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Ökonom über Steuersystem„Auch in der Mitte gibt es das Gefühl, es geht ungerecht zu“

Unser Finanzsystem nützt den Reichen. Von der Unzufriedenheit profitiere die AfD, sagt Gerhard Schick. Er fordert höhere Steuern für Firmenerben.

Wie viel Steuern zahlt er? Die politische Macht der Oligarchen wächst Foto: Karina Hessland/reuters

taz: Herr Schick, Sie haben jahrelang als finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag gearbeitet. Mithilfe der Stimmen Ihrer Partei überwinden Union und SPD nun die Schuldenbremse im Grundgesetz und ermöglichen 1.500 Milliarden Euro neue Staatsschulden in zehn Jahren. Halten Sie das für eine gute Idee?

Gerhard Schick: Den Weg für zusätzliche Investitionen freizumachen, ist nötig. Wobei die konservative Seite eine richtige Frage stellt: Wer bezahlt das am Ende eigentlich? Wenn so hohe Kredite aufgenommen werden, steigen künftig die Zinskosten, die aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren sind. Unser Steuersystem ist allerdings so strukturiert, dass die Personen mit den größten Vermögen, beispielsweise Milliardärin und BMW-Miteigentümerin Susanne Klatten, einen recht bescheidenen Beitrag leisten. Jetzt während der Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD wäre die richtige Zeit, die Lastenverteilung zu klären.

taz: Was wäre denn eine gute Verteilung?

Schick: Vorschläge dafür, wie das reichste eine Prozent der Bevölkerung beim Tragen der Krisenlasten einbezogen wird, liegen auf dem Tisch: Unsere Organisation Finanzwende fordert, dass die Privilegien bei der Erbschaftsteuer, die gerade die allergrößten Vermögen begünstigen, abgeschafft werden. Auch die Idee des Deutschen Gewerkschaftsbundes einer einmaligen Vermögensabgabe halte ich für richtig.

Gerhard Schick

ist Gründer und Co-Chef der Organisation Finanzwende, die für ein demokratisches und stabiles Finanzsystem eintritt. Von 2005 bis 2018 saß er für die Grünen im Bundestag, wo er maßgeblich den Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Steuerbetrug initiierte.

taz: Die zusätzliche Zinsbelastung schätzt der Bundesrechnungshof auf 37 Milliarden Euro im Jahr 2035. Lässt sich ein so großer Betrag mit Steuern auf Kapitalvermögen hereinholen?

Schick: Alleine die Beendigung der höchsten Steuersubvention unseres Landes, die Ausnahmen bei der Erbschaftsteuer – erbrächte mindestens 5 Milliarden Euro mehr pro Jahr. So viel geht uns jährlich verloren, weil Superreiche Privilegien genießen. Das beträfe künftig auch Schenkungsfälle wie den von Springer-Chef Mathias Döpfner. Der hat für Aktien des Medienkonzerns im Wert von einer Milliarde Euro, die ihm Friede Springer geschenkt hatte, vermutlich fast keine Steuern gezahlt.

taz: Was sollte der Staat noch tun?

Schick: Zusätzlich sollte der Staat Steuerdelikte, die Investoren und Banken in großem Maßstab betreiben, konsequent verfolgen. Es ist doch absurd, dass illegale Gewinne von Banken durch CumCum-Geschäfte nicht zurückgefordert werden und Umsatzsteuerbetrug nicht systematisch bekämpft wird. Auch da geht es jeweils um zweistellige Milliardenbeträge.

taz: Solche Veränderungen sind schwer zu realisieren, weil immer eine unternehmensfreundliche Partei – bisher die FDP, jetzt wieder die Union – in der Bundesregierung sitzt.

