+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel schlägt 15 Camps vor
Die Ankündigung Israels, in Rafah einzumarschieren, ruft weiter Kritik hervor. Israel macht einen Vorschlag, um Zivilist*innen zu verschonen.
Hamas-Ministerium: 133 Leichen eingeliefert
In Krankenhäuser des Gazastreifens sollen am Montag die Leichen von 133 bei israelischen Angriffen getöteten Palästinenserinnen und Palästinensern eingeliefert worden sein. Das teilte das von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Die Krankenhäuser hätten außerdem 162 Verletzte aufgenommen, hieß es.
Die Zahl der Toten bei einer Befreiungsaktion für israelische Geiseln in der Stadt Rafah stieg nach Angaben von Dr. Marawan al-Hams, Direktor des Abu-Jussef-al-Nadschar-Krankenhauses, am Dienstag auf 74. Die Befreiung der zwei Geiseln durch israelische Soldaten war von heftigen Luftangriffen auf die Stadt begleitet worden, in die Hunderttausende Palästinenser vor Kämpfen andernorts geflüchtet sind. (ap)
Israel schlägt 15 große Zeltstädte in Gaza vor
Israel hat vor dem geplanten Angriff auf Rafah im Süden des Gazastreifens einem Medienbericht zufolge die Errichtung ausgedehnter Zeltstädte für die zu evakuierende Bevölkerung der Stadt vorgeschlagen. Wie die Zeitung Wall Street Journal am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf ägyptische Beamte berichtete, sieht Israels Vorschlag zur Evakuierung die Einrichtung von 15 Lagern mit jeweils rund 25.000 Zelten im südwestlichen Teil des abgeriegelten Küstengebietes vor.
Das an Rafah grenzende Ägypten wäre für die Einrichtung der Lager und der Feldlazarette zuständig, hieß es. Die Stadt ist überfüllt mit Hunderttausenden palästinensischen Binnenflüchtlingen, die dort auf engstem Raum Schutz suchen. Im Krieg gegen die islamistische Hamas bereitet sich Israel derzeit auf einen militärischen Angriff auf die Stadt vor, die als die letzte Bastion der Hamas in Gaza gilt. (dpa)
Frankreich macht Vorschlag zu Israels Konflikt mit Hisbollah
Frankreich hat dem Libanon einen Vorschlag gemacht, um ein Ende der Konfrontationen zwischen der Hisbollah und Israel herbeizuführen. Der Vorschlag sieht demnach vor, dass die Hisbollah ihre Elite-Kämpfer von der Grenze abzieht – bis auf eine Entfernung von rund zehn Kilometern. Die Grenzregion soll von der libanesischen Armee und von UN-Friedenstruppen überwacht werden. Der Vorschlag sei gemeinsam mit Regierungsvertretern der USA, Katars und Ägyptens ausgearbeitet worden.
Eine offizielle Bestätigung aus dem Libanon oder Frankreich gab es zunächst nicht. Aus Kreisen der Hisbollah hieß es, auch diese habe offiziell kein Papier mit Vorschlägen erhalten. Frankreichs Außenminister Stéphane Séjourné habe den Vorschlag vergangene Woche in Beirut unter anderem dem geschäftsführenden Premierminister Nadschib Mikati vorgelegt, hieß es aus Regierungskreisen im Libanon.
„Es wird kein Ende der Angriffe aus dem südlichen Libanon geben, bevor die Aggression gegen Gaza gestoppt wird“, hieß es aus Hisbollah-Kreisen. Das letzte Wort dabei habe Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah, von dem am Dienstag eine Rede erwartet wurde während einer Zeremonie für Verwundete seiner Bewegung.
Als frühere Kolonialmacht hat Frankreich noch immer enge Beziehungen zum kleinen Mittelmeerland. Der französische General Henri Gouraud hatte am 1. September 1920 den Großlibanon ausgerufen. Der neu gegründete Staat stand unter französischem Mandat und wurde erst 1943 unabhängig.
Seit Beginn des Gazakriegs kommt es in der Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und der Hisbollah. Diese meldete seitdem fast 200 getötete Kämpfer in den eigenen Reihen. Zehntausende Anwohner verließen in beiden Ländern ihre Heimatorte. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. (dpa)
Druck auf Israel wächst
Die internationale Gemeinschaft erhöht wegen der israelischen Vorbereitungen für einen großangelegten Militäreinsatz in Rafah den Druck auf Israel, in eine Waffenruhe mit der radikalislamischen Hamas einzuwilligen. US-Präsident Joe Biden forderte, die in der Stadt im südlichen Gazastreifen festsitzenden Zivilisten müssten „geschützt“ werden. Am Dienstag wurde US-Geheimdienstchef William Burns in Kairo zu neuen Gesprächen unter Vermittlung Katars erwartet.
