+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Angriffe in Kursk fortgesetzt
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben rund 1.000 Quadratkilometer in der grenznahen Region erobert. Selenskyj fordert den Einsatz westlicher Waffen.
Ukraine setzt Angriffe in Kursk fort
Die Ukraine setzt die Angriffe in der russischen Region Kursk fort. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau sind dort zwölf Drohnen abgeschossen worden. Die Ukraine hat nach eigenen Angaben rund 1.000 Quadratkilometer in der grenznahen Region erobert. Der russische Auslandsgeheimdienst wirft dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj „wahnsinnige“ Maßnahmen vor, berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA. Selenskyj riskiere eine Eskalation weit über die Ukraine hinaus.
Russland hat nach ukrainischen Angaben in der Nacht zum Dienstag 38 Drohnen und zwei Iskander-M-Raketen auf die Ukraine abgefeuert. 30 Drohnen seien abgeschossen worden, teilte die Luftwaffe im Kurznachrichtendienst Telegram mit. Über den Verbleib der übrigen Flugkörper werden keine Angaben gemacht. In den frühen Morgenstunden sei wieder Luftalarm für das ganze Land wegen der Gefahr weiterer Angriffe ausgelöst worden, warnt die Luftwaffe in einem zweiten Hinweis auf Telegram. (rtr)
Brandursache in AKW weiter unklar
Nach einer Inspektion des beschädigten Kühlturms im von Russland kontrollierten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine kann die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) die Ursache des Brandes vom Wochenende nicht sofort feststellen. „Das Team kann auf Basis der bisherigen Erkenntnisse und Beobachtungen keine endgültigen Schlüsse über die Brandursache ziehen“, erklärt die IAEA. Bei der Untersuchung seien keine direkten Anzeichen für Drohnenreste gefunden worden.
Gleichzeitig sei es unwahrscheinlich, dass das Feuer zunächst am Fuß des Kühlturms ausgebrochen sei. Weder Moskau noch Kyjiw melden erhöhte Strahlenwerte. Beide Seiten beschuldigen sich jedoch gegenseitig, den Brand in dem stillgelegten Kraftwerk verursacht zu haben. Während Russland von einem Drohnenangriff spricht, vermutet die Ukraine Fahrlässigkeit oder Brandstiftung von russischer Seite. (rtr/taz)
Selenskyj: Operation bei Kursk ist Sicherheitsmaßnahme
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Offensive seiner Truppen über die Grenzen hinweg in die westrussische Region Kursk als Sicherheitsmaßnahme bezeichnet. Die bisher eroberten Gebiete dort seien Regionen, aus denen Russlands Streitkräfte die ostukrainische Region Sumy wiederholt angegriffen hätten. Allein seit Anfang Juni seien dort rund 2.100 Angriffe registriert worden.
„Deshalb sind unsere Operationen eine reine Sicherheitsfrage für die Ukraine, um die Grenze vom russischen Militär zu befreien“, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Kursk werde zum Symbol vom Anfang und Ende des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte Selenskyj mit Blick auf die Katastrophe beim Untergang des modernsten russischen Atom-U-Boots „Kursk“, das im August 2000 mit 118 Besatzungsmitgliedern an Bord gesunken war. „Vor 24 Jahren gab es die Kursk-Katastrophe, die den symbolischen Beginn seiner Herrschaft darstellte; jetzt sehen wir das Ende davon – und es ist wieder Kursk.“ (dpa)
Russland klagt über Einsatz westlicher Waffen
Die russischen Militärs warfen der Ukraine den Einsatz schwerer Waffen aus westlichen Lieferungen beim Kampf um die Region Kursk vor. Neben Artillerie und Raketenwerfern seien auf ukrainischer Seite auch gepanzerte Fahrzeuge im Einsatz, die Kyjiw von westlichen Partnern erhalten habe. Gegen die Verwendung dieser Waffen gibt es für die ukrainischen Streitkräfte allerdings von den westlichen Partnern keine Einschränkungen.
Selenskyj unterstrich einmal mehr, wie wichtig die von ihm erhoffte Erlaubnis zum Einsatz der vom Westen gelieferten Langstreckenwaffen gegen Ziele in Russland sei. „Wir brauchen entsprechende Genehmigungen unserer Partner für den Einsatz von Langstreckenwaffen“, betonte Selenskyj. „Es ist nur fair, die russischen Terroristen dort zu vernichten, wo sie sind, wo sie ihre Angriffe starten – russische Militärflugplätze, russische Logistik.“ Russland müsse gezwungen werden, Frieden zu schließen, wenn Kremlchef Putin so erpicht darauf sei, weiterzukämpfen.
Kyjiw bemüht sich schon seit Wochen um die Erlaubnis, etwa weitreichende Raketen gegen Ziele in Russland einzusetzen. Bisher können die ukrainischen Streitkräfte für derartige Angriffe nur Drohnen aus eigener Produktion verwenden – mit deutlich geringerer Sprengkraft.
Nach Ansicht von FDP-Außenpolitiker Ulrich Lechte darf die Ukraine mit deutschen Waffen auch auf russischem Staatsgebiet kämpfen. „Wir haben der Ukraine Waffen zur Verfügung gestellt, die mit der Übergabe als Teil der militärischen Ausrüstung der Ukraine betrachtet werden. Selbstverständlich steht es der Ukraine frei, diese Ausrüstung uneingeschränkt zu nutzen“, sagte Lechte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
„Eine ausdrückliche Genehmigung Deutschlands ist dafür nicht erforderlich, da der Einsatz der Waffen durch die Ukraine im Einklang mit dem Völkerrecht erfolgt.“ Der Einsatz auf russischem Territorium sei durch Artikel 51 der UN-Charta gedeckt. (dpa/taz)
Schwere Kämpfe im Donbass
Fernab des Kriegsgeschehens um die westrussische Region Kursk haben russische Truppen ihre Angriffe rund um den Donbass im Osten der Ukraine fortgesetzt. Einmal mehr versuchten sie, die ukrainischen Stellungen rund um Torezk und Pokrowsk zu durchbrechen, wie der Generalstab in Kyjiw in seinem abendlichen Lagebericht mitteilte. Bei Torezk seien die russischen Bodentruppen auch von einem Dutzend Luftangriffe unterstützt worden.
Schwere Gefechte lieferten sich russische Angreifer und ukrainische Verteidiger rund um Pokrowsk. Insgesamt seien im Tagesverlauf rund 25 Vorstöße russischer Einheiten registriert worden, von denen ein Großteil abgeschlagen worden sei. „Die feindlichen Verluste werden noch geklärt“, hieß es seitens des Generalstabs. Nach russischer Darstellung wurden im Verlauf der Kämpfe mehrere ukrainische Siedlungen eingenommen. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. (rtr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag