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+++ Nachrichten aus Nahost +++Netanjahu will Bevölkerung auf Golanhöhen verdoppeln

Die EU-Außenminister beraten über Syrien. In Gaza stirbt ein Journalist. Die israelische Regierung will die annektierten Golanhöhen stärker besiedeln.

Israelische Soldaten fahren im Dezember 2024 durch die Golanhöhen Foto: REUTERS/Jamal Awad

Umbruch in Syrien im Fokus der EU-Außenminister

Acht Tage nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad beschäftigt die Lage in Syrien die Außenminister der EU-Staaten. Bei ihrem Treffen am Montag in Brüssel wollen die Chefdiplomatinnen und -diplomaten darüber beraten, wie die Europäische Union zu einer Stabilisierung des Landes beitragen kann. Dabei geht es auch darum, eine Rückkehr der vielen in Europa lebenden Flüchtlinge aus Syrien zu ermöglichen.

Die EU hatte nach eigenen Angaben bis zuletzt keinen Kontakt zur islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Diese stand an der Spitze der Rebellenallianz, die Assad stürzte. Die Gruppierung und mit ihr verbundene Personen stehen auch weiter auf der Terrorliste der Vereinten Nationen und sind mit EU-Sanktionen belegt.

Die neue EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte kürzlich, es gebe berechtigte Bedenken hinsichtlich der Risiken konfessionell motivierter Gewalt, des Wiederauflebens von Extremismus und eines Regierungs-Vakuums. Die frühere estnische Regierungschefin wird bei den Beratungen erstmals den Vorsitz haben. (dpa)

Netanjahu spricht mit Trump über Syrien: kein Interesse an Konflikt

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump über die Lage im Bürgerkriegsland Syrien gesprochen und seine friedlichen Absichten bekräftigt. „Wir haben kein Interesse an einem Konflikt mit Syrien“, sagte Netanjahu laut einer Mitteilung. Israels Vorgehen werde sich an den Gegebenheiten vor Ort orientieren. Syrien sei jahrzehntelang ein „aktiver Feindstaat“ gewesen und habe Israel wiederholt angegriffen.

Seit dem Sturz von Baschar al-Assad bombardierte Israel wiederholt strategische militärische Einrichtungen im Nachbarland. Zudem verlegte es Truppen in Gebiete jenseits der Waffenstillstandslinie auf den besetzten Golanhöhen. Diese rückten in eine sogenannte Pufferzone ein, die gemäß dem Waffenstillstandsabkommen von 1974 unter UN-Überwachung steht.

Zudem sei es bei dem Gespräch mit Trump um die Bemühungen gegangen, eine Freilassung der israelischen Geiseln zu erreichen, die sich nach dem Massaker vom 7. Oktober vergangenen Jahres noch in der Gewalt der islamistischen Hamas befinden. „Wir werden uns weiterhin unermüdlich dafür einsetzen, dass alle unsere Geiseln, die lebenden und die verstorbenen, nach Hause zurückkehren“, bekräftigte der israelische Premier. Rund 100 Geiseln – darunter auch Leichen – werden nach israelischen Angaben noch von der Hamas festgehalten. (dpa)

Kameramann von Al Jazeera bei israelischem Angriff im Gazastreifen getötet

Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen ist am Sonntag ein Kameramann des Senders Al Jazeera getötet worden. Der Kameramann Ahmed al-Luh sei bei einem Angriff auf die Flüchtlingssiedlung Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens getötet worden, teilte der Sender mit Sitz in Katar auf seiner arabischsprachigen Webseite mit. In einer Erklärung des Senders war von einer „gezielten Tötung“ des 39-Jährigen die Rede.

Der Sprecher der von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde, Mahmud Bassal, bestätigte den Tod des Kameramanns. Zudem seien bei dem Luftangriff drei Rettungskräfte getötet worden, als ein Stützpunkt des Zivilschutzes in der Siedlung beschossen worden sei.

Auch die israelische Armee bestätigte den Tod des Kameramanns. Al-Luh habe der mit der Hamas verbündeten Palästinensermiliz Islamischer Dschihad angehört und sei in der Vergangenheit der Kommandeur einer Einheit gewesen, erklärte die Armee. Der Stützpunkt des Zivilschutzes in Nuseirat sei von der Hamas und dem Islamischen Dschihad als „Kommando- und Kontrollzentrum“ genutzt worden.

Al-Luh ist der fünfte Al-Jazeera-Journalist, der seit Beginn der nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 begonnenen israelischen Offensive getötet wurde. Der in Katar beheimatete Sender berichtet kontinuierlich über den Krieg im Gazastreifen, das Verhältnis zu Israel ist aber schon länger angespannt. (afp)

Aktivisten: Israel greift Militärstützpunkte in syrischer Küstenregion Tartus an

Die israelische Armee hat nach Angaben von Aktivisten in der Nacht zum Montag Angriffe auf Militärstützpunkte in der syrischen Küstenregion Tartus geflogen. Israelische Kampfflugzeuge hätten verschiedene Ziele beschossen, unter anderem Standorte der Luftabwehr und Raketenlager, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Es habe sich um die schwersten Angriffe in Tartus seit Beginn der israelischen Angriffe im Jahr 2012 gehandelt. In Tartus befindet sich auch ein russischer Marinestützpunkt. (afp)

Israels Regierung will Bevölkerung auf den besetzten Golanhöhen verdoppeln

Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad will die israelische Regierung die Bevölkerung auf den besetzten Golanhöhen verdoppeln. Ein entsprechender Plan wurde am Sonntag einstimmig vom Kabinett verabschiedet, wie das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mitteilte. „Im Lichte des Krieges und der neuen Front in Syrien“ handele es sich um eine „Entscheidung, die die Ortschaften auf den Golanhöhen und den Staat Israel stärkt“, hieß es in der Erklärung.

