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Änderungen für Instagram und FacebookMeta-Konzern beendet Faktencheck

Meta-Chef Mark Zuckerberg kündigt eine Abschaffung des Faktenchecks auf seinen Social-Media-Apps an – und will mehr mit Trump „zusammenarbeiten“.

Meta-Chef Zuckerberg ohne Faktencheckerbrille Foto: Manuel Orbegozo/reuters

Berlin taz | Es ist ein schwarzer Tag im Kampf gegen Misinformation: Der Social-Media-Konzern Meta schafft den Faktencheck ab. Dies verkündete Konzerngründer Mark Zuckerberg am Dienstag in einem bei Facebook veröffentlichten Video und kündigte weitere umfassende Änderungen in der Moderation auf seinen Plattformen an. Der Schritt sei eine Reaktion auf die anhaltenden Debatten über die Regulierung von Online-Inhalten und setze neue Schwerpunkte, um „die freie Meinungsäußerung auf unseren Plattformen wiederherzustellen“.

Viele befürchten derweil das Gegenteil, denn die Entscheidung fällt nicht im luftleeren Raum: Laut Zuckerberg habe die jüngste US-Präsidentschaftswahl für ihn einen „kulturellen Wendepunkt“ markiert. Dementsprechend scheint nun gehandelt zu werden.

Am Montag hatte Meta Dana White, einen Vertrauten des designierten Präsidenten Trump, in seinen Verwaltungsrat berufen. Zuvor war bereits Joel Kaplan, ein ehemaliger Mitarbeiter des früheren republikanischen Präsidenten George W. Bush, als neuer Politik-Chef eingesetzt worden. Trump und andere Re­pu­bli­ka­ne­r*in­nen hatten Faktencheck-Programme immer wieder als Zensur kritisiert.

Weniger Richtlinien bei Themen wie Gender und Migration

Der Meta-Konzern, zu dem neben Facebook auch Instagram und der Kurznachrichtendienst Threads gehören, werde zunächst in den USA die seit 2016 bestehende Zusammenarbeit mit externen Fak­ten­prü­fe­r*in­nen, die Inhalte auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen, beenden. Stattdessen werde ein System vergleichbar mit den „Community Notes“ auf Elon Musks Plattform X eingeführt, welches lediglich auf Anmerkungen von Nut­ze­r*in­nen basiert. Außerdem werde die Moderation von Kalifornien, einem als links wahrgenommenen Bundesstaat, nach Texas verlegt, um „die Wahrnehmung von Befangenheit zu reduzieren“.

Doch so weit nicht genug: Laut Zuckerberg werde Meta in Zukunft gemeinsam mit Trump weltweit gegen „Regierungen“ vorgehen, „die amerikanische Unternehmen angreifen und darauf drängen, mehr zu zensieren“. Ein klarer Verweis auch auf die EU, die seit rund einem Jahr stärker auf die Regulierung von Onlineplattformen pocht.

Auch sollen die bisher zumindest im Vergleich mit Plattformen wie X verhältnismäßig strengen Richtlinien bei Themen wie Migration oder Genderfragen gelockert werden. Diese stünden „nicht mehr im Einklang mit der öffentlichen Meinung“. Bereits zuvor näherten sich Trump und Zuckerberg immer mehr an. Im November war Zuckerberg bei Trump zum Essen eingeladen. Im Dezember gab Meta bekannt, dass es eine Million US-Dollar für die Amtseinführung des Republikaners spendet.

Trump war selbst zwei Jahre lang bei Meta gesperrt

Zuckerbergs Zuwendung kommt zu einer Zeit, in der Social-Media-Plattformen in den USA die Regierung fürchten müssen. Denn Trump setzte im November Brendan Carr als Chef der Medienaufsichtsbehörde FCC ein. Er ist ein Bewunderer von Musk und wird von Trump als „Krieger für die Redefreiheit“ bezeichnet. Freilich einer, der Moderation als Zensur betrachtet und dementsprechend Google, Apple, Meta und Microsoft ein „Zensurkartell“ nennt, das er zerschlagen will.

Trump selbst war nach dem Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 zwei Jahre lang bei Meta gesperrt. Das Oversight Board von Meta hatte damals aber beschlossen, dass die Sperre auf zwei Jahre beschränkt sein müsse. 2023 öffnete sich Meta also wieder für Trump.

Kritik an der Zuwendung der großen US-Tech-Konzerne hat es indes schwer. Das musste Anfang Januar auch eine Karikaturistin der Washington Post erfahren. In ihrem Entwurf für eine Karikatur werfen sich Mark Zuckerberg, Amazon-Gründer Jeff Bezos und andere Medienmogule vor eine übergroße Trump-Statue und halten ihm Geldsäcke entgegen. Die Karikatur wurde nicht veröffentlicht. Bezos besitzt auch die Washington Post. Die Karikaturistin kündigte.

