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14.12.2022 , 16:30 Uhr
Trans Personen haben aber in Deutschland nicht die selben Rechte wie alle anderen. Wir dürfen nur nach Durchlaufen eines teuren und entwürdigenden Tribunals unsere richtigen Namen auf dem Ausweis tragen. Für ein Leben in Würde unerlässliche Behandlungen werden uns mit Zwangstherapien und anderen Formen des Gatekeeping monate- oder jahrelang vorenthalten. Vor Diskriminierung sind wird rechtlich nicht mal ansatzweise im gleichen Ausmaß geschützt wie cis Personen. Und nicht zuletzt sind wir Ziel einer faschsitischen Hetzkampagne, deren Folgen auch hier im Kommentarbereich zu sehen ist.
Dass trans Rechte Menschenrechte sind, muss leider gesagt werden, weil uns unsere Menschenrechte ständig aberkannt werden. Auch von Kommentaren wie Ihrem, die unsere Verfolgung bagatellisieren und sich einer Beschäftigung mit dem Thema verweigern.
zum Beitrag09.12.2022 , 13:10 Uhr
Die CDU kann es nicht lassen, sich Leuten anzubiedern, deren Gesinnungsgenossen sie ohne zu zögern auf ihrer Terasse abknallen würden. Naiver gehts nicht.
zum Beitrag08.12.2022 , 16:15 Uhr
Historische Vergleiche bieten sich nur bei vergleichbarem Kontext an. Die Lage in Deutschland ist 2022 eine völlig andere als Ende der 1970er Jahre. Wir haben hier zwar keine Verhältnisse wie in den USA, wo die Gesellschaft wirklich komplett auf Verschleiß gefahren wird, während überall Waffen rumliegen, aber die Luft ist doch deutlich dünner als zu RAF-Zeiten.
Und der Fieberwahn heutiger Rechtsextremer führt zu anderen Einschätzungen der eigenen Handlungsoptionen und deren Aussichten als eine klassische marxistische Schulung im dialektischen Materialismus. Ob wir vorrevolutionäre Zustände haben oder nicht, kann keiner der Nazi-Märchenonkeln aufgesessenen Rechtsextremen noch selbst feststellen. Dafür sind die alle viel zu weit unten im Kaninchenloch. Die wähnen sich seit 7 Jahren in einem niedrigschwelligen Bürgerkrieg und das Einzige, was dauernde Anschläge verhindert, ist die unglaubliche Dummheit der Szene. Diese Ideen sind dort leider der Normalfall.
Dagegen hatte die RAF zwar nicht in ihrer Ideologie, aber in ihrem Glauben, mal eben die kubanische Revolution in der BRD kopieren zu können, eine Außenseiterrolle in der deutschen Linken inne.
Wer sich aber den ganzen Tag von QAnon-Kultisten das Hirn einseifen lässt, hat dagegen exakt die selbe Vorstellung davon, was zu tun sei, wie die Bande um den braunen Prinzen und die Nazi-Richterin.
Erschwerend kommt dazu, dass Rechte in der Auswahl ihrer Opfer viel wahlloser sind. Dass rechter Terror auf die Bundesregierung abzielt, ist ja eher die Ausnahme. Meistens bringen die ja einfach schutzlose Angehörige von Minderheiten um. Da ist dann auch nichts mit grade noch rechtzeitig Großrazzia mit 3000 Cops, da können die ggf. 10 Jahre ungestört vor sich hin morden.
Wie immer ist die Gleichsetzung von Links und Rechts also völlig sinnfrei.
zum Beitrag07.12.2022 , 16:12 Uhr
Welche Bedrohung von links sehen Sie denn? Dass man pro Jahr nicht hundertmal, sondern hunderteinmal im Stau steht, weil ein paar Kids sich auf der Fahrbahn festgeklebt haben? Oder sind es die bekleckerten Bilderrahmen, die Sie hier mit Putschplänen, Bombenanschlägen, gezielten Erschießungen, Amokläufen, zigtausenden angezündeten Häusern und dem üblichen rechten Alltagsterror mit Hetzjagden und dem Totprügeln und Abstechen von Menschen, die das Pech haben, nicht ins enge kleine Nazi-Weltbild zu passen, gleichsetzen?
zum Beitrag07.12.2022 , 11:12 Uhr
Sehen Sie sich mal den ideologischen Hintergrund an. Das sind Leute, für die Politik ein Roman von Dan Brown ist.
Wenn man Herrschaftsstrukturen nicht systemisch verstehen kann, sondern nur auf einer komplett individualistischen Ebene, in der alles zentral und ohne jede Rahmenbedingung von einem komplett in Eigenregie handelnden Grüppchen von Strippenziehern ausgeht, wenn auch jeglicher Widerstand gegen die Ziele der Nazibande nur den dunklen Manipulationen dieses Grüppchens geschuldet ist, dann folgt daraus zwangsläufig der Trugschluss, dass man nur diese eine, winzige Kabale besiegen muss, damit sich alles wieder einrenkt.
Also ja, die waren davon überzeugt, dass das klappt. Sie konnten sogar innerhalb ihrer Ideologie zu keiner anderen Überzeugung kommen.
Daraus folgt einerseits, dass auch diese Generation von Rechtsextremen wie ihre historischen Versager-Vorbilder nie einen über längere Zeit überlebensfähigen Staat aufbauen wird, andererseits aber leider auch, dass die ständige Planung schwerster Verbrechen ein unausrottbarer Teil der rechten Szene bleiben und das mit fortschreitender Radikalisierung eher noch schlimmer werden wird.
Vor allem zeigt dieser Fall wieder einmal, wo diese Leute sitzen und wo man endlich mal ausmisten müsste. Aber das kriegt der Staat nur bei Linken hin. Säuberungswellen wie beim KPD-Verbot, beim Radikalenerlass oder nach der Wiedervereinigung hat es rechts nie gegeben, da galt immer das Prinzip Persilschein.
zum Beitrag05.12.2022 , 16:45 Uhr
Leider wahr, aber ich finde es gefährlich, wenn wir die Debatte auf einzelne Täter:innengruppen verengen - ob wir jetzt von TER"F"s reden oder von den im Artikel genannten "90% männlichen Tätern."
So oder so reden wir in jeder Gruppe von einer verschwindenden Minderheit transphober Fanatiker:innen, die leider ihre zahlenmäßige Unterlegenheit mit einer Extraportion Hass auszugleichen versuchen.
Praktisch alle Feministinnen sind heute ausgesprochen trans-inklusiv, ich werte sie allgemein als unsere besten Allies. Sehen Sie sich an, was auf dem Dyke March in Bremen passiert ist, die TER"F"-Trolle waren ein winziges Häufchen von vielleicht einem Dutzend Leuten. Der Rest der lesbischen Community hat sich dagegen solidarisch gezeigt. Und so erlebe ich das im Alltag auch immer.
Wir dürfen unser Bild von anderen Menschen nicht von einer Hand voll von Hass zerfressener Schreihälse abhängig machen. Das gilt sowohl, wenn solche Diskurse drohen, Keile in queere und / oder feministische Communities zu treiben als auch, wenn Queerfeindlichkeit komplett auf rassifizierte Personen projiziert wird (übrigens oft genau von denen, die am Geldhahn für transfeindliche Kampagnen sitzen).
