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AfD erbt 6 Millionen EuroReiche Rechtsextreme

Eine Berlinerin vererbt der AfD 6 Millionen Euro. Auch im laufenden Wahlkampf hat die Partei bereits drei Millionenspenden erhalten.

Hat derzeit viel zu tun: Bundesschatzmeister der extrem rechten AfD, Carsten Hütter Foto: Robert Michael/dpa

Berlin taz | Die Reichen und Mächtigen hören nicht auf, die AfD zu unterstützen. Wie der Spiegel unter Berufung auf den Rechenschaftsbericht berichtet, erhielt die Partei im Jahr 2023 eine Rekorderbschaft von knapp 6 Millionen Euro – von einer Helga Schwab aus Berlin-Dahlem.

Demnach soll die autoritär-nationalradikale Partei auch Eigentümerin von zwei Mehrfamilienhäusern in Berlin geworden sein, je 2 Millionen Euro wert. Die Immobilien befinden sich in den Stadtteilen Schöneberg und wiederum Dahlem. Ob diese ebenfalls von Schwab stammen, blieb zunächst unklar. Die AfD beantwortete Nachfragen zur Erbschaft nicht. Der Rechenschaftsbericht der Partei ist bisher noch nicht öffentlich.

Bereits vor einigen Jahren hatte die AfD über 10 Millionen von einem psychisch kranken Erfinder geerbt, ein Großteil davon Goldbarren. Allerdings wurde das Testament juristisch angefochten, da der Mann mehrere Testamente hinterließ und seine Geschäftsfähigkeit angezweifelt wurde.

Hinzu kommen seit Jahresbeginn hohe Parteispenden: Im laufenden Wahlkampf hat die Partei bereits drei Millionenspenden im Wert von insgesamt knapp 5 Millionen Euro erhalten – und damit sogar mehr Geld als die CDU. Eine Spende, eine Plakatkampagne mit über 6.000 Plakaten im Wert von 2,35 Millionen Euro, kam aus Österreich von Gerhard Dingler, einem ehemaligen Landesobmann der extrem rechten FPÖ.

AfD unzufrieden mit Plakatkampagne

Ob die eher schlichte Plakatkampagne in Warnfarben allein von Dingler stammt, bleibt unklar. Die Plakate bezeichnen die AfD als „Bürgerliche Alternative“ zu anderen Parteien – mit rhetorischen Suggestivfragen wie „Weiter Arbeitsplätze vernichten mit CSU + Rot/Grün? Deshalb AFD! Die bürgerliche Alternative“. Die AfD war selbst offenbar unzufrieden mit der Kampagne, weil diese nicht zum eigenen Auftritt passe. Angenommen hat sie die Spende dennoch, obwohl sie bereits in Vergangenheit mit einer Spendenaffäre wegen einer externen Plakatkampagne zu kämpfen hatte.

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Eine weitere Spende von 1,5 Millionen Euro kam von dem während der Coronapandemie abgedrifteten Pharma-Multi-Millionär Winfried Stöcker. Zudem erhielt die Partei knapp 1 Million Euro vom geschassten Aufsichtsrat der Böttcher AG, wobei die Staatsanwaltschaft Mühlhausen wegen möglicher Strohmannspenden ermittelt, da unter der vom Spender angegebenen Adresse nur ein Briefkasten existiert.

Bemerkenswert sind die Spenden insbesondere für eine Partei, die gegen Eliten hetzt, sich aber von Reichen pampern lässt. Tatsächlich aber ist auch das AfD-Wahlprogramm zugunsten der Reichen und Unternehmer ausgerichtet: Sie würden übermäßig von der Steuerpolitik der Partei profitieren – im Gegensatz zu kleinen und mittleren Einkommen.

Ökonomisch wären vor allem eine disruptive EU-Politik sowie die Rückkehr zur D-Mark wirtschaftlicher Suizid, wie viele Wirtschaftsexperten betonen. Dennoch hoffen einige Unternehmer auf eine marktradikale Politik wie die von Javier Milei in Argentinien. Das jedenfalls steht im Einklang mit den rechtsradikal-libertären Positionen der AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel.

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15 Kommentare

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  • Willkommen im Neofeudalen Zeitalter!



    Und zwar angeführt von der AfD-Wählerschaft, die aus vielen Geringverdienern/Arbeitslosen besteht, die von einer AfD-Umverteilungspolitik noch ärmer und weiter marginalisiert werden würden.

