piwik no script img

+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Biden hofft auf Gaza-Abkommen

Entscheidende Gesprächsrunde über ein Abkommen für eine Waffenruhe soll in dieser Woche stattfinden. USA genehmigen neuen Rüstungsdeal für Israel.

An diesem Donnerstag ist auf Drängen der USA, Katars und Ägyptens ein weiteres Treffen zu einem möglichen Abkommen geplant Foto: Elizabeth Frantz/reuters

USA genehmigen 20-Milliarden-Dollar Rüstungsdeal

US-Außenminister Antony Blinken genehmigt den möglichen Verkauf von Kampfflugzeugen und anderer militärischer Ausrüstung im Wert von mehr als 20 Milliarden Dollar an Israel. Das Paket umfasse F-15-Jets und Ausrüstung im Wert von fast 19 Milliarden Dollar, teilt das Pentagon mit.

Außerdem habe Blinken den möglichen Verkauf von Panzergranaten im Wert von rund 774 Millionen Dollar und Armeefahrzeugen im Wert von 583 Millionen Dollar bewilligt. Die Panzergranaten könnten fast sofort geliefert werden. Die F-15-Kampfflugzeuge von Boeing würden hingegen Jahre zur Produktion und Auslieferung benötigen. (rtr)

Los Angeles am Dienstag: Protest gegen Waffenlieferungen und für sofortige Waffenruhe im Gaza-Krieg Foto: reuters/David Swanson

Biden: Gaza-Abkommen könnte Iran von Angriff abhalten

Der Iran könnte nach Einschätzung von US-Präsident Joe Biden im Falle eines Durchbruchs bei den Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg von seinem angedrohten Vergeltungsschlag gegen Israel absehen. Auf eine entsprechende Frage von Reportern entgegnete Biden: „Das ist meine Erwartung, aber wir werden sehen.“

An diesem Donnerstag ist auf Drängen der USA, Katars und Ägyptens, die in dem Krieg zwischen Israel und der Hamas vermitteln, eine möglicherweise entscheidende Gesprächsrunde über ein Abkommen für eine Waffenruhe und Freilassung von Geiseln geplant, voraussichtlich in Katars Hauptstadt Doha. Anders als Israel lehnt die islamistische Hamas eine Teilnahme daran bisher ab. Man werde „nicht unter Beschuss verhandeln“, erfuhr die dpa aus Hamas-Kreisen.

Die indirekten Verhandlungen würden auch dann fortgesetzt, wenn die Hamas nicht teilnehmen sollte, zitierte das Wall Street Journal arabische Vermittler. In dem Fall werde man die Islamistenorganisation über die besprochenen Bedingungen für ein Abkommen informieren, hieß es. In einer Botschaft aus Gaza an die arabischen Vermittler habe Hamas-Anführer Jihia al-Sinwar am Montagabend erklärt, wenn Israel ernsthaft verhandeln und die Hamas einbeziehen wolle, müsse es zuerst sein militärisches Vorgehen im Gazastreifen einstellen, berichtete die Zeitung. Sinwar wird im weit verzweigten Tunnelnetzwerk der Hamas unter dem abgeriegelten Küstenstreifen vermutet. (dpa)

Biden: Ich werde nicht aufgeben

„Wir wollen, dass jeder am Donnerstag auftaucht, die Ärmel hochkrempelt und sich an die Arbeit macht“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, in Washington. „Und gleichzeitig beobachten wir sehr, sehr genau, was der Iran und seine Stellvertreter diese Woche tun könnten“. Das Weiße Haus ist laut Medienberichten besorgt, dass ein Angriff des Irans und der Hisbollah auf Israel die Verhandlungen über eine Waffenruhe sabotieren und ein mögliches Abkommen zunichtemachen würde.

„Es wird schwierig“, sagte Biden. „Wir werden sehen, was der Iran tut, und wir werden sehen, was passiert, wenn es einen Angriff gibt. Aber ich werde nicht aufgeben.“ Nach der Tötung eines Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon und des Auslandschefs der Hamas in der iranischen Hauptstadt Teheran ist weiter unklar, ob und wann der Iran und die Hisbollah die angedrohten Vergeltungsschläge ausführen werden.

„Der Iran und die Hisbollah wissen nicht, was sie tun sollen. Es gibt viele Pläne, aber noch keine Entscheidungen“, sagte ein US-Beamter dem Nachrichtenportal „Axios“. Die USA als wichtigster Verbündeter Israels haben zwecks Abschreckung sowie zum Schutz Israels und der eigenen Soldaten zusätzliche Militärkräfte in die Region verlegt. Es wird befürchtet, dass es infolge eines Vergeltungsangriffs gegen Israel zu einem größeren Krieg in Nahost kommt. (dpa)

Ben-Gvirs Besuch auf Tempelberg „inakzeptabel“

Netanjahus rechtsextreme Koalitionspartner, Finanzminister Bezalel Smotrich und Polizeiminister Itamar Ben-Gvir, hatten jüngst gedroht, die Regierung platzen zu lassen, sollte Netanjahu einer Waffenruhe zu Bedingungen zustimmen, die sie ablehnen. Ben-Gvir provozierte mit einem Besuch auf dem Tempelberg, der drittheiligsten Stätte im Islam.

Die US-Regierung übte scharfe Kritik. „Lassen Sie mich klar und deutlich sagen, dass die Vereinigten Staaten fest für die Bewahrung des historischen Status quo in Bezug auf die heiligen Stätten in Jerusalem eintreten“, sagte der stellvertretende Sprecher des US-Außenministeriums, Vedant Patel.

„Jede einseitige Aktion, die diesen Status quo gefährdet, ist inakzeptabel“, sagte Patel. Man achte in den USA „sehr genau“ auf Handlungen, die „zu größerer Unsicherheit und Instabilität in der Region beitragen“. Ben-Gvirs Aktion falle darunter und lenke davon ab, die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg „über die Ziellinie“ zu bringen sowie schlussendlich eine Zweistaatenlösung zu erreichen. „Wir wissen, wie wichtig die heilige Stätte ist“, sagte Patel. „Wir fordern daher alle Seiten auf, den Status quo zu respektieren.“

Ben-Gvir hatte am Tempelberg gefordert, jüdisches Gebet an dem Ort zuzulassen. Der Ort ist auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Die Palästinenser befürchten, dass Israel seine Kontrolle der heiligen Stätte ausweiten will. Netanjahus Büro teilte nach dem Besuch Ben-Gvirs mit, dass Israels Politik sich diesbezüglich nicht geändert habe. Später begrüßte US-Außenminister Antony Blinken diese Klarstellung und betonte, man erwarte von der israelischen Regierung, „dass sie ähnliche Vorfälle in Zukunft verhindert.“ (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

18 Kommentare

 / 
  • Wenn (falls!) es zu einem Deal kommt, der eine permanente Waffenruhe vorsieht, dann ist auch jetzt schon klar, welche Seite diese Waffenruhe als erste wieder verletzen wird: die Hamas. Das war schon immer so und wird auch in Zukunft wieder so kommen. Da braucht man noch nicht mal Wetten abschließen.

    Israel will einfach nur in Frieden leben. Gaza hätte sich schon seit Jahren zu einem friedlichen Paradies entwickeln können, wenn sie nicht Tunnel und Waffenlager gebaut hätten, sondern zivile Infrastruktur.

  • Die Siedler und Netanyahu wollen keinen Frieden, man wird sie zwingen müssen.



    Erst den US-Juden klarmachen, wer sie da aus Jerusalem zu instrumentalisieren sucht. Dann den Druck erhöhen, wie einige US-Präsidenten es ja schafften. Das Hindernis ist genau das Netanyahu-Kabinett, die es geschafft haben, die Hamas und den Iran da abzulösen. Israel muss aus dem selbstzerstörerischen Dauerkrieg rauskommen, das heißt, Netanyahu sollte weg.

  • Ich empfehle folgenden Artikel:

    www.theguardian.co...torian-omer-bartov

    • @cazzimma:

      Ein wichtiger Forscher, der wertvolle Gedankengänge teilt, wie leicht man in die Inhumanität abrutschen kann.



      Der ganze intellektuelle wie lesbare Text lohnt sich.

    • @cazzimma:

      Wichtiger Artikel! Lesen!

  • Ich habe heute gelesen, dass die Hamas eine weitere Geisel umgebracht hat. Dies auch ganz offen kommuniziert habe.

    Gerne hätte ich davon auch in der TAZ gelesen und warum dies ein Hindernis für die Verhandlungen ist, ebenso eine Würdigung der Leben der von uns gegangenen gelesen.

    "Hamas habe nach Angaben eines Sprechers der Terrororganisation eine israelische Geisel getötet. Zwei weitere Geiseln seien verletzt worden (meint das Folter?), teilte Abu Obaida, der den Al-Kassam-Brigaden zugerechnet wird, mit."

    Die Internationale Gemeinschaft muss Abu Obalda und die Täter*innen der Kassam Brigaden vor Gericht bringen, die Hamas Regierung in Gaza wird das nicht tun.

    www.juedische-allg...ar-weitere-geisel/

    • @ToSten23:

      Universal bleiben, Hamas wie Netanyahus Konsorten vor Gericht stellen (_keine willkürlichen Tötungen wie im Neandertal).

    • @ToSten23:

      "Zwei weitere Geiseln seien verletzt worden (meint das Folter?), ..."