Die "verschwindend kleine Minderheit" sind in Wahrheit nicht wir, sondern die Leute, die uns auslöschen wollen. Das gilt auch für strukturelle Transfeindlichkeit, die meist von einzelnen Blockierern ausgeht, bspw. scheitert die überfällige Reform der Behandlungsrichtlinien einzig an einem einzigen "kontroversen" Psycho"therapeuten", der nicht von seinen überholten, diskriminierenden Standards aus den 1970ern lassen will.
Es wird Zeit, dass wir diesen versprengten Hetzern die Rote Karte zeigen.
zum Beitrag05.12.2022 , 11:07 Uhr
"Es wäre jedoch fatal, wenn sie mit dieser Strategie Erfolg haben wird."
Das wird auch nicht passieren. Im von ihr geleiteten Landesverband NRW zeigt sie jetzt schon, was sie kann, der war bereits bevor das alles richtig hochgekocht ist im unaufhaltsamen Sinkflug.
Beifall kriegt sie nur vom rechten Rand, wo man gern auf tailistisches Phillistertum hereinfällt (am Ende aber doch AfD wählt).
Eine eigene Partei würde als Rohrkrepierer enden wie vorher schon ihre Aufstehen-Bewegung. Sie kann nichts aufbauen, sie kann nur zerstören. Das aber meisterhaft.
zum Beitrag02.12.2022 , 15:46 Uhr
Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wo bei Wagenknechts "linkskonservativ" das "links" sein soll, das ist einfach konservativ. Linker als Ludwig Erhardt wird es bei ihr heutzutage nicht mehr.
Ist aber auch kein Wunder. Es heißt "Arbeiter aller Länder, vereinigt Euch!". Und nicht "deutsche Arbeiter, bittet eure Bosse höflich um Almosen, während ihr nach unten tretet". Linke Kämpfe sind immer intersektional, wir müssen immer offen sein für diejenigen, die unsere Gesellschaft am meisten drangsaliert - da ist das größte Potenzial für Veränderung, da zeigt der Kapitalismus am offensten seine Fratze, hört also endlich auf, vor Schreck zusammenzuzucken, wenn ich den Schulterschluss mit euch will. Hört auf, vor den Lügen der reaktionären Kampfblätter einzuknicken und den Konservativen nach dem Mund zu reden. Links sein heißt auch, sowas Paroli zu bieten. Nicht den deutschen Arbeiter gegen seine queere Kollegin auszuspielen oder gegen den zugewanderten Paketboten. Wir können uns solche Spaltungen nicht leisten.
Wagenknecht rauswerfen ist natürlich kein Garant, dass es besser wird. Aber Wagenknecht behalten ist ein Garant, dass der Abwärtstrend weitergeht.
Bei der Politik der Ampel wird es bald auch nicht schwer sein, sie von links zu überholen, gerade beim Klimaschutz, gerade in der Außen- und Wehrbeschaffungspolitik, gerade bei den vollmundig angekündigten und nun versandenden Reformen zu LGBT-Themen. Und ganz besonders, wenn nach der nächsten Bundestagswahl Schwarz-Grün inkl. Blackrock-Fritz droht.
Deutschland braucht eine echte linke Partei. Derzeit gibt es im Bundestag aber keine mehr.
zum Beitrag01.12.2022 , 15:56 Uhr
"Geflügel hinterlässt keinen grösseren ökologischen Fussabdruck als Emmentaler-Käse."
Den ökologischen Fußabdruck von Kuhmilchprodukten kann man sich ja auch nur mit Rindfleisch-Vergleichen schönreden.
Veganismus ist die einzige ethisch vertretbare Ernährung. Nicht nur unter ökologischen Gesichtspunkten, Tiere sollten genau wie Menschen nicht als Teil kapitalistischer Wertschöpfungsketten leiden müssen. Die Zustände in der industriellen Eier- und Milchproduktion sind die gleichen wie in den Fleischfabriken, die Tiere werden halt nicht bei Erreichen des Schlachtgewichts getötet, sondern wenn sie durch die ständige Überproduktion ihrer Körperflüssigkeiten oder ihrer Eier so ausgezehrt sind, dass sie unrentabel werden.
zum Beitrag30.11.2022 , 10:54 Uhr
Wenn die rassistischen Auswürfe zu erwarten sind (und da stimme ich Ihnen zu, das sind sie), muss man sich vielleicht noch mal überlegen, ob man ausgerechnet eine Boulevard-Debatte über einen Fußballspieler ins Zentrum der Kritik an Erdogan rücken will.
Sich mit dem Typen ablichten zu lassen ist geschmacklos. Viel schwerer wiegt aber, wenn bspw. gegen türkeistämmige Linke in Deutschland Gefälligkeitsurteile erlassen werden oder wenn nun im Zuge des NATO-Beitritts das gleiche von Schweden und Finnland gefordert und womöglich auch erfüllt wird.
Solche Diskussionen sind immer eine Gratwanderung. Auch die Kritk an der mörderischen Homo-und Transfeindlichkeit in Quatar wird teils von den falschen Kreisen geführt, so wie diese Kritik auch von den falschen Kreisen als islamophob und imperialisitsch bezeichnet wird. Solcherlei grundierte Kritik gibt es, aber das ist dann eben eine Aufgabe an Kritker:innen, die richtigen Worte zu finden und schlüssig zu argumentieren.
Man kann sowohl Erdogan als auch Qatar kritisieren, ohne zum Rassisten zu werden. Aber dafür sollte man dann eben nicht an einer geopolitisch letztlich vollkommen irrelevanten Einzelperson ein mediales Exempel statuieren.
Wir sollten allgemein weg von dieser dauernden Individualisierung von Politik und den Blick mehr auf größere Zusammenhänge richten. Das bringt letztlich einfach mehr, als solche Ersatzdiskussionen, bei denen man den Özil wegmobbt, damit man die gleich bleibende Haltung der Regierung zu Erdogan bequem ignorieren kann.
zum Beitrag30.11.2022 , 10:27 Uhr
Die Ukraine als eigene Sowjetrepublik existierte hauptsächlich durch Lenin. Stalin war auch kein Russe, sondern Georgier, der in seinen Schriften immer wieder Nationalismus abgelehnt hat, die KPdSU hatte mit Breschnew später einen Ukrainer als Generalsekretär usw. usf. Schon allein vor diesem Hintergrund wirkt es auf mich glaubwürdiger, die letzte Hungersnot auf dem Boden der UdSSR als Folge von Misswirtschaft und den fixen Ideen Lysenkos zu betrachten. Das relativiert nicht das dadurch verursachte Leid, aber wenn wir einen nicht vorhandenen Vorsatz unterstellen, dann ist das in der Konsequenz Relativierung der Verbrechen des NS-Regimes, die durch die zeitliche Nähe zwangsläufig dem gegenüberstehen, egal wie ritualistisch die Resolution betonen mag, eben diese Relativierung nicht vornehmen zu wollen. In der Konsequenz tut sie es.
Und andere taten das nicht nur in der Konsequenz. Oft genug ist diese Relativierung das intendierte Ziel solcher verzerrender Darstellungen der Stalin-Ära, bspw. in der Hufeisentheorie von Ernst Nolte. Entsprechend war die Darstellung der Hungersnöte (von denen auch Kasachen und andere Ethnien betroffen waren, nicht nur Ukrainer) als Völkermord schon sehr früh ein gängiges Narrativ der NS-Propaganda, das wie viele antisowjetische Narrative der Nazis nach dem Krieg im Westen unhinterfragt fortbestehen durfte.
