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Wirtschaft in ChinaDie Stimmung droht zu kippen

Die Regierung in der Volksrepublik hat ein großes Konjunkturpaket angekündigt – doch das lässt auf sich warten. Das enttäuscht die Börsen.

Dunkle Wolken über Lujiazui, dem Finanzviertel von Schanghai Foto: Alex Plavevski/epa

Seoul taz | Unter Angestellten hat die Börsen-Rally der letzten Wochen in China für ungewöhnlich gute Stimmung gesorgt. Vor den Büros der Börsenmakler standen die Menschen bis in die Abendstunden an. Jeder wollte von den Gewinnen profitieren, die der heimische Aktienmarkt abwarf. Es war, als folgte nach einer langen Durststrecke der lang ersehnte Geldregen.

Angeheizt wurde die Euphorie von einer Reihe von Konjunkturmaßnahmen, die Chinas Regierung angekündigt hatte. Die Investoren gingen fortan davon aus, dass Xi Jinpings Parteiführung nun aufs Ganze gehen würde, um das selbst gesteckte Ziel von 5 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024 zu erreichen. Doch war auch klar, dass für ein nachhaltiges Ankurbeln der Konjunktur weitere Maßnahmen folgen müssten.

Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an die Pressekonferenz, zu der die Staatliche Kommission für Entwicklung und Reform am Dienstag geladen hatte. Doch statt Maßnahmen gab es dort vor allem vage Rhetorik und altbekannte Worthülsen.

Als einzig nennenswerte Maßnahme kündigten die Planer Konjunkturspritzen in Höhe von umgerechnet nur 13 Milliarden Euro an. „Keine Pressekonferenz wäre wohl besser für die Märkte gewesen“, erklärte Shehad Qazi vom New Yorker Analysehaus China Beige Book. Der Hongkonger Hang Seng Index stürzte dann auch vor der Mittagspause um über 9 Prozent ab, ehe er sich wieder etwas erholte.

Soziale Stabilität in Gefahr

Tatsächlich aber dürften die in den letzten Wochen gestiegenen Aktienkurse der chinesischen Parteiführung Sorgen bereiten. Denn der Grund hierfür war vor allem eine kollektive Wette, deren Ausgang vollständig offen ist. Sollte die Stimmung nun tatsächlich kippen, könnte dies die soziale Stabilität im Land bedrohen.

Breite Bevölkerungsschichten haben in den letzten Jahren deutliche Wohlstandsverluste hinnehmen müssen – aufgrund der Immobilienkrise, aber auch durch Jobverluste und Gehaltskürzungen. Gleichzeitig hat die Mittelschicht nun viel Geld in heimische Aktien gesteckt. Mit jedem Bürger und jeder Bürgerin, die bei dieser riskanten Wette das Ersparte verliert, würde der soziale Frust steigen.

Allein im ersten Halbjahr 2024 sind laut staatlichen Angaben über eine Million Restaurants in China pleitegegangen, das Vertrauen der Verbraucher ist offensichtlich angeschlagen. Wang Xiangwei von der South China Morning Post schreibt, dass er während der letzten zwei Jahre immer wieder dasselbe Klagelied hörte: „Unser Geld geht zur Neige.“

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7 Kommentare

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  • Bevor wir da lange Herumrätseln: In China wurde -nicht zuletzt durch westliche Investitionen und aus Profitgründen- ein Wirtschaftswachstum erzeugt, bei dem mehr Automation und Robotereinsatz zu Tragen kommt zusammen mit einer günstigeren Rohstoffausbeute als anderswo, bei dem Menschen und ihr Einkommen eher zweitrangig sind. Da wundern wir uns, wenn kein Binnenwachstum, wie es bei bisherigen Wirtschaftswundern als Triebfeder diente, zustande kommt und zumindest der chinesische Binnenmarkt mit seinen Milliarden Menschen da nicht funktioniert. Im Gegenteil: Die höhere Produktivität zerstört auch in der übrigen Welt die Nachfrage, wenn allerorten Arbeitslosigkeit dazu führt, das die -zuviel- produzierten Waren nicht mehr abgesetzt werden können. Wenn jetzt noch die künstliche Intelligenz die letzten Einsatzmöglichkeiten der Spezies 'Mensch' dahinschmelzen lässt, dann heißt bes nur noch 'Gute Nacht' und guten Flug von Herrn Musk zum Mars oder sonstwohin. Haben 'wir' noch die Chance, das zu verstehen ?

  • Vermutlich geht in diese Analyse noch nicht einmal ein, dass in Chinan, ie inden USA 20er jahre 20. Jahrhunderts, in 20er Jahren 21. Jahrhunderts kurstreibend Aktienkäufe Wetten auf weiter steigende Kurse von rivathaushalten, Unternhmen durch Kredite fnanziert werden

  • Alles ist gut, solange das Land nicht dem Opium Konsum und der Fettleibigkeit verfällt. Bei schnellem Wachstum ist auch die Zahl der Fehler groß und die erwirtschafteten Reichtümer wurden nicht fair geteilt.

  • China wird es nicht besser entgehen als anderen Ländern mit Wohlstandsverwahrlosung.

  • Ein Land das in der Bevölkerung bereits schrumpft, kaum Migration hat, furchtbar überaltert ist und dessen Wirtschaftswachstum sehr am Imobiliensektor hing wird sich sehr schwer tun in Zukunft mit deutlichem Wirtschaftswachstum.

    • @Wombat:

      Ich denke eine gewisse Zeit lang hat China noch viel Potenzial. Man muss bedenken, dass gerade auf dem Land noch sehr viele Menschen in "unproduktiver Arbeit sind". Viele dieser werden im Zuge der der technologischen Vorteile in Sektoren mit höherer Wertschöpfung in "produktivere Arbeit" kommen. Dementsprechend hat China trotz der niedrigen Fertilitätsrate pro Frau (1,14) auf Jahre hinaus noch ein hohes Arbeitskräftepotenzial. Es wird in den nächsten Jahrzehnten vielmehr auf die Wirtschaftspolitik ankommen und natürlich auf die Geopolitik. Langfristig sehe ich aber auch gewaltige Probleme auf China zukommen (Immobiliensektor, hohe Kosten für Bildung und Ausbildung, schwacher Konsum, quasi fehlende Altersvorsorge, eine inkompetente Regierung, drohende Konflikte mit den für die eigene Wirtschaft wichtigsten Regionen, Hegemonieanspruch und drastisch sinkende Bevölkerung.

  • Auch in Xina gibt es keine Wunderwirtschaft. Allen staatskapitalistischen Planern zum Trotz. Die können den Absturz nur länger verschleiern.