Schick: Die Union hat sich immer als Partei der sozialen Marktwirtschaft verstanden. Wenn jetzt Oligarchen die Axt an Demokratie und Marktwirtschaft legen, dann muss das auch ein Thema für die Union sein. Und ich weiß, dass viele in der CDU das ebenfalls so sehen. Die zu große Kapitalkonzentration ist Gift für den Rechtsstaat und die Marktwirtschaft – wenn ein Milliardär wie Elon Musk zum Oligarchen mutiert, demokratische Verfahren und Gesetze untergräbt, wenn nicht mehr die Leistung über unternehmerischen Erfolg entscheidet, sondern die politische Macht. Auf diese Herausforderungen formulieren die demokratischen Parteien in Deutschland bisher keine relevanten Antworten.

taz: Solche Entwicklungen spielen sich in den USA ab. In Deutschland haben wir aktuell keine autokratische Regierung, die von Milliardären gestützt wird.

Schick: Die US-Oligarchen mischen mit ihren globalen Unternehmen auch in den europäischen Ökonomien mit. Und sie arbeiten daran, gerade im Finanzsektor Marktanteile zu gewinnen, beispielsweise mit den Bezahlsystemen Apple Pay und Google Pay. Elon Musk will mit seinem Netzwerk X ebenfalls in den Bereich der Finanzdienstleistungen vordringen. Die EU und die Bundesregierung sollten diesen Machtzuwachs der US-Tech-Unternehmen hierzulande verhindern, um unsere Demokratie und Marktwirtschaft zu schützen.

taz: Nun ist die hart rechte AfD – trotz exorbitanter Einzelspenden von Unternehmern – keine Oligarchenpartei. Allerdings hat sie bei der Bundestagswahl 20,8 Prozent der Zweitstimmen bekommen. Was sollte und könnte die neue Bundesregierung tun, um zu verhindern, dass diese Partei weiter an Einfluss gewinnt?

Schick: Die AfD-Spenden von Milliardären und die Unterstützung durch Musk sollten wir nicht unterschätzen. Die Parteien der Mitte müssen sich aber auch mehr damit beschäftigen, welche wirtschaftlichen Kräfte den Aufstieg der Rechten begünstigen. Zum Beispiel thematisiert die AfD die Inflation – den Kaufkraftverlust, den breite Schichten der Bevölkerung erleiden. Für die steigenden Mieten und niedrigen Löhne in der Pflege sind auch große Kapitalinvestoren wie die US-Firma Blackstone mitverantwortlich. Ihr Chef verdiente vergangenes Jahr über eine Milliarde Dollar, unter anderem mit Investitionen in Immobilien und Pflegeheime in Europa.

taz: Wesentliche Ursachen für die Inflation hierzulande waren nicht in erster Linie böse US-Milliardäre, sondern der russische Angriffskrieg und die Energiekrise. Auch deshalb wurden zu wenige Wohnungen gebaut, was wiederum die Mieten in die Höhe treibt.

Schick: Es gibt immer mehrere Gründe. Ich plädiere dafür, den Fokus darauf zu richten, wie in den vergangenen Jahrzehnten Umverteilung von unten nach oben stattgefunden hat, und wer davon profitiert. Das diffuse Ungerechtigkeitsgefühl, das viele Leute nicht genau zuordnen können, hat eine reale Basis, die wir in den Zahlen sehen. „Die Kleinen fängt man, die Großen lässt man laufen“ – dieser Satz unserer Geschäftsführerin Anne Brorhilker über Wirtschaftskriminalität löste vor einem Jahr eine große Resonanz aus. Die ehemalige Staatsanwältin für Steuerhinterziehung wechselte damals zu unserer Organisation Finanzwende. Offenbar hat auch die demokratische Mitte in unserem Land das Gefühl, dass es hier nicht mehr gerecht zugeht.

taz: Nimmt man den Rechten mit besserer Sozial-, Gerechtigkeits- und Verteilungspolitik wirklich Stimmen ab? Die AfD verfolgt doch selbst ein neoliberales bis rechtslibertäres Wirtschafts- und Sozialprogramm, das hohe Einkommen begünstigen würde. Und ihre Anhängerschaft scheint das zu goutieren.

Schick: Viele Bür­ge­r:in­nen sind enttäuscht und haben das Vertrauen in den Staat verloren. Kein Wunder: In den vergangenen 30 Jahren wurde unser Finanzsystem zugunsten der ganz Reichen umgebaut, die Steuersätze für große Vermögen und Einkommen sanken. Die Wut darüber mag paradoxerweise in die libertäre Haltung umschlagen, den Staat, der das zugelassen hat, zerstören zu wollen. Deswegen muss die neue Regierung zeigen, dass der Staat den Bür­ge­r:in­nen dient. Maßnahmen wie Steuerprivilegien für Superreiche abzuschaffen oder Steuerkriminalität konsequent zu verfolgen, haben das Zeug dazu, neues Vertrauen zu schaffen.

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47 Kommentare

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  • Wenn, wie beim Bürgergeld, 70 % der aufgewendeten Mittel durch eine aufgeblähte Verwaltung verschwendet werden, sollte man nicht zuerst diese Missstände beseitigen bevor man einfach nach noch mehr Geld verlangt. Auch von einem Staat kann man verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern verlangen.

  • Die einzige Partei, die den Mut hätte, Vermögen- und Erbschaftssteuer entsprechend anzupassen, wäre wahrscheinlich die Linke. Die SPD hat die Einkommensteuer unter Schröder für die Bestverdiener gesenkt, die CDU wollte die Vermögensteuer nach dem Beschluss des BVerfG, das sich auf die unterschiedliche Bewertung einzelner Vermögenswerte, besonders von Immobilien bezog, nicht korrigieren.



    Wer AfD wählt, ignoriert seine eigenen Interessen ohnehin tendenziell und wirft sich lieber freiwillig den Hyänen zum Fraß vor, um nicht von den Löwen gefressen zu werden.

    • @Aurego:

      Vollen Herzens die Linken, etwas zaghafter die Grünen und die SPD. Warum in Deutschland mehr Leute rechts als links wählen ist zumindest nach ökonomischen Interessen dabei ein Riesenrätsel, eine Mischung vielleicht aus Ablenkungsscharaden um Gender, Ausländerhass und Ähnlichem, von interessierten Kreisen dauerverstärkt

  • Wenn es so einfach wäre, wie der Herr Schick es so schön malt, gäbe es sicher auch im konservativen Lager schon längst eine Mehrheit für seine Vorschläge. Aber das Problem liegt doch letztlich ganz woanders. Unser Steuerrecht wurde gerade durch den Versuch, es gerecht zu gestalten so verkompliziert, dass es mit entsprechender Expertise immer möglich ist, geeignete Schlupflöcher zu finden. Das lohnt sich natürlich wiederum nur für entsprechende Beträge. Von daher wäre es viel zielführender das Steuerrecht zu entschlacken, die Ausnahmetatbestände, Subventionen und Sonderfallberechnungen aus dem Steuerrecht zu verbannen und statt dessen alle Einnahmen als solche zu versteuern. Am Besten, dann wenn sie anfallen und nicht so perspektivisch hin und her gerechnet wie heute. Insofern hatte der Merz mit seinem Bierdeckel schon recht. Wird aber nicht kommen, da seien die Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Finanzbeamte und Lobbyisten jeglicher Coleur vor. Die hätten ja sonst alle keine Einnahmen mehr und wahrscheinlich ist unser komplexes Wirtschaftssystem in Wahrheit auch viel zu komplex für solch einfache Lösungen.

    • @vieldenker:

      Auf den Bierdeckel von Herrn Merz warte ich immer noch. Wie groß wird der werden? 3m Durchmesser?

      • @Aurego:

        Ich vermute, es wird eine ganze Bierdeckelsammlung werden.Damit jeder „sein Bier“ wiederfindet.

  • Wer sich gegen "Oligarchen, die die Axt an die Demokratie legen" verteidigen möchte, braucht einen starken Mittelstand.

    Als Unternehmen und Unternehmer, die Kapital in Deutschland aufbauen und nicht über den Globus verschieben oder verschwinden lassen. Und genau dort würde Herrn Schicks Ausweitung der Erbschafts- und Schenkungssteuer am meisten zuschlagen.

    Finde den Fehler.