Deutschland ist also drauf und dran, sich mit faschistischem Geschichtsrevisionismus gemein zu machen. "Einseitige russische Narrative" (die wenn, dann keine russischen, sondern sowjetische Narrative sind) werden in der Resolution abgelehnt, einseitige faschistische Narrative nicht. Eine Schande für dieses Land, das wieder einmal zeigt, dass seine konservativen Kreise aus der Geschichte nur performative Schuldabwehr gelernt haben. Ich hätte auch in diesem Punkt von der Ampel viel, viel, viel mehr erwartet.
Wieder einmal bin ich enttäuscht, aber nicht überrascht von der Arbeit unserer Regierung.
zum Beitrag28.11.2022 , 13:56 Uhr
Als gefährdete Menschengruppe möchte man allerdings vielleicht nicht erfasst und gezählt werden.
zum Beitrag25.11.2022 , 09:21 Uhr
Wenn selbst die Grünen sich lieber über Aktivist:innen echauffieren, statt zu handeln, muss sich keiner wundern, wenn sowas passiert.
Im Gegensatz zum Bekleckern von Bilderrahmen gibt es hier auch einen direkten, nachvollziehbaren Bezug zum Klimawandel - dass die Bonusmeilen-Sammler im Bundestag auch davor die Augen verschließen, überrascht aber nicht weiter.
Ein Armutszeugnis für unsere Regierung. Hier ist nicht das Strafrecht gefragt, sondern Eure Energiepolitik.
zum Beitrag24.11.2022 , 15:53 Uhr
Es ist tatsächlich nicht so weit. Wenn Musk Twitter erfolgreich in den Abgrund reißt, weil er alle Mitarbeiter mit tieferer Kenntnis der Seitenarchitektur gefeuert oder vergrault hat und die Vogelseite kollabiert, dann ist das etwa so beklagenswert wie der Niedergang von myspace oder StudiVZ, also gar nicht. Journalisten als Twitter-Kernzielgruppe sehen das freilich anders, aber das sagt mehr über den Charakter von Journalisten als über die Bedeutung dieser Hellsite aus.
Das Problem ist nicht, dass wir irgendwann kein Twitter mehr haben, das ist im Gegenteil ein Segen für die Menschheit.
Das Problem ist vielmehr, was die vom neuen Besitzer hofierten Horden mit der Plattform noch anrichten, bis da endlich die Lichter ausgehen.
zum Beitrag24.11.2022 , 15:49 Uhr
"Die digitale Revolution bedeutete hier einen Bruch – die Frage des Besitzes an den medialen Produktionsmitteln wurde radikal demokratisiert"
Sie besitzen keine Produktionsmittel, weil Sie bei Twitter einen Text einstellen können. Wenn Sie diesen Text in der taz veröffentlichen, gehört Ihnen dadurch ja auch nicht der Verlag.
Besitz an Produktionsmitteln heißt im Fall einer digitalen Plattform bspw. Zugang zu Servern und Rechte am Quellcode. Das ist natürlich nebulöser als Besitz einer Fabrik für Eisenwaren, aber es immer noch so undemokratisch wie es die Besitzverhältnisse in einer kapitalistischen Gesellschaft seit eh und je sind.
Das Problem, dass jemand wie Musk einfach Twitter kaufen kann ist strukturell das gleiche Problem wie das Rupert Murdoch sich einfach noch einen TV-Sender kaufen kann oder dass Bezos mal eben die WaPo verschluckt: Meinungsfreiheit ist so oder so in ihrem Ausmaß eine Frage des Geldes. Wer sich medialen Einfluss kaufen kann, kann seiner Stimme mehr Gehör verschaffen. Das Problem hat man im Kapitalismus in jedem Medium. Dass man die User "mitmachen" und kostenlos Content produzieren lässt, ändert daran nichts - organisch Reichweite aufbauen ist auch auf digitalen Plattformen immer leichter für den, der sich bei der Plattform mit einem dicken Werbebudget beliebt machen kann, der Profis beschäftigt, um den Algorithmus zu manipulieren u. dgl.
Reichweite ist steuerbar und die Steuerbarkeit ist eine Frage des Geldes. Wer glaubt, Meinungsfreiheit sei in unserem System universal gegeben statt grotesk ungleich verteilt, macht sich was vor. Und das liegt nicht an so einem imaginierten Nonsens wie einer angeblichen "cancel culture". Es liegt wie immer an den Besitzverhältnissen.
zum Beitrag23.11.2022 , 13:21 Uhr
"„Diversität“ wird heute auch viel zu häufig auf Geschlecht und ethnische Herkunft, Religion und sexuelle Orientierung reduziert. Klassische Kategorien wie soziale Herkunft, Bildung und Einkommen geraten so aus dem Blick."
Diese Kategorien sind auch in einander verschränkt. Praktisch jede Form von Diskriminierung betrifft die Armen stärker. Eine zeitgemäße linke Politik sollte sich weder mit liberaler Identitätspolitik begnügen noch alles auf Klassenfragen reduzieren, als lebten wir noch im 20. Jahrhundert. Rassismus und Nationalchauvinismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit, Ableismus und Sozialdarwinismus, sie sind ideologische Stützpfeiler ebenjenes Systems, das ökonomische Ungleichheiten produziert und immer weiter vertieft. Das performative Ausstellen angeblicher Repräsentationspolitik verdeckt das sehr gezielt. So wie der Blick auf Suella Braverman den Blick auf die Toten auf dem Grund des Ärmelkanals verstellt.
Man kann das eine nicht bekämpfen, ohne auch das andere zu bekämpfen. Same struggle, same fight.
zum Beitrag23.11.2022 , 09:39 Uhr
"Bezeichnenderweise stammt das Verbot noch aus der Kolonialzeit, also der britischen Besatzung."
Das gilt übrigens für gut die Hälfte aller Staaten weltweit, in denen Homosexualität verboten ist.
zum Beitrag22.11.2022 , 15:18 Uhr
Wie hat der olle Herakles das noch mal mit dem Augiasstall gemacht?
zum Beitrag22.11.2022 , 15:00 Uhr
Doch, natürlich stimmt das. Erzählen Sie bitte keine Märchen hier. Wie geschmacklos ist das, unter so einem Artikel die dauernde Alltagsdiskriminierung von trans Personen zu leugnen? Die Wartezeiten sind nicht mehr so unmenschlich wie früher, auch nicht blanke Folter wie in UK, wo mehrere Jahre Wartezeit auf ein Erstgespräch (!) die Norm sind, aber das Gatekeeping ist ebenso real wie unnötig und menschenrechtswidrig. Ich habe, obwohl ich mir meiner Sache völlig sicher und bereits geoutet war, ein Dreivierteljahr von der ersten Kontaktaufnahme mit Psychotherapeut:innen bis zum ersten Rezept für die HRT gebraucht und damit bin ich eher schnell dabei. Vor wenigen Jahren wäre das sogar so "schnell" gewesen, dass es gar nicht erlaubt gewesen wäre.
