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+++ Nachrichten zur Ukraine +++Gespräche bei der Sicherheitskonferenz

Am letzten Tag der Münchner Sicherheitskonferenz wird weiter verhandelt. Paris bestätigt ein Treffen der wichtigsten europäischen Regierungschefs.

Trumps Vizepräsident Vance setzt auf Deal-Diplomatie: Oder ist es einfach Erpressung? Foto: Matthias Schrader/AP/dpa

Paris bestätigt Treffen über Trump-Pläne

Die französische Regierung bestätigt, dass auf Einladung von Präsident Emmanuel Macron am Montag ein europäisches Gipfeltreffen zur Ukraine in Paris stattfinden wird. Dies teilt der französische Außenminister Jean-Noël Barrot am Sonntag dem Sender France Inter mit. Laut europäischen Diplomaten sollen an dem Treffen Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Polen, Italien, Spanien und Dänemark teilnehmen.

Dänemark werde dabei die baltischen und skandinavischen Länder vertreten. Das Treffen folgt auf die US-Ankündigung, dass für Europa kein Platz bei den geplanten Verhandlungen mit Russland für eine Beendigung des Ukraine-Kriegs vorgesehen sei. Dies sorgte in Europa für Unverständnis und massive Kritik. Bei dem Treffen in Paris wollen die Europäer nun ihre gemeinsamen Positionen abstecken. (reuters)

Russland spricht von „Wende“ in den Verhandlungen

Russland spricht nach dem Telefonat zwischen Präsident Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump von einer wesentlichen Wende in den Beziehungen. Russland und die USA würden nun über Frieden und nicht über Krieg sprechen, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow einem Reporter des staatlichen Fernsehens in einem am Sonntag veröffentlichten Videoclip.

„Das ist ein starkes Signal, dass wir nun versuchen werden, Probleme durch Dialog zu lösen“, sagt Peskow. „Jetzt werden wir über Frieden sprechen, nicht über Krieg.“ Peskow betont, das erste Treffen zwischen Putin und Trump habe unter den aktuellen Umständen eine besondere Bedeutung. Auch würden die westlichen Sanktionen die Gespräche zwischen Russland und den USA nicht verhindern, da sie „ebenso schnell aufgehoben wie verhängt werden könnten“. (rtr)

Finnland: Bündnis-Beitritt der Ukraine „nicht verhandelbar“

Vor dem Hintergrund möglicher Verhandlungen über ein Ende des Kriegs in der Ukraine hat der finnische Präsident Alexander Stubb auf eine Mitgliedschaft Kiews in der EU und der Nato gepocht. Der Beitritt der Ukraine zu beiden Bündnissen sei „nicht verhandelbar“, sagte Stubb am Sonntag auf der Münchner Sicherheitskonferenz. „Das ist eine Entscheidung für die Ukrainer“, stellte er fest.

Der Beitrittsprozess der Ukraine zur EU habe bereits begonnen, argumentierte der finnische Präsident. „Die Ukraine wird europäisch werden, nicht russisch.“ Dies sei bereits ein „großer Verlust“ für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Nato-Mitgliedschaft werde zu einem anderen Zeitpunkt folgen.

US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwoch ein anderthalbstündiges Telefonat mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin geführt, ohne sich vorab mit den Europäern abzustimmen. Im Anschluss erklärte Trump, er habe mit dem Kreml-Chef einen „unverzüglichen“ Beginn von Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine vereinbart. Dies weckte bei westlichen Verbündeten die Befürchtung, die Ukraine wie auch die europäischen Partner würden von den Ukraine-Gesprächen ausgeschlossen. (rtr)

Stubb erklärt dreistufigen Friedensplan

Stubb sagte dazu, die Europäer müssten den USA zeigen, was sie zu dem Prozess beitragen können. „Wir sind am Zug“, sagte Stubb. „Sollte es zu Verhandlungen kommen, brauche Europa einen Sondergesandten, schlug der finnische Präsident vor. Auf diese Weise könne Europa sich wieder ins Spiel bringen.