    "Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber", so ein Zitat von Bertolt Brecht, und seinen Spruch finde ich ableistisch.

  • Ich hoffe, da geht doch noch ordentlich Erbschaftssteuer runter.

    • @Stoffel:

      Leider nein, siehe auch ErbStg (ich glaube Paragr. 13)

  • „Bemerkenswert sind die Spenden insbesondere für eine Partei, die gegen Eliten hetzt, sich aber von Reichen pampern lässt.“

    Na ja, also mal Ernst: So sehr ich die AfD verachte, inklusive der dort handelnden Personen, so nachvollziehbar ist die Annahme der angesprochenen Spenden. Würde die Linke genauso machen. Ich hätte nichts dagegen, wenn Spenden noch stärker eingeschränkt werden, aber solange das nicht so ist hat die AfD jedes Recht legale! Spenden anzunehmen, so wie jede andere Partei das auch tut. Und das die AfD gegen Reiche und „Eliten“ hetzt, kann ich nun wirklich nicht beobachten. Wie schon im Artikel angesprochen ist das Programm eher auf Gutverdiener ausgerichtet und mit „Eliten“ meint die AfD ja offensichtlich nicht das, was z.B die Linke oder die SPD damit meint. Von daher: Soll jeder mit seinem Geld machen was er will, wenn er meint rechte Dullis unterstützen zu müssen, von mir aus. Ist nicht MEIN Geld…

  • Nur eine Frage: Was passiert eigentlich mit dem Parteivermögen nach dem überfälligen Verbot der AfD?

    Vielleicht klappts ja dann mal mit der Wohnraumvergemeinschaftung in Berlin.

  • Gibt es tendenziell noch eine Steigerung von "extrem rechter Partei"?`Nicht böse gemeint aber die FPÖ hat in Österreich schon regiert und stellt vermutlich bald erneut die Regierung. Wenn die AFD ebenfalls schon gänzlich extrem rechts ist, welche Definition nutzen wir künftig für die NPD, den Dritten Weg u.Ä.?

  • Wundert mich gar nicht. In der Tendenz sind sicherlich mehr schlechte Menschen Reich, als gute.

    • @Rikard Dobos:

      Liegt wohl eher daran, dass Menschen aus der linken/kommunistischen Ecke nicht reich sind. :D

    • @Rikard Dobos:

      Das ist jetzt sehr generell, da würde ich nach Ihrer Definition von "gut" fragen.



      Reich wird man hierzulande durch Erben - da wird im Elternhaus eher vermittelt, dass wie es ist, es auch sein sollte - nicht gerade eine Grundlage für aktives Gut-Tun, doch davon könnte man sich ja auch lösen.



      Oder durch Glück/ Arbeit/ Heirat. Da kommt es darauf an, nicht hart zu werden oder in die Abwertung zu verunfallen, sondern solidarisch in Gedanken und Taten zu bleiben.



      Ärmere haben meist mehr Solidarität, das ist belegt.

      Wer aber "gut" ist: Mmtja.

      Arme sind gut beraten, den Riesenspenden und Lobbyprofis der Wenigen zumindest ihr Scherflein an Aktivität, Kleinspende, Mitgliedsbeitrag entgegenzuhalten. In der Masse kommt da auch etwas zusammen.

    • @Rikard Dobos:

      Das halte ich für sehr gewagtes Schubladendenken.

  • Immer wieder erstaunlich, das reiche Menschen immer die Rechte unterstützen. Und nein, ich sehe das BSW nicht Links.

    • @Captain Hornblower:

      Wo finanzielle Macht existiert, wird Macht missbraucht. Und ja, auch Reiche können für soziale Gerechtigkeit kämpfen, und umgekehrt können Arme neoliberal/libertär/marktradikal/faschistisch sein. Wir wollen doch nicht hier klassistisch sein.

    • @Captain Hornblower:

      Aber die MLPD kann man schon links einordnen und für eine völlig bedeutungslose Kleinstpartei bekommen die auch relativ viel Geld.

      • @Jesus:

        Die haben in den letzten Jahren, soweit ich weiß, eine Spende über 100k bekommen und das war wohl so ziemlich das ganze Erbe einer Anhängerin, aber klar: ist schon auch ein Haufen Geld, aber ist natürlich relativ...

      • @Jesus:

        Was Wahlkämpfers kleinzureden versuchten, als ich mal frug. Vielleicht doch ein Reptilienfonds eines parteienfreundlichen Lands? Was ich auch bei der AfD annehme, doch weniger auffällig gestaltet.