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25 Kommentare

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  • ...und unsere Granden aller Parteien finden es richtig, trotz all dieser gefährlichen Entwicklungen Kunden/Nutzer dieser verlogenen Dienste zu bleiben. Die sollten zuerst X und alle Meta-Produkte einfach in den Müll werfen. Da gehören die nämlich hin.

  • und ihr schreibt immer noch von "sozialen" Medien.



    Was muss noch passieren um klarer zu sehen? Diese assozialen Kanäle sind reine Werbemedien und driften znehmend ins Rechtsradikale ab.



    Wie wäre es wenigstens mit "Werbemedien"? Das stimmt dann wenigstens.

    Im übrigen bin ich froh wenn diese Werbekanäle keine hoheitlichen Aufgaben (Inhaltskomntrollen) wahrnehmen dürfen!

    Wir benötigen hierzulande bzw EU weit dringend gute und freie Plattformen. Schläft unsere Politik immer noch?

  • Wie umgehen mit dieser hybriden Kriegsführung durch Zuckerberg/Musk/Trump, Vladimir Putin, ihre ganzen Fan-Armeen, die jederzeit Menschen diffamieren und töten, Regierungen stürzen können? Gemeinsamer Nenner: Rassismus/Sozialdarwinismus, der immer das superautonome Ich zur Super-Fachkraft kürt. Musk-Zuckerberg-Trump-Bezos bzw. ihre identitär-libertären-Mob-Milizen erstürmen Kapitol, Bundestag, EU-Parlament, wenn sie sich durch Spahn, Weidel, Lindner nicht hinreichend präsent fühlen bzw. wenn man ihnen/ihren Jüngern „die Wahl stiehlt“. Sich noch auf irgendwelche Pseudo-Garantien durch „Staat“ und „Nation“, durch „sie“ („USA“) unterzeichnete Verträge zu verlassen, ist lebensgefährlich: Es gibt dieses „sie“, dieses relativ „überzeitliche“ Subjekt nicht mehr. Die Repräsentations-Debatte haben die libertär-identitären Egoshooter für sich entschieden: Sowas wie „Staat“ gibt es nicht, es gibt keine „Gesellschaft“, es gibt nur die „Familie“.(nDynastie) und Gebiete, auf denen man Claims abstecken kann. Lauter Super-Individualisten jubeln jetzt Zuckerberg auf Insta zu und wetteifern darum, wer sein Super-Ich am lautesten durch unbedingte Gefolgschaft „vergrößert“.

  • Das gute ist das NIEMAND bei X, Meta, TikTok oder sonst so einem unnötigen Laden sein muss. Wer so dumm ist und hier irgendwelche Milliardäre durch die Nutzung unterstützt muss auch mit deren Spielregeln leben

  • Schöne (neue?) Welt... Demnächst einigen sich die Tech-Multimillionäre darauf, dass Links zu Wikipedia verboten werden... *lach* (ne, so richtig zum LAchen finde ic hdas nicht...)

  • Ein weiterer Grund, diese "sozialen" Medien zu ignorieren. WhatsApp gehört übrigens auch dazu, erstaunlicherweise sind da immer noch viele Leute unterwegs.



    Ich weiß schon, dass ist nur der Tropfen auf den heißen Stein. Aber jede/r von uns kann und muss sich wehren gegen diese Antidemokraten. David gegen Goliath... 💪

  • Die Gedankenkontrolle von Mark Zuckerberg und seinen Handlangern hat weltweit milliardenfach die Grundrechte der Facebook-Nutzer verletzt.



    Irgendwann wird Facebook für diese Grundrechtsverletzungen einen Preis bezahlen müssen. Vielleicht hat ihm das der wunderbare Präsident Donald Trump bereits näher gebracht, sodass Mark Zuckerberg dran ist, zu retten was noch zu retten ist.



    Ein Gesetz von Präsident Donald Trump und schon hat Zuckerberg eine Sammel-Schadenersatzklage in Höhe von 19 Billionen (12nullen) Dollar am Hals.

    So schnell kann sich das Blatt drehen, Gestern noch Milliardär, morgen bereits mit einem Fuß im Gefängnis.

  • Es gab mal eine Zeit da war die Rede von *linken Chaoten*..



    .



    Offenbar hat sich nun der Wind gedreht..und wir bekommen es mit immer *rechte Chaoten* zu tun..



    .



    Vielleicht hilft es da den Spieß einfach mal umzudrehen und *Facebook*oder to*X*ic mit *Kreativen News* zu fluten..



    .



    Sowas wie (Achtung Fake.!):



    .



    *Trump ist am liebsten gebratene Puertoricaner..serviert von Rothaarigen Pornostars*..



    ..oder..



    ..*seine orangene Haut rührt von seinem übertriebenen Konsum hochprozentiger Amphetamine her*..



    ..oder..