    • @Frauke Z:

      Bei Kapitalgesellschaften kann man gut zwischen dem Vermögen des Unternehmens und dem Privatvermögen unterscheiden. Wenn man sich verschachtelte Konstruktionen aus Holdings, vvGmbHs, GmbHs & Co. KGs, Familienstiftungen etc. und deren eigentliche Zwecke (Steueroptimierung) genauer angeschaut hat, empfindet man nicht mit allen Eigentümern dieser labyrinthischen Konstrukte besonderes Mitleid. Und nicht alle Vermögenden würde ich zu den Leistungsträgern oder Innovatoren zählen, die uns substanziell voranbringen. Die Unternehmer, die Sie ansprechen, sind eher eine Minderheit.



      Bei der Vermögensteuer geht es u. a. auch darum, eine Übersicht über die Vermögen zu erlangen. Schon Kaiser Augustus wusste, dass ein solcher Überblick sinnvoll sein kann.

      • @Aurego:

        Der angesprochene Mittelständler wird sich in aller Regel solche labyrinthischen Konstruktionen nicht leisten wollen, schon alleine wegen der Honorare, die sich Notare und Steuerberater für Aufbau und Bilazierung dieser Konstrukte erlauben...

        Wenn bei einem klassischen Mittelständler solche Konstrukte auftauchen, ist das eher ein Indiz für die Übernahme durch einen "Großen" unter Beibehaltung des wertvollen etablierten Markennamens.

        • @FriedrichHecker:

          Dass Sie sich da mal nicht täuschen! Gerade unter Mittelständlern - ich rede da von Leuten ab ca. 2 Mio. € Vermögen - werden solche Konstrukte intensiv diskutiert. Besonders beliebt sind solche Konstrukte bei Immobilieninvestoren.

    • @Frauke Z:

      Mittelstand ? Bei vielen Milliarden Euro fängt der bei Ihnen an ?

      • @Alex_der_Wunderer:

        "Mittelstand ? Bei vielen Milliarden Euro fängt der bei Ihnen an?"



        Im Zweifel Friedrich Merz fragen. Der weiß das genau.

  • Wenn man nur einen Hammer hat (hier: Steuer) ist jedes Problem ein Nagel. (hier: AfD kleinhalten).

    (nicht von mir)

    Das Problem ist aber kein Nagel!

  • Die Inflation bei uns kam nur bedingt durch den Ukrainekrieg zustande.



    Ist ja nicht so, als ob Putin bei uns die Preise im Supermarkt bestimmt.



    Es waren Großkonzerne, die den einmaligen Energiepreisschock, der inzwischen auch wieder zurückgegangen ist, genutzt haben für überproportionale Preiserhöhungen. Auch die Mieten steigen nicht erst seit der russischen Invasion. Da einen Zusammenhang herbeizureden ist Quatsch und nimmt die Eigentümer aus der Verantwortung, die mit ihren Leistungslosen Einkommen den Hals nicht voll genug kriegen können.

    Warum sind denn in den letzten Jahren die Milliardärsvermögen trotz gesamtwirtschaftlicher Stagnation massiv gewachsen, während die Reallöhne gesunken sind?



    Das hat nichts mit Putin zu tun, sondern mit der Habgier der reichen Klasse hierzulande!

  • Er vergisst leider zuerwähnen, dass das Vermögen der 500 teichsten Personen in Deutschland von 2020 bis 2024 von 600 Mrd. € auf 1100 Mrd. € gestiegen ist - um 80% oder 500 Mrd. €.



    Eine 5%ige Vermögenssteuer oder Vermögensabgabe würde 55 Mrd. € bringen, viel mehr als die nur 5 Mrd. € Erbschaftssteuer, von der er spricht.

  • Da fragt man sich doch warum sich in dieser Hinsicht nichts tut wo doch alle das Problem erkannt haben.

    Ich denke das Problem sind die Entscheidungsfindungsprozesse.

    Intransparent, durchkorrumpiert und von Klientelpolitik geradezu durchwurzelt.

    Ein erster Schritt ist der lange geforderte transparente Gesetzesfußabdruck und der zweite Schritt sind drakonischste Strafen bei Lug und Trug gegenüber den Verfassungsorganen und Abgeordneten.



    Früher wusste jeder, was einen erwartet, wenn man den König anlügt, nicht wahr ?

    Eines habe ich noch vergessen: Ebenso drakonischste Strafen denen die Steuerbetrug und -raub begünstigen.

  • Sehr geehrter Herr Schick,



    wieso haben sie diese Forderung nach höheren Steuern für Firmenerben nicht gestellt, als sie noch an der Regierung waren. Wieso haben sie keine Vermögenssteuer für extrem Reiche gefordert, als sie noch an der Regierung waren?



    Jetzt als Opposition dies zu fordern ist reichlich unredlich, denn sie wissen, dass eine CDU/CSU dem niemals zustimmen wird.

    • @Hans Dampf:

      Zumindest für die vergangene Periode: weil es die FDP blockiert hätte.

      • @Ciro:

        Die Standardantwort von SPD und Grünen. Es war Desinteresse.

        Wäre es anders, hätte man mit Worten wenigstens kämpfen können. Paradebeispiel 15 Euro mindestenlohn. wäre es SPD und Grüne wirklich wichtig gewesen, hätten sie es versucht in die Mindestlohnrichtlinie zu schreiben. Nichts zu sagen und danach so zu machen als stünde es drin offenbart die Heuchelei.

    • @Hans Dampf:

      Um da kurz einzubremsen: Hat er doch, hat seine Partei doch, auch gegen massiven Gegenwind der Lobbyfront der Reichen samt Springerpresse. Trittin hat vor über zehn Jahren da die Abkehr von dem Schröderfehler sehr prominent vertreten. Aktuell war leider auch die Lindnerpartei in der Regierung, so ist jedoch Demokratie zuweilen.

      Schick plädiert für Schließen der Schlupflöcher bei Erben, wenn ich ihn oben richtig verstand, nebenbei.

    • @Hans Dampf:

      👍 : Exakt...ich gebe der Regierung 2 Jahre. Der Aufstieg der AFD geht kontinuierlich weiter, der Vergleich mit der NSDAP ist durchaus berechtigt. Das vor dem Hintergrund daß die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und CDU der Ampel ähneln. Das heißt sie starten schon maximal schlecht : Wie wollen sie das 4 Jahre überleben ? Der Elefant im Raum ist die soziale Spaltung im Land. Das haben Linke und BSW durchaus richtig erkannt aber mit unterschiedlichen Konsequenzen. Das Interessante ist, daß sogar Konservative die AFD fürchten, weil sie natürlich um Ihre Pfründe fürchten. Die CDU könnte eigentlich ideologischebesser mit der AFD, Schon jetzt sagen Experten zurecht, das das Schuldenpaket am Ende über die Zinszahlung mal wieder die normalen AN belastet, neben den eh schon steigenden Sozialversicherungsbeiträgen. D.H. Kürzungen im Sozialbereich wenn auch noch eine Reztession hinzu kommt : Dann fällt die Republik - wetten ? Ich gebe denen 2 Jahre, dann gibt es Neuwahlen. Man muß an die Vermögen ran, das wird aber die CDU niemals dulden, also, wir die AFD weiter zulegen…

  • Herr Schick spricht zwar die Probleme bei den Steuergesetzen und den unglaublichen Vorteilen für Reiche an. Bei der Benennung der Ursachen zeigt sich aber, daß er doch nur ein grüner Parteipolitiker ist.



    Seit 1998 der Dauerkanzler Helmut Kohl abgewählt wurde, hat die CDU 16 Jahre lang regiert im Bund, die FDP kommt auf 7 Jahre.



    Das sind für Herrn schick die Parteien, die für die aktuellen Steuergesetze verantwortlich sind.



    Dabei kommen seine Grüne auch schon auf 10 Jahre in der Bundesregierung, und die SPD hat in der ganzen Zeit nur zwischen 2009 und 2013 nicht regiert, das sind 23 Jahre an der Bundesregierung.

    Die einzige Partei, die nichts mit der aktuellen Situation zu tun hat, ist die AfD. Vielleicht erklärt das, warum immer mehr Menschen dieser Partei ihr Vertrauen schenken. Die anderen Parteien haben alles dafür getan, dieses Vertrauen zu verlieren.

    • @Don Geraldo:

      SPD und CDU gemeinsam haben es ermöglicht, dass manche Schenkungen über 26 Millionen Euro Steuerfrei sein können. Ja, warum sollte man dann den Worten derer vertrauen, welche die Möglichkeiten schuffen ohne sich davon zu Distanzieren.

    • @Don Geraldo:

      In der letzten GroKo wurde eine kleine Vorabsteuer auf thesaurierende Aktien erhoben. Ein kleiner Mini Schritt, der Deutschland die Kaufkraft von 2020 zu verdanken hat. Steuereinnahmen ca. 22% des BIP Inflation über dem BIP Zuwachs.

    • @Don Geraldo:

      Die AfD hat offensichtliche Dreckgrütze in ihrem Wirtschafts- und Sozialprogramm, was Reichenprivilegien angeht.

      Sie hätten jetzt wohl besser korrekt die Linken oder sogar das BSW aufgezählt.

    • @Don Geraldo:

      "Die einzige Partei, die nichts mit der aktuellen Situation zu tun hat, ist die AfD. Vielleicht erklärt das, warum immer mehr Menschen dieser Partei ihr Vertrauen schenken."

      Haben sie überhaupt jemals das Wahlprogramm der AfD gelesen, und wohin das führen würde!

      Sie sollten Seite 60 aus dem AfD Wahlprogramm durchlesen, wohin das alles geht das können sie sich selbst ausmalen, das sie das nicht kritisch sehen werden, ist aufgrund ihres Kommentars mir mehr als klar!

    • @Don Geraldo:

      "Die einzige Partei, die nichts mit der aktuellen Situation zu tun hat, ist die AfD."



      Naja, das kann man aber auch nur sagen, wenn man die programmatische Steuerpolitik der AfD komplett ignoriert, so z.B. die geforderte komplette Abschaffung der Erbschaft- und Vermögensteuer. Was also hätte eine AfD in der Regierung die letzten 10 Jahre getan?

  • Nicht zu vergessen, dass Teile des Erbes, das aus thesaurierten Aktien besteht, nie beim Erblasser besteuert wurden. Heißt durch die Verschonungsbedarfsprüfung wird Geld tatsächlich nie besteuert.

    Der Wohnungsbau wird zusätzlich belastet, Einkommenssteuer auf Mieteinnahmen, während Kapitalerträge nur zu 25% besteuert werden. Macht Wohnungen um 22% teurer (als Investment) im Vergleich zu Aktien.

  • Die letzte Frage des Gesprächs stelle ich mir auch oft. Gemäß einer Theorie driften Menschen nach rechts, wenn sie wirtschaftliche Einbußen befürchten oder erleiden, aber das macht es nur schlimmer, die AfD ist wie angesprochen neoliberal, gegen Mindestlohn, Bürgergeld, Tarifausweitung, Umverteilung.

  • ...sagt Gerhard Schick. Was ist auch anderes von einem Grünen-Politiker zu erwarten? Die simple Anwendung einfacher Grundrechenarten bringt zu Tage, daß Vermögenssteuern einen sehr geringen Beitrag zum Steueraufkommen bringen, und eine noch höhere Erbschaftssteuer auf Unternehmen diese zerstört.

    Also: Neiddebatte.

    • @Wellmann Juergen:

      Und welchen Anteil an den pro Jahr hierzulande verberbten Vermögen machen "Unternehmen" denn aus? Und wieviel liegt in Bankkonten, vermieteten Immobilien, Wertpapierdepots?

    • @Wellmann Juergen:

      Die auf Unternehmen könnten ja gestundet und in Raten bezahlt werden.

      • @Ciro:

        Werden sie aber in den meisten Fällen nur dann, wenn weder das Unternehmen noch der Eigentümer in der Lage sind, Kredite in entsprechender Höhe aufzunehmen. Das Unternehmen mit dem Übernahmepreis zu belasten, können nicht nur Heuschrecken...

