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Altersarmut in DeutschlandFast jeder Vierte Rentner lebt von weniger als 1.500 Euro

Im Jahr 2024 lebten 23,4 Prozent der Rentner von 1.500 Euro im Monat. Knapp acht Prozent mussten mit nur 1.100 Euro monatlich auskommen.

Bei vielen Senioren knapp: die Rente Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Berlin afp | Knapp ein Viertel der Rentner in Deutschland hatte 2024 monatlich weniger als 1.500 Euro zur Verfügung. Dies waren laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamts für das Bündnis Sahra Wagenknecht, über die die Bild am Sonntag berichtet, allerdings deutlich weniger als zuvor. Betroffen waren demnach im vergangenen Jahr 23,4 Prozent der Rentenbezieher, 2022 waren es 29,6 Prozent gewesen.

7,4 Prozent der Rentner mussten der Statistik zufolge 2024 mit weniger als 1.100 Euro Nettoäquivalenzeinkommen auskommen. 2022 waren dies noch zehn Prozent gewesen. Zwischen 1.500 und 2.000 Euro hatten demnach im vergangenen Jahr 24,4 Prozent der Rentner zur Verfügung. 51,8 Prozent erhielten mehr als 2.000 Euro.

Beim Nettoäquivalenzeinkommen werden die Nettoeinkommen auch unterschiedlich großer Haushalte mit Hilfe einer bestimmten Formel hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit vergleichbar gemacht. Die Wirkung der Inflation ist bei dem Vergleich mit 2022 nicht berücksichtigt.

BSW-Chefin Wagenknecht kritisierte den weiterhin hohen Anteil derjenigen, die im Alter nur über begrenzte Mittel verfügen. „Wenn fast jeder Vierte im Alter unter oder an der Armutsgrenze leben muss, dann ist das ein Armutszeugnis für unser Land“, sagte sie der Bild am Sonntag.

Zu einer anderen Einschätzung kommt in der Zeitung der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen. „Die Alten sind in Deutschland tatsächlich diejenigen mit dem höchsten Vermögen im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen“, gab er in der Bild am Sonntag zu bedenken. „Niedrig verdienende, alleinstehende Personen und Kinder haben in Deutschland ein wesentlich höheres Armutsrisiko und auch einen deutlich geringeren Lebensstandard als Alte“, fügte er hinzu.

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15 Kommentare

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  • Die heute niedrig verdienenden Personen werden die nächste Welle der Armutsrentner sein.

  • Man muss die Zahl relativieren, zweifach. Zum einen ist tatsächlich das Vermögen mit einzubeziehen. Ich kenne einige Rentner die dank abbezahltem Haus mit 1500€ und weniger ganz gut zurecht kommen. Zum anderen wird hier der Rentenbezug betrachtet, ohne weitere Einkommensquellen zu betrachten. Und Insbesondere Ruheständler, die nur kurze Zeit als Angestellte gearbeitet haben und andere Zeiten in Selbständigkeit oder Staatsdienste arbeiteten, haben nicht nur die Rentenzahlung als Alterseinkommen. Daher ist es unzutreffend, die Zahl von Renten unter 1500€ als die Zahl von von "Rentnern die mit weniger als 1500€ auskommen müssen" anzunehmen.

    • @Jürgen Meyer:

      Am Schlimmsten dran sind die, deren Einkommen und Ersparnisse dank peniblem Sparen zwar für Rücklagen reichten, aber nicht für Wohneigentum.

      Denn Wohneigentum darf man behalten, aber Ersparnisse muss man bei anstehendem Bürgergeldbezug dank zu niedriger Rente dann erstmal bis auf einen Freibetrag von 10.000 Euro aufbrauchen.

      Absolut notwendig wäre es da, diesen Freibetrag am Alter festzumachen. Ob ein 22jähriger 40.000 Euro auf dem Konto oder in Aktien hat oder ein chronisch kranker 67jähriger ist irgendwie schon ein Unterschied, finde ich.

      Der eine soll das ruhig aufbrauchen müssen oder es einsetzen, um wieder aus seinem Loch zu krabbeln, er hat ja noch sein Leben vor sich. Aber für den/die Alte ist das keine Option mehr, das macht nur noch den Unterschied zwischen chancenlos bitterarm im Alter und immer noch bitterarm mit ein paar Freiheitsgraden am Lebensabend.

      Gerade bei Leuten, die ihr Leben lang jeden ihrer knappen Euro dreimal umgedreht und ein paar davon zurückgelegt haben "für später", trifft das immer wieder verdammt hart. Aber wer will schon Leute zum Sparen motivieren, Konsum ist alles!

  • Mhh, komisch: egal wen ich bei uns in der Firma frage, natürlich erst mal die 55+er*innen, die haben in ihren Rentenbescheiden zwischen 2500 bis 3500 €. Vielleicht liegt es ja daran das sie in den letzten 35 bis 40 Jahren fleißig Vollzeit gearbeitet haben? Auch die Rentner in meiner Familie und Freundeskreis haben alle mehr als 2K€. Ok, für eine Pflege reichts nicht.

    • @CaoCao_de_taz:

      Es kommt auch darauf an in welcher Branche man gearbeitet



      hat.

  • Ich finde es schwierig zu sagen 1.500€ sind viel oder wenig.



    Kommt wie immer auf die Ausgaben an.