    *Mark Zuckerberg spendet regelmäßig an einen Verein zur Förderung des illegalen Organhandels*..







    ..mal sehen wie diese Typen es dann mit dem Faktencheck halten...

  • Einerseits ein Zeichen, dass auch Technologiekonzerne politisch unter Druck zu setzen sind. Merken wir uns das für Europa und für die USA in 4 Jahren.



    Andererseits eine Kriecherei vor den Falschen und ein Bärendienst an so etwas wie Wahrheit. Der bekannt mathematisch hochbrillante Zuckerberg muss da doch aufjaulen.

    • @Janix:

      Vor den Richtigen zu Kriechen sollte für eine hochbrillante Person völlig unmöglich zu sein, falls nicht, ist es aus mit der Hochbrillanz. ;-)

  • Wen überrrascht das denn noch? Zur Erinnerung: Facebook gibt seit einigen Jahren schon dem rechtsextremen Newsmagazin Breitbart Reichweite suf seiner Plattform und stuft es als "vertrauenswürdig" ein. In den USA knicken reihenweise Medien-Outlets und Zeitungen vor Trump ein. Unabhängiger investigativer Journalismus wird hingegen ganz offen bedroht. Diese Tendenz wird - so befürchte ich - in einem zunehmend rechten Europa auch steigen.

  • "Neue Freiheit" und "kultueller Wendepunkt" dank ElonZuckerTrump: Alternative Fakten statt Faktencheck? TimeToSayGoodbye?

  • Da hilft offensichtlich nur eines: Aktien der großen 6 kaufen und Gewinne mitnehmen. Es sieht anscheinend so aus, das sich die Herrschaften während der T-Präsidentschaft die Tasche vollmachen wollen. Das wird die Kurse weiter treiben. So ließe sich durch die Hintertür noch etwas Kompensation zurück holen. Schmerzensgeld so zu sagen.

  • Und so gewinnt der US-Neofeudalismus immer mehr und mehr an Konturen.



    Die Häuser Musk und Zucker herrschen im Weißen Haus unter ihrem MAGA-Regenten Trump dem Ersten.

  • Rechte Blasen freuen sich 'nen Ast. Der Kapitalfaschismus, schon lange Bestandteil digitaler Plattformen, zeigt seine Fratze nun offen überall. Da kann man gespannt sein, was ein Zuckerberg in vier Jahren, nach der Ära Trump zum Besten gibt.



    Falls eben dieser nicht am Ende die Putin Karte spielt und die Amtszeit des U.S. Präsidenten auf eine unbestimmte Zeit ausweitet.



    Was für Zeiten.

  • Das wird alles übel nach hinten los gehen. Noch mehr Hass und Hetze. Das Kapital ebnet dem Faschismus den Weg.

  • In den USA braut sich gerade richtig was zusammen.



    Das klingt ja fast schon wie eine Kriegserklärung.



    Was machen wir eigentlich wenn Trump sich wirklich Grönland holt?



    2025 ist schon am Anfang nicht berauschend.



    Mal gucken wer als nächstes zu Kreuze kriegt.

  • Das Kapital in den USA fängt an, sich Trump anzubiedern, oder wurde zur Zusammenarbeit »überredet«!



    So gaaanz laaangsam sollte Otto Normalverbraucher erkennen und begreifen, Kapitalismus und rechte Politik, noch schlimmer faschistoide Parteien, sind für jeden einzelnen eine Lebensgefahr!



    Die vielfachen, teilweise unausgeformten Versprechungen, sind die Flötentöne des Rattenfängers von Hameln!

  • Mich lässt das vollkommen kalt. Wer seine täglichen Informationen nur aus Facebook und Instagram bezieht ist selbst schuld. Ich persönlich hätte keine Probleme mit Abschaffung des Faktenchecks weil aufgeklärter Bürger und ich Facebook eh nicht nutze.

    • @Der Cleo Patra:

      "Ich persönlich hätte keine Probleme mit Abschaffung des Faktenchecks weil aufgeklärter Bürger und ich Facebook eh nicht nutze."



      Sie sollten dabei allerdings auch im mittelfristigen eigenen Interesse an diejenigen denken, bei denen das anders ist... mir persönlich gruselt's jetzt schon.

    • @Der Cleo Patra:

      Wir lesen auch beide nicht z.B. Bild oder Welt oder ihre Onlineversionen, dennoch sollten auch dort die Fakten mal stimmen. So viel Fürsorge hat die grobe Wahrheit schon verdient.

  • Ein Mann mit einem Rückgrat aus Gummi...

  • Die Drängelei an Trumps Hintereingang wird immer heftiger.

  • Den Faktencheck abschaffen, um mehr Geld zu generieren.



    Dazu will er finanzielle Zuwendungen von Trump, wenn Mark ihm gehörig in den Hintern kriecht.

    So funktioniert die Welt von Heute.