Für eine Friedenslösung für die Ukraine sehe er drei Stufen: Die erste Stufe sei, die Ukraine für Verhandlungen erst einmal starkzumachen. Dazu müsse man Waffen liefern und auch über die eingefrorenen russischen Vermögen reden. Erst die zweite Phase sei ein Waffenstillstand unter internationaler Aufsicht. Die dritte Stufe wären dann Friedensverhandlungen, in denen es um Wiederaufbau und territoriale Fragen gehe. Nicht verhandelbar sei, dass die Ukraine selbst über das Streben nach einem Beitritt zur EU und zur Nato entscheide. Zudem dürfe Russland keinen Einfluss darauf haben, wie eine künftige europäische Sicherheitsarchitektur aussehe, mahnt der finnische Präsident. (rtr/afp)

Polen: Absage für europäische Armee

Polens Außenminister Radoslaw Sikorski hat Forderungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur Bildung einer europäischen Armee als Reaktion auf Bedrohungen aus Russland eine Absage erteilt. Man solle vorsichtig mit dem Begriff einer europäischen Armee sein, da er unterschiedlich verstanden werde, sagt Sikorski in einem TV-Interview. Eine Vereinigung nationaler Armeen werde es nicht geben. Er sei jedoch dafür, dass die Europäische Union ihre eigenen Verteidigungsfähigkeiten entwickle. Wenn die USA wollten, dass Europa in der Verteidigung voranschreite, sollte dies eine nationale Komponente, eine Nato-Komponente, aber auch eine europäische EU-Komponente haben. Dazu sollten EU-Subventionen für die Rüstungsindustrie zur Steigerung der Produktionskapazitäten zählen, „aber auch eine EU-Streitmacht, die diesen Namen verdient“, sagt Sikorski. Er bekräftigt, dass der Einsatz polnischer Truppen in der Ukraine nicht zur Debatte stehe, da Polens Aufgabe in der Nato der Schutz der Ostflanke sei und damit auch der Schutz des eigenen Staatsgebiets. (rtr)

Ukraine und China wünschen sich Friedensgespräche

Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha und der Stabschef von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, erklären am späten Samstag (Ortszeit), sie hätten mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi die Vision Kiews von einem Weg zum Frieden in der Ukraine erörtert. „Wir haben über die Entwicklung der bilateralen Beziehungen und des Handels gesprochen.

Wir teilten auch die Vision der Ukraine über den Weg zu einem umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden“, schrieb Sybiha über das Treffen, das am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz stattfand.

Chinas Außenminister Wang betonte bereits am Freitag, dass sein Land der Ansicht sei, dass alle Beteiligten des russisch-ukrainischen Konflikts an den Friedensgesprächen teilnehmen sollten. Er unterstrich damit auch die Rolle Europas in diesen Gesprächen. Später erteilte der Ukraine-Beauftragte der USA, Keith Kellogg, europäischen Vertretern eine Absage, bei den Friedensgesprächen auch am Verhandlungstisch zu sitzen. (rtr)

Lawrow und Rubio wollen „Hindernisse“ abräumen

Nach Angaben des russischen Außenministeriums wollen der russische Außenminister Sergej Lawrow und US-Außenminister Marco Rubio die von der vorherigen US-Regierung errichteten „einseitigen Hindernisse“ in ihrer bilateralen Beziehung beseitigen.

Dies und das Thema der Friedensgespräche zur Beendigung des Krieges in der Ukraine haben die beiden Minister dem Ministerium zufolge am Samstag (Ortszeit) in einem Telefongespräch besprochen. Während des Anrufs, der laut Moskau von der US-Seite initiiert wurde, vereinbarten Lawrow und Rubio, an der Wiederherstellung eines „gegenseitig respektvollen zwischenstaatlichen Dialogs“ zu arbeiten.

Man wolle die zuvor entstandenen Probleme in den bilateralen Beziehungen lösen. „Es wurde vereinbart, in naher Zukunft ein Expertentreffen zu organisieren, um konkrete Schritte zur gegenseitigen Beseitigung von Hindernissen für die Arbeit russischer und amerikanischer Auslandsvertretungen zu vereinbaren“, hieß es in der Erklärung des Ministeriums weiter. (rtr)

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16 Kommentare

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  • Ich fange an mir ernsthaft Sorgen zu machen. Auch wenn Europa einen "Diktatfrieden" für die Ukraine ablehnt wird leider genau das passieren. Viel schlimmer ist allerdings: Wenn die USA wirklich nicht mehr zu ihren Bündnissen stehen(danach sieht es leider aus) und Putin auch nur das kleinste Anzeichen erkennt das Artikel 5 nicht mehr greift wird er im Baltikum ernst machen. Aus Putins Sicht wäre das die Gelegenheit die Institutionen EU/NATO zu sprengen, um nichts anderes geht es ihm. Wie würden sich die einzelnen EU-Staaten ohne die USA im Fall der Fälle verhalten? Meine Befürchtung ist das die EU zusammenfallen würde wie ein Kartenhaus. Außerdem bezweifle ich das Russland ein paar Jahre warten wird bis die EU hochgerüstet ist...

