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Absatz Elektroautos stocktTesla startet Discount-Aktion

Der US-Autobauer stoppt tageweise seine Produktion in Deutschland. Denn seit dem Wegfall der Prämie stockt der Absatz von Elektroautos hierzulande.

Damit die Autohalde nicht weiter wächst, kommt jetzt die Umweltprämie Foto: Soeren Stache/dpa

Berlin taz | Beim US-Autobauer Tesla ist der Absatz in Deutschland drastisch eingebrochen. Nun reagiert der Weltmarktführer bei E-Autos mit einer Rabattaktion und senkt den Verkaufspreis des Modells Y, das im brandenburgischen Grünheide gefertigt wird, für den Zeitraum bis Ende Juni deutlich: „Ab sofort mit 6.000 Euro Tesla Umweltprämie erhältlich“, wirbt das Unternehmen auf seiner Internetseite. Das Angebot gilt nur für die bereits auf Halde produzierten Fahrzeuge.

Der Hintergrund: Seit Jahresbeginn verkaufte Tesla in Deutschland 41 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vergleichszeitraum 2023. Im Mai brach der Absatz sogar um 64 Prozent ein. Die zuletzt unverkäuflichen Teslas stehen inzwischen zu Tausenden auf einem früheren DDR-Militärflugplatz in Brandenburg. Tesla, so schreibt das Handelsblatt, wisse „aktuell kaum noch, wohin mit seinen unverkauften Fahrzeugen“. Deswegen sucht das Unternehmen nun mit einem Discount-Preis die Lage zu entschärfen.

Zugleich wird die Produktion stark eingeschränkt. Im Juni sollen in Grünheide an fünf Tagen keine Autos mehr produziert werden, bereits am vergangenen Freitag ruhte erstmals die Produktion, um „Prozesse zu optimieren“. Schon im Mai hatte das Unternehmen die Fertigung in seiner einzigen europäischen Fabrik für vier Tage unterbrochen. Bereits im April hatte Tesla zudem den Abbau von 400 festen Arbeitsplätzen in Grünheide verkündet. Der Aktienkurs des Unternehmens hat seit Jahresbeginn um 28 Prozent nachgegeben.

Doch nicht nur bei Tesla dümpelt der Absatz: In den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 wurden in Deutschland 16 Prozent weniger batterieelektrische Fahrzeuge neu zugelassen als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil der Stromer unter den Neuzulassungen lag im bisherigen Jahresverlauf bei nur noch 12,0 Prozent – und damit auf dem niedrigsten Stand seit 2021. Im gesamten Jahr 2023 waren noch 18,4 Prozent der Neuzulassungen Elektroautos. Auslöser des Markteinbruchs war vor allem der Stopp der Kaufprämie durch die Bundesregierung Ende des vergangenen Jahres.

15-Millionen-Ziel in weiter Ferne

Das Ziel der Bundesregierung, 2030 rund 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben, liegt damit in weiter Ferne. Denn dafür müssten pro Jahr rund 2 Millionen Fahrzeuge verkauft werden; in den ersten fünf Monaten 2024 waren es jedoch gerade 140.700.

Der Markteinbruch trifft die Hersteller unterschiedlich. Bei VW lag der Absatz bis Mai um 23 Prozent niedriger als im Vorjahreszeitraum, bei Audi betrug das Minus 21 Prozent. Mercedes konnte seinen Verkauf von Elektroautos zwar zuletzt annähernd stabil halten, doch weil das Unternehmen zugleich deutlich hinter seinen ambitionierten Zielen zurückblieb, musste es gegensteuern: Der Stuttgarter Autobauer verwarf seinen Plan einer ausschließlich vollelektrischen Generation von Baureihen ab 2028 – nun sollen bis in die 2030er Jahre hinein neben Elektroautos auch weiterhin Verbrenner gebaut werden.

Erfolgreich am Markt ist unterdessen BMW. Die Bayern konnten ihren Absatz an Batteriefahrzeugen im bisherigen Jahresverlauf deutlich über das Vorjahresniveau steigern. Als bester europäischer Konzern landete BMW bei einem globalen Vergleich von Autobauern zum Wandel zur E-Mobilität unverändert auf Rang 3. VW verlor dagegen in dem Ranking im Vergleich zu 2022 zwei Plätze und landete auf Rang 7 – hinter dem chinesischen Hersteller SAIC und der Opel-Mutter Stellantis.

