Fußball-WM 2034: FIFA für Saudi-Arabien
Der Fußballmonopolist FIFA ist ungezügelt und ungebremst. Nicht trotz, sondern wegen der Menschenrechtsverletzungen hat sie Saudi-Arabien ausgewählt.
W eil sie es kann. Das ist die traurige Antwort auf die Frage, warum der Weltfußballverband Fifa die Weltmeisterschaft der Männer 2034 an Saudi-Arabien vergeben hat.
Traurig bleibt die Antwort auch dann noch, wenn sie etwas länger ausfällt. Die Fifa kann das, weil wir, die wir doch Teil der demokratischen und den Menschenrechten verpflichteten globalen Zivilgesellschaft sind, sie gewähren lassen.
Die Fußball-WM 2030 wird, das wurde auch beschlossen, in sechs Ländern auf drei Kontinenten stattfinden. Dass die Strecke, die der WM-Tross bewältigen muss, 10.000 Kilometer beträgt, ist ganz offensichtlich ökologischer Irrsinn.
Ökonomisch aber rechnet sich das für die Fifa, deren Profit vor allem durch Fernsehrechte und Sponsorengelder ins Unermessliche steigt.
Bei Marx lernt man viel über die Fifa
Bei Marx ist zu lesen, dass das Kapital – und die Fifa ist ja ein Konzern – nichts so sehr hasst wie die Abwesenheit von Profit: „20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens. Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren. Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel.“ Beziehungsweise: Saudi-Arabien.
Nicht trotz des komplett ausgehebelten Arbeitsrechts, des Verbots von Gewerkschaften, der Kriminalisierung von Homosexualität und der Verweigerung von Frauenrechten hat das Regime in Riad den WM-Zuschlag erhalten, sondern deswegen.
Es sind diese Bedingungen, die den Fußballmonopolisten ungezügelt agieren lassen.
Fußball bleibt für zu viele unpolitisch
Warum lassen wir, die globale Zivilgesellschaft, das mit uns machen und neigen bestenfalls mal dazu, ziemlich naiv an die Fifa selbst zu appellieren, sie möge doch hier oder dort etwas menschenrechtlich nachbessern?
Auch diese Antwort ist traurig: Weil wir Fußball bis heute nicht als das Politikum wahrnehmen, das er ist. Dabei, und nun wird es doch noch optimistisch: Wir müssen nur wollen.
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