Nach einem Treffen mit dem jordanischen König Abdullah II. im Weißen Haus sagte Biden, viele Menschen in Rafah seien „mehrfach vertrieben“ worden, „vor der Gewalt im Norden geflohen, und jetzt drängen sie sich in Rafah – ungeschützt und angreifbar“. Die US-Regierung arbeite an einem „Abkommen zur Geiselfreilassung, das für den Gazastreifen eine sofortige und mindestens sechswöchige Ruhephase“ bringen werde.
Einige Verbündete der USA im Nahen Osten sind verärgert darüber, dass die USA eine dauerhafte Waffenruhe ablehnen. Abdullah II. drang in Washington auf eine „sofortige dauerhafte Feuerpause“ für den Gazastreifen. „Wir können keinen israelischen Angriff auf Rafah zulassen. Das wird sicherlich eine weitere humanitäre Katastrophe verursachen“, sagte er in Washington. (afp)
China ruft Israel auf, Rafah nicht anzugreifen
China hat Israel aufgerufen, seinen Militäreinsatz in Rafah im Süden des Gazastreifens „so schnell wie möglich“ zu stoppen. Wenn dies nicht geschehe, werde sich die „humanitäre Katastrophe“ in der palästinensischen Stadt noch verschlimmern, erklärte am Dienstag das Außenministerium in Peking. Israel müsse „alles tun, um unschuldige zivile Opfer und eine noch schlimmere humanitäre Katastrophe zu vermeiden“.
„China verfolgt aufmerksam die Entwicklungen in der Region Rafah und verurteilt alle Aktionen, die Zivilisten schädigen und internationales Recht verletzen“, hieß es in der Erklärung des Außenministeriums weiter. Damit schloss sich Peking dem immer größer werdenden Druck auf Israel an, seine Militäraktionen im Gazastreifen zu begrenzen und auf eine Waffenruhe hinzuarbeiten.
Vor allem die Situation in Rafah beunruhigt derzeit die internationale Gemeinschaft: In der Stadt direkt an der Grenze zu Ägypten sind angesichts der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen mehr als eine Million Flüchtlinge aus anderen Teilen des Palästinensergebietes gestrandet. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte seine Armee in der vergangenen Woche angewiesen, einen „kombinierten Plan zur Evakuierung der Bevölkerung und zur Zerstörung der Bataillone“ der Hamas in Rafah vorzulegen. (afp)
USA wollen mehr Berichte zu Hamas-Hauptquartier
Die USA versuchen nach Regierungsangaben mehr Informationen über Berichte zu erhalten, die radikalislamische Hamas habe unter dem Hauptquartier der UN-Flüchtlingshilfe UNRWA einen Kommandoposten betrieben. Dazu habe man sich an Israel und an die UNRWA gewandt, sagt ein Sprecher des US-Außenministeriums. (rtr)
Militante in Gaza getötet
Israelische Einheiten haben nach Angaben des Militärs seit Montag binnen 24 Stunden Dutzende bewaffnete Palästinenser bei Kämpfen im Zentrum und Süden des Gazastreifens getötet. Allein in Chan Junis seien mehr als 30 Bewaffnete getötet worden. Die Stadt ist nicht weit entfernt von Rafah, das wiederum an der Grenze zu Ägypten liegt und zunehmend in den Fokus der israelischen Militäroffensive gegen die radikalislamische Hamas rückt. (rtr)
Biden setzt sich für Feuerpause ein
US-Präsident Joe Biden setzt sich für eine zunächst sechswöchige Feuerpause im Gazastreifen ein. Biden sagt nach einem Gespräch mit dem jordanischen König Abdullah in Washington, die USA arbeiteten mit Verbündeten in der Region an einer Vereinbarung zur Unterbrechung der Kämpfe. Das solle die Befreiung der Geiseln im Gazastreifen und die Ausweitung der humanitären Hilfe ermöglichen. Die Vereinbarung solle mit einer mindestens sechswöchigen Kampfpause beginnen. In dieser könne man sich dann die Zeit nehmen, „etwas Dauerhafteres aufzubauen“. Abdullah erneuerte seine Forderung nach einem umfassenden Waffenstillstand. „Dieser Krieg muss beendet werden“, sagte er. (rtr)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken