Aktion des Umweltinstituts München: Petition gegen Bauern-Lobbyist Felßner als Agrarminister
Laut Umweltschützer haben mehr als 30.000 Menschen gegen die Kandidatur von Günther Felßner protestiert. Er stehe für die Interessen der Agrarindustrie.

„Felßner leugnet wissenschaftliche Erkenntnisse zu negativen Auswirkungen von Pestiziden auf die Artenvielfalt und zur Klimawirkung von Fleischkonsum“, ergänzte die Organisation. Auf dem CSU-Parteitag Anfang Februar habe er wissenschaftliche Fakten zum Arten- und Klimaschutz infrage gestellt und erklärt, die Reduktion der Nutztierhaltung sei eine „Sackgasse“. Bei einer Demonstration in Erding 2023 habe er aufgerufen, „Fleisch für das Klima zu essen“. Der CSU-Politiker sei zudem als einer der Anführer der Bauernproteste mit der Drohung aufgefallen, „das Land lahmzulegen“. Darüber hinaus sei Felßner 2018 zu einer Geldstrafe wegen Boden- und Gewässerverunreinigung verurteilt worden, weil er über längere Zeit Silagesickersäfte von seinem Hof in ein benachbartes Wasserschutzgebiet abgelaufen lassen habe.
„Der nächste Agrarminister muss die Interessen der gesamten Gesellschaft vertreten und die drängenden ökologischen und sozialen Herausforderungen in der Landwirtschaft anpacken“, sagte Fabian Holzheid, politischer Geschäftsführer des Umweltinstituts. „Günther Felßner ist einer der ranghöchsten Lobbyisten der Agrarindustrie und ignoriert zudem wissenschaftliche Fakten. Er steht für eine veraltete Agrarpolitik, für mehr Höfesterben, mehr Monokulturen und Schäden an Klima und Artenvielfalt. Die Verhandlungsführer der Koalitionsgespräche müssen hier ganz klar die Notbremse ziehen und das Landwirtschaftsministerium mit einer geeigneteren Person besetzen.“
Der Bayerische Bauernverband verwies auf taz-Anfrage darauf, dass Günther Felßner den Nürnberger Nachrichten zu ähnlichen Vorwürfen bereits im Januar gesagt habe: „Diese Kritik war erwartbar, sie kam nahezu reflexartig. Dabei lag mir schon immer daran, dass der Bauernverband nicht nur Lobby der Landwirte ist.“ Die Organisation solle „eine Denkfabrik für alle sein“.
Felßner stehe für die bäuerliche Landwirtschaft ein, ergänzte der Bauernverband. Das zeige zum Beispiel sein Einsatz für den Erhalt der „Anbinde- bzw. Kombinationshaltung“. Bei dieser Haltungsform werden Tiere dauerhaft etwa mit Ketten oder Metallrahmen fixiert. Eine von der Ampelregierung vorgeschlagene Verschärfung des Tierschutzgesetzes in diesem Punkt hätte „insbesondere kleine Betriebe“ betroffen, so der Verband.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leistungsloses Einkommen
Warum Erben lieber über „Neid“ reden als über Gerechtigkeit
Israels Krieg im Gazastreifen
Hunderte Tote nach zwei Tagen israelischen Bombardements
Baerbock bei der UN-Vollversammlung
Forsch, aber nicht unfeministisch
Trumps Kampf gegen die Universitäten
Die Columbia-Uni vor dem Knall
Rassismus-Bericht
Die Politik fördert Diskriminierung
Tagebuch-Notizen aus Gaza
Die Nacht, in der mein Freund starb