„Wir werden uns dort weiter etablieren, entwickeln und ansiedeln“, sagte er in einem von seinem Büro veröffentlichten Video. Für die „demografische Entwicklung“ der Ortschaften und der Stadt Katzrin auf dem Golan würden 40 Millionen Schekel (10,6 Millionen Euro) veranschlagt. Bereits vergangene Woche hatte Netanjahu gesagt, dass die annektierten Golanhöhen „für alle Ewigkeit“ israelisch sein würden.

Saudi-Arabien verurteilte die Pläne umgehend. Sie seien Teil einer „fortgesetzten Sabotage der Möglichkeiten zur Wiederherstellung von Sicherheit und Stabilität in Syrien“ nach dem Sturz Assads, erklärte das Außenministerium in Riad. Katar seinerseits beklagte „eine neue Episode in der Reihe israelischer Aggressionen auf syrischem Territorium und einen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht“. Lediglich die USA hatten 2019 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump die 1981 erfolgte Annexion der Golanhöhen durch Israel anerkannt. (afp)

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23 Kommentare

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  • Guter Vorschlag von Netanjahu, Vertriebenen aus Gaza auf dem Golan eine neue Heimat zu schaffen.

    • @testen:

      Erst mal den Vertriebenen aus Jaffa mal wieder die Einreise erlauben, die besetzten Gebiete freigeben, was den Golan bekanntlich einschließt.



      Dann können da auch wieder mehr Menschen leben.

  • Mit wenigen Worten - Good Buddies unter sich:

    “…eine neue Episode in der Reihe israelischer Aggressionen auf syrischem Territorium und einen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht“. Lediglich die USA hatten 2019 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump die 1981 erfolgte Annexion der Golanhöhen durch Israel anerkannt. (afp)“

    Ver&Rechtsbrecher gehören - egal wo in den -



    Knast •

  • Netanyahu lässt jede Deckung fallen und benimmt sich wie der Gorilla im Raum, der erst mal alle Bananen der anderen zertrampelt. Die könnten ja seiner Wiederwahl gefährlich sein.

    Ich hoffe, er ist rasch verurteilt.

  • Prof. für Völkerrecht Ben Saul zu den Angrifen von Israel auf Syrien: “There is no basis in international law to disarm a country preemptively or preventively simply because you dislike it. Such actions are completely illegal and have no foundation in international law. This has been Israel’s approach in Syria for at least a decade.” Ihr Kollege Jan-Christoph Kitzler findet auch deutliche Worte auch zur Besatzungpolitik im Allgemeinen:" Israel pfeift in Syrien auf das Völkerrecht" www.deutschlandfun...lkerrecht-100.html



    Wir hatten erst dieser Jahr eine der größten Landaneignungen durch Israel im Westjordanland, sowie die Genehmigung des Baus von noch mehr völkerrechtswidrigen Siedlungen, mehrere Regierungsangehörige sprechen immer wieder von der Wiederbesiedlung Gazas, von einer Besatzung des südlichen Libanons und nun wurde quasi eine weitere völkerrechtswidrige Ansiedlung in den Golan Höhen genehmigt und Gebiet besetzt, Siedlungen mit denen man sich auch immer völkerrechtswidrig nat. Ressourcen der Pal./ Syrer aneignet. Und warum handeln sie völkerrechtswidrig? Weil sie keine Konsequenzen von den westl. Verbündeten zu befürchten haben.

    • @Momo Bar:

      Einen kleinen Lichtblick gibt es zumindest. Die deutsche Bundesregierung hat Israel tatsächlich aufgefordert von den Besiedlungsplänen der Golanhöhen Abstand zu nehmen. Das wird zwar nichts bewirken, ist aber zumindest mal ein klares Statement.

      • @Oliver Söffge:

        Das wird zwar nichts bewirken...

        ist aber sicher auch nicht ganz ernst gemeint - Staatsraison und so.

        Aber wenn nahezu alle andern das Vorgehen Israels verurteilen muss man ja wohl zumindest so tun, als ob.

        Meiner Meinung nach gehören Scholz/Lindner/Habeck wegen der Waffenlieferungen an Israel in den Knast.

  • "Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad will die israelische Regierung die Bevölkerung auf den besetzten Golanhöhen verdoppeln."

    Dem Jordantal das Wasser abdrehen und auf G_tt vertrauen wird vorhersehbar vor die Wand fahren.