    Meine Eltern haben zusammen (Mama sehr wenig, da nie rentenpunktwürdig beschäftigt) zwar etwas mehr zur Verfügung, aber ein 2er steht trotzdem nicht vorne dran.



    Wohnen jedoch in Eigentum (Haus), haben immer sparsam gelebt und somit auch noch etwas auf der hohen Kante.

  • Bei diesen Statisken werden Betriebsrenten und private Altersvorsorge nicht mit einbezogen. Mieteinnahmen, evtl Renten des Ehepartners auch nicht.

  • als rentnerin mit ca. 1300€ monatlich + über 900€ kaltmiete kann ich nur lachen über irgendwelche "experten", die in der BLÖD auf den hohen anteil reicher alten hinweisen + daß es jüngere schlechter haben.klar, auch als kind hatte meine familie nie geld, hoch verschuldet, konkurs.



    dann honnefer modell + bafög. berufstätigkeit, jung in den tarif des öffentl. dienstes eingestuft + damit als akademikerin weniger als ein facharbeiter verdient.

    nach 3 jahren berufsverbot - keine uni-karriere mehr möglich; wer stellt schon jemanden ein, der berufsverbot hat. dieses nicht meinen beruf betreffend, sondern meine person als zoon politikon, wg. dingen, die allesamt demokratisch legitimiert waren, keine einzige bombe oder so geschmissen.

    setze mich dafür ein, daß rente nach austria vorbild passiert, die LINKE fordert das auch.

    hoffe, daß zu meinen lebzeiten die linken so stark werden, daß sie mit den grünen zusammen eine vernünftige bundesregierung bilden + dem kapital etwas entgegensetzen:

    menschlichkeit, nachhaltigkeit.

    daß die spd auf zwergengröße schrumpft (diese hat mein berufsverbot zu verantworten, 1972!),

    daß die afd in der hölle verschwindet



    daß die union bei 10% landet.

  • Ja ja, der Herr Rentenexperte Raffelhüschen.



    Wahrscheinlich vergaß er zu erwähnen, daß es sich bei den besagten "Alten ... mit dem höchsten Vermögen" wohl um die Bezieher von Pensionen handelt.



    Die Bezieher von weniger als 1500€ Rente verfügen dagegen wohl eher ein - neudeutsch so genanntes - "Sondervermögen"!



    Daß diese "Expertise" in der BILD-Zeitung veröffentlicht wurde, ist nicht wirklich verwunderlich.

    • @Thüringer:

      Einkommen ist das, was monatlich reinkommt (Rente, Pension). Vermögen ist das, was man besitzt (Konto, Immobilie).

      Das eigene Haus oder die eigene Wohnung wird ja auch als Rücklage für's Alter angeschafft, um mit dem Verkaufserlös eine geringes Renteneinkommen auszugleichen.

      Knapp eine Million Rentner stockt derzeit mit Bürgergeld auf, hat also weder Vermögen noch ausreichendes Einkommen.



      Das sind wohl die, die laut Union wieder arbeiten gehen und bei Ablehnung sanktioniert werden sollen.

    • @Thüringer:

      Oder RentnerInnen mit Wohneigentum. Denn auch diese Art von Vermögen zählt zum Nettoäquivalenzeinkommen mit dazu.



      Diese Statistik und die damit verknüpfte Aussage ist daher nur für eine reißerische Überschrift gut.

  • Meine Mutter hatte eine eigene Rente von knapp 200€. Warum? 2 Kinder, ab 24 zuhause geblieben und nie wieder offiziell gearbeitet. Eigene Entscheidung - wir Kinder haben das nicht gebraucht.



    Ach ja - immer schwarz gearbeitet als Haushaltshilfe weil zu knickerig um Steuern zu zahlen.....



    Bei wievielen Rentnerinnen ist genau das auch der Fall? "Wegen der Kinder" nie gearbeitet und wenn dann schwarz.....

    • @Sandra Becker:

      Heute kaum noch vorstellbar, aber in der alten Bundesrepublik wurden Frauen, die nicht zu Hause bei den Kindern blieben als Rabenmütter gemoppt. Nicht in irgendwelchen dunklen Ecken sondern im Bundestag von Politikern der Partei, deren Kanzler uns heute am liebsten bis nach dem Tod arbeiten lassen würde. Dazu kommt, dass Ehemänner häufig dagegen waren, dass ihre Frau arbeitet. Teils aus eigenem Antrieb, aber auch weil sie in der Öffentlichkeit nicht als "Versager" dastehen wollten, die ihre Familie nicht ernähren können.

      Ich kenne die Verhältnisse in Ihrer Familie natürlich nicht, aber ich hoffe, Sie haben diese Dinge beim Schreiben Ihres Beitrages berücksichtigt.

    • @Sandra Becker:

      Hinzu kommen zahlreiche Selbständige die nie eingezahlt haben und Migranten die zu spät nach Deutschland gekommen sind um genug Ansprüche aufzubauen. Verständlich dass die nix bekommen und das soll auch so sein. Aber es wird kräftig auf die Tränendrüse gedrückt.

      • @Wombat:

        Sie haben die vergessen, die täglich 8 Stunden für für Mindestlohn schuften, damit das Land um Sie herum funktioniert. Die bekommen auch lächerlich kleine Renten.