      Da Zitate aus "Jüdische Allgemeine" hier evtl. nicht ganz so ernst genommen werden, möchte ich ergänzen, dass dies auch von DIE ZEIT gemeldet wurde. (Quelle: DIE ZEIT, im Blog, gestern 21.20 Uhr.)

      Bei Reuters steht es wie folgt:



      "Hamas armed wing says one Israeli hostage killed, two women captives 'seriously wounded'"

      In Anbetracht dessen, was diese "Männer" am 07.10.23 Frauen angetan haben, gehe ich vom Schlimmsten aus.

      Ein bisschen Hoffnung bleibt trotzdem, dass die gegnerische Kriegspartei vielleicht nur weiteren Druck aufbauen möchte und die Geiseln weder getötet noch verletzt wurden.

    • @ToSten23:

      Um bei der Wahrheit zu bleiben:



      In zwei separaten Fällen haben Wärter in eigener Regie Gefangene verletzt bzw. getötet und das wird nun untersucht.

      "He [Abu Obaida] said a committee has been formed to investigate, and findings will be announced later, adding efforts are underway to save the two wounded hostages.



      It was the first time Al-Qassam has said its guards killed hostages. The group has often attributed previous killings of hostages to Israeli bombardment."

      Warum nicht eine internationale Untersuchungskommission nach Gaza schicken?



      Es gäbe eine Menge Kriegsverbrechen aufzuarbeiten.

      www.reuters.com/wo...iously-2024-08-12/

    • @ToSten23:

      Karim Khan hat, wie Sie sicher wissen, Haftbefehle gegen die Hamas-Führung beantragt – ebenso wie für ihre israelischen Pendants. Menschenleben lassen sich nicht anhand ethnischer Kriterien hierarchisieren und Verbrechen bleiben Verbrechen, egal wer sie begeht. Eigentlich traurig, das überhaupt betonen zu müssen…

  • Das ist auch wieder so eine Heuchelei der amerikanischen Regierung: Sie protestiert immer wieder vehement gegen das, was die aktuelle Regierung Israels in Gaza halt so zusammenbomben läßt, liefert zur Unterstützung dieser Taten dann aber Rüstungsgüter in Milliardenhöhe.

  • Weder für den israelischen Regierungschef noch für die Hamas und Radikale auf israelischer oder palästinensischer Seite ist ein Frieden nützlich. Scheinbar spielen Menschenleben außer beim Beklagen der vielen Toten keine Rolle. Vielmehr sind es Machtinteressen der Akteure. Ich hoffe sehr, dass eines Tages genau diese Akteure sich vor Gericht für ihre Entscheidungen und deren Konsequenzen verantworten müssen. Dieser bald ein Jahrhundert lange Konflikt muss schnellstmöglich gelöst werden. Ich wüsste keine Lösung, die funktionieren könnte. Zu lange wurden Gewalt und Hass gesäht…

  • "...Ben-Gvirs Besuch auf Tempelberg "inakzeptabel“"...außer hohlen Phrasen des Westens zur permanenten Provokation der rechtsextremen Netanjahu Regierung keine Konsequenzen, wie z.B. ein Waffenembargo gegen Israel.

    • @Rinaldo:

      ""...Ben-Gvirs Besuch auf Tempelberg "inakzeptabel“""

      Eine zugegegebernmaßen bittere Replik:

      Es wird wenigstens erwähnt und kritisiert. Die Tötung einer Geisel und die schwersten Verletzungen zweier weiblichen Geiseln nicht.

      • @*Sabine*:

        Inwiefern halten Sie Ben-Gvirs Gebahren und Rhetorik rund um den Tempelberg, die seit Jahren in dieselbe eskalierende Richtung gehen für eine Replik auf den Mord an einer Geisel?



        Er selbst zumindest hat in dem Zusammenhang die Geiseln mit keinem Wort erwähnt.

        • @Residente:

          Wir haben uns meiner Meinung nach missverstanden. Meine "bittere Replik" bezieht sich darauf, dass das Fehlverhalten von Herrn Be-Gvirs medienweit erwähnt und kritisiert wird, die Tötung der Geisel und die schwersten Verletzungen der beiden weiblichen Geiseln jedoch nicht.

          Es tut mir leid, dass ich mich missverständlich ausgedrückt habe.

        • @Residente:

          Verzeihung, ich hielt Ihren Doppelpunkt für einen Einfachen und habe Ihren Beitrag entsprechend missverstanden.



          Bei allem Verständnis für eine gewisse Bitterkeit, muss ich trotzdem sagen, dieses "what about" ist absolut nicht zielführend.

    • @Rinaldo:

      "Sie Antisemit, Sie." (würden manche wohl gerne sagen wollen)

      Natürlich nicht, man verdient ja ganz gut mit...und naja die einzige Bastion will man halt auch nicht aufgegeben. Und wenn das nicht hilft....Menschenrechte sind sowieso abhängig davon wer sie beansprucht..