+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Säbelrasseln an Israels Nordgrenze
Die Hisbollah reagiert mit Drohungen auf Pläne Israels für die Libanon-Offensive. Israels Armeesprecher räumt Probleme im Kampf gegen die Hamas ein.
Israel und Hisbollah betonen Kampfbereitschaft
Im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon verschärfen beide Seiten ihre Drohgebärden. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah betonte am Mittwochabend die Kampfbereitschaft seiner Schiitenmiliz. „Wenn sie dem Libanon einen Krieg aufzwingen, wird der Widerstand ohne Grenzen zurückschlagen“, sagte er bei einer öffentlichen Ansprache. Nach der Veröffentlichung mutmaßlicher Luftaufnahmen von Nordisrael durch die Hisbollah spielte Israels Generalstabschef Herzi Halevi Sorgen über die Kompetenzen des eigenen Militärs herunter. „Wir haben natürlich unendlich viel größere Fähigkeiten, von denen der Feind meiner Meinung nach nur wenige kennt“, sagte er laut Mitteilung vom Mittwochabend. Die Armee stelle sich auf die Fähigkeiten der Hisbollah ein.
Israels Militär hatte zuvor nach eigenen Angaben „operative Pläne für eine Offensive im Libanon“ genehmigt und damit Sorgen vor einer Eskalation geschürt. Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon waren am Mittwoch libanesischen Angaben zufolge mindestens drei Mitglieder der Hisbollah getötet worden. Israels Militär bestätigte den Angriff. Die Hisbollah reklamierte wiederum einen Angriff auf israelische Soldaten in Metulla im Norden Israels für sich. Das israelische Militär bestätigte, dass eine Drohne aus dem Libanon in der Gegend um Metulla abgestürzt sei. Verletzte gab es demnach nicht.
Auch Zypern erhielt eine Drohung des Hisbollah-Chefs: Nasrallah drohte Zypern und warnte das EU-Land davor, Israels Armee im Kriegsfall seine Flughäfen und Stützpunkte nutzen zu lassen. „Die Öffnung zyprischer Flughäfen und Basen für den israelischen Feind, um den Libanon anzugreifen, würde bedeuten, dass die zyprische Regierung Teil des Krieges ist“, sagte er. Auf Zypern befinden sich zwei britische Militärstützpunkte, darunter auch ein Luftwaffenstützpunkt. Diese liegen jedoch auf britischem Hoheitsgebiet und unterliegen nicht der Kontrolle der zyprischen Regierung. Zyperns Präsident Nikos Christodoulides antwortete auf Nasrallahs Äußerungen, „dass die Republik Zypern in keiner Weise in diesen Krieg verwickelt ist“. Zypern sei „Teil der Lösung, nicht Teil des Problems“, betonte Christodoulides und wies darauf hin, dass sein Land eine „von der arabischen Welt und der gesamten internationalen Gemeinschaft anerkannte“ Rolle bei der Einrichtung eines Seekorridors für humanitäre Hilfslieferungen nach Gaza spiele. (afp/dpa)
Israels Armeesprecher: Können die Hamas nicht eliminieren
Israel ist nach Einschätzung von Experten noch weit von einem Sieg über die Hamas entfernt. Ein Sprecher der israelischen Armee forderte in einem Interview mit Nachdruck eine politische Vision für die Zukunft des Gazastreifens. „Die Hamas ist eine Idee, sie ist eine Partei. Sie ist in den Herzen der Menschen verwurzelt. Wer glaubt, wir könnten die Hamas ausschalten, irrt sich“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwochabend dem israelischen Sender Channel 13. Es müsse eine Alternative für die Hamas auf politischer Ebene gefunden werden, um sie im Gazastreifen zu ersetzen, forderte Hagari weiter. Ansonsten werde die islamistische Terrororganisation weiterbestehen, mahnte er. Über die Zerstörung der Hamas zu reden, führe die Öffentlichkeit in die Irre.
Mit den Aussagen weckte er Zweifel am erklärten Kriegsziel der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu: Die Herrschaft der Hamas im Gazastreifen zu beenden sowie ihre militärischen Fähigkeiten zu zerstören. Die Armee sei „dem natürlich verpflichtet“, hieß in einer Mitteilung des Büros des Ministerpräsidenten nach Hagaris Äußerungen. Netanjahu hatte wiederholt vom „totalen Sieg“ über die Hamas gesprochen. Die Worte des Armeesprechers spiegelten die wachsende Frustration der Militärführung über das Versagen der Regierung Netanjahu wider, eine Nachkriegsalternative zur Hamas-Herrschaft im Gazastreifen zu entwickeln, schrieb die New York Times. (dpa)
Gaza: Provisorische Pier soll wieder einsetzbar sein
Über die provisorische Anlegestelle der US-Streitkräfte im Gazastreifen sollen Insidern zufolge am Donnerstag wieder Hilfsgüter entladen werden können. Der Pier sei am Mittwoch wieder an der Küste befestigt worden, nachdem er am vergangenen Freitag wegen schlechter Seebedingungen vorübergehend entfernt worden war, sagen zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Ein Sprecher der US-Luftwaffe, Generalmajor Patrick Ryder, lehnte es am Dienstag in einer Rede im Pentagon ab, einen Zeitpunkt zu nennen, zu dem der Betrieb des Piers vollständig eingestellt werden könnte. Es habe sich von Anfang an um eine provisorische Anlegestelle gehandelt. Der Pier habe bislang die Anlieferung von mehr als 3500 Tonnen Hilfsgütern ermöglicht. „Und noch einmal, um einen Schritt zurückzutreten und das große Ganze zu betrachten: Ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, die Vereinigten Staaten nutzen alle Möglichkeiten, um Hilfe nach Gaza zu bringen.“ (rtr)
USA melden „Zerstörung“ zweier Huthi-Stellungen im Jemen
Nach den jüngsten Angriffen der Huthi-Miliz auf Boote im Roten Meer und dem Golf von Aden hat die US-Armee eigenen Angaben zufolge zwei Huthi-Stellungen im Jemen angegriffen. Neben einer Kommandozentrale habe das US-Militär eine Kontrollstation in von den Huthis kontrollierten Gebieten im Jemen „zerstört“, erklärte das für den Nahen Osten zuständige US-Zentralkommando (Centcom) am Mittwoch im Onlinedienst X. Zudem seien zwei Drohnenschiffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer versenkt worden. Am Vortag hatte Centcom gemeldet, US-Streitkräfte hätten acht Drohnen der Huthis zerstört.
Ebenfalls am Dienstag hatte die britische Seefahrtbehörde UKMTO mitgeteilt, dass ein durch einem Angriff der Huthi stark beschädigter Frachter „vermutlich gesunken“ sei. Demnach berichteten „Militärbehörden, dass an der zuletzt gemeldeten Stelle Trümmer und Öl gesichtet wurden“. Bei dem Angriff auf die „MV Tutor“ in der vergangenen Woche war ein philippinischer Matrose ums Leben gekommen. (afp)
Kanada stuft Irans Revolutionsgarden als Terror-Gruppe ein
Kanada stuft die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation ein. Man werde alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um terroristische Aktivitäten der Revolutionsgarden zu bekämpfen, sagte am Mittwoch der Minister für öffentliche Sicherheit, Dominic LeBlanc, vor Journalisten. Grundlage der Ankündigung seien „sehr starke und überzeugende Beweise“. Kanada führt bereits die Unterorganisation Kuds-Brigaden der Revolutionsgarden als Terrorgruppe. Die Regierung in Ottawa brach 2012 die diplomatischen Beziehungen zu Teheran ab. Eine iranische Stellungnahme lag zunächst nicht vor.
Damit schließt sich Kanada den USA an, die im April 2019 unter Präsident Donald Trump einen ähnlichen Schritt vollzogen hatten. Auch in anderen Ländern wird darüber seit Jahren diskutiert. Medienberichten vom April und Mai 2024 zufolge könnte die Organisation auf die EU-Terrorliste gesetzt werden. Nach einem iranischen Luftangriff auf Israel in dem Monat hatte die Regierung in Jerusalem nach eigenen Angaben Dutzende Länder erneut zu dem Schritt aufgefordert.
Westliche Regierungen machen die Garden für eine Reihe von Terroranschlägen und -Plänen verantwortlich. Die Elite-Truppe wurde nach der Islamischen Revolution 1979 gegründet und kontrolliert weite Teile der Streitkräfte sowie das Raketenprogramm und hat darüber hinaus großen Einfluss auf Politik und Wirtschaft. US-Geheimdienste gehen von einer Stärke von 190.000 Mann aus, etwas größer als die Zahl der Soldaten in Uniform bei der Bundeswehr. (rtr)
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