    Horrend.

  • "Im Lichte des Krieges und der neuen Front in Syrien"



    Habe ich etwas verpasst? Welche neue Front? Ist das eine Kriegserklärung an Syrien?

    • @Francesco:

      Israel bombardiert gerade Menschen, Militäranlagen und Infrastruktur in Syrien zu Staub. Lesen Sie nicht mal die taz hier?

  • "Netanjahu will Bevölkerung auf Golanhöhen verdoppeln"



    Ganz einfach: Abziehen, einheimische Menschen dort zurückkommen und in Ruhe lassen: fertig.

    Oder will der doch expansiv kolonialisieren?

    • @Janix:

      Ob die zurückkehrebden Einheimischen dann Israel in Ruhe lassen ist unwahrscheinlich

    • @Janix:

      Ich musste mich leider mal beruflich mit der Hydrogeographie der Region auseinandersetzen. Grob gesagt müsste von Hermon bis Hulah alles mehr oder minder Wasserschutzgebiet werden, wenn die südliche Levante ("Israel-Palästina") mittelfristig menschenwürdig bewohnbar bleiben soll. Sonst wird das wie Emirate ohne Öl. Also Yemen quasi, nur mit mehr Religionskrieg.

      Auf das Einzugsgebiet des Yarmuk hat Israel auch nur dann Zugriff, wenn Jordanien und Syrien es zulassen.

      • @Ajuga:

        Ich verstehe sofort, dass Israel gerne die Wasserquellen und die strategische Höhe hätte. Hat es aber kein Recht drauf. Punkt. Recht/ "Ansprüche" des Stärkeren sollte auch da kein Maßstab sein.



        Israel zapft schon jetzt arg viel Wasser ab, auch aus den Hydroferen (hieß das so?) des Westjordanlands. Siedler duscht dreimal am Tag, weil es geht. Und Tomaten pflanzen.



        Totes Meer Salzbrühe.

        Ich glaube nicht an Entsalzungsanlagenträume, sondern erst mal an gerechte Verteilung.

  • Libanesische Partei ruft im Interview mit Georges Salibi zu Frieden und Normalisierung mit Israel auf:

    "Wiam Wahhab, a Lebanese Druze party leader and former minister, called to make peace with Israel in a long interview on the show Whala’ Shu with Georges Salibi on Lebanese TV."

    • @ToSten23:

      "Wiam Wahhab, a Lebanese Druze party leader"

      das ist schlecht formuliert, es müsste sein a Druze Lebanese party leader.

      Die Lebanese Druze party wären ja die Joumblatisten, und von denen würde man das (noch) nicht hören. (Interessante Frage, wie die mit all dem umgehen. Der Junior steht ja erwiesenermaßen nicht auf Captagon sondern Roten Libanesen, und mit den Assads war er nie im Reinen. Mit Israel aber auch nicht.)

      Wiam Wahhab ist übrigens das nächste Pendant zu Habeck, das ich im Libanon so finden konnte. Also sowohl jetzt als auch *ever*.

  • Es wäre wirklich beschämend, wenn die EU-Außenminister bei ihrem heutigen Treffen den völkerrechtswidrigen Vorstoß israelischer Truppen in die von den UN kontrollierten entmilitarisierten Zone am Golan nicht einhellig verurteilen und Israel nicht klar und unmißverständlich zum sofortigen und bedingungslosen Rückzug vom Mt. Hermon auffordern würden. Ebenso müssen die EU Außenminister eine sofortige Einstellung aller Bombardierungen Syriens fordern, wenn sie auch nur ansatzweise ihr verlorenes Ansehen bei der syrischen Bevölkerung wiedergewinnen möchten. Aber wahrscheinlich wird Frau Baerbock wieder rumeiern und um Verständnis für Israels "Sicherheitsbedürfnis" werben.

    • @UriAvnerylebt!:

      "Aber wahrscheinlich wird Frau Baerbock wieder rumeiern und um Verständnis für Israels "Sicherheitsbedürfnis" werben."

      Das Sagen in der EU haben die Merkelisten von der EVP, und deren Meinung ist bekannt. Warum auf Baerbock eintreten, mehr als labern kann sie gegen die schwarze Wand nicht.

      • @Ajuga:

        Vertreten Sie diesen Populismus, der behauptet, dass wir zu sehr von der EU gesteuert werden?

        • @Rudolf Fissner:

          Was möchten Sie dem Kommentierer hier unterjubeln?



          Das behauptet er doch nicht mal ansatzweise.



          Er stellt lediglich etwas über die EVP fest.

          • @Barnie:

            Nun ja, es wird behauptet, dass das Außenministerium ein zahnloser Tiger sei und die EU das Sagen hat. Da ist es Wurscht, ob dort die EVP in der Mehrheit ist.

  • "Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad will die israelische Regierung die Bevölkerung auf den besetzten Golanhöhen verdoppeln."



    Dafür braucht man dann natürlich eine entsprechend größere Sicherheitszone!

    • @Encantado:

      In der jetzt temporär besetzten Pufferzone sind keine Bauvorhaben geplant. Es geht um das von Israel annektierte Gebiet.