    • @Wellmann Juergen:

      "Die simple Anwendung einfacher Grundrechenarten bringt zu Tage, daß Vermögenssteuern einen sehr geringen Beitrag zum Steueraufkommen bringen, und eine noch höhere Erbschaftssteuer auf Unternehmen diese zerstört."

      Ich habe noch nie soviel Blödsinn in einem Satz gelesen!

      Müssten alle Leute mit mehr als 4,6 Millionen Euro nur 2 Prozent Vermögenssteuer zahlen und Multimilliardäre sich mit 5 Prozent an der Staatskasse beteiligen, kämen in Deutschland laut einer Oxfam-Studie von 2024 über 85 Milliarden Euro zusammen. Das würde den Bundeshaushalt um knapp 20 Prozent erhöhen und wäre genug, um den Umbau anzuschieben und grundlegende Verbesserungen in Bildung, Gesundheit und Entwicklungszusammenarbeit umzusetzen.

      Die USA haben mit 40 Prozent den vierthöchsten Erbschaftssteuersatz in der OECD; die weltweit höchste Rate, 55 Prozent, liegt in Japan, gefolgt von Südkorea (50 Prozent) und Frankreich (45 Prozent).

    • @Wellmann Juergen:

      Prinzipiell liegen wir auf einer Linie. Bei der Erbschaftsteuer ist das jedoch falsch. Hier sind - aber nur für große Vermögen - Lücken geschaffen worden, die völlig indiskutabel sind. Als ich diese zum erstenmal gesehen habe, ist mir die Hutschnur hochgegangen. Das Schenkungssteuergesetz lädt hier gerade dazu ein Steuern zu vermeiden. Aber wie gesagt, dass gilt nur für die Großkupferten. Und ist somit eine echte Umverteilung nach oben.

  • Während wir diskutieren, wie wir die Demokratie und die offene Gesellschaft retten, entwickelt sich eine Spezies von Neo-Adeligen, die unglaubliche ökonomische Macht auf ihrer Person konzentrieren und die damit ein neo-feudalistisches System errichten, in dem Menschen wieder von oben ihr Platz in der Gesellschaft zugewiesen wird und Leistung zu gehorsamer Anforderungserfüllung umgedeutet wird.



    Mir scheint, dieser Miss-Entwicklung regulativ entgegentreten zu wollen mit Mechanismem, die demselben System entspringen, das die Möchte-gern-Oligarchen groß gemacht hat, kommt zu spät.



    Also ... Revolution?

  • Herrn Schick ist vollständig zuzustimmen.

  • Es wird Zeit, die zu belasten, die immer noch wie die Made im Speck leben…Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, Einmalige Abgabe sofort und Abschaffen von Privilegien wie Dienstwagen, die nur soviel kosten, wie das Deutschlandticket…

    • @Fritzi Bauer:

      "...und Abschaffen von Privilegien wie Dienstwagen"

      Ähm und wie kommt die Pflegekraft, der Handwerker, der Arzt und der Servicetechniker zum Kunden nach Hause?

  • Wenn ein Politker der Grünen eine politische Strategie verfolgt, AfD-Wähler davon zu überzeugen, die AfD nicht zu wählen, dann wählen die AfD-Wähler erst recht die AfD. Vielleicht jemanden von der Union sprechen lassen, wäre klüger.

    Ich bin auch irritiert bezüglich der Argumentation. Wenn es keine AfD bzw. AfD-Wähler geben würde, dann würden wir dann so weiter machen wie bisher? Die im Artikel angesprochenen Probleme nicht angehen? Es gibt viele Gründe warum die AfD gewählt wird. Ein Grund ist z.B. der Ukraine-Krieg (schreibe bewusst nicht Angriffskrieg, wegen den AfD-Wählern). Beendigung der Sanktionen gegenüber Putin. Keine Waffenlieferungen. Wiederaufnahme der Diplomatie mit Putin. Was ist also mit diesen Thema, um das Vertrauen der Bürger zu gewinnen? Es ist auffällig, dass nur bestimmte Themen mit der AfD verknüpft werden, andere dagegen werden umgangen.