  • Endlich kommt Bewegung in den Ukraine-Russland-Konflikt. Nachdem es eine lange Zeit so aussah, dass es keine Gespräche zwischen den Konflikt-Blöcken stattfinden würden, hat Trump nun die Initiative ergriffen. Das ist zumindest besser, als nur einen Krieg zu führen und Menschen sterben lassen.

    Das die beiden Seiten Forderungen stellen ist bei Verhandlungen ganz natürlich. Das macht die USA, genauso wie die Europäer, die Ukrainer und die Russen. Was als Ergebnis final vereinbart wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.

    • @Black & White:

      Abwarten. Ein Waffenstillstand wäre aktuell für Putin weniger günstig als für die Ukraine.

    • @Black & White:

      "Das die beiden Seiten Forderungen stellen ist bei Verhandlungen ganz natürlich."



      Mal wieder das Vodoo-Wort Verhandlungen. Nach wie vor scheinen manche nicht begriffen zu haben, dass es sich hier nicht um einen kleinen Grenzscharmützel zweier Nachbarstaaten handelt, der sich mit einigen territorialen Korrekturen bereinigen ließe.



      Putin möchte sich die Ukraine einverleiben, entweder als Satrapenstaat wie Belarus oder unter direkter russischer Oberherrschaft. Das hat er nun so oft kommunizieren lassen, dass ich die Weigerung, das auch zur Kenntnis zu nehmen, allmählich grotesk finde.



      Und Putin möchte natürlich, ganz im Sinne seiner Forderungen vom Dezember 2021, die USA aus Europa herausdrängen und eine neue Sicherheitsarchitektur à la Russe etablieren. Dabei setzt er auf Trump, der Ähnliches, wenn auch aus anderen Motiven anstrebt. Letzerem ist es auch herzlich egal, was aus der Ukraine wird und wie die Europäer ihre eigene Sicherheit organisieren. Um dieses sich abzeichnende Szenario als Fortschritt zu feiern, muss man die Augen schon ganz fest schließen.

    • @Black & White:

      Die Grundannahme dass in dem Moment in dem die Ukrainer kapitulieren das morden aufhört ist einer der großen Irrtümer der "Frieden um jeden Preis, solange nur die Ukraine diesen Preis zahlen muss" Fraktion.

      Etwas boshaft formuliert:



      Warum sollte man die Russen im Krieg Ukrainer ermorden lassen, wenn man die Russen auch im Frieden Ukrainer ermorden lassen kann? Dann kann man viel leichter die Augen davor verschließen.

      Wir wissen aus diversen Stellungnahmen der russischen Seite, dass diese mindestens 10% Prozent der ukrainischen Bevölkerung für "unheilbar faschistisiert" ansieht und dass es okay ist diese zu liquidieren.



      Und ich fürchte wenn die Russen sich richtig anstrengen werden sie bei einem noch viel größeren Anteil der Ukrainer "Faschismus" (also das was Russland darunter versteht) finden.

      Und was Russand darunter versteht ist etwas ganz anderes als wir es tun wenn man bedenkt dass Vertreter der AfD russische Freundschaftsorden bekommen und sich "Antifaschist" schimpfen dürfen.



      Quasi "Antifaschisten für Deutschland".

  • Die USA wollen ein Expertentreffen?



    Wer soll da hingehen?



    Von Experten weit und breit nichts mehr zu sehen!



    Die Europäer sehen nun, wie es läuft, wenn Diplomatie ausgeschlossen wird.



    In der Folge wird man/frau ganz undiplomatisch übergangen.

    • @Philippo1000:

      Auch das ist Diplomatie.