Chinesische Fahrzeuge spielen auf dem deutschen Markt bisher kaum eine Rolle – gleichwohl steigen auf niedrigem Niveau die Zahlen rapide. Der Hersteller BYD erreichte im Segment der Elektroautos zwar in den ersten fünf Monaten des Jahres nur einen Marktanteil von 0,6 Prozent, doch im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Absatz in Deutschland fast verfünffacht. Das Unternehmen hat viel vor und strebt mit eigenen Transportschiffen nach Europa: Im Februar kam die erste Ladung der „BYD Explorer No. 1“ in Bremerhaven an.

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13 Kommentare

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  • So viel zu der Mär "Menschen fahren aus Überzeugung Elektroautos"

  • Zur Wahrheit gehört aber auch dass alle potentiellen Kunden auf die neue Generation des Model Y warten, das am Horizont droht.

    • @Dromedar:In:

      Eher nicht. Das Gleiche wurde schon in Bezug auf den Highland-Refresh beim Model 3 behauptet, aber der Refresh hat den Absatz von Model 3 nicht wiederbelebt, ist verpufft.

      Tesla hat mittlerweile eine recht alte Modellpalette. Die Entwicklung der im letzten Jahr mit großem Tamtam angekündigten revolutionären neuen Plattform, auf der auch das 25K Modell basieren sollte, wurde von Tesla eingestellt. Tesla hat fast nichts mehr in der Produktpipeline. Elon Musk geht All-in auf FSD, Robotaxi und Optimus. Normale Autos will er offenbar nicht mehr lange bauen. Gleichzeitig macht er mit seinem toxischen Getweete die Marke Tesla zum MyPillow unter den Autoherstellern.

      • @GuidoH:

        Ich würde spontan auch die Vermutung für plausibel halten, dass Musk schlichte Autos inzwischen langweilig findet. Er braucht ein neues Spielzeug.

  • Die Sache ist ja nun die: wer ein Elektrofahrzeug haben wollte und die nötige Kohle dazu, hat inzwischen eins und ist soweit zufrieden: die Dinger funktionieren ja.



    Wer noch keins hat, hat entweder nicht genug Kohle für sowas oder eben grundsätzlich kein Interesse. Das ist ein eindeutiger Fall von Marktsättigung. Bis auf Weiteres versteht sich, weil die letzte Messe ist ja noch nicht gelesen.



    Komischerweise sah das im letzten Jahr um diese Zeit noch ganz anders aus.



    Was sich alles in den letzten 12 Monaten komplett gedreht hat, es könne einem schwindelig werden, und leicht übel noch dazu...

  • Warum die Kapazität nicht für den Hotzenblitz nutzen? Nicht nur die Pflegedienste würden sich freuen.

    • @0 Substanz:

      Ich halte den Hotzenblitz für ein Paradebeispiel dafür, wie ein innovatives und umweltfreundliches Konzept durch lobbygetriggerte und völlig fehlgeleitete Politik kaputt gemacht wurde.

      • @Bolzkopf:

        Was kann die Politik dafür, wenn sich ein Auto nicht verkauft?

    • @0 Substanz:

      Oder Pflegedienste nehmen einfach den Fiat Topolino für rd. 1/3 weniger.

      • @unbedeutend:

        1/3 weniger? Da muss man wohl sagen: weniger als 1/3.



        Ein Fiat Toopolino kostet um die 10000 €, ein Tesla ab 45000 €. Allerdings ist der Tolpolino als Kleinstfahrzeug für nur 45 km/h gebaut, für die Stadt auf alle Fälle ausreichend.



        Der Hotzenblitz ist da für außerhalb von Ortschaften besser geeignet, da er bis zu 100 km/h schafft. Der Preis für die handgefertigten Fahrzeuge lag bei 16000 €. In Großserie am Fließband gefertigt würde es sicher deutlich weniger kosten.

        • @Minion68:

          Die 1/3 Preisabschalg bezog sich auf den Preis Topolino vs. Hotzenblitz. Die Entwickler vom Hotzenblitz geben ja derzeit eine Spanne von 15 - 23 TEUR, wieviel dann in der Großserie noch im Preis runtergehen könnte, steht ja in den Sternen.

        • @Minion68:

          Gibt es doch schon: Dacia Spring für 15.500€

          • @JKHH62 :

            Da der Hotzenblitz kleiner und leichter ist, wäre der Preis sicher auch deutlich unter 15000€. Aufgrund des geringeren Platzbedarfes ist es dann sicher die bessere Alternative für Pflegedienste.