    Ich glaube, dass es auch Nicht-AfD-Wähler gibt, die gebildet genug sind, diese Partei nicht zu wählen, die die Probleme gelöst haben wollen. Politik sollte sich nicht nur mit dem Bullen um Wählerstimmen beschäftigen.

    • @c. F:

      Die Argumentation ist doch: Es gibt Probleme, die viele Menschen betreffen bzw. über die viele Menschen sich Gedanken machen, und diese Probleme werden von den Regierungsparteien nicht in der Weise thematisiert, dass man an eine Lösung glauben kann. In diese Lücke stößt die AfD, die *behauptet*, die Probleme zu lösen. Und dazu auch noch behauptet, dass die Lösung ganz einfach wäre, ohne "Gelaber". Das verfängt halt bei vielen.



      Und Herr Schick ist überzeugt (ich nicht so ganz), dass man durch erstens einen echten Willen, diese Probleme anzugehen, und zweitens eine glaubwürdige, ehrliche Kommunikation diejenigen Wähler zurückgewinnt, die nicht die rechten Positionen der AfD teilen, aber aus Frust dort ihr Kreuz machen.

  • Nur weil sie nicht auf öffentlichen Bühnen mitmischen, heißt das nicht, dass deutsche Superreiche nicht ihre finanzielle Macht nutzen, um Politik und Gesetze zu beeinflussen. Dieses korrupte Gebahren kann man durchaus auch als oligarchisch bezeichnen.

    • @Okti:

      Aus diesem Grund hat daran in der Vergangenheit keine Regierung, welcher Couleur auch immer, etwas geändert. Ist es nun beruhigend oder beängstigend, dass daran wohl ebenso weder Linke, BSW oder AFD daran erwas ändern wollten oder kõnnten? Wie in diesem Forum an anderer Stelle erwähnt: "Ein System erneuert sich nicht von innen heraus". Die Frage ist, würde eine Revolution das große Kapital nachhaltig davon abhalten, erneut oligarchische Strukturen aufzubauen? Gibt es positive Beispiele in der Geschichte?

      • @Andreas Schulz:

        Ja, es gab in Südamerika gute Ansätze in diese Richtug. Aber das konnte der Hort des neoliberalen Kapitalismus nicht dulden, und hat entsprechende Putsche angestoßen. Die USA lieben bekanntlich Diktaturen, solange das Geschäft brummt.

        Aber ja, ultimativ wird es einen gewaltsamen Umsturz benötigen. Leider. Zumindest wenn man in die Geschichte schaut

        Wobei

        Mit der nahenden Klimakatastrophe kriegen wir ohnehin eine Zivilisationskrise ohnesgleichen.

  • "Deswegen muss die neue Regierung zeigen, dass der Staat den Bür­ge­r:in­nen dient."

    Es gibt bewährte Rezepte, um die soziale Balance herzustellen, den Wohnungsmarkt zu regulieren, für aufstiegsfördernde Bildung zu sorgen und und und ...

    Die Frage ist nur, warum die sogenannten Parteien der demokratischen Mitte nicht mehr die Kraft aufbringen, sie umzusetzen. Bzw. einige noch nicht mal mehr die Notwendigkeit anerkennen, es zu tun.

    Auch die Union war mal eine Partei, die das verstanden hatte, die SPD sowieso.

    Jahrzehntelang treu SPD Wählende haben von den schönen Versprechungen nichts bekommen außer einem immer weiter um sich greifenden Neoliberalismus, dem Ausverkauf des öffentlichen Raumes, der Privatisierung der Daseinsvorsorge (und jetzt dem teuren Wiederkauf) und einem immer weiteren Aufstieg der Rechten.

    Neoliberale und Oligarchen wünschen sich natürlich einen kaputten Staat, damit sie such dessen Filetstücke aneignen können.

    Kurz: Herr Schick hat absolut Recht, aber wann geht das mal in die Umsetzung?

  • Ja ja ja!



    Sehr guter Beitrag.



    Lesen, bitte!