Ja, das kann man noch schneller hinkriegen, wenn man ganz genau erklärt bekommt, wo man sich an wen wenden muss, aber was für ein segregierter Witz von einem Gesundheitssystem ist das bitte, wenn ich maximal tricksen muss, um eine so simple Behandlung zu erhalten? Fragen Sie mal cis Frauen in den Wechseljahren wie lang die auf ihr Rezept für Gynokadin warten mussten.
zum Beitrag21.11.2022 , 14:46 Uhr
Freiheit bedeutet für mich als queere Person deutlich mehr als das. Dass in meinem Pass nicht mal mein richtiger Name stehen darf ist nicht die Schuld "jugendlicher Gruppen". Dass überlebensnotwendige medizinische Leistungen für mich erst nach monatelanger Zwangstherapie zugänglich sind, ist auch nicht auf dem Mist "jugendlicher Gruppen" gewachsen. Dass ich keinen im Grundgesetzt verankerten Schutz vor Diskriminierung habe, das haben sich auch keine "jugendlichen Gruppen" ausgedacht. Dass ich beim Blutspenden unter Generalverdacht stehe, promisk in der Gegend herrumzuv*geln, geht ebenso wenig auf deren Kappe wie der Umstand, dass weite Teile der deutschen Publizistik immer noch ihren Hass auf Menschen wie mich als Monstranz vor sich hertragen dürfen.
Und um mal nicht weiter vom Artikelthema abzulenken: Dass Familien mit lesbischen Müttern gesetzlich diskriminiert werden, haben sich auch keine "jugendlichen Gruppen" ausgedacht.
Natürlich kann und muss man mit Aufklärungsarbeit in den Schulen und in der Sozialarbeit gegen Queerfeindlichkeit unter Jugendlichen vorgehen. Aber das ist nur ein Baustein einer notwendigerweise größer angelegten Strategie, zu der es unbedingt auch gehört, dass man den Widerstand immer noch offen queerfeindlicher Bastionen wie bspw. der CDU bricht.
Darum bin ich mit jedem Projekt solidarisch, dass die Rechte von Menschen aus der LGBT-Community ausbaut. Auch mit diesem hier, obwohl es mich mangels Kinderwunsch nicht persönlich betrifft. Wer nur seine eigenen Interessen artikulieren kann und selbst die nur rein emotional, der sollte sich bei politischen Themen einfach mal bedeckt halten.
zum Beitrag18.11.2022 , 09:30 Uhr
Die Briefe waren ja der Öffentlichkeit zugänglich:
"Aus den zahlreichen Beileids- und Solidaritätsbekundungen machte die Verwaltung 1993 eine Zusammenstellung, die auch der Presse zugänglich war."
Eine Pressemappe draus machen konnte man. Die Briefe den trauernden Angehörigen weiterleiten nicht. Mir drängt sich da der Eindruck auf, dass es den Verantwortlichen wichtiger war, der Öffentlichkeit zu zeigen "dass wir nicht so sind", also den Imageschaden zu begrenzen, als den Opfern zu helfen.
Leider war das nicht mal die schlimmste offizielle Reaktion damals. Ein amtierender Bundeskanzler hielt nach den Anschlägen eine Fernsehansprache, in der er den rechten Hintergrund der Taten vollständig leugnete. Für ihn war das eine unpolitische Tat betrunkener "Asozialer". Er sagte sogar verbatim "es gibt keinen Rechtsextremismus in Deutschland, Deutschland ist ein gastfreies Land". Kurze Zeit später wurde dann das Asylrecht verschärft.
zum Beitrag14.11.2022 , 15:15 Uhr
Bekleckerte Bilderrahmen zählen nur in der Fantasie von Springer-Redakteuren als "geschändete Kulturschätze".
zum Beitrag14.11.2022 , 15:13 Uhr
"Die Bevölkerung sollte sich nicht von einer kleinen Gruppe erpressen lassen."
Die Bevölkerung lässt sich doch andauernd von der kapitalbesitzenden Klasse erpressen.
Da kann man doch zur Abwechslung ruhig mal auf Leute hören, die sich für das Allgemeinwohl statt ihre Quartalszahlen einsetzen.
zum Beitrag14.11.2022 , 14:10 Uhr
Die USA lassen sich tatsächlich sehr gut als im Kern rassistisches Bereicherungsprojekt auf Grundlage von kolonialem Landraub und Sklaverei verstehen - mit (gerade auch ökonomischen) Repressionsmechanismen, die bis heute wirksam sind. J. Sakai hat das in seinem Standardwerk Settlers sehr schön aufgeschlüsselt. Absolut lesenswert, wenn man Klassenfrage und Rassismuskritik zusammen denken will, statt das als getrennte Themenkomplexe zu betrachten.
In diesem Zusammenhang ist es bezeichnend, dass auch dieser Text wieder mal von einer "weißen, männlichen Arbeiterschicht" spricht, als gäbe es keine prekär beschäftigten Frauen, als sei das Proletariat eine rein weiße Angelegenheit. Hier beginnt bereits die Spaltung einer eigentlich durch ihre Interessen geeinten Arbeiter:innenschaft in verfeindete, disparate Gruppen. Der vom Strukturwandel überrollte Redneck in Appalachia, die hispanische Erntehelferin in Kalifornien, der Schwarze Paketbote in Philadelphia, sie sind keine separaten Klassen, sie haben im Kern alle zwar nicht exakt die gleichen, aber doch konvergierende Anliegen.
Eine effektive Kritik der Zustände erkennt diese Gemeinsamkeiten, ohne die spezifischen Probleme bspw. von Rassismus betroffener Arbeiter:innen als "Nebenwidersprüche" zu übergehen - Rassismus ist im Kapitalismus keine Nebensache, sondern Stütze bestehender Herrschaftsstrukturen. Wer das eine überwinden will, darf vor dem anderen nicht Halt machen.
zum Beitrag11.11.2022 , 14:57 Uhr
Das hier ist noch ein vergleichsweise harmloser Fall. T. rex-Fossilien sind nicht so selten, wie es der Auktionstext nahelegt, waren sie doch die einzigen großen Raubsaurier in der überaus ertragreichen, gut erschlossenen Hell's Creek-Formation. Und selbst die Wildwest-Zustände, die in der amerikanischen Fossilien-Szene herrschen sind immerhin noch ein wenig in ein gut ausgebautes System von Wissenschaftler:innen eingebunden, die ein Auge drauf werfen können, welche Funde in South Dakota und den benachbarten Staaten im Vorland der Rocky Mountains aus der Erde gebuddelt werden.
Viel schwerer wiegen die von privaten Fossilienmarkt befeuerten, komplett unkontrollierten Raubgrabungen bspw. in der Mongolei, durch die regelmäßig schwerste Schäden an unersetzlichen Funden entstehen und durch die eine unübersehbare Zahl an einmaligen Fossilien in Sammlerkellern verschwindet, ohne dass die Öffentlichkeit je von ihrer Existenz erfahren hätte. Die Geschichte der Fossilfunde zu Tarbosaurus bataar oder Deinocheirus mirificus bieten Anschauungsmaterial dazu, was für Folgen das haben kann und das ist nur die Spitze des Eisbergs.
zum Beitrag11.11.2022 , 10:51 Uhr
"Der Chef hat selbst die Verantwortung übernommen."
Hat er ja gerade nicht. Sonst würde schließlich er gehen und nicht die 11.000 Mitarbeiter. Es war ja nicht deren Idee, sich das Milliardengrab Metaversum zu schaufeln (das war sowas wie Second Life mit Avataren ohne Beine). Das war das Luftschloss vom Chef und dafür muss jetzt wie üblich die Belegschaft den Kopf hinhalten.
zum Beitrag11.11.2022 , 10:44 Uhr
Ich empfehle den Artikel von gestern, der ein wesentliches Problem mit diesem Gesetz anspricht: taz.de/Triage-Gese...undestag/!5890649/
Wenn man solche utilitaristischen Entscheidungen trifft, also sagt "wir töten einige wenige, um viele zu retten", dann steht man immer vor dem Problem, ob man vorher überhaupt sicher abschätzen kann, dass das Opfer das gewünschte Ergebnis bringt. Das tritt bei diesem Gesetz sehr deutlich zutage, dann die ab jetzt geltende ex-ante-Triage führt gar nicht zu signifikant höheren Zahlen an Überlebenden. Man kann VOR der Behandlung schlicht nicht sicher genug abschätzen, wer die besten Chancen hat. Das geht erst bei der ex-post-Triage, also wenn man bereits beatmete Patient:innen vom Beatmungsgerät nimmt, sprich: sterben lässt. Denn dann trifft es diejenigen, die dem Tod bereits am nächsten sind, damit der Behandlungsplatz für jemanden frei wird, der vielleicht bessere Chancen hat. Wenn man dagegen ex-ante-Triage macht, unterteilt man einfach nach ableistischen Kriterien, wen man für überlebensfähig hält, ohne das sicher zu wissen - und die Empirie zeigt, dass man mit diesen Vorurteilen meist falsch liegt.
Damit will ich nicht sagen, dass wir stattdessen die ex-post-Triage brauchen. Ich finde, dass sie mit gutem Grund verworfen wurde. Aber wenn wir sagen "es geht zu weit, dass wir bereits beatmete Patient:innen gegen den Wunsch ihrer selbst und der Angehörigen gezielt dem Tod ausliefern", dann könne wir nicht stattdessen mit nutzlosen Kriterien gezielt Menschen mit Behinderung aussortieren - denn nichts anderes findet hier statt, wenn die ex-ante-Triage ja gar nicht signifikant mehr Menschenleben rettet.
Unter den gegebenen Bedingungen können wir nur nach dem Prinzip "wer zuerst kommt, wird zuerst beatmet" selektieren. Alles andere ist ein Rückfall in die Zeiten, in denen in diesem Land schon mal nach wertem und unwertem Leben unterschieden wurde.
zum Beitrag10.11.2022 , 13:25 Uhr
Letztlich ein pragmatisches Urteil. Wenn in diesem Jahrzehnt wieder nichts passiert, wird eine weitere Radikalisierung des Protests das kleinste Problem sein, dem sich die Gesellschaft ausgesetzt sieht. Es ist aberwitzig, sich vor einer herbeifantasierten "Klima-RAF" zu fürchten, Katastrophen wie in Ahrweiler aber achselzuckend hinzunehmen. Noch dazu in einem Spätherbst, in dem das Thermometer immer wieder gern auf 25° klettert.
zum Beitrag10.11.2022 , 13:19 Uhr
Der Linksliberalismus wird immer an seinen internen Widersprüchen kranken. Liberalismus ist letztlich immer die Sicherung bestehender Eigentumsverhältnisse und die sind in unserer Gesellschaft da, wo das meiste Eigentum sitzt, nun mal inhärent ausbeuterisch, basieren sogar in ganz besonderem Maße auf der Ausbeutung all jener Gruppen, die der Linksliberale mit performativen Respektbezeugungen abspeisen zu können glaubt.
Das anschaulichste Beispiel hierfür ist die jahrhundertelange Fortschreibung von Armut und Marginalisierung der Schwarzen Bevölkerung der USA, die nach der Abschaffung der Sklaverei von Sharecropping bis Redlining stets ökonomisch an den Rand gedrängt wurden - methodisch und systematisch. In einem System mit so geringer sozialer Mobilität konnte die Emanzipation aus bitterster Armut immer nur einer Minderheit gelingen, das ist bis heute so geblieben.
Entsprechend waren dann auch alle relevanten Bürgerrechtler mindestens deutlich sozialdemokratischer als der US-Durchschnitt, wenn nicht offen marxistisch-leninistisch wie Fred Hampton und viele andere Black Panthers. Denn sie wussten: Ohne massive Umverteilung würden ihre Bürgerrecht immer nur auf dem Papier bestehen.
Ähnlich sieht es bei der Überwindung des Patriarchats aus und bei seinen Auswüchsen wie toxischer Maskulinität und Queerfeindlichkeiten: Ihnen allen liegt eine systemstützende, ökonomisch motivierte Zurichtung des Manns zum Wettbewerber und der Frau zur gegenderten Unterschicht mit unbezahlter Care-Arbeit und Wage Gap zu Grunde.
Wohin man auch schaut, die Befreiung von ihren Unterdrückern kann den Marginalisierten nur gelingen, wenn sie auch den Kapitalismus mit entsorgen. Sonst wird sich die bestehende Ordnung immer neu justieren und das alte Unrecht fortschreiben.
Würde man auf uns Entrechtete hören, statt uns wie hier im Artikel bequem als Sprachpolizei abzuqualifizieren und sich so in ein schützendes Denkverbot zu flüchten, wüsste man das längst.
zum Beitrag10.11.2022 , 11:08 Uhr
Ob er das täte, schwer zu sagen. Aber WENN, dann wäre er in dieser Rolle weitaus gefährlicher als Trump. Der hatte ja schon vor seinen Putschplänen das Militär und die Geheimdienste nahezu geschlossen gegen sich, was bei einem Putsch nun mal ein entscheidender Faktor ist. Bei Desantis, der bei der Navy gedient hat und sich in politischen Institutionen weitaus parkettsicherer bewegt als Trump, kann es in diesem kritischen Punkt eventuell anders aussehen. Ich halte ihn deswegen für eine größere Gefahr für Amerikas immer fragiler werdende Demokratie.
zum Beitrag09.11.2022 , 15:06 Uhr
Mir ist allerdings noch kein einziges sachliches Argument bspw. für Transfeindlichkeit untergekommen, nur sehr viel leidenschaftlich zelebrierter Hass und noch viel mehr abstruse Desinformation. Ich habe wenig Nerv dafür, vor solchen Leuten meine Existenz rechtfertigen zu müssen. Schon rein aus Selbstschutz. Ich setze mich nicht mit Menschen an einen Tisch, die mich auslöschen wollen und ich diskutiere nicht darüber, warum ich als ich selbst leben darf. Ich setze das einfach als den Minimalkonsens voraus und für die überwältigende Mehrheit der Menschen ist das tatsächlich kein Problem. Wer nicht mal darauf klarkommt, der darf eben nicht mehr öffentlich stattfinden. Dem nimmt man eben seine Plattform weg. Pech gehabt.
Im echten Leben, wo die Hetzer erfahrungsgemäß immer sehr schnell sehr klein mit Hut sind, wo ich weiß wann eine Diskussion ehrlich gemeint ist, kann ich ja immer gern geduldig sein und Leute da abholen, wo sie sind. Wenn die denn bereit dafür sind (meistens sind sie es übrigens).
Aber das heißt nicht, dass ich die albernen Verschwörungstheorien und die abgründige Hetze, die man über Menschen wie mich kolportiert, in irgend einer Weise als "Meinungspluralismus" würdigen muss. Das ist Nazidreck und den benenne ich auch als solchen.
