattung, darf man dazugehören... wenn das die Antwort auf deutsche Leitkultur ist, geschenkt, braucht keiner. Was ich mich frage, wieso wird das hier den Almans erklärt? Sollen die das verstehen, geht es um Anerkennung? Dabei ist doch der Tenor, das können nur Minderheitenangehörige.



    Und wieso in aller Welt werden die entsprechenden Links gleich mitgeliefert? Damit sie noch weniger underground werden? Wobei 500.000 Follower kann nicht underground sein... Nun ja sind nur so Sachen, die ich nicht versteh...

  • Verstanden: Alman Verarsche soll selbst nicht sich machen...

  • "Zugegeben, das ein oder andere @alman_memes2.0-Meme bringt mich zum Schmunzeln, aber vieles ist nicht mein ­Humor: zu zaghaft"

    Dieser Satz hätte vollkommen ausgereicht - wie so häufig wenn es um Humor geht! Es bleibt halt einfach Geschmackssache.

    Ich persönlich finde die "Alman-memes" sehr lustig! Nur weil sie keinen höheren polit-satirischen Anspruch haben, macht es das ja nicht automatisch schlecht. Man kann durchaus beides gut finden und sich ebenso bei den anderen Seiten umschauen (Danke für die Tipps).

    Wenn man sich selber in den (überspitzten) Klischees wiederfindet, dann ist das doch in Ordnung. Sicherlich kann man es auch lustig finden, wenn man das komplette Gegenteil der dargestellten Stereotypen ist. Und das es ein Problem ist, dass die Memes von "Almans" selbst kommen, verstehe ich nicht.

    Auch den Akt des "Digital Blackfacing" kann ich so nicht ganz nachvollziehen. Meiner Meinung befindet sich die transportierte Aussage der verwendeten Memes in diesem Kontext auf einer anderen Meta-Ebene, als das dargestellte Bild an sich. Demnach ist auch die Hautfarbe völlig irrelevant (oder das abgebildete Tier, Zeichentrickfigur etc.).

    Naja, aber was weiß ich. Mehr Alman als im taz Kommentarbereich über Memes diskutieren geht wahrscheinlich auch nicht ;)