Wende in der US-Gesundheitspolitik: USA kippen Impfempfehlung für Neugeborene gegen Hepatitis B
Der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. schafft die pauschale Säuglingsimpfung gegen das Virus ab. Mediziner kritisierten das scharf.
rtr | Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat eine jahrzehntelange Grundsatzempfehlung gekippt und rät nicht mehr allen Neugeborenen pauschal zu einer Impfung gegen Hepatitis B. Die am Dienstag vorgestellte Neuregelung überlässt es künftig den Eltern von Babys mit Hepatitis-B-negativen Müttern, in Absprache mit einem Arzt über die Impfung zu entscheiden. Die Maßnahme folgt einer Empfehlung eines Beratergremiums von US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., der als langjähriger Impfgegner bekannt ist.
Die Entscheidung stellt eine tiefgreifende Wende in der US-Gesundheitspolitik dar. Seit 1991 hatten die Behörden eine universelle Impfung für alle Säuglinge empfohlen, beginnend mit einer ersten Dosis kurz nach der Geburt. Die CDC (Centers for Disease Control and Prevention) ist die zentrale Behörde des US-Gesundheitsministeriums für öffentliche Gesundheit. Ihre Empfehlungen sind maßgeblich für den Versicherungsschutz und die ärztliche Praxis in den USA. Experten warnten, die neue Regelung könne mehr Kinder dem Virus aussetzen und dazu führen, dass sich mehr Familien gegen Impfungen entscheiden.
„Diese Empfehlung ignoriert die Wissenschaft“
Führende Mediziner kritisierten den Schritt scharf. „Diese Empfehlung ignoriert die Wissenschaft“, sagte eine Expertin für Infektionskrankheiten an der University of Chicago Medicine. „Die Tatsache, dass die amtierende Leitung der CDC dies unterzeichnet, bestärkt nur, dass sie sich nicht länger wissenschaftsbasierten Empfehlungen zur Verbesserung der Gesundheit verpflichtet fühlt.“
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut weiterhin die Impfung gegen Hepatitis B für alle Säuglinge und Kleinkinder. Sie wird üblicherweise ab einem Alter von zwei Monaten als Teil der sogenannten Sechsfach-Impfung verabreicht, die auch vor Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung und Haemophilus influenzae Typ b schützt.
Hepatitis B ist eine Viruserkrankung, die zu schweren Leberschäden wie Zirrhose oder Krebs führen kann. Seit der Einführung der allgemeinen Impfempfehlung in den USA sind die Infektionen dort um fast 90 Prozent zurückgegangen.
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