Es hat auch niemand ein Recht auf solche "Meinungen" oder darauf, sie vor einem Millionenpublikum zu verbreiten. Hassrede ist ein Verbrechen und muss entsprechend bestraft werden. Dass das besonders bigotten Menschen nicht passt, ist schon klar. Aber das kann nicht länger das Problem derer sein, die viel zu lange unter ihnen gelitten haben. Ab und an ist ein Maulkorb schon angebracht und manche Rassisten, Sexisten und Queerfeinde gehören auch einfach in den Knast für das, was sie sagen. Ist leider so.
zum Beitrag09.11.2022 , 14:50 Uhr
Wer auf solchen Konferenzen aufschlägt, will ja gerade die Freiheit haben, seine Mitmenschen NICHT anständig zu behandeln, sondern uns einfach ungestört dafür hassen und schikanieren zu dürfen, wie wir geboren wurden.
Dass die Emanzipation von marginalisierten Gruppen bei Liberalen nicht ideal aufgehoben ist, dass alle Fortschritte in unserer Befreiung dort bitteschön hübsch kostenneutral und konform mit den Gewohnheiten der Bourgeoisklasse zu sein haben, dass unsere Anliegen all zu gern mit zweierlei Maß gemessen für die falschen Ziele instrumentalisiert werden, das kann und sollte man natürlich kritisieren. Mache ich selbst auch gern und viel.
Aber zum einen nehme ich trotzdem auch kleine Fortschritte (wie ohne Inquisitionstribunal meinen richtigen Namen führen zu dürfen und von Ämtern nicht misgendert zu werden) mit. Und zum anderen sind weitergehende, substanziellere Forderungen ebenso wie Kritik an liberalen Irrwegen nur in linken Kreisen gut aufgehoben, aber niemals auf einer Konferenz, auf der man neben Hetzern spricht, denen selbst die BILD noch nicht queerfeindlich genug ist.
zum Beitrag08.11.2022 , 09:59 Uhr
Östrogen führt zu einem aktiveren Immunsystem. Das bedeutet zuerst mal, dass Frauen mit Infektionskrankheiten besser klarkommen als Männer (den Männerschnupfen gibt es also wirklich). Es bedeutet aber auch, dass das weibliche Immunsystem eine erhöhte Anfälligkeit für Autoimmunerkrankungen mit sich bringt bzw. diese bei Patientinnen stärkere Symptome verursachen, das ist z.B. bei Morbus Crohn oder MS gut dokumentiert. Es gibt Erklärungsansätze für Long Covid, die eine entsprechende Immunreaktion als Ursache sehen. Eine erhöhte biologische Anfälligkeit für Long Covid wäre also bei Frauen durchaus möglich und würde dann mit der höheren Infektionswahrscheinlichkeit durch die Überpräsenz in Pflege- und Betreuungsberufen und die stärkere Involvierung in Care-Arbeit wechselwirken.
Bevor jemand fragt: Diese hormonell bedingten medizinischen Unterschiede gelten wie immer genau so für trans Frauen, die eine Hormonersatztherapie machen.
zum Beitrag08.11.2022 , 09:39 Uhr
Das ist kein "blinder Aktionismus" der Union, das ist der offen zur Schau gestellte Wunsch nach gezielter Verfolgung von politischen Dissidenten.
Überrascht auch nicht weiter, in NRW wurden ja in den letzten Jahren einige für die Bekämpfung von Klimaprotesten maßgeschneiderte Gesetze erlassen. Wenn die Union zwischen der Lebensgrundlage der ganzen Menschheit und den Quartalszahlen ihrer Großspender wählen muss, fackelt sie nicht lang.
zum Beitrag28.10.2022 , 11:57 Uhr
Wenn Sie Gesellschaften in Schichten statt Klassen unterteilen, ist es kein Wunder, dass Sie links und liberal immer in einem Atemzug nennen müssen, als wären das vereinbare Weltanschauungen. Sind sie aber nicht.
Liberalismus ist eine rechte Ideologie und auch das, was wir in Deutschland und anderswo auf der Welt am rechten Rand sehen, ist eine besonders extremistische Form von Liberalismus. Und alle emanzipatorischen und ökologischen Projekte der "Links"liberalen sind nur dann erfolgreich umsetzbar, wenn man die ökonomische Basis für Marginalisierung und planetare Zerstörung attackiert. Das ist stets der Kapitalismus - die heilige Kuh, die kein Rechter jemals antasten wird. Erst wenn der Kapitalismus stirbt, werden wir überleben können. Beim Klimawandel sehen wir das deutlicher als bei jeder anderen Frage: Es gibt keine zielführende linke Politik ohne Bekämpfung des Klimawandels und niemand, der den Klimawandel nicht bekämpft, kann sich mit Fug und Recht links nennen.
zum Beitrag28.10.2022 , 11:45 Uhr
Portugal hat überhaupt nichts legalisiert, sondern den Besitz geringer Mengen sämtlicher Drogen zum Privatgebrauch entkriminalisiert. Mit den aktuellen Vorschlägen zum legalen Handel mit Cannabis hat das portugiesische Modell gar nichts zu tun.
zum Beitrag28.10.2022 , 10:18 Uhr
Es wäre ein uneingeschränkter Segen für die Menschheit, wenn Twitter in der Bedeutungslosigkeit verschwände.
Für Musk ist es allerdings erst mal kein schlechter Tausch, auch wenn er pro Aktie zu viel bezahlt hat. Twitter ist zwar wie praktisch alle Tech-Unternehmen gnadenlos überbewertet, aber nicht mal ansatzweise so überbewertet wie Tesla. Musk konnte mit diesem Kauf einen beträchtlichen Teil seiner Tesla-Anteile liquidieren, ohne einen Kurssturz zu provozieren, schließlich "musste" er ja verkaufen, obwohl er "nicht wollte." Vor dem Hintergrund, dass etablierte Auto-Hersteller sich immer mehr in Teslas Revier breitmachen und schon bald besser verarbeitete, ausgereiftere Fahrzeuge die kalifornischen Stromer vom Thron stoßen werden, ist das ein sinnvoller Schachzug.
zum Beitrag27.10.2022 , 14:54 Uhr
Die Verhältnisse im Osten unterscheiden sich insofern gravierend, dass dort in vielen Regionen die genannten Angebote dringender gebraucht würden als im Westen. Natürlich gibt es da bis heute ökonomische Unterschiede als Folge der unmenschlichen Rosskur nach der Wende.
Weitere Faktoren sind das nach 89 sehr gezielt und auch mit Gewalt von rechtsextremen Agitatoren besetzte Machtvakuum und das jahrzehntelange Wegschauen konservativer Parteien, wenn es um die Verstetigung organisierter und militanter rechter Strukturen ging, inkl. einer Duldung entsprechender Sympathien in Polizei und Justiz. Viel zu lange war man duldsam mit den Rechten, weil man sie als brave Antikommunisten schätzte - das zeigt auf einer größeren Ebene und anderswo in Osteuropa bspw. ein Viktor Orbán, der genau deswegen viel zu lang hofiert wurde. Der reaktionäre Backlash kam der gemäßigten Rechten gut zu Pass. S. hierzu bspw. den Fakt, dass nach den Pogromen in Rostock erst mal das Asylrecht entkernt wurde - mehrheitlich von westdeutschen Politikern.
Linke Gegenentwürfe waren dagegen durch den Zusammenbruch des Realsozialismus gesellschaftlich verpönt. S. hierzu auch das Erstarken katholischer respektive orthodoxer Fundamentalisten anderswo in Osteuropa mit fatalen Folgen für Frauen und Queers.
In Bundesländern wie Sachsen kommt durch gravierendes konservatives Gerrymandering ein rechtes Übergewicht bei Wahlen dazu, das inzwischen statt wie geplant von der Union von Parteien wie der AfD genutzt wird.
Wer hier fragt, wo der Ostdeutsche falsch abgebogen sei, vergisst die zahlreichen Ostdeutschen, die selbst Opfer rechtsextremen Alltagsterrors geworden sind. Das Nazi-Problem im Osten fiel nicht vom Himmel und es war auch keine Frage des ostdeutschen Gemüts oder mangelnder Demokratisierung. Das Nazi-Problem wurde gemacht. Es war und ist Folge einer verfehlten Politik im Umgang mit dem rechten Rand.
zum Beitrag27.10.2022 , 14:32 Uhr
Bei den UN-Abkommen gibt es die Möglichkeit, erst auszutreten und mit einer passenden Ausnahmegenehmigung wieder beizutreten. Das hat bspw. Bolivien so gemacht, als dort der Verkauf von Coca legalisiert wurde. Durch die fortschreitende Erosion der Cannabis-Prohibition in den USA fällt auch ein in früheren Zeiten wesentlicher Scharfmacher auf UN-Ebene weg.
Das Hindernis scheint mir hier eher die EU zu sein, hier könnten Hardliner wie das in Drogenfragen überraschend repressive Schweden zum Problem werden.
zum Beitrag27.10.2022 , 11:31 Uhr
Es ist für Sie also unterhaltsam, Männern beim Frauenschlagen zuzusehen?
Mir geht es hier übrigens nicht um eine rhetorische Frage oder um Unterstellungen. Ein Grund, warum Gewaltdarstellungen im Film wirklich nahezu immer die Täter:innenperspektive einnehmen, ist auch, dass die "Außensicht" in der Totalen oder die Opferperspektive bei einer realistischen Darstellung oft nur schwer auszuhalten sind. Die Identifikation mit denen, die Gewalt ausüben statt ihr ausgesetzt zu sein ist psychologisch leichter für die Zuschauenden.
Sie führt aber eben in der Praxis auch dauernd dazu, dass Filmschaffende solche Taten glorifizieren, dass solche Handlungsmuster bagatellisiert und normalisiert werden, weil wir ohne die Opfersicht die Folgen ausblenden können und so auch die dehumanisierende Sicht auf die Opfer übernehmen und verinnerlichen.
zum Beitrag25.10.2022 , 16:54 Uhr
Aus meiner Sicht gibt es wenig britischeres als einen Abgeordneten mit einer Vergangenheit als Investmentbanker und über 700 Millionen Pfund Privatvermögen, der noch dazu mit einer Milliardärstochter verheiratet ist.
Aber klar, gerade bei den Tories gibt es bestimmt reichlich Leute, die das anders sehen und für die nur ein weißer, protestantischer Angelsachse ein "echter Brite" sein kann. Ich glaube nicht, dass Herr Sunak nur in seiner Jugend Rassismuserfahrungen gemacht hat, das ist ihm sicher auch noch später widerfahren.
Trotzdem zeigt sein Fall sehr gut, wie Rassifizierung und Klassenzugehörigkeit mit einander verschränkt sind. Die Menschen mit seiner Hautfarbe, die tagtäglich zum Mindestlohn schuften, erleiden Rassismus mit Sicherheit in einer ganz anderen Dimension. Gleiches lässt sich über andere Formen von Marginalisierung sagen. Und nicht zuletzt ist die rassistische Abwertung von Menschen auch ein wesentlicher Teil davon, wie kapitalistische Gesellschaften permanente Unterschichten konstruieren, um einen möglichst großen Pool leicht ausbeutbarer Arbeitskräfte vorzuhalten. Dass PoC es zum siebenhundertfachen Millionär bringen, wäre in einem System mit so massiver Einkommensungleichheit selbst in einer völlig rassismusfreien Gesellschaft eine astronomisch seltene Ausnahme. Wie viele indischstämmige Menschen haben die Möglichkeit, sich mit dem Besuch von Eaton das Ticket für einen möglichen Aufstieg in die britische herrschende Klasse zu lösen?
zum Beitrag25.10.2022 , 14:54 Uhr
Danke, dass Sie es so deutlich aussprechen. Wie so oft steckt bei näherem Hinsehen hinter der angeblich "angeblichen" Transfeindlichkeit des volle Programm übelster transphober Ressentiments. Und wie wenig überraschend folgt darauf in der konservativen Presse die genüssliche Täter-Opfer-Umkehr.
Meine Vermutung: Als nächstes erhält die angeblich gecancelte Juniorprofessorin die Möglichkeit, ihre Hassrede auf einer viel größeren Plattform (wie in einem Leitartikel einer rechtsoffenen Tageszeitung aus Frankfurt) zu wiederholen, während sie sich darüber ausheulen darf, wie mundtot sie doch gemacht wurde. War ja bei einer gewissen Meeresbiologin auch nicht besser.
zum Beitrag24.10.2022 , 16:41 Uhr
Tja, und in Deutschland glauben wir, die geistigen Weggefährten dieser Inquisitoren auf Buchmessen einladen zu müssen. Man sieht es mal wieder: Meinungsfreiheit KANN Rechtsextreme nicht nur ausschließen, man MUSS rechte Hetze sogar ausschließen wenn man nicht will, dass es mit der Meinungsfreiheit bald ganz vorbei ist.
zum Beitrag24.10.2022 , 15:30 Uhr
Ein Artikel darüber, wie sich Mitglieder der Jungen Union zum transfeindlichen Mob zusammenrotten und Sie haben nichts Besseres zu tun, als sich über Bahnhofstoiletten Gedanken zu machen. Da weiß man, woher der Wind weht.
zum Beitrag24.10.2022 , 14:25 Uhr
Rechtsextreme Verleger gehören nicht auf Buchmessen, sondern ins Gefängnis.
zum Beitrag24.10.2022 , 10:41 Uhr
Was soll Fukuyama denn auch anderes machen? Er hat seine komplette Karriere auf einem ins Extrem übersteigerten kantianischen Idealismus aufgebaut, er kennt nichts andere mehr. Wenn dann plötzlich die materielle Basis für seinen schönen ideologischen Überbau zusammenkracht, muss er eben hoffen, dass er sich an der liberalen Ideengeschichte festhalten kann wie Münchhausen an seinem Zopf.
Ich bin gespannt, wie das ausgeht.
zum Beitrag24.10.2022 , 10:38 Uhr
Die beste Gesellschaftsform für wen?
zum Beitrag24.10.2022 , 10:13 Uhr
Es ist in Schwaben wohl üblich, Rassismus als "Revoluzzertum" zu verniedlichen.
zum Beitrag21.10.2022 , 13:15 Uhr
In Bezug auf die hier befürchtete Omnipräsenz kann ich alle beruhigen: In den Städten in NRW riecht es viel öfter nach Kiffe als auf der anderen Seite der Grenze in Holland. Gras ist im Rheinland bereits "omnipräsent", gerade unter den Jugendlichen, um die sich hier so gesorgt wird. Das hat also nichts mit der Strafverfolgung zu tun und auch nicht mit Altersbeschränkungen, man kommt dort ja auch bereits ab 18 in den Coffeeshop, sondern das ist eine Frage des gesellschaftlichen Umgangs mit der Droge. Auf der Straße kiffen ist in Holland verpönt, das machen dort nur Touristen, die dann im breiten Kopf auf den Radweg stolpern und dann vor Schreck fast ihren Literkarton Dubbel-Vla fallen lassen, wenn die pfeilschnellen Niederländer:innen auf ihren Gazellen angerast kommen.