  • Das viele Geld für die NATO würden wir besser in eine Europäische Armee umleiten. Mit den EU Partnern können wir auf Augenhöhe reden und Verabredungen treffen, die dann auch eingehalten werden.

    • @Karl Schmidt:

      Sie meinen dass Deutsche gerne Soldaten für die Ideen Melonis, Orbans oder vielleicht bald Le Pens bereitstellen werden?

      • @Chris McZott:

        Meloni und Orban haben keine Mehrheit in der EU und ich hoffe, das bleibt so. Wenn natürlich die Le Pens, die Kickls und die Weidels die Regierungen in Frankreich, Österreich und Deutschland übernehmen, bekommen wir ein massives Problem - mit oder ohne Europäische Armee.

        Unser Einfluss auf andere EU Länder wird aber immer erheblich größer sein als auf die USA, ganz besonders unter Trump. Was bringt uns denn eine NATO, wenn Trump in Grönland durchzieht?

    • @Karl Schmidt:

      Eine europäische Armee wird es derzeit nicht geben, dazu sind die Interessen zu verschieden.

      • @Machiavelli:

        Es gibt auch eine NATO. Dort sind die Unterschiede weitaus größer. Trotz der erheblichen Gelder, die wir dorthin fließen lassen, ist unser Einfluss auf die NATO weitgehend Null. Mein Vertrauen, dass uns die NATO vor irgend etwas beschützt, ebenso.

        Dieses Geld wäre an jeder anderen Stelle besser investiert.

  • Europa nach dem Brexit

    ""Später erteilte der Ukraine-Beauftragte der USA, Keith Kellogg, europäischen Vertretern eine Absage, bei den Friedensgesprächen auch am Verhandlungstisch zu sitzen.""

    ===

    Die Demokratie auf der ganzen Welt ist durch den Rückzug von Trumps Amerika in den Isolationismus und dessen wahrscheinliche Ersetzung durch Russland oder China bedroht, sagte John Major in bemerkenswert pointierten und freimütigen Kommentaren.

    Der ehemalige britische Premierminister, der sich selten direkt zur aktuellen Politik äußert, nutzte ein Interview mit BBC Radio, um Trumps Regierung als etwas Ungewöhnliches zu bezeichnen, was er in der Vergangenheit noch nie erlebt habe – und um zu warnen, dass Washington es noch bereuen könnte, die Weltbühne einer autokratischeren Macht zu überlassen.

    Er verurteilte auch den US-Vizepräsidenten JD Vance als heuchlerisch und „nicht staatsmännisch“, weil er Europa über freie Meinungsäußerung belehrt und gleichzeitig Wladimir Putins Russland „umgarnt“.

  • Man merkt aus eingen Stellungnahmen deutlich, dass einige Staaten den Ernst der Lage - ihrer eigenen Lage - weiterhin nicht verstanden haben. Das von Nationalinteressen getreibene Kirchtumsdenken ist lebendig wie eh und je, auch wenn man immer wieder Solidariät einfordert.

  • Trump ist zu sehr Egomane, um den "Erfolg" seiner Verhandlungen mit irgendjemandem zu teilen. Es wird deshalb wahrscheinlich zwei Gipfel geben - den von Trump mit Putin - und den der Europäer mit China. Der zweite wird wichtiger sein.



    Denn die Chinesen habe genauso große Angst vor Trumps Wahnsinn wie wir, so etwas schmiedet zusammen. Und China ist das einzige Land, das diesen Konflikt tatsächlich lösen kann, weil es über die gesamt Palette der Druckmittel gegen Russland verfügt.

  • Auch würden die westlichen Sanktionen die Gespräche zwischen Russland und den USA nicht verhindern, da sie „ebenso schnell aufgehoben wie verhängt werden könnten“. (rtr)



    Welche westlichen Sanktionen, wenn derzeit immernoch Flüssiggas von Russland bezogen wird! Europa und Deutschland macht sich durch inkonsequente Unterstützung seit anbeginn des Angriefskrieges von Russland mitschuldig an dem bevorstehenden Sieg des Kriegsgewinnlers Russland und am Ende der bislang geltenden Friedensarchitektur, jedes Land behält seine Souveränität.



    Ab sofort gilt das Recht des Stärkeren hinsichtlich bestehender Grenzen.