Eine Legalisierung wird keineswegs dazu führen, dass der oder die 18jährige leichter an Weed kommt, das ist für die sicher mehrheitlich schon jetzt kein Problem. Ich kannte nie so viele Ticker wie zu meinen Oberstufenzeiten.
Einen Konsumanstieg werden wir vielmehr eher in älteren Generationen beobachten, in denen man sich nicht traut, den Enkel nach "Zeug", "Pot", "Stoff" oder wie man das in den betagteren Jahrgängen sonst so nennt zu fragen. Aber "schützt unsere Omas vor den Drogen" kommt halt nicht so schön reißerisch daher wie "denkt denn niemand an die Kinder?"
Und ganz ehrlich, ich gönne allen Rentner:innen ihren Rausch. Ich fordere laut und deutlich: Lasst endlich auch die Boomer an die Bongs! Sie haben ihr Leben lang dafür gearbeitet und das sollten wir würdigen. Schluss mit dem Generationenkrieg!
Nur eins möchte ich allen mit auf den Weg geben: Dreht bitte niemals mit Tabak, das ist wirklich Teufelszeug. Keine andere Droge bringt so viele ihrer Konsument:innen um, nicht mal Heroin schafft das.
zum Beitrag21.10.2022 , 12:56 Uhr
Der verlinkte Text von Kim in der NZZ wird mir noch eine Weile wie ein Ziegelstein im Magen liegen, aber war das Lesen wert. Auch als binäre trans Frau, die viele Erfahrungen unserer nonbinären Geschwister teilt, kann ich von solchen Stimmen noch was Neues lernen. Schön, wenn sie jetzt öfter gehört werden.
zum Beitrag21.10.2022 , 11:49 Uhr
Ich war früher in vielen verschiedenen Subkulturen unterwegs und die Clubszene ist bei allen hier zu Recht benannten Problemen immerhin noch deutlich näher an dem Ideal eines inklusiven safe space als fast alles, was ich sonst so gesehen habe. Daran ändern auch "die Drogen" wenig, Übergriffigkeit musste ich immer am ehesten bei alkoholisierten Vertretern feststellen.
Ich sage das nicht, um irgendwas zu verharmlosen oder kleinzureden - auch, wenn ich am eigenen Leib Übergriffe nur in anderen Kontexten erlebt habe, kenne ich aus zweiter Hand immer noch viel zu viele Beispiele. Ich sage nur, dass Ihre Vorstellung von der Clubkultur nicht unbedingt der Realität hinter den Clubtüren entspricht und an den im Artikel völlig zu Recht benannten Problemen vorbeigeht - denn Drogenkonsum oder Feierlaune macht bei aller Enthemmung niemandem zum sexistischen, übergriffigen Schwein, dafür ist was ganz anderes verantwortlich, nämlich patriarchales Balz- und Territorialverständnis. Auch Enthemmung kann nur zum Vorschein bringen, was im Menschen angelegt ist. Und Sexismus ist zum Glück nicht in allen Menschen angelegt. Unter Ravern auch deutlich weniger als bei anderen Männern.
Die von Ihnen vermutete "Quadratur des Kreises" kann aus meiner Sicht in der Clubszene viel eher gelingen als anderswo. Das ist dort kein unerreichbares Ideal, sondern ein realistisches Fernziel. Aber klar, auf dem Oktoberfest oder am Ballermann fände ich das auch utopisch.
zum Beitrag21.10.2022 , 11:34 Uhr
Auch eine Mehrheit der trans Personen ordnet sich klar einem von zwei Geschlechtern zu. Eben nur nicht dem, das ihnen bei der Geburt zwangsweise zugewiesen wurde, sondern dem anderen.
Das gilt nicht für alle, es gibt auch nonbinäre Personen, die ich vollsten Herzens unterstütze und die meisten dieser Personen verstehen sich ebenfalls als trans (was auch logisch ist, trans heißt nur "nicht dem zugewiesenen Geschlecht zugehörig" und deckt damit sehr viele verschiedene Geschlechter ab).
Aber die Mehrheit der trans Personen hat nichtsdestotrotz eine binäre Geschlechtsidentität. Wird auch im Artikel falsch verstanden, aber ist so. Ich sehe mich bspw. überhaupt nicht als "drittes Geschlecht", ich bin einfach ne Frau. Eben keine cis Frau, aber trotzdem habe ich mit anderen Frauen mehr gemeinsam als mit den Männern. Sieht man äußerlich halt noch nicht so genau, aber dafür gibts ja Maßnahmen, sich anzugleichen. Sozial, aber auch und gerade körperlich.
Es ist für mich ziemlich befremdlich, dass ich deswegen als "außerhalb von Mann und Frau" dargestellt werde oder dass Sie hier mit Unterstellungen wie "die, die sich da nicht so sicher sind" um sich werfen. Es mag tatsächlich sogar sein, dass ich mein Geschlecht besser verstehe als Sie Ihres.
zum Beitrag21.10.2022 , 11:26 Uhr
Das nimmt Ihnen ja auch niemand weg. Aber mir wollen die Liebhaber der "alten Ordnung" (die vielerorts gar keine alte Ordnung ist, sondern erst im Zuge des Kolonialismus zahllosen Gesellschaften mit mehr als zwei Geschlechtern gewaltsam übergestülpt wurde) immer noch, selbstbestimmt, authentisch und in Würde leben zu können. Für mich gibt es eine Zweiklassenmedizin, die überlebensnotwendige Behandlungen hinter brutalstem Gatekeeping versteckt, ich darf im Umgang mit den Behörden nicht mal meinen richtigen Namen verwenden, ohne mich einem entwürdigenden, teuren, langwierigen Prozedere zu unterwerfen, ich werde systematisch unterdrückt, ausgegrenzt und verächtlich gemacht, manche wollen mir gar verbieten, überhaupt zu existieren.
Alles nur, damit Leute wie Sie sich keinen Kopf machen müssen. Damit werden wir Schluss machen. Es ist überfällig, dass wir wieder den vollwertigen Platz einnehmen können, der uns zusteht und der uns vor der weltweiten Tyrannei des christlich-patriarchalen Imperialismus auch zuerkannt wurde. Das werden auch Sie nicht aufhalten.
zum Beitrag21.10.2022 , 11:07 Uhr
Man ist entweder als trans geboren oder nicht. Aussuchen kann man sich höchstens, ob man das ausleben oder sich dem absurden gesellschaftlichen Druck gegen trans Personen beugen und eine Existenz in Selbstverleugnung ertragen und erdulden will. Aber als Wahl würde ich sowas nicht bezeichnen, das ist äußerer Zwang und Trauma durch eine feindselige, zutiefst transfeindliche Gesellschaft.
Und selbst, falls man in den Wandschrank gezwungen wird: trans ist man dort trotzdem. Nur eben nicht offen trans.
"Mal so mal so" ist das auch nicht. Ein "klassischer" Transitionsprozess zielt ja gerade darauf ab, dauerhafte, biologische (!) Veränderungen zu bewirken. Das verändert permanent den kompletten Phänotyp.
Das muss nicht in jedem einzelnen Fall so sein, es gibt auch genderfluide Menschen. Die sind aber nicht unbedingt trans und mit dem Alltag der allermeisten trans Personen hat "mal so, mal so" überhaupt GAR